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Geschrieben von Kolkrabe am 28.06.2011, 9:46 Uhr

Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Hallo,

vor ein paar Tagen ging ein Fremder ins Nachbarhaus, betrat den Hausflur-Balkon und sprang aus der 13. Etage auf die Steinstufen.
Ich habe es nur gehört von den Nachbarn, gesehen und mitbekommen habe ich nichts, obwohl ich daheim war.
(Ich bin aber sowieso kein "Nase-am-Fenster-Plattdrücker", wenns laut wird draußen denk ich immer die schellen schon wenn die was wollen)

Jetzt frag ich mich - auch aktuell wegen dem Kindermöder-Thema weiter unten - sind wir denn alle irgendwie zu unbelastbar? Zu sensibel?
Ganz ganz oft wird ja vieles in unserer Gesellschaft mit der "schlechten" Kindheit entschuldigt, ja manchmal habe ich sogar den Eindruck dass damit regelrecht koketiert wird.

Ich möchte nicht schwarz-weiß denken, und sicherlich steht es jedem zu sein Leben ganz schlimm zu finden, auch dann wenn andere darüber denken dass das eigene Leben ja noch viel schlimmer war. Wie gesagt - seelischer Schmerz läßt sich nicht messen oder werten und es steht jedem zu sein Seelenunheil zu pflegen!

Aber ich habe ganz oft dass Gefühl dass viele wirklich nicht belastabar sind, die Verantwortung von sich geben und irgendetwas die Schuld hat - nur nicht sie selber.

Liegt es an der Gesellschaft? erwartet die zuviel? Was ist das? Ich weiß es nicht.
Ich für mich persönlich habe nur das Gefühl dass wir eine ganz starke "Opfer-Mentalität" haben.

Fragend,

K.

die jetzt wieder in der Luft zerissen wird

 
23 Antworten:

Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Jamu am 28.06.2011, 9:59 Uhr

Warum in der Luft zerreissen?

Das frage ich mich auch ganz oft!

Ganz ehrlich?

Die alte Generation, die den Krieg erlebt hat - DIE hatten wirkliche und große NOT und daraus entstanden Kräfte - ungeahnte!

Sie MUSSTEN überleben und irgendwi nach vorne schauen und weiter machen ... dagegen waren alle anderen Probleme danach eine Lachnummer! Das habe ich von ganz ganz vielen Patienten und Bewohnern so gesagt bekommen in den letzten 20 Jahren!

Und ja - unsere Generation ist auf jeden Fall verweichlicht ...

Die Nachkriegskinder hatten noch mit den Folgen zu kämpfen und für sie gab und gibt es kaum Hilfe ... dass diese heute mit 50 - 60 - oder 70 Jahren noch ihre Traumatas haben ist klar. Die nachfolgenden generationen - besonders die 70 und 80er - was hatten DIE für große Probleme?
Die sind irgendwie durchgerutscht ...
Und ja, WIR sind auf jeden Fall die Weicheier ...

Wir trennen uns quasi SOFORT nur weil der Mann heute mal keine Lust zum Spülen hat, WIR schreien nach Emanzipation und wollen dennoch nicht so recht, WIR machen aus jedem noch so kleinen Furz ein Drama ...
Völlig egal ob Mann oder Frau ...

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Reni+Lena am 28.06.2011, 10:01 Uhr

