@Nicole

Meine Meinung ist: Man kann es als Mutter am besten abschätzen, ob etwas für sein Kind zu gefährlich ist oder nicht. Kinder sind in dem Alter doch in der Entwicklung komplett unterschiedlich, es gibt da eine Riesenspannbreite, kann man gut bei Largos Babyjahre nachlesen. Deswegen ist etwas, was für das eine Kind undenkbar wäre, für das andere möglich, und umgekehrt.

Ich konnte mir z. B. auch nicht vorstellen, dass Nives tatsächlich bei dem Ausflug keine Windel anhatte - für Emil undenkbar. Genauso, wenn ich höre, dass andere Kinder hier ganze Sätze sprechen und das ABC aufsagen: bei Emil unvorstellbar. Oder, dass andere noch gefüttert werden wollen: bei Emil unvorstellbar. Dass Kinder einfach so am Tisch sitzen, da sitzen bleiben und malen oder der Mama bei der Hausarbeit zuschauen: bei Emil undenkbar. Denkbar dagegen wäre für mich, ihn da klettern zu lassen.

Mit lässig sein hat das wenig zu tun. ich bin so ganz und gar nicht die Mama, die superlässig ist, dafür ist bei uns der Ppapa zuständig, und den pfeif ich eigentlich ständig zurück . Aber ich will mein Kind darin bestärken, Sachen auszuprobieren und Dinge selbst zu machen. Emils Lieblingsding auf dem Spielplatz ist grad z. B. so eine Hängebrücke, zwar keine 3 m hoch, aber wacklig wie wackelpudding, an der Seite nix Gescheites zum Festhalten, mit teilweise wackligen Streben. Das Ding ist auch eigentlich für Ältere gedacht, aber er will partout dadrauf und probiert es immer wieder. Also darf er, aber nur, wenn ich dabei bin, kein andres Kind drauf rumhampelt und Oskar schläft, ich also Ruhe habe. Er findet es toll, sich da auszuprobieren, er braucht die Challenge und arbeitet sich jeden Tag ein Stückchen weiter vor, bald kann er komplett drüber gehen. Mit jedem Schritt, den ich ihn da allein machen lasse, wächst sein Selbstwertgefühl, aber auch seine motorische Fertigkeit.

Für mich ist das ein wichtiges Erziehungsprinzip: Halten und Wachsen - klingt gut, gell? . Ich halte mein Kind, gebe ihm Sicherheit und Geborgenheit, die es braucht, um raus zu können in die Welt, Erfahrungen zu machen, zu wachsen. Aber immer soll es wissen, dass es zurück kann in den sicheren Hafen, zu Mama und Papa. Zum Erfahrungen machen gehört auch, auf die Nase zu fallen, am Anfang im wörtlichen, später im übertragenen Sinne. Das muss ich als Mutter dooferweise aushalten können. Mein Job als Mama ist, dem Kind beides zu geben, die Balance zwischen Halten und Wachsen hinzukriegen: es nicht zu sehr beschützen oder klammern, aber ihm auch nicht Dinge zuzumuten, die es noch gar nicht bewältigen kann.

Und genau das hat Lena getan, finde ich. Sie hat sich angeschaut, wie Nives das macht und konnte es dann verantworten. Der Unfall hätte genauso einem älteren Kind oder auf einem niedrigeren Gerüst passieren können. Er ist passiert, weil es diesen einen klitzekleinen Moment gab, in dem sie nicht aufgepasst hat. Und diese Momente gibt es einfach, es ist einfach nicht möglich, in jeder Sekunde hinzuschauen.

Dass du Lena jetzt vorwirfst, fahrlässig gehandelt zu haben, find ich nicht ok. Erstens gehst du zu sehr von leni und deiner Situation aus. Wie das bei Nives ist, kannst du eigentlich nicht beurteilen, sag ich mal, weil du Nives nicht persönlich kennst und auch in der Situation nicht dabei warst.

Zweitens finde ich es moralisch einfach ziemlich daneben, noch drauf zu hauen, wenn sich jemand eh schon Vorwürfe macht und die nicht mal gerechtfertigt sind. Mal ehrlich, wie würdest du dich fühlen, wenn dir nach so nem schlimmen Unfall jemand so ein Posting schreiben würde?

Und drittens frage ich mich ja jetzt schon, Nicole, kann es sein, dass du dich über mein Posting geärgert hast oder dich da irgendwie negativ angesprochen fühlst? Jedenfalls erwähnst du lauter Dinge, die ich geschrieben habe (Schaukel für Große, "Unken", wenn Kind fällt, "Lässig"-Punkt). Wenn ja, dann sag's MIR doch mal besser direkt und vermisch es nicht auf Kosten von Lena....

So, dat war's erst mal von hier.