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Geschrieben von Celine2 am 22.12.2007, 13:21 Uhr

@Anda + wen es interessiert

Hallo!

Habe die interessante Diskussion unten leider heute erst gesehen.

Ich kann dir nur sagen, wie es bei uns an der Schule läuft und wie es teilweise an anderen Schulen läuft an denen ich schon war.

Das soll keine Rechtfertigung sein, sondern nur eine Information, also nicht falsch auffassen *g*, aber viele Außenstehende kenne die Hintergründe gar nicht:

- Uns werden, wenn wir Prüfungsklassen habe, die ausfallenden Stunden (weil die Schüler am Jahresende Prüfung haben) im Vornherein "aufgerechnet", obwohl man Prüfungsaufsicht hat oder korrigieren muss... (d. h. man bekommt am Jahresanfang seinen Stundenplan mit z. B. 120 Minusstunden). Nun arbeitet man das ganze Schuljahr Vollzeit, macht Vertretungen und arbeitet zusätzlich seine Minusstunden ab. Was da wöchentlich zusammen kommt, kann man sich ausrechnen...

- Einige meiner Kolleginnen und Kollegen haben in den Sommerferien mehrwöchige Praktika in Betrieben abgeleistet (wurde ihnen nahegelegt, um irgendwann befördert zu werden - Ich soll auch ein Praktikum machen, habe aber in diesen Ferien schon 4 Wochen Praktikumsbetreuung meiner Schüler, aber ich hab ja 6 Wochen Ferien...).

- Fortbildungen sind oft an Wochenenden oder in den Ferien. Die Unterbringung zahlst du privat. Habe selbst erst im letzten Jahr zusätzlich zur Vollzeitarbeit, abends mehrere Monate eine Zusatzausbildung besucht, die ich selbst bezahlt habe (und das war nicht wenig...) Hat mir übrigens für meine Beurteilung nichts gebracht... für eine Beförderung bin ich noch zu jung.

- Unterricht bis 13 Uhr? Schön wäre es *g*. Ich habe regulär bis 18.20 Uhr Schule (es gibt auch Kollegen die bis 19.05 Uhr Unterricht haben) und bin morgens ab 7 Uhr da. Dazwischen sind teilweise Fensterstunden in denen man korrigiert oder mit Kollegen etwas ausarbeitet; oft hat man nicht mal Zeit für nen Kaffee in der Pause, weil Schüler auch wissen, dass in der Pause, die Lehrer im Lehrerzimmer sind, logisch ;-) An manchen Schulen werden sie "abgewimmelt" bei uns dürfen sie jederzeit kommen - ist auch gut so!

In den Fensterstunden bekommt man auch gerne mal spontan Vertretungen, in denen man sich dann plötzlich etwas aus dem Ärmel schütteln muss... (Ist alles kein Stress, wenn man vor 30 Schülern steht, die man nicht kennt, ein Fach unterrichten muss, für das man nicht ausgebildet ist und kein Arbeitsmaterial wie Arbeitsblätter, Bücher etc. zur Verfügung steht und die Klasse erst mal dazu zu bewegt werden muss, nicht Karten zu spielen, nicht zu rauchen, den MP3-Player aus dem Ohr zu nehmen, das Handy auszuschalten oder die Hand aus der Hose zu nehmen...)

- Es gibt durchaus auch Tage, an denen wir - unbezahlt - viel länger in der Schule sind (Elternsprechtage, Veranstaltungen...) Hatte mit meiner Klasse in den letzten Wochen mehrmals Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen (7-23 Uhr)- Schüler hatten Pause, Lehrer nicht (offiziell natürlich schon, aber war nicht machbar, da die Schüler in Schichten eingeteilt waren). Schüler habe ich dann um 21.30 Uhr heimgeschickt, weil sie sonst nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln heimkamen... aufgeräumt habe ich bis 23 Uhr selbst. (aufräumen am nächsten Tag war nicht möglich - 1 Kollege hat mir noch geholfen).

- Offizielle Überstunden kann man "aufschreiben" die werden dann dem Minuskonto gutgeschrieben, doch das sind Stunden, in denen man offiziell eine Klasse vertreten muss. Nicht "aufgeschrieben" werden können Konferenzen, Klassenbesprechungen, Arbeitskreise, Schüler-Sprechstunden, Korrekturen, Telefonate mit Eltern und Praktikumsstellen, Praktkumsbesuche über das vorgschriebene Maß (Soll ich einen Schüler alleine lassen mit seinen Problemen im Praktikum, nur weil ich ihn schon 2 x dieses Halbjahr besucht habe?) Nein, also fährst du wieder in deiner Freizeit hin - unentgeldlich, Benzin, Parkgebühren etc. zahlst du selbst... (Man bekommt ein paar Betreuungsstunden und Fahrten angerechnet, aber was darüber hinaus geht, ist Privatvergnügen - ob man bei dieser Fahrt dann versichert ist, bezweifle ich auch, ist ja sozusagen nicht mehr dienstlich angeordnet...)

- Ich könnte in der freien Wirtschaft leicht das Doppelte verdienen, habe neben meinem Lehramts-Studium und Examen auch noch eine andere Ausbildung/Studium (auch mit Examen, 1.0-Schnitt) aber um dort als Frau in dieser Führungspostion eine Stelle zu bekommen, dürfte ich nie Kinder bekommen, da der Job in Teilzeit nicht möglich ist und auch sonst sehr familienunfreundlich ist.

Ich bin als Lehrer, trotz der teilweise "ungünstigen" Bedingungen, wenn man das so sehen will, an unserer Schule recht glücklich, da sich einfach viel bewegt, ich mit den Schülern und die Schüler mit mir gut zurecht kommen, Projekte zum Alltag gehören und die meisten Kollegen nicht auf die Uhr sehen, wenn sie mal ein paar Stunden länger im Job sind, außerdem ist unsere Rektorin super!!!

Unser Job ist auch zu Hause nicht vorbei, Unterrichte vorbereiten gehört ja auch noch zur Hauptarbeit. Das wird gerne vergessen...

Vielleicht eins noch: An unserer Schule sind sehr viele Lehrer kinderlos, in psychologischer Betreuung oder geschieden. Vielleicht ist das der Preis dafür, dass es unseren Schülern einigermaßen gut geht? Lehrer kann man auswechseln, wenn sie nicht mehr "funktionieren"...

Nachdenkliche Grüße, ein schönes Weihnachstfest und drückt eure Zwerge - die sind das wertvollste was ihr habt!

LG, Celine

 
2 Antworten:

Re: @Anda + wen es interessiert

Antwort von mutti03 am 22.12.2007, 14:56 Uhr

danke für den blick auf die andere seite ...

und fröhliche weihnachten!

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Danke, gern geschehen!

Antwort von Celine2 am 22.12.2007, 15:20 Uhr

Vielleicht ist meine Erfahrung dazu eine Ausnahme, ich weiß es nicht. Es gibt auch Kollegen, die sagen: "Bist du bescheuert? Warum machst du es dir so schwer?"

Ja, keine Ahnung...ist Einstellungssache...

Ich kenne auch Kollegen, die Dienst nach Vorschrift machen, ihre uralten Blätter rauskramen, in keinem Arbeitskreis engagiert sind und wenn es gongt, alles einpacken und nach Hause gehen, egal ob ein Schüler noch hilfesuchend auf dem Gang rumschleicht und das Gespräch sucht...

Diese Kollegen haben entweder Gründe dafür oder hätten einen anderen Beruf wählen sollen. Sie mögen vielleicht trotzdem guten Unterricht machen, aber zum Lehrer sein gehört, meiner Meinung nach - auch "Mensch sein" dazu - und sowas kann man nicht studieren. Entweder man will für Kinder/Jugendliche da sein oder nicht. Und wenn man das will, dann macht man das auch freiwillig in seiner Freizeit (Grenzen sind da, logisch, irgendwann muss man auch nach Hause zum Partner/zur Familie und alle Probleme der Schüler darf man auch nicht "mit heim nehmen").

Ich bin froh, mit vielen sehr engagierten Kollegen zusammenarbeiten zu dürfen. Es gibt auch mal gegenseitige Kritik, aber die ist meist sehr konstruktiv *g*

Schwarze Schafe wird es immer geben, in jedem Beruf! Aber ein paar schwarze Schafe machen noch lange keine gute Herde kaputt ;-)

LG, Celine

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