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Geschrieben von Bärenmama2016 am 15.06.2018, 11:13 Uhr

Bei uns: Klassisches Gefälle aus sehr persönlichen Gründen...

Das finde ich auch eine sehr spannende Frage: Wie kommt es eigentlich zu diesem Gefälle?

Ich finde, man kann die Frage nicht pauschal beantworten, genausowenig wie es eine ideale Aufteilung gibt, die auf alle individuellen Situationen anwendbar wäre.

Mein Mann z.B. ist introvertiert und wenig belastbar. Er hat es immer mal versucht, unseren Sohn z.B. auch nachts zu beruhigen, aber das war für ihn (und für den Kleinen) ein riesengroßer Stress (ähnlich wie die Situation, die blubb beschrieben hat...). Er hat nicht halb so viel Geduld wie ich, und das gehört zu den Dingen, die man nicht mal eben so ändern kann, auch wenn man das eigentlich will. Er braucht auch viel Ruhe, um sich von seinem emotional fordernden Job zu erholen, und viel Zeit für sich. Ich hingegen hab sehr viel Durchhaltevermögen, hab einen nicht halb so stressigen Schreibtischjob, bin extrovertiert... d.h. mir fallen viele Dinge viel leichter als ihm. Dummerweise bin ich zusätzlich noch beruflich ambitioniert und fleißig - entsprechend sind wir in dieses "Gefälle" geraten, dass ich beruflich stark eingespannt bin UND deutlich mehr Zeit mit unserem Sohn verbringe als er.

Also, irgendwie ist mein Mann zusammengefasst "unfähig", zuhause mehr zu übernehmen - aber nicht, weil er zu blöd ist die Waschmaschine zu bedienen oder weil ich nicht abgeben könnte, sondern weil wir charakterlich so gestrickt sind wie wir es sind.

Ein wichtiger Faktor kommt noch hinzu, ganz klassisch: Mein Mann verdient deutlich mehr als ich und wir sind durch Hauskauf usw auf sein Einkommen angewiesen. Könnte er seine Stunden reduzieren würde er definitiv mehr Dinge zuhause übernehmen, da er weniger Erholungszeit bräuchte. Aber das ist nicht drin, weil ich halt in absehbarer Zeit nicht auf sein Gehalt kommen kann. Ich würde sofort mehr Stunden arbeiten, wenn ich die Zeit hätte, aber das könnte seinen Ausfall nicht kompensieren. Ich arbeite momentan durch eine Weiterbildung daran, das zu ändern, und hoffe dass ich in ca. zwei Jahren finanziell die Früchte ernten kann...

Im Freundeskreis sehe ich sowohl ein paar wenige sehr ausgeglichene Modelle, als auch (in der Mehrheit) klassische Modelle. Da, wo das klassische Modell gewählt wurde, sind die Frauen teilweise etwas unzufrieden mit ihrer Situation, weil eigentlich auch mal berufliche Ambitionen da waren, diese jetzt aber mehr und mehr abgeschrieben werden (müssen). Ich höre dort häufig vorgeschobene Gründe, warum das klassische Modell gewählt wurde: Mann verdient mehr (bei absolut möglicher Anpassung des Lebenswandels wäre aber auch ein geringeres Einkommen ausreichend), Teilzeit des Mannes ist vom Arbeitgeber nicht toleriert (Gottseidank sind wir heutzutage zumindest in größeren Betrieben nicht mehr auf Verständnis angewiesen sondern haben Rechte!), Kind braucht die Mutter mehr (na klar, weil es ja gar keine Chance hat, den Vater als gleichwertige Bindungsperson zu erleben)...

Für mich wäre es keine Option gewesen, länger als ein Jahr zuhause zu bleiben, erstens weil ich meinen Job liebe und zweitens weil ich mir keine Illusionen mache. So lange die Ehe hält und beide gesund bleiben ist ja alles gut, aber wenn irgendwas schief geht und man von diesem Plan abweicht, hat man ohne oder mit nur wenig Berufspraxis echt ein Problem. Dafür muss ich in der Konstellation mit meinem Mann halt den Preis zahlen, dass ich mehr übernehme. Aber so hab ich es mir ausgesucht, und mir ist es das wert.

Spannende Diskussion, lese gerne weiter mit... :)

 
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