von mir wirst du nicht zerissen..ich denke genauso.
kenne kaum jemanden der nicht schon beim psychologen, Psychiater etc war weil er mit seinen problemen nicht selbst klar gekommen ist. Alles wird schrecklich empfunden, beheult, sich darüber entsetzt.
die menschheit ist empfindlich, verletzlich, an allem zerbricht man.. burn out, depressionen etc.
vielleicht bin ich gefühlskalt, vielleicht bin ich unsensibel..aber ich weiß, dass mich so leicht nichts umwirft. ich richte mich nach mir und nicht nach anderen..der maßstab bin ich..ich muss niemandem gefallen, nur mir selber.
Ein Tag läuft scheiße, dann wird der andere eben wieder besser. bei mir ist das glas nicht halbleer sondern halbvoll.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mich schon sehr früh von meinem Elternhaus abgenabelt hab und auf eigenen beinen stehen wollte weil mich die spießige mentalität meiner Mutter so derart angekotzt hat.
Mir wurde damals nichts geschenlt..durchboxen musste ich mich selber...
da lernt man mit problemen umzugehen. Anders als die Weichspülergesellschaft heute die alles in den hintern geschoben bekommt. die wenigsten haen gelernt ihre probleme selbst zu lösen und es einfach anzupacken. Das liegt aber meiner meinung nach auch an den überbehüteten Kindern heute. probleme werden von den mamas geklärt....

lg reni

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nun ja

Antwort von like am 28.06.2011, 10:08 Uhr

die Medien zeigen uns ja jeden Tag, dass jeder ein Anrecht hat auf ein fantastisches, spannendes Leben mit Happy End.

Außerdem denke ich auch, dass unsere Lebensbedingungen mit Schuld sind an unserer labilen Psyche - eine aktuelle Studie hat z.B. erwiesen, dass Großstadtleben die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen deutlich erhöht. http://psychologienachrichten.de/?p=825

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Tja, das

Antwort von FrauKrause am 28.06.2011, 10:11 Uhr

ist schon merkwürdig. Es ist ja (wohl) erwiesen, dass zu Kriegszeiten die Selbstmordrate ganz extrem niedrig ist (ist das überhaupt mit "Zahlen" zu belegen? Es wird ja jeden Tag gestorben, wer kümmert sich, ob das sich selbst zugefügt wurde?)

Aber warum das so ist, frage ich mich auch....

Wahrscheinlich wird der Überlebenswille ganz stark angekurbelt, wenn das Leben dann TATSÄCHLICH bedroht ist, darum würde sich keiner selbst umbringen. An Depressionen zu denken oder diese zu empfinden/entwickeln, darauf kommt Mensch wahrscheinlich gar nicht erst, da er viel zu sehr damit beschäftigt ist, sein Leben zu erhalten.

LG fk

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Mariakat am 28.06.2011, 10:11 Uhr

Wovon sprichst du? Von Depressionen (als ernstzunehmende Erkrankung) oder von miesmutiger Jammerlaune?
Depressionen sind nicht einfach nur mal eine "Null-Bock" Jammerstimmung. Das ist eine Krankheit (unbehandelt mit solchen Konsequenzen).

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im Gegenteil...

Antwort von Philia am 28.06.2011, 10:21 Uhr

wir sind unsensibler geworden gegenüber unseren Mitmenschen, Egoismus vorne weg, Erfolgsdruck etc. etc.. Keine Zeit mehr für die Probleme anderer, kein Blick mehr für Menschen denen es an etwas fehlt, für mich ein Grund für Selbstmorde, für Amokläufe und manch andere Verbrechen, die verhindert werden könnten, wenn andere wahr genommen hätten, daß was nicht stimmt, aber das Gefühl geht verloren. Der Mensch lebt immer mehr alleine, selbst innerhalb der Familie, man wird sich fremder, selten noch Mehrgenerationenhaushalte, keine Zeit mehr für Oma etc. etc..
Nein, wir werden nicht zu sensibel, wir verlieren daran...
LG
Nina

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Wonny-ist-daaa! am 28.06.2011, 10:28 Uhr

