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Geschrieben von Eieieiei am 15.06.2018, 21:14 Uhr

Die Rolle des Mannes

So nun die vorher angekündigte längere Antwort.

Ich muss sagen, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bindung an das Kind genetisch bedingt ist und bei der Mutter stärker als beim Vater. Warum sollte die Natur den Vater so "programmieren", dass er sein Kind links liegen lässt? Schließlich sind es ja seine Gene, die weitergegeben werden und so ein Säugling oder auch ein Kleinkind gedeiht ja nicht, indem es weggelegt wird. Ich denke, dass diese Einstellung eher die Erziehung der Leute widerspiegelt, die dieser Meinung sind und auch die gesellschaftlich vorherrschende Meinung. Ich persönlich glaube nicht, dass mein Mann unsere Tochter weniger liebt als ich oder weniger gerne mit ihr Zeit verbringt.

Nun habe ich ein wenig das Gefühl, dass es sich viele Männer auch leicht machen, wenn sie einfach normal weiter arbeiten gehen. Das Geld kommt herein, also kann man ja auch direkt mit dem Argument voranpreschen, dass einer ja schließlich Geld verdienen muss. Gemeinsam mit dem Totschlagargument, dass die Mutter eh ja die geeignetere Wahl ist, hat man sich dann schon aus der Schlinge gezogen. Beim Chef nach Teilzeit oder einer längeren Elternzeit zu fragen ist ja auch an sich erst einmal eine unangenehme Sache. Da kann dann schnell abgewiegelt werden, im Sinne von "das ist in unserer Firma nicht möglich" oder überhaupt nachgefragt zu haben oder seine Rechte, die es ja gibt, durchgesetzt zu haben. Frauen haben dagegen gar keine Wahl um dieses Gespräch herum zu kommen, denn eine Schwangerschaft lässt sich in der Regel ja schlecht beim Arbeitgeber verheimlichen und dass sie dann mindestens für den Mutterschutz ausfällt ist ja auch klar. Zumindest finde ich es auffällig, dass in meinem Freundeskreis so mancher Mann direkt sagt, Teilzeit ginge in seinem Unternehmen nicht, ohne dass er überhaupt nachgefragt hat.

Natürlich soll jeder es so machen, wie er es für richtig hält und womit er glücklich ist. Aber wenn ich als Frau und Mutter arbeiten gehen will, darf ich mir die Fragen anhören wie ich es denn machen werde, wenn das Kind krank ist. Es wird von vorneherein angenommen, dass ich Teilzeit arbeiten will oder ich bekomme einen Job nicht, weil ich Mutter bin. Oder auch einfach nur im gebärfähigen Alter. Ich habe es früher immer für Kokolores gehalten, weil ich immer gedacht habe, mir stehen ja die gleichen Türen offen wie den Männern auch. Warum sollte ich als hoch qualifizierte Frau nicht eingestellt werden? Inzwischen kann ich aber Arbeitgeber verstehen. Die Quote der Frauen, die mindestens ein Jahr lang ausfallen ist dermaßen hoch im Vergleich zu den Männern, dass es einfach sicherer ist einen Mann einzustellen. Wenn man im Lebenslauf eines Mannes liest "verheiratet, 2 Kinder" wird doch sofort assoziiert, dass es ein verantwortungsvoller Mensch sein muss, der seine Familie ernähren will. Bei einer Frau mit der gleichen Angabe fragt man sich, wie sie denn Kinder und Vollzeitjob schaffen will.

Das ist eigentlich der Knackpunkt, den ich unfair finde. Jeder darf und soll die Lösung finden, die am besten passt. Aber eigentlich werden alle unfair behandelt: Frauen, die Vollzeit arbeiten wollen, Frauen, die Zuhause bleiben wollen und Männer, die Zuhause bleiben wollen. Eigentlich ist nur der Vollzeit arbeitende Mann im Vorteil, weil sich für ihn im Beruf ja nicht viel ändert und weil diese Position gesellschaftlich sehr anerkannt ist.

Und dass Männer, die ihr Kind wenig sehen, weil sie beruflich viel unterwegs sind im Umgang mit ihnen noch etwas Übung bedürfen im Gegensatz zur Mutter, die sich permanent um sie kümmert, finde ich eigentlich logisch. Klar gibt es solche und solche Typen, aber ich glaube viel ist Übungssache und Willenssache.

Es hängt natürlich auch vom Job an. Ich habe mal in einer Firma gearbeitet, da hätte ich 3 Kreuze gemacht möglichst lange dank der Elternzeit raus zu kommen (bin aber schon vor dem Kind rausgekommen, das Zauberwort nannte sich Kündigung ;-)). Oder wenn man schon x Jahre in einem Beruf arbeitet ist man vielleicht auch froh, mal für eine kurze Zeit heraus zu wollen. Aber wiederum seltsam, dass offenbar vor allem Frauen diesen Wunsch verspüren und Männer diese doch gute Gelegenheit verstreichen lassen.

Bei den Frauen, die mit ihrem eigenen Einkommen sich nicht selbst (bzw. die Familie) finanzieren könnten, frage ich mich allerdings, ob sie mal den eventuellen Fall einer Trennung mitgedacht haben. Ich hätte regelrecht Existenzängste wenn ich mich vollkommen auf das Gehalt meines Mannes verlassen müsste, einerseits bei dem Thema Trennung und Scheidung, andererseits beim Thema Rente und Altersarmut. Andererseits finde ich es auch unfair, wenn einer komplett für das Geld zuständig ist. Wird diese Person dann mal langfristig krank, kommt da ja alles in Wanken. Außerdem finde ich es auch unfair, die Verantwortungen so einseitig zu verteilen.

Meine Wunschvorstellung wäre, dass es vollkommen normal in Deutschland wäre, dass neben der Frau auch der Mann mal für 1 Jahr lang eine Auszeit fürs Kind nehmen würde. Und das es auch vollkommen normal wäre, dass beide für eine Weile Teilzeit arbeiten gehen würden (z.B. jeder 32 h/Woche). Aber ich glaube bis das Wirklichkeit wird, werde ich Urgroßmutter sein ;-D

 
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