Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von krummenau am 18.04.2013, 9:41 Uhr

Will Dir Mut machen

Liebe Svenja,

was Du schreibst, hat mich sehr betroffen gemacht. Daß Dich keine Schuld trifft, weißt Du selber, trotzdem wird man sich immer wieder fragen, warum habe ich nicht, hätte ich doch.
Natürlich drücke ich Euch ganz fest die Daumen, daß das Auge doch noch gerettet werden kann. Sollte es aber nicht so sein, wird Deine kleine, äußerst lebensfrohe Tochter damit umgehen lernen. Du schreibst selber, daß man ihr so nichts anmerkt.
Ein bißchen kann ich aus eigener Efahrung schreiben. Ich wurde hochgradig kurzsichtig und schielend geboren. Ich bin Mitte 40, und früher waren die Untersuchungen noch nicht so engmaschig. Erst als ich so zwischen 2 und 3 war, fiel auf, daß mit meinen Augen was nicht stimmte. Die Untersuchung ergab, daß ich eben stark kurzsichtig war und daß das eine Auge noch wesentlich schwächer als das andere war, mein Gehirn das schlechtere Auge mittlerweile fast abgestellt hatte. Natürlich bekam ich eine dicke Brille mit "Flaschenbodengläsern" verpaßt. In der Schule und an der Uni habe ich trotz Brille immer vorne sitzen müssen, um was mitzubekommen. Ich bin viel wegen meiner dicken Brille gehänselt worden. Aus kosmetischen Gründen bekam ich eine Schiel-OP, aber das eine Auge blieb schwachsichtig. Wäre alles früher entdeckt worden,. hätte man das schwache Auge durch Abkleben stärken können. Meine Eltern haben sich immer Vorwürfe gemacht, das nicht bemerkt zu haben, aber sie trifft keine Schuld.
Offiziell kann ich bei Augenarzttests nicht dreidimensional sehen. Auch mit optimal angepaßter Brille komme ich mit dem schwachen Auge auf max. 15 bis 20 Przent, auf dem guten Auge auf 80 oder 90 Prozent Sehkraft, manchmal auch nur 70, je nach Tagesform beim Sehtest.
Viele Leute haben auf jedem Auge einzeln ohne Brille 100 Prozent oder drüber und ich frage mich manchmal, was die wohl so alles sehen. Schließlic sehe ich doch auch eine Menge. Jedenfalls mit Brille, ohne, naja... Maulwurf.
Auch ich kann, wie jemand anders schrieb, bestimmte Berufe nicht ausführen, z.B. Taxi- oder Busfahrer. Ich kann nicht gut einparken und ich fahre auch nur mir bekannte Strecken mit dem Auto und auch nicht so weit weg. Diese Einschränkungen haben Menschen mit guten Augen eher nicht, aber man kann sich damit gut arragieren. Mein Vater ist im Alter von 69 Jahren erblindet und war 9 Jahre lang bis zu seinem Tod völlig blind, der hätte was darum gegeben, so gut sehen zu können wie ich.
Ich vergleiche mich nicht mit denen, die mehr sehen können, sondern bin dankbar, so viel zu sehen, wie ich sehe. Ich komme damit gut durchs Leben, habe eine liebe Familie, zwei Kinder und auf meine Weise sehe ich meine Welt auch dreidemensional. Ich kenne es nicht anders, ich habe mich daran gewöhnt. Auch Deine Tochter wird siech an die Welt, wie sie sie sehen kann, gewöhnen.
Auch Deine Tochter wird Ihren Weg gehen. Verwende Deine Energie darauf, sie zu bestärken, zu fördern, versuche das zu ermöglichen, was medizinisch geht und Dich mit dem abzufinden, was nicht geht.
Auch ohne gut sehen zu können, kann man ein sehr glückliches Leben fühen, so wie ich. Deshalb dieses Posting als Trost und zum Mutmachen.
Liebe Grüße von Silke

 
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