Wunsch vs Gewissen

Huhu,

ich bin nicht sicher, ob es wirklich das „Herz“ ist, was hier spricht. Sich ein Baby zu wünschen, ist natürlich normal. Aber sich ein Baby zu wünschen, obwohl man sowieso schon auf dem Zahnfleisch geht, ist im Zweifel eher Ausdruck von etwas anderem. Manchmal sprechen da eher irgendwelche alten, unbewussten Überzeugungen, die man nicht infrage stellt. Oder auch Ängste. Oder Bedürfnisse, die einen ganz anderen Bereich betreffen.

Da gibt es also viele Möglichkeiten. Vielleicht hat dir deine Mutter oder eine Freundin Geschichten von Frauen erzählt, die „zu lange“ gewartet haben und dann nicht mehr schwanger wurden. Oder du glaubst, ein geringer Altersabstand sei wichtig für Kinder (was nicht stimmt, wie Geschwisterforscher sagen). Manche Frauen haben auch Angst, zurück in ihren Beruf zu gehen, sobald das jüngste Kind alt genug ist, und ein neues Baby bietet hier einen Aufschub. Da du die Rückkehr in deinen Job erwähnt hast, könnte es gut sein, dass der Knackpunkt vielleicht hier liegt.

Oder es gibt eine Stelle in dir, die sich leer anfühlt, weil du zu wenig auf dich achtest (bzw. wegen der Belastung achten kannst), und du möchtest diese Leerstelle unbewusst füllen. Aber nicht adäquat, sondern mit einen Baby. Denn das würde dich daran hindern, deine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu erfüllen, was eine Veränderung in deinem Leben bedeuten könnte. Du wärst dann mit dem weiteren Kind so extrem eingespannt, dass du diesen „blinden Fleck“ nicht mehr fühlen würdest. Aber das ist eine Scheinlösung, die alles schlimmer macht.

Ich würde mal ganz ehrlich und ohne innere Zensur meine Glaubenssätze, geheimen Wünsche, Ängste und Bedürfnisse überprüfen. Also auch schauen, wo du momentan viel zu kurz kommst. Und ob die Lösung hier wirklich eine noch größere Belastung sein kann – oder lieber etwas anderes, das mehr mit dir selbst zu tun hat und tiefer geht. Manchmal hat man dann das eine oder andere Aha-Erlebnis.

LG