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Geschrieben von +emfut+ am 15.02.2010, 0:17 Uhr

Ih habt mich falsch verstanden

Fremdenfeindlich? Wieso? Ich würde es doch genau so machen!

Wenn ich mal ein paar Dübel in die Wand brauche oder so, dann habe ich hier einen supernetten Polen "an der Hand", der ist alle paar Wochen für eine Weile in München, hat seinen festen Kundenstamm, malert da, legt dort Parkett - und das alles ganz legal und mit Rechnung, weil der das auf selbstständiger Basis macht.

Häng Dich doch nicht an den Trabi und dem Aldi auf (ich kaufe auch bei Aldi, schließlich muß ich mit ALG2 auskommen). Es geht nur darum, daß auch ein (guter!!!!!) Maurer oder Dachdecker kein Deutscher mehr sein muß, daß nicht nur die Produktionslinien von IKEA, Siemens und VW ins billige Ausland verlagert werden (können), sondern auch die (angeblich) stationäre Tätigkeit eines Handwerkers.

Ich wohne hier in einer Eigentumswohnanlage aus den 80ern. Da geht gerade so ein "Generationswechsel" vonstatten. Deswegen wird schon seit drei, vier Jahren ständig irgendeine Wohnung renoviert: Küchen und Bäder raus, Parkett oder Laminat statt dem ollen Teppichboden, die Elektrik braucht auch eine Erneuerung, und wenn der Boden schon mal offen ist, legt man auch noch Telefon und Kabel in alle Zimmer. Okay, vor drei jahren waren es die Tschechen, jetzt sind es eher die Rumänen - aber Deutsche sind es schon lange nicht mehr, die die Aufträge bekommen. Wenn mir doch mal ein deutscher Handwerker über den Weg läuft, dann stöhnt er, daß für den Job sein Angebot bei Myhammer in bodenlose Tiefen drücken mußte. Meine Cousine hat kürzlich ihre Terasse neu legen lassen - im feinen Grünwald. Die Nachbarn haben ihr nette Handwerker empfohlen - aus Deutschland war keiner. Ein Italiener hat den Job bekommen - der brachte den Marmor direkt aus Süditalien im Auto mit.

Was daran ausländerfeindlich sein soll, weiß ich auch nicht. Ich benenne eine Tatsache. Wenn man feststellt, daß die Produktionslinien von den meisten deutschen Firmen ins Ausland verlagert worden sind, ist das doch auch nicht ausländerfeindlich. Ich habe doch nichts gegen die ChinesInnen, die jetzt die Kontakte löten, die noch vor 10 Jahren bei Berlin gelötet wurden. Ich habe auch nichts gegen die IndonesierInnen, die jetzt die Reinräume bevölkern, die noch vor 8 Jahren in München standen. Ich kenne die teilweise persönlich, ich habe die Schulungen geplant und teilweise durchgeführt, das sind Menschen wie Du und ich. Und genauswenig habe ich was gegen die Maurer und Fliesenleger, die jetzt die Bäder renovieren, die vor 5 Jahren noch von Deutschen renoviert wurden. Wenn sie den gleichen Job für weniger Geld machen - toll für sie! Ich habe nicht mal was gegen die drei Inder, die jetzt meinen Job machen und zu dritt billiger sind als ich alleine. Was können die denn dafür????

Ich habe die Globalisierung begleitet, beruflich. Von 1989 bis 1991 war ich in Singapur, um die Verlagerung einer Produktionslinie von Berlin dorthin zu überwachen. Später habe ich von München aus Fabriken in aller Welt betreut. Es wurden immer mehr an schönen Orten der Erde und immer weniger in Deutschland. (Das war cool. Wer will schon auf Dienstreise nach Heidenheim, bitteschön, wenn man auch nach Brasilien fahren kann?) Von den fünf deutschen Werken, für die ich zuständig war, gibt es nur noch eines. Irgendwann war die Zentrale fällig - als ich 2006 ging, waren wir noch 20 Leute in meiner Abteilung, inzwischen sind es noch 5 und der Rest wird von Subcontractros in Indien gemacht. Da sitzen zwar 100 Leute und die machen auch noch zu 30% Mist, aber es ist immer noch billiger als vorher. Sogar die Buchhaltung sitzt jetzt in Indien.

So ist es einfach. Ich weiß das, weil ich es hautnah erlebte und erlebe.

Und die Erkenntnis, die ich für meine Kinder daraus ziehe, ist die: Das einzige, was ich ihnen mitgeben kann für ihre Zukunft, ist die lebenslange Lust am Lernen. Keine Lehre und kein Magister, nicht einmal ein Doktortitel, wird ausreichen. Das Prinzip "Lerne Mauern bauen und dann baue 40 Jahre Mauern!" gilt nicht mehr - aber auch nicht das Prinzip "Lerne Binomische Formeln und beschäftige Dich den Rest Deines Lebens damit, diese in Kinderköpfe zu stopfen!".

Und das ist für mich auch der allererste Vorteil einer Universitätsausbildung vor einer Lehre: Es ist eine bessere Vorbereitung auf dieses "lifelong learning".

Wer seinem Kind vermittelt: "Dann machste halt eine Frisörausbildung, Haareschneiden muß der Mensch immer, notfalls machste das schwarz, wenn sonst nicht genug Kohle bei rausspringt!" - der vermittelt seinem Kind eine Lebensplanung, die in 80% der Fälle nicht halten wird - davon bin ich fest überzeugt.

 
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