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Geschrieben von jovi66 am 27.02.2007, 19:06 Uhr

Koran? Kopten? und Genitalverstümmelung.

....."24. November 2006, Neue Zürcher Zeitung





Wird die Genitalverstümmelung je aufhören?
In Kairo beschliessen islamische Gelehrte ein Verbot



ber. Kairo, 23. November

Am Donnerstag haben in Kairo Ärzte und Ulema, islamische Gelehrte, jegliche Form der Genitalverstümmelung an Frauen als schädlich und unislamisch deklariert. Die Erklärung folgte der Konferenz mit dem Titel «Verbot der Verstümmelung des weiblichen Körpers durch Beschneidung» an der Azhar-Universität, der wichtigsten Institution der Sunniten. Die Initiative war von Rüdiger Nehberg, einem deutschen Menschenrechtler, der sich seit Jahren für ein Verbot der Genitalverstümmelung stark macht, gekommen. Nehberg weiss, dass ohne die Unterstützung der Ulema die Genitalverstümmelung nicht ausgerottet werden kann. Gesetze dagegen gibt es längst, doch haben sie den Brauch kaum eingeschränkt. Der Aufruf der koptischen Kirche, dass die Beschneidung unchristlich sei, trug hingegen seit seiner Verbreitung vor fünf Jahren reiche Früchte. Unter ägyptischen Kopten ist die Genitalverstümmelung praktisch ausgerottet.

Islamische Haarspalterei
Die geladenen Ulema aus Djibouti, Äthiopien, Mauretanien und Katar hatten sich im Vorfeld auf die Seite Nehbergs geschlagen. Ausserdem hatte Nehberg die Unterstützung der Azhar-Universität. Sie ist eine staatliche Institution, und der ägyptische Staat setzt sich regelmässig gegen die Genitalverstümmelung ein. Die Voraussetzungen für eine Verdammung der Genitalverstümmelung durch die Ulema waren gut. Die Sache hatte nur einen Haken: Wegen ihrer Unabhängigkeit wird die Azhar-Universität von vielen Muslimen nicht ernst genommen. Sie hören lieber auf die Erklärungen freier Prediger wie Yussuf Karadawi oder Amr Khaled.

Es war deshalb eine kleine Sensation, dass der populäre Ägypter Karadawi, der in Katar lebt und predigt, zur Konferenz kam. Die Veranstalter schlossen daraus, dass er die Genitalverstümmelung verdammen werde. Doch Karadawi machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Er bemängelte, dass der Titel der Konferenz nicht neutral sei. Erst müsse untersucht werden, ob der Islam die Beschneidung wirklich fordere, sie verbiete oder nur gewisse Formen ablehne.

In seiner Analyse legte Karadawi dar, dass es im Koran keinen Vers zur Beschneidung der Frau gebe. Nur zwei «schwache» Überlieferungen des Propheten Mohammed würden sie befürworten. Wer nun glaubte, Karadawi mache sich gegen die Genitalverstümmelung stark, irrte sich. Zwar sei die Beschneidung religiös nicht notwendig, doch da sie bisher kein Islamrat verdammt habe, könne sie auch nicht verboten werden, argumentierte Karadawi. In allen islamischen Ländern schwele ein Streit, ob die Beschneidung unislamisch sei oder aber zur Zierde der Frau gereiche. Deshalb, so schloss Karadawi, solle die Beschneidung nicht gänzlich untersagt, sondern nur ihr maximales Mass festgelegt werden. Er sprach sich gegen die «pharaonische Beschneidung» aus, bei der nicht nur die Klitoris, sondern auch die kleinen Schamlippen entfernt und die grossen zugenäht werden. Richtungsweisend solle die Überlieferung «Schneide nicht zu tief! Das ist schöner und stellt den Ehemann zufrieden» sein.

Verpasste Chance
Auch diese Konferenz werde die Beschneidung nicht ausrotten, sagte Karadawi. Manche Frauen seien einfach «anders», hätten eine übergrosse Klitoris oder allzu starke sexuelle Bedürfnisse. Sollte ein Verbot beschlossen werden, müsse für sie eine Ausnahmeregelung geschaffen werden. Da erhob sich Mushira Khattab, die Vorsitzende des ägyptischen Council for Motherhood, und sprach ein Machtwort: «Muslimische Familien brauchen eine klare Anweisung, ob sie ihre Töchter beschneiden lassen sollen oder nicht. Von den Ärzten haben wir sie längst. Ich rufe alle einflussreichen Ulema auf, sich deutlich gegen die Genitalverstümmelung auszusprechen. Wenn ihr das nicht tut, verpassen wir abermals die Chance, uns von mittelalterlichen, sehr schädlichen Bräuchen zu trennen.»

Die geforderte Anweisung hat Khattab nun bekommen. Leider wird sie von den beliebtesten Predigern, denen Millionen Muslime per Satellitensender al-Jazira lauschen, nicht unterstützt.".......


jovi

 
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