Ich denke Depressionen kann man nur nanchempfinden wenn man sie hat. Meine Tante sagte vor einigen Tagen zu meiner Schweser " Nun sei mal nicht so blöd und bekomme Depressionen. Das kann man auch anders machen."
Ich denke das von einr Apothekerin zu hören, ist Hammer. leider ist dies wohl die Meinung bei vielen Deutschen. Dabei bekommt jeder dritte eine Depression. 30% aller Deutschen bis zu ihrem 50. Lebensjahr.
Heutzutage ist alles schnelllebig. Der Druck , häufig hohe Anforderungen, die Schnellebigkeit die auf unserer Generation lastet ist häufig ein großes Risiko zu erkranken. kinder können häufig schon heute keine Kinder mehr sein. Siehe die Kinderpsychologen die Wartelisten bis zu einem Jahr haben.
Wenn dann noch Einsamkeit hinzukommt, weil das soziale Netzwerk nich gut ausgebaut ist, so wie früher zu Omas Zeiten.
Jede Generation hat seine Laster. Natürlich gibt es weniger registrierte Suizidversuche in den 30ern, 40igern. Erstens kommt der Überlebenswille. Die Natur dess Menschen. Außerdem wurde nicht jeder Suizid registriert so wie heute.
Dieses "Problem" ist auch in vielen Bereichen in Afrika noch vorhanden. Als erstes kommt der Überlebenswille. Dann wird nicht jeder Suizid registriert.
Ein Mischmasch aus allen würde ich sagen.
Wir sind nicht verweichlicht.
Depressionen sind da, die kann man sich nicht aussuchen oder unterdrücken. Je mehr man sie unterdrückt, desto gewaltiger wird die Welle mit der sie dich ertränkt.
Seltsam, wenn bei mir nebenan einer aus dem fenster springt, wäre mein erster Gedanke ein anderer. Ich würde mich fragen , hätte ich es verhindern können? und natürlich warum?

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von vallie am 28.06.2011, 10:40 Uhr

glaubst du, daß es heute mehr selbstmorde gibt als vor 30 jahren?
nicht jeder depressive ist suizidal, genauso wenig wie jeder selbstmörder depressiv ist.

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Wir werden ja nicht zu sensibel für andere....

Antwort von Kolkrabe am 28.06.2011, 10:53 Uhr

... sondern meiner Meinung nach zu sensibel für unsere eigenen Belastungen, das meine ich.
Und deswegen haben wir eben keine Ohren, keine Zeit und keine Kontakte mehr zu den anderen, zu unserer Familie - und manchmal zu uns selber.

Ich kenne ja selber persönlich jemanden der an Depressionen erkrankt ist, und um Gottes Willen, ich rede das ja niemandem aus.
Aber: ich habe den treffenden Satz gelesen dass auch "Machtlose" ganz viel Macht haben indem sie ihre Machtlosigkeit vehement verteidigen.

Da ich familiär auch von Suiziden, Drogen- und Alkoholsucht, Missbrauch etc. betroffen bin, kann ich mich recht gut hineinversetzen wenn jemand sagt dass er eine schlechte Kindheit hatte, aber ich finde auch man muss manchmal einfach die Position des ewigen Opfers verlassen, damit es einem besser geht.

Aber dennoch habe ich oft das Gefühl dass manchmal auch eine liebgewonnene Entschuldigung ist.
Was Statistiken über Depressionen anbelangt finde ich die ebenso schwierig zu glauben wie andere Statistiken, denn so lange gutes Geld mit Anti-Depressiva, Therapien etc. verdient wird nützt es ja nichts die Menschen gesund zu reden
(Sehr gut beschrieben hat das auch Paul Wastzlawick in seiner "Anleitung zum Unglücklichsein")

Wie gesagt, versteht dass nicht falsch, aber ich hoffe dass ich meine Brut halbwegs lebensfähig und mit einer guten Portion sozialer Intelligenz ausgestattet groß bekomme.

Gruß

K.

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Re: Wir werden ja nicht zu sensibel für andere....

Antwort von vallie am 28.06.2011, 10:57 Uhr

das sag mal einem an depressionen erkrankten....daß er die position des ewigen opfers verlassen soll.

es kann auch deine brut treffen. die krankheit findet man nicht auf der strasse und hebt sie auf.

daß der begriff inflationär und schnell gehandelt wird, da gebe ich dir recht. genau wie adh(s), kiss, burn out und migräne. sache an sich ist nicht neu, nur kommen mehr begriffe dazu.

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sag mal wonny...

Antwort von FrauKrause am 28.06.2011, 10:58 Uhr

kurze Frage, schreibst Du hier schon länger unter einem anderen Namen? Oder bist Du gan neu? Oder habe ich was verpaßt bzw. nicht aufgepaßt?

LG fk

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Re: Wir werden ja nicht zu sensibel für andere....

Antwort von Reni+Lena am 28.06.2011, 11:06 Uhr

Man muss unterscheiden zwischen Depression (der echten) und der sog. depressiven verstimmung. letzteres ist die heutige volkskrankheit und kommt meiner meinung nach daher, dass es keiner mehr gewohnt ist sich am eigenen Schopf aus dem Mist zu ziehen sondern lieber jammert und sich bedauert. das hat nichts mit einer Krankheit zu tun.
einde depressive verstimmung ist normal, das kennt jeder...eine zeit in denen man null antrieb hat, müde ist, alles bescheuert findet, am liebsten den ganzen tag auf der couch verbringen würde, gereizt, genervt ist und Null bock auf gar nichts hat. Aus solchen Phasen kommt man aber auch selber wieder raus wenn man sich nicht gehen läßt und bemittleidet.

Lg reni

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Re: sag mal wonny...

Antwort von Wonny-ist-daaa! am 28.06.2011, 11:23 Uhr

Ich schreibe im rub seit etwa Mitte 2005. Ich bin da sehr sporadisch dabei. Wie ich Zeit, Lust und Interesse habe. :-)

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Celine2 am 28.06.2011, 11:24 Uhr

Ich denke, sich umzubringen ist auch eine gewisse Form von Egoismus.

Jeder hat das "Recht" ein Leben in die Welt zu setzen, also ein Kind zu bekommen, eben sogar über anderes Leben oder Nichtleben zu bestimmen.
Warum dann nicht über das eigene Leben?

Wenn man keine Verantwortung für Kinder oder andere Personen hat, warum soll man sich dann nicht umbringen, wenn es einem zuviel wird? Es gibt sicher genug Gründe für sowas: unheilbare Krankheit, chronische Depression...
Wer weiß was danach ist? Vielleicht ist es einfach vorbei, vielleicht geht die Energie in etwas anderes über... vielleicht... das kann keiner beantworten.

Früher hat es vielleicht einige Leute davon abgehalten weil der Glaube noch eine sehr wichtige Rolle spielte. So nach dem Motto: Selbstmörder kommen nicht in den Himmel, werden nicht christl. beerdigt.
Man hat sein Leben zu schätzen und etwas daraus zu machen.

Ist es nicht meine eigene persönliche Entscheidung, wann es mir reicht und ich nicht mehr weiter kämpfen will?

Wer hat das Recht über mein Leben zu bestimmen und mir zu sagen: Verdammt, Du probierst es jetzt noch ein paar Jahre. Vielleicht wird es besser, vielleicht findet man ein Gegenmittel (bei Krankheit)... etc.

Für mich ist bewusster Selbstmord eine ganz persönliche Entscheidung, die - sofern man keine Verantwortung für andere hat - und niemanden in das Drama mit reinzieht (Lokführer etc.) eine ganz durchdachte und überlegte Sache, die auch respektiert werden sollte.

