Alles vorbei - noch nicht...

Naja, eigentlich kenne ich keinen Mann, der gern redet. Und eine Paar-Studie hat vor einiger Zeit ergeben: Die Ehen, in denen viel geredet wird, sind NICHT glücklicher und halten auch nicht länger als diejenigen, in denen wenig geredet wird. Das Reden wird also (von Frauen) offenbar weit überschätzt.

Trotzdem: Wenn Dein Mann sich Dir gegenüber respektlos verhält, ist das ein ganz anderer Punkt, