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Geschrieben von Suka73 am 26.07.2009, 0:40 Uhr

Ich glaube, hier besteht mal dringend ein Erklärungsbedarf

Hi Schnuffibaer und der Rest,

naja, anscheinend gibts hier nicht wirklich viele Mütter, die ein "besonderes" Kind haben.

Ich kann Dich und Deine Bedenken gut verstehen. Aber ich möchte Dir mal kurz anhand unseres Beispieles erzählen, wie der Lauf der Dinge in einem solchen Fall ist.
Mein Sohn wird jetzt sechs und ist schon recht früh durch ein sehr aktives, distanzloses Wesen aufgefallen. Bei der Tagesmutter gar nicht so, im Kindergarten fiel es ihm sehr schwer, sich in die Gruppe einzugliedern, beim Stuhlkreis mitzumachen, sich überhaupt was sagen zu lassen usw. Er hat, wie anscheinend das Mädchen auch, eine sehr tief angesiedelte Frustrationsgrenze. Gelingt etwas nicht sofort (ein Bild, ein Spiel, jemand ist beim Rennen besser als man selbst) flippt das KInd aus. Ich denke, dass solche Eigenschaften auch bei "normalen" Kindern durchaus vorhanden, wenn auch nicht so stark ausgeprägt sind wie bei einem Kind, was einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf (was das Kind definitiv bei den Gruppenstärken, die es heute in Kindergärten gibt, nicht bekommt) oder ein geringes Selbstbewußtsein hat.

Aus meinem "ach ist der süß"-Sohn wurde relativ schnell in der Gruppe der Aussenseiter, der Buh-Mann der nach spätestens einem Jahr für alles verantwortlich gemacht wurde, was in der Gruppe so passierte. Bei mir waren nicht die Eltern das Problem, die meinen Sohn bis heute noch als "völlig normal und sowas von sympatisch" einstufen - nein, bei uns war es der Kindergarten und sein Personal selbst.

Wenn Du jetzt sagst, eine besondere Form der Betreuung wird hier benötigt, dann magst Du damit vielleicht recht haben. Du sagst auch, dass die Eltern bereits in einer Beratung stecken. Aber was weißt Du wirklich über das Kind, die Familie, die HIntergründe und was schon alles von Elternseite aus getan wurde, um dem Mädchen zu helfen?! Nichts wahrscheinlich, sonst hättest Du es geschrieben.
Ein "besonderes" Kind in einer HPK unter zu bringen oder in einen Integrationskindergarten... das ist nicht so einfach, wie Du Dir das vielleicht denkst.

Die Empfehlung (des Kindergartens) für meinen Sohn kam im zweiten Kiga-Jahr, dass er einen HPK besuchen sollte, da er nicht mehr in die Gruppe passen würde und man nicht mehr mit ihm klar käme. Allerdings braucht man hierfür ein psychologisches Gutachten (und das auch nicht von irgendwem sondern von einem Psychologen oder einer Klinik, die von der Stadt oder der Gemeinde anerkannt ist), dass das Kind wirklich HIlfe benötigt, die es in einem normalen Kindergarten nicht bekommt. Auf dieses Gutachten haben wir mehrere MONATE gewartet, also wir haben auf den Termin dafür mehrere Monate gewartet... dann dauert es noch mal eine Weile, bis das Gutachten erstellt ist. Hierfür nahm ich in meinem Fall mal eben immer ein paar Tage Urlaub, um in der Klinik einzulaufen für Erstgespräch, Untersuchung, psychologische Untersuchung und Abschlussgespräch. Danach entscheidet sich, ob das Kind Anrecht auf einen HPK hat oder nicht. Und mit SO EINEM Gutachten kannst du dich letztendlich bewerben um einen HPK-Platz. Was aber noch lange nicht heißt, dass du auch einen bekommst. Wir brauchten drei Anläufe in zwei verschiedenen Einrichtungen, von den Bewerbungen in anderen Einrichtungen ganz zu schweigen - dazu kommt noch, dass du ungefähr in der Nähe deines Wohnortes bleiben mußt, also nix hier mit wohnen in Berlin-Nord und Platz in Berlin-Süd. Die Plätze sind hier rar (Gruppe seltenst größer als 12 Kinder) und das Angebot umfassend, uns wollte ein Kiga zum Beispiel überhaupt nicht ! Mein "verhaltensauffälliger" Sohn (bei dem inzwischen ADHS diagnostiziert wurde) würde die Gruppe sprengen. Und dann stehst du als Mutter da und fragst dich, hallo, wenn mich nicht einmal ein heilpädagogischer Kiga nehmen möchte oder kann - WER DENN DANN?????