LG, Cel

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Wonny-ist-daaa! am 28.06.2011, 11:38 Uhr

Aha, Celine, die Einstellung schockiert mich! Ich würde niemals jemanden "verurteilen" (schlecht reden) der diesen Weg wählt, aber Selbstmord ist und bleibt für mich eine endgültige Lösung für ein vorrübergehendes Problem!
Ich versuche es mal auf der emotionalen Ebene. Stell dir vor, dein Kind bringt sich um. Es ist nicht zu dir gekommen, du hast nicht gewusst wie es ihm geht und du denkst du hättest ihm helfen können, hätte es den Mund aufgemacht. Wie denkst du dann? Du hast geschrieben dass es ok ist, bei Menschen ohne Verantwortung. Nun jeder Mensch hat Menschen, hat auf irgendeine Art Familie oder Freunde, einen Menschen der ihm nahsteht, der leidet.
Wie gehst du denn dann damit um? Respektierst du es und denkst die, dein Kind hat seine Gründe gehabt? Wirst du leiden, dir Vorwürfe machen warum du nichts gemerkt hast?

Zum Thema prozentualer Anteil depressiver Menschen ( nicht depressiver Verstimmungen) in Deutschland:

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass Depressionen sich bis zum Jahr 2015 nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur zweiten Volkskrankheit entwickeln werden. Frauen sind fast doppelt so oft betroffen wie Männer. Rund 20 bis 25 Prozent aller Frauen und zehn bis zwölf Prozent aller Männer werden irgendwann im Laufe ihres Lebens depressiv.

Wer den ganzen Artikel lesen möchte:
http://www.medizinauskunft.de/artikel/diagnose/psyche/04_05_depressione n_frauen.php

Muss weiterlernen. Wen jemand für mich will, bitte! Gehe auch im gegenzug mit euren und meinen Kindern heute schwimmen.
Bei dem Wetter muss ich heute Spielmobil fahren. *örks*
Bin in der nächsten Lernpause wieder da!

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Re: sag mal wonny...

Antwort von FrauKrause am 28.06.2011, 11:53 Uhr

hab ich mir gedacht. Danke für die Info...
Natürlich interessiert mich Dein ehem. Nick...
LG fk

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Celine2 am 28.06.2011, 12:07 Uhr

Wonny, mir ist klar, dass hier viele von meiner Einstellung schockiert sind.

Natürlich wäre ich zutiefst erschüttert, wenn sich mein Kind/Partner umbringen würde, weil ich meinem Kind/Partner so gut wie es nur eben geht helfen will.

Aber es gibt eben auch Krankheiten, bei denen ich mir als Partner eingestehen muss, dass ich nicht helfen kann! Jeden Tag zuzusehen, wie sich das Kind/der Partner quält und am Leben hält, dafür, dass es VIELLEICHT (wenn überhaupt) in ein paar Jahren anders aussieht?
Wer entscheidet denn über Lebensqualität? Der Mensch selbst oder ein Angehöriger? (Wir sind nahe am Euthanasie-Thema)

Ich finde Selbstmord "im Affekt" aus einer Stimmung/Verzweiflung heraus, nicht durchdacht , tragisch und voreilig.
Aber wenn die Person sich lange genug überlegt hat, was sie vom Leben noch erwarten kann, wie die Zukunftsprognosen stehen, wie die Lebensqualität in der Zukunft aussehen könnte (neue Medikamente, etc.)
und dann immer noch zu dem Entschluss kommt, dass sie nicht mehr den Willen und die Kraft hat zu Leben, dann muss man die Entscheidung wohl akzeptieren.

Ein ausführlicher Abschiedsbrief mit Begründung und gut getroffene Vorbereitungen (Letzter Wille, Beerdigung, Testament...) würden mir das Akzeptieren wohl einfacher machen, weil ich dann sehen könnte, dass es nicht im Affekt gemacht wurde, sondern lange geplant und der Wille des Menschen war.

Natürlich ist es trotzdem ein harter Schlag, weil man sich wahrscheinlich immer fragt: Wie hätte ich helfen können? Warum ist er nicht deutlicher geworden?
Ich denke auch, dass eine gewisse Portion Wut auch zur Trauer dazu kommen kann, weil sich die Person "einfach aus dem Staub macht und egoistisch ist".

Eine Freundin von mir hat sich vor 2 Jahren aufgehängt. Sie war psychisch krank, hörte Stimmen, die ihr befohlen hatten, dass sie sich umbringen soll. Sie war zu der Zeit auch in Behandlung.
Da fand ich es sehr tragisch, weil es ein vorübergehender Zustand war, der medikamentös behandelt wurde. Sie war sonst im "normalen" Zustand, also wenn sie keine Stimmen hörte, sehr lebenfroh, hatte Pläne, lernte für ihren Job...
In so einem Fall kann ich es nicht gut heißen, da es ihr in ein paar Monaten sicher besser gegangen wäre.
Aber es war ja so gesehen von ihr nicht geplant, sondern eine Handlung im Affekt.

Aber bei einer bewussten Handlung, haben wir nicht selbst das Recht über unser eigenes Leben und Tod zu entscheiden?

LG, Cel

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von vallie am 28.06.2011, 12:18 Uhr

ich sehe das wie celine, meine freundin hat sich mit 22 vor die sbahn geworfen. ihre entscheidung, ob affekt oder nicht. sie fand ihr leben nicht mehr lebenswert und das ist ihr recht.
für die hinterbliebenen ist es furchtbar, weil sie sich mit vorwürfen quälen, aber jeder darf über sein leben entscheiden, ob und wie er es lebt.

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Wonny-ist-daaa! am 28.06.2011, 12:25 Uhr

Ok, wenn du es so auseinanderfledderst, überzeugt es mich. ich habe es so verstanden dass du alle Selbstmorde in einen Topf wirfst.
Ich finde dass gerade Menschen die an einer Krankheit erkranken...nein ich formuliere dass anders. Wenn ich einmal an einer Krankheit erkranke die nicht heilbar ist. Wenn ich weiss, ich werde daran "verrecken" ( unheilbarer Krebs, Alzheimer etc.) möchte ich selbst bestimmen können wann ich gehe. Da gebe ich dir Recht. Das Beispiel deiner Freundin zeigt mir dass du verstanden hast worauf es mir ankommt.

Um Recht und Unrecht geht es mir nicht wirklich. mehr um die Tatsasche dass es mir nicht egal ist aus welchen Gründen dieser Selbstmord geschieht. Wenn sich jemand umbringen möchte ob affekt oder durchdacht, werden wir eh nichts daran ändern können. In meinen Augen hat dieser Jemand auch das Recht "anständig" beerdigt zu werden. Bin evangelisch, ist bei uns zum Glück eh nicht so ein schwieriges Thema. Es ist halt so, ich finde dass passende Wort nicht..traurig...sinnlos...umsonst.

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Re: Suizid im Nachbarhaus - sind wir denn alle zu sensibel?

Antwort von Strudelteigteilchen am 28.06.2011, 15:52 Uhr

Ist man nicht immer schockiert, wenn das eigene Kind (oder sonstjemand, den man liebt) eine Entscheidung trifft, die man für falsch und nicht nachvollziehbar hält?

Ich wäre auch schockiert, wenn - sagen wir mal - meine Tochter sich entscheiden würde, Prostituierte zu werden. Oder mein Sohn sich entscheidet, die Schule zu schmeißen und als Obdachloser auf der Straße zu wohnen. Und ich würde mir auch Gedanken machen, was ich falsch gemacht habe.

Aber letztendlich müßte ich damit leben, daß mein Kind eine Entscheidung getroffen hat, die ich ganz falsch und schrecklich und nicht nachvollziehbar finde, die aber offensichtlich in dem Moment für das Kind richtig und unausweichlich schien - und vielleicht auch war. Wer bin ich, daß ich wüßte, was das Beste für irgendwen ist??

Letztendlich: Wo ist die Grenze? Wenn ich meinem erwachsenen Kind (oder irgendwem) die Entscheidung zum Leben oder Nichtleben abnehmen darf - darf ich ihm dann auch die Entscheidung zur Berufswahl abnehmen? Die Entscheidung, wen er/sie heiratet? Die Entscheidung, wieviele Kinder er/sie haben darf?

Man sollte sein Leben - und dazu gehört auch das Ende desselben - in erster Linie so leben, daß es für einen selber paßt. Nicht für andere.

Übrigens hat Suizid in manchen Kulturen einen festen Platz. Daß Selbstmord in Mitteleuropa so verpönt ist, ist ein Erbe unserer christlichen Vergangenheit.

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einige, haben keine Ahnung.......

Antwort von Finfant am 28.06.2011, 22:48 Uhr

wie es ist, wenn ein geliebter Mensch Suizid begeht....!!! Ich kann euch sagen, seid froh und dankbar darüber!!!

denn, man geht als Angehöriger durch die Hölle :-(((

ICH durchlebe im Moment, die letzten 3 Wochen (denn in knapp 3 Wochen jährt sich zum erstenmal der Todestag), meines Bruders! 3 Wochen...dauerte sein Entschluss nicht mehr leben zu wollen bzw. zu können...! DREI Wochen...und dann war alles vorbei! sein eigenes Leben und unseres eigentlich auch :-( solangsam, kann ich akzeptieren, das er nicht mehr da ist.....es war ein schwerer Weg!

in der Therorie, ist alles ganz einfach: lasst den anderen doch machen, wenn er nicht mehr leben möchte, es ist sein Wille gewesen usw...usw...! jaaa, das sagt sich soooo einfach!

ABER, so ist es NICHT, wenn es einer der liebsten Menschen war, die man kannte!!! die Trauer ist unendlich!

Andrea

ps. WIR (d.h. ich, unsere Mutter, unser Bruder) sind meinem Bruder nicht böse (nur, sehr, sehr traurig!) das er diesen letzten Weg gewählt hat! Er hatte nicht die Kraft nochmal neu anzufangen (nach der Trennung von seiner Frau) Er hatte seine Frau mehr geliebt....als sein eigenes Leben.....LEIDER :-( Er wollte ohne seine Frau nicht leben...und hat darum sein Leben selbst beendet.......!

nochwas: wir, als Familie haben (hatten) alle ein sehr inniges Verhältnis (ich, grade zu meinem verstorbenen Bruder, der auch der Pate meiner jüngsten Tochter war) Wir alle, waren immer füreinander da (mein verst. Bruder, auch sehr, sehr oft für mich!) aber, ich denke in den letzten Stunden seines Lebens (am Tag vorher waren wir noch bei ihm und wir haben am selben Tag noch telefoniert) war mein Bruder sehr allein...! dachte er :-(((

und NEIN, wir haben nichts bemerkt....:-(

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Re: einige, haben keine Ahnung.......

Antwort von Wonny-ist-daaa! am 28.06.2011, 23:10 Uhr

Hey Finfant,
ich bin sehr froh und dankbar darüber und hoffe von Herzen mir niemals die Frage stellen zu müssen ob ich es hätte verhindern können.

Es tut mir sehr leid was du durchmachen musstest und was du jetzt und in Zukunft noch fühlen wirst.

Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft, dass die Freude ganz bald in eure Familie zurückkehrt und ihr an die schönen Erinnerungen mit deinem Bruder denken könnt ohne dass es euch das Herz zerisst!

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Re: einige, haben keine Ahnung.......

Antwort von Finfant am 28.06.2011, 23:20 Uhr

DANKE! für deine Anteilnahme!

Ich denke sehr, sehr oft an meinem Bruder....er fehlt halt :-(

so ein "unnötiger" Tod!!!

ja, Wonny, wir schaffen das als Familie! *hoff*

glg, Andrea

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