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Geschrieben von Snaffers am 11.05.2015, 22:01 Uhr

Was haltet ihr von speziellen Schulen für Hochbegabte?

Ich vermute, die Erzieherin schlägt das vor, weil dein Kind auffällig ist - nicht nur durch ihr Wissen, sondern auch in ihren Ansprüchen an Neues, Lerntempo etc.
Wenn das der Fall ist, dann solltet ihr euch die Schule definitiv anschauen.

Ich beschreibe dir mal, wie das bei uns war:

Kind früh auffälig bzgl. Lerntempo, Wissensdurst etc. in Kiga 1 hat das Kind die Erzieherinnen ausgespielt nach Strich und Faden - hier hätten wir eine Früheinschulung vorgenommen, um das Kind vor sich selbst und den unfähigen Erzieherinnen zu schützen. In Kiga 2 (nach Umzug) sah das anders aus. Dort wurde dafür gesorgt, dass das Kind nicht wirklich Langeweile verspürte - die für unser Kind nötige Zeit zum sozialen und emotionalen Reifen konnte so problemlos im Kindergarten stattfinden.
Einschulung dann mit 6;8 Jahren.
Die ersten Schulwochen gingen, danach wurde es schwieriger, das Kind war daheim extrem unausgeglichen. Es schrieb seiner Lehrerin Briefe, dass es gerne etwas Neues lernen wolle - es bekam Briefe zurück, dass es sich gedulden solle und es ja schon schwerere Leseaufgaben habe (die wären vom Schwierigkeitsgrad für unser Kind 1,5 Jahre vor der Einschulung passend gewesen). Daheim wurde es sehr schnell sehr anstrengend, obwohl wir nachmittags für Gehirnfutter sorgten, die Unzufriedenheit vom "vergeudeten Vormittag" (O-Ton Kind) wurde mit Heim geschleppt und dort an allem und jedem ausgelassen.
Da die Lehrerin zu keinen richtigen Zugeständnissen bereit war, blieb uns nur der Klassensprung.
Für unser Kind war das nach 3 Monaten in der Schule nicht ganz einfach, aber es war zufrieden. Optimal ist aber definitiv was anderes, denn das, was in Klasse 1 so nebenbei gelernt wird an Strukturierung in Heften etc. fehlte (und fehlt auch heute noch).
Die Zufriedenheit hielt sich so halbwegs bis zu den Sommerferien (100%ig war sie nie). Nach den Sommerferien mit Beginn von Klasse 3 gabs nen Totalzusammenbruch. Das Kind verweigerte jegliche Hausaufgaben, war nur noch am Quertreiben. In der Schule saß es mit verschränkten Armen da und arbeitete nur nach viel gutem Zureden und nur so minimal, wie möglich. Das Ganze gipfelte am Wochenende nach 2 Schulwochen in der Ankündigung, sich umzubringen, wenn wir weiter auf den Schulbesuch bestehen würden. Keine schöne Situation und der Schock saß tief.
Wir suchten natürlich direkt den Kontakt zur Klassenlehrerin - und wir hatten Glück: Unser Kind bekam komplett anderes Material, welches, das es wirklich forderte, wo es wirklich seine Hirnzellen anstrengen musste - es war allerdings kein Grundschulstoff mehr.
Gänzlichst zufrieden war das Kind mit der Situation nicht, aber es entschied sich gegen einen weiteren Sprung (weder direkt von Klasse 3 nach 4, noch am Ende von Klasse 3 nach 5). Die Situation war tragbar und die Sorgen vor dem Schulwechsel noch größer.
So haben die Lehrerin, das Kind und wir das so gut es ging 2 Jahre durchgehalten - es hat von uns allen Nerven gefordert.
Beim Schulwechsel haben wir uns - auf Anraten der Lehrerin - dann tatsächlich für eine Hochbegabtenklasse (Sonderzug an einem normalen Gymnasium) entschieden, obwohl das für unser Kind einen Schulweg von 60 min mit Bus&Bahn bedeutet statt 10 min mit dem Fahrrad...
Das Ende von Klasse 5 nähert sich jetzt mit großen Schritten - und weder wir noch unser Kind haben diesen Schritt bereut, im Gegenteil, so zufrieden, ausgeglichen und angekommen wie nach einer Woche in der neuen Klasse, haben wir unser Kind seit Kindergarten 2 nicht mehr erlebt!!!
Klar gibt es in der Klasse Kinder mit denen unser Kind besser und schlechter kann, aber es kann auch mit denen, mit denen es schlechter kann, besser als mit den meisten Kindern aus seiner Grundschulklasse!
Freunde finden, war plötzlich einfach, Leistung zeigen (so man denn will), freiwillige Referate - finden alle toll (Lehrer und Mitschüler).
Wir haben am 2. Elternabend mal uns ausgetauscht - alle Eltern der 20 Kinder (ein weiterer Luxus der Hochbegabtenklasse, die Parallelklassen haben 30 Schüler) berichten ähnliches. Die Kinder haben sich verändert - aber alle zum positiven.

Hätte ich in der Nähe eine Grundschule für HB-Kinder (gibt es leider nicht) und könnte ich die Zeit zurückdrehen, ich würde es meinem Kind zuliebe sofort und ohne weiter nachzudenken tun.

Bei einem Kind mit massiven Defiziten ist es selbstverständlich, dass es eine spezielle Förderung gibt, ob nun an speziellen Schulen oder in der Regelschule mit Integrationskräften. Niemand erwartet von diesen Kindern sich einfach in die normale Schule einzupassen und damit zu leben, wie es dort läuft. Von Kindern, die nach oben aus der Norm herausfallen, wird aber genau das erwartet, eine spezielle Förderung kann/soll die Lehrkraft machen, wenn sie es nicht macht, muss das Kind damit zurechtkommen - Gelder dafür gibt es nicht.
Die Abweichung eines HB-Kindes (IQ mindestens 130)vom Standard-IQ-wert 100 nach oben ist genauso groß, wie die eines Kindes mit geistiger Behinderung (IQ maximal 70).

Deshalb: Würdet ihr ein Kind mit geistiger Behinderung nicht speziell fördern, würdet ihr nicht alles tun, damit es optimal gefördert wird?
Ich denke doch, ja - also warum dann für ein hochbegabtes Kind nicht?

...einzige Ausnahme, euer Kind ist, da wo es ist, so wie es ist glücklich. Dann muss das nicht zwingend sein.
Mein zweites Kind ist so ein Fall, das will diese Förderung nicht, also braucht es sie nicht, in dem Moment, wo es seine Meinung ändert, werden wir alles tun, was nötig ist.

 
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