Nachdem du dann all die tollen Probevormittage absolviert hast und vielleicht ne Zusage bekommst, was bei der Anzahl der "besonderen" Kinder heutzutage keine Garantie ist, musst du erstmal nen Antrag einreichen bei der Stadt, ob du da nun auch wirklich hin kannst. Das Problem ist nämlich auch noch, dass nicht DU den Platz bezahlst sondern die Stadt - und das kostet pro Tag und Kind ein Schweinegeld ! Ergo gucken die genau, ob auch wirklich Anrecht auf den Platz besteht oder nicht.

Und während du dich damit, mit deinem Job, deinem Privatleben und anderen netten Dingen rumschlägst, hast du im Nacken immer noch den normalen Kindergarten, der dich täglich beim Abholen mit Sachen bombadiert, was heute wieder schlimmes passiert ist - suchst du nebenher noch nach Fördermöglichkeiten für dein Kind, rennst von einer Ergo und Verhaltenstherapie zur anderen, gehst zu einer Erziehungsberatung, weil du selbst an dir zweifelst usw usw usw

Du kannst im Kindergarten verlangen was Du willst. Von wegen Gegenstände entfernen. Aber in meinen Augen wird das Kind hier gerade als wildes Tier dargestellt, eine tickende Zeitbombe, die früher oder später den anderen Kindern mit einer Bastelschere die Augen ausstechen wird.
Nur, dass solche Unfälle in allen möglichen Kindergärten auf dieser Erde auch "normalen" Kindern passieren, das sieht hier anscheinend keiner. Ich erinnere mich hier an wunderbare Postings, wo sich Kids in der Puppenecke die Haare bis zur Glatze abgesäbelt haben, wo ein "normales" Kind in unserem Kindergarten einen Jungen im Spiel schubste und der mit Platzwunde ohnmächtig neben dem Heizkörper zusammen sackte usw. Und noch einige mehr, da musst hier nur mal öfter lesen oder nachlesen. Das sind so Sachen die "mal passieren können" oder wo man sich dann hier fragt, wo war der Erzieher.

Nur muss ich mich in meinem persönlichen Fall auch fragen, wo ist der Erzieher bei der ERZIEHUNG meines Kindes? Mein Sohn war jetzt drei Jahre in einer normalen Einrichtung, drei Erzieher und 25 Kinder. Mein Sohn war volltags da, da ich alleinerziehend bin und war und arbeiten ging. Man ludt wirklich alles auf mir und mich ab, suchte die Schuld NUR bei mir, von Hilfe keine Spur - im Gegenteil, die Erzieher haben mein Kind im letzten Jahr sogar noch bewußt gemobbt und an die Seite gedrängt und aus der Gruppe wissentlich ausgeschlossen, wogegen ich auch noch vorgehen werde.

Hallo... ich bin vor sechs Jahren Mutter geworden. Ich hatte keinerlei mehrjährige Ausbildung hinter mir, wie man ein Kind erzieht, wie man in Gefahrensituationen am Besten reagiert - nur, unsere Erzieher sind darin ausgebildet und so glaube ich auch, ein wenig erwarten zu dürfen, dass eben diese Erzieher mit einem problematischen Kind (und ich sehe das Mädel NICHT als problematisch!) klarkommen oder hier unterstützend arbeiten können und sollen und sogar MÜSSEN !!!!

Was sollen denn die Eltern, die vielleicht arbeiten gehen, machen? Das Kind jetzt aus der Einrichtung nehmen? Job aufgeben? Davon abgesehen, unter dem Jahr kommst du in keine heilpädagogische Einrichtung rein. Wäre das gegangen, wäre mein Sohn aus seinem jetzigen Kindergarten schon längst verschwunden, denn der Laden hat letztendlich mehr kaputt gemacht am Ende, als geholfen.

Achso, noch was, die HPKs gehen nur über den Vormittag bis 14 Uhr, danach bekommt man sein Kind nach Hause und darf sehen, was man macht. Eine Volltagsstelle ist für mich völlig unmöglich, da ich keine Nachmittagsbetreuung für meinen Sohn gefunden habe. Denn wie sagt die Stadt so schön: Einem "besonderen" Kind steht eine bestimmte Anzahl an Betreuungsstunden zu, und mehr nicht.

Klar, danach ist das Kind auch normal.

Also, bevor hier so großartige Reden geschwungen werden, informiert Euch einfach mal über das Thema ein wenig genauer und dann versteht Ihr auch, warum Kinder wie dieses Mädchen oder auch mein Sohn (der körperlich allerdings nie eine Gefahr für andere Kinder darstellte, er stört halt einfach nur den Gruppenablauf, aber auch DAS kann nervig sein für alle) nicht "einfach so" von heute auf morgen mal eben die Einrichtung wechseln können...

LG Sue

 
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