Entwicklung im 1. Lebensjahr

Entwicklung im 1. Lebensjahr

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Jana1186 am 11.01.2017, 18:43 Uhr

Starkes Fremdeln

Hallo
Vielleicht kann mir ja hier jemand helfen.
Meine kleine ist 17 Wochen alt und seit ca 3-4 Wochen fängt sie an zu schreien, wenn jemand bei uns zu Besuch ist oder wir zu Oma und Opa gehen. Es sind alles Personen die seid ihrer Geburt immer mal wieder da waren und die Großeltern sieht sie mindestens einmal die Woche.
Sie steigert sich da so rein, dass auch ich sie nicht mehr beruhigen kann, auch stillen klappt dann nicht mehr.
Gerade die Oma freut sich immer so und dann ist sie nur am weinen. Wenn wir dann zuhause zurTür rein kommen ist alles wieder gut, oder sobald der Besuch zur Tür raus ist.
Ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll. Ich kann mich ja nicht mit ihr einigeln, das macht es ja auch nicht besser.

 
2 Antworten:

Re: Starkes Fremdeln

Antwort von FrauStorch am 11.01.2017, 22:42 Uhr

Mein Sohn ist ebenfalls ein sehr ängstliches Exemplar. Ab ca. 5 Monaten ging es los. Bei Männern schlimmer als bei Frauen. Sobald ihm jemand zu nahe kam weinte er. Fremde (z.B. im Supermarkt) machen das ja meist nicht, da war das kein Problem, aber gerade Großeltern stürzen sich ja gerne mal schnell nach Ankunft auf das Kind, das konnte er gar nicht haben. Alle mussten mind. 1 Meter, eher 2 Abstand haben, sonst wurden sie angeweint. Wer zuschnell anfasste wurde angeweint. Dann auch für den restlichen Tag. Besonders schlimm waren bis zuletzt andere Babys. Sobald eines ein Geräusch machte, heulte er los. Wenn sie ihn anguckten oder näher kamen ebenfalls. Ich verbrachte viele Krabbelgruppen damit, ihm auf dem Arm/Schoß zu haben und zu trösten. Ich durfte ihn niemals einfach so irgendwo ablegen (außer zu Hause) er musste immer erst lange alles beobachten und abchecken. Manchmal durfte ich ihn dann hinlegen, manchmal auch nicht.
Seit dem neuen Jahr hat es sich plötzlich geändert (er ist jetzt 9 Monate alt). Er weint andere Menschen nicht mehr an, sondern lacht. Alle sagen plötzlich: Was für ein fröhliches Kind. Er weint nicht mehr sofort los wenn andere Babys Geräusche machen, sie dürften ihn sogar anfassen. Er lacht sie dann an und greift auch nach ihnen. Die Tage wurde er feste gekniffen und er hat noch nichtmal mit der Wimper gezuckt. Keine Ahnung woher das kommt, ich denke es war ein Entwicklungsschritt der jetzt mit dem 4-Füßler-Stand kam. Ich war auch viel mit ihm unter anderen Babys, die immer etwas älter waren als er und somit immer etwas mehr konnten (drehen als er nu liegen konnte, krabbeln als er nur drehen konnte etc) Sie waren also immer "über ihn" und er konnte nicht weg.
Gerade die Großväter wurden besonders stark und lange angeweint. Mein Vater hat es zuletzt sehr vorsichtig gemacht, er ist immer auf Distanz geblieben und erst wenn mein Sohn ihn anlächelte kam er näher. Mein Schwiegervater hat leider ein nicht ganz so sensibles Gefühl für Nähe/Distanz und wurde am längsten angeweint. Sehr schade für ihn, es machte ihn sehr traurig, aber mein Sohn wollte ihn nicht so nahe haben.
Auch Freundinnen von mir, die er manchmal mehrmals die Woche sah, wurden manchmal angeweint wenn sie ihm zu nahe kamen.

Ich kann dir nur folgende Tipps geben: Nimm es ernst. Auch Babys haben das Recht dass man ihre Grenzen wahrt und Distanz hält. Wenn sie weint, nimm sie aus der Situation und tröste sie. Verlasse notfalls zeitweise mit ihr den Raum wenn es ihr zuviel wird. Bitte deine Verwandten wenn sie kommen auf Distanz zu bleiben und lasse sie erst beobachten. Sie sollen nicht reinkommen und sie direkt anfassen sondern einen Meter Abstand halten. Warte bis sie aus sicherer Distanz beobachten kann und wenn sie eine Person anlächelt darf diese mal vorsichtig näher kommen. Lasse sie erstmal nicht mit den anderen alleine sondern gib ihr die Sicherheit das du bei ihr bleibst. Wenn du rausgehen musst, nimm sie mit. Bei meinem Sohn war der Anfang besonders wichtig. Wenn sie zur Tür rein kommen, halte direkt Abstand. Wenn mein Vater zu Beginn einmal zum "hallo sagen" zu nah kam und ihn an der Wange streichelte war der restliche Tag gegessen und er heulte nur noch.Es ging nur andersrum: Distanz und später mal vorsichtig annähern wenn er das Signal gibt dass es ok ist. Dann durfte er ihn auch nach einer Weile auf den Arm nehmen. Leg sie nicht alleine hin und lass alle drumherum stehen und "von oben herab" sie begucken. Ich hab mich immer aufgeregt wenn alle nur ums Baby standen und es anstarrten, kein Wunder dass es sich dann unwohl fühlt.
Nicht ihr bestimmt wann sie Vertrauen haben muss à la "die kommen doch jede Woche die muss sie doch langsam kennen" sondern deine Tochter bestimmt wer ihr näher kommen darf. Nicht einfach ohne "Vorwarnung" der Oma auf den Arm geben. Mein Sohn brüllte da los wie am Spieß. Und dann war Oma für den Tag gegessen. Auch schade für Oma.

Ich finde es wichtig dass die Kinder mitbekommen dass man deren Grenzen wahrt, dass man es achtet wenn sie nicht möchten (egal ob man sich Oma, Opa, Bruder oder sonstwas nennt, denn sie haben noch kein Konzept von Familie, für sie sind das irgendwelche Menschen die vorbei kommen). Wenn du das tust wird sie irgendwann Vetrauen fassen können und es wird als Phase vorbei gehen.
Bei uns dauerte es Monate. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, wie es mal wird wenn er in die KiTa muss, wenn er schon beim Anblick anderer Kinder weint. Ich hab diese Grenze aber immer gewahrt und plötzlich ist es vorbei. Heute waren wir in einem riesen Trubel voll Fremder Erwachsener und Kinder und er strahlte alle an.

Du musst dich nicht einigeln, gehe raus, gehe zu Krabbelgruppen etc. Übe ruhig mit ihr aber nur im Rahmen der o.g. Grenzen. Behalte sie zunächst auf dem Arm, lass sie beobachten. Wenn sie nicht möchte, behalte sie eng bei ihr und gib ihr Sicherheit. Es dauert vielleicht eine Weile, aber es geht vorrüber.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Starkes Fremdeln

Antwort von starlight.S am 12.01.2017, 21:39 Uhr

Zunächst FrauStorch , toll geschrieben und gut gemacht! Meine Kleine (die Große war auch nicht anders) ist auch sehr früh am Fremdeln gewesen. Aber nicht sooo extrem. (Kinder sind z.B. total toll. ) Besonders für die Großeltern sehr hart und für meine Schwiegermutter (sie hat völlig verdrängt dass es bei der Großen auch so war) schwer zu akzeptieren. Aber meine Maus heult sie an und dann kapiert sie dass sie nicht mag. Da noch mehr unsere Verwandten nicht sonderlich sensibel sind habe ich die Kleine oft rechtzeitig ins Tuch gepackt. Da hat sie alle angegrinst, als ob sie gemerkt hat, dass sie da niemand von der Mama weg bekommt. Mittlerweile (sie ist jetzt fast 7 Mon.)geht sie an guten Tagen auch mal kurz zu Bekannten auf den Arm, solange Mama in direkter Nähe oder sie geschickt abgelenkt ist.
Und unsere Große ist damals mit 14 Mon. das 1. Mal kurz alleine bei Oma geblieben und als sie mit 2 in den Kiga kam gab es Null Probleme, heute mit 4 ist sie ständig unterwegs und man kommt gegen die Freundinnen nicht mehr an. Also Nähe und Sicherheit geben soviel benötigt wird und irgendwann wird alles gut. Außer bei der Grenzen mißachtenden Oma, die wird weiterhin meist mit Missachtung gestraft....

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge im Forum Entwicklung im 1. Lebensjahr
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.