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Geschrieben von Hase67 am 28.10.2019, 14:42 Uhr

Soziologische Analyse der Thüringen-Wahl aus der Süddeutschen

Frisch aus der SZ ein Interview mit dem Soziologen und Rechtsextremismusforscher Matthias Quent über das Abschneiden der Parteien in der gestrigen Wahl:

https://www.sueddeutsche.de/politik/landtagswahl-thueringen-hoecke-1.4658751?fbclid=IwAR1bbFV9Kgu1Um0m7ngjMw4AgitB7LRDK_eU0ZabcYDQFZ5tt-0JmM0NGWw

 
4 Antworten:

Und noch ein Link...

Antwort von Hase67 am 28.10.2019, 18:27 Uhr

https://www.zeit.de/campus/2019-10/thueringen-rechtsextremismus-afd-landtagswahl-waehler

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Re: Und noch ein Link...

Antwort von Korya am 29.10.2019, 1:16 Uhr

Danke für die beiden Links. Ich finde es dennoch schwer fassbar. Ich kann akzeptieren, wenn es für Entwicklungen keine einfachen Erklärungen gibt. Aber auch in der Konstellation finde ich es schwierig zu ergründen, warum wir so wählen.

Gibt es, wie im Link der SZ kondensiert, eine neue kulturell-gesellschaftliche Polarisierung zwischen Weltoffenheit und Völkisch-Nationalem, die die alte Front von Arbeiter und Kapitalist ersetzt (und ergo das Parteienbild der Zukunft ein Grün gegen Blau statt Schwarz gegen Rot)?

Gibt es, wie bei Kapitelman, eine grölende Minderheit, und eine verschreckte Mehrheit, die den Schwanz einzieht, weil sie selber nicht so genau weiß, was eigentlich dieses Konstrukt Demokratie sein soll - sicherlich nichts, wofür man zu kämpfen brauchte? Und nur durchs Schweigen die Minderheit zur Mehrheit macht?

Das ist mir etwas zu einfach.
Vor allem, wenn es nicht automatisch die Masse der Abgehängten ist, die so wählen, sondern durchaus die, die angekommen sind. Die keine unmittelbaren Probleme haben.

Gibt es wirklich einen so großen Druck, der ein Ventil braucht, das nun billig bedient wird? Die also jederzeit auf den nächsten Karren springen, wenn der sich auftut - Hauptsache gegen das Phantom eines vermuteten "Establishment", das so vage ist, dass man alles darunter sortieren kann, was einem gerade nicht passt? Gestern Piraten, heute Blau, morgen irgendwas anderes, Hauptsache kontra und sich stark fühlen als Teil einer Masse?

Oder haben wir wirklich ein erst jetzt lauter werdendes Drittel, völkischer Gesinnung, das einfach schon immer unter uns war?

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Re: Und noch ein Link...

Antwort von Hase67 am 29.10.2019, 11:11 Uhr

Hallo Korya,

diverse Polarisierungen gibt es sicher, aber ganz generell beobachte ich auch, dass die Wütenden sich eher zum offenen Protest ermutigt fühlen - was natürlich damit zusammenhängt, dass man sich auch bei bröckelnden lokalen Gemeinschaften virtuell inzwischen sehr gut vernetzen kann und in seiner Haltung bestärkt fühlt. Und dass die entsprechenden Interessengruppen auch Emotionen schüren. Wobei ich Klimaproteste (auch die umstrittenenen von ER) jetzt zum Beispiel nicht mit Pegida gleichsetzen würde, genauso wenig wie ich eine Wahlentscheidung für die Piraten-Partei jetzt mit einer "Protestwahl" der AfD vergleichen würde.

Ich habe weiter hinten im Forum gelesen, dass du in GB (?) lebst. Wie beobachtest du denn die Stimmung bei euch? Ich habe zwei britische Kolleginnen (eine direkt in unserem Gemeinschaftsbüro, mit der anderen arbeite ich oft zusammen), und die belastet diese Brexit-Spaltung der Gesellschaft, obwohl sie beide schon lange in D leben und mittlerweile auch die doppelte britisch-deutsche Staatsbürgerschaft haben, sehr. Sie schwanken zwischen kopfschüttelnder Verzweiflung und Wut. Und ich habe unlängst gelesen, dass zwei Drittel aller Briten angeben, dass sie die gesellschaftlichen und die zu erwartenden wirtschaftlichen, finanziellen und strukturellen Verwerfungen durch das Brexit-Szenario massiv belasten. Viele demonstrieren ja offensiv dafür oder dagegen, eine (größere) schweigende Masse leidet still oder sucht sich psychologische Hilfe. Wie stellt sich das für dich dar?

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Re: Und noch ein Link...

Antwort von Korya am 29.10.2019, 12:03 Uhr

Hallo,

ich lebe in Japan, habe aber davor 12 wundervolle Jahre in England gelebt und noch viele Kontakte dorthin (auch noch unser Haus, seufz).

Deshalb fühle ich mich durch die ganzen Entwicklungen natürlich persönlich berührt, und es beschäftigt uns als Familie. Meine beiden Großen sind in England geboren und sprechen nach wie vor besser Englisch als Deutsch. Viele gute Freunde leben nach wie vor dort.

Allerdings versuche ich mich im Austausch mit ihnen zurück zu halten. Es ist ihre Entscheidung gewesen, und ich würde mich hüten, mit erhobenem Zeigefinger daher zu kommen. Deshalb lasse ich meine kopfschüttelnd Verzweiflung (wie bei deinen beiden Kolleginnen) zu Hause oder hier im deutschen Forum heraus, nicht vor ehemaligen Arbeitskollegen und britischen Freunden.

DENN... etliche meiner Bekannte haben für "Leave" gestimmt und sind nach wie vor streng Pro-Brexit. Inzwischen habe ich den Eindruck, dass auch einige, die in der EU bleiben wollten, von dem ganzen Theater genug haben und einfach einen Schlussstrich ziehen möchten.

Es kommt immer sehr darauf an, mit wem du sprichst, das ist das Fatale. Es geht ein gewaltiger Riss durch das Land, viel schlimmer als in Deutschland zwischen Ost und West. Klar - die jungen, dynamischen, zwischen den Welten groß geworden und in schicken Jobs rund um London, die sind alle gegen den Austritt. Aber sobald du den Speckgürtel verlässt, sieht es ganz düster aus.

Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ein erneutes Referendum (zu dem es hoffentlich nicht kommt, aber die Wahl wird ja quasi in diese Richtung gehen) wirklich anders ausfallen würde.

Ich wünsche ihnen von Herzen, dass das Land bald zur Ruhe kommt, die Wunden heilen, die schreckliche Zeit der IRA nicht wiederkehrt und sich das Unterhaus endlich wieder den vielen wichtigen Themen wie Schule, Infrastruktur, NHS etc widmen kann, die zu lange unter den Tisch fallen.

LG

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