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Geschrieben von Hase67 am 29.08.2010, 17:24 Uhr

Eure Definition der Mutterrolle (in Anspielung an den thread unter mir)?

Hi,

was Frau Badinter schreibt, schreibt sie zunächst mal aus der Sicht einer Französin, die sie eben ist. Die Französinnen haben grundsätzlich ein ganz anderes Verständnis von Frau- und Muttersein als wir, so meine Erfahrung. Wegen der Kinder zu Hause zu bleiben, gilt dort als "bourgeois" und wird eher mit Häme bedacht. Außerdem ist die Konkurrenz der Französinnen untereinander darum, als Frau begehrenswert, jugendlich und attraktiv zu sein, größer als unter deutschen Frauen - dafür hat "die Französin an sich" weniger Probleme damit, mit ihren Kindern nicht - aus unserer Sicht - politisch korrekt umzugehen. Konkurrenzverhalten unter Geschlechtsgenossinnen ist aber beides, Hyänen gibt es hüben wie drüben.

Zu den Thesen von Herrn Winterhoff kann ich nur sagen: Da hat es einer geschafft, das diffuse Unbehagen der konservativeren Bevölkerungsschichten gegenüber "ungezogenen" Kindern der heutigen Generation (viele Kinder "funktionieren" eben nicht mehr so wie wir früher teilweise) in Worte zu fassen und dafür einen Schuldigen zu finden - mal wieder die unfähigen Eltern. Klar gibt es Leute, die mit dem überzogenen 68er-Ideal groß geworden sind, dass man Kinder bloß nicht einschränken darf, damit sie sich ohne Rücksicht auf Verluste frei entfalten können.

Diese Leute sind aber in der Elterngeneration, die ich heute um mich herum beobachte, in der Minderzahl. Die meisten Leute bemühen sich zwar um einen demokratischen Umgang mit ihren Kindern, lassen sich aber nicht bis zum Gehtnichtmehr auf der Nase herumtanzen. Die Malaise, die Winterhoff hier ausgemacht haben will, ist einfach das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Vorstellungen davon, wie ein Kind optimal zu sein hat - und die Grenze, an der hier unterschiedliche Vorstellungen aufeinanderprallen, lässt sich oft durch den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund der Leute erklären.

Ich will nicht in Abrede stellen, dass es Eltern gibt, die überhaupt nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen - weil sie selbst sehr unreif sind, in der Kindheit selbst massive Grenzüberschreitungen seitens der Erwachsenen aus ihrer Familie erfahren haben und sich dadurch nicht wirklich als Erwachsene von den Kindern abgrenzen können. Solche Leute brauchen fachliche Begleitung, und ihre Kinder brauchen Schutz, auch von behördlicher Seite.

Es gibt sicher auch die Alleinerziehenden, die sich mit ihrer ganzen symbiotischen Energie (die sie vorher in glücklose, nicht funktionierende Partnerschaften investiert hatten) auf ihre Kinder stürzen und ihr Glück und ihren Ehrgeiz nicht von dem der Kinder trennen können. Trotz allem sind das meiner Beobachtung nach aber eher extreme Randerscheinungen.

Ich selbst sehe mich übrigens, was die berufliche Seite angeht, eher auf Seiten der französischen Frauen - mir ist mein Job zu wichtig, als dass ich ihn meinem Muttersein geopfert hätte - aber ich bin andererseits froh, auch gelegentliches Muttergluckentum ausleben zu dürfen - ich backe, koche, bastle und stricke (!) nämlich auch leidenschaftlich gern, sofern mir meine knappe Zeit das zulässt. Die Ergebnisse dieser Hausmütterchenseite werden sicher auch von anderen Müttern belächelt oder als "Übermutter-Getue" abgetan.

Ich bin froh und stolz, dass meine Große (10) extrem selbständig und eigenverantwortlich ist, dass sie zupackt und von mir nicht betüdelt werden will. Genauso froh und stolz bin ich aber auch über meinen Sohn (6), der ein eher anhängliches und nicht so selbstständiges Wesen hat, und das, obwohl beide eigentlich von Anfang an damit aufgewachsen sind, dass ich berufstätig bin und beide schon sehr früh fremdbetreut waren...

Weil ich sehe, wie verschieden meine Kinder trotz eigentlich "gleicher" Erziehung geworden sind, gebe ich auf die Meinungen von Experten bezüglich Kindererziehung und der Rolle der Eltern nicht mehr allzu viel. Kinder haben extrem viel Kraft und meistens auch die Zähigkeit, das Potenzial zu entwickeln, das in ihnen steckt, und wir Eltern spielen dabei nur für einen sehr kurzen Zeitraum die entscheidende Rolle.

Oder, um es provokant mit einem alten Erziehungsratgeber zu sagen, der hier noch herumliegt und in dem ich früher gern geschmökert habe: "Wenn Sie möchten, dass Ihre Kinder gedeihen, sollten Sie sie gern haben, sie kleiden und ernähren, sie nicht in den Besenschrank sperren, wenn sie mal zu laut sind und ihnen keine Bratpfanne über den Kopf hauen, wenn Ihnen im Stress gerade mal danach zumute ist."

LG

Nicole

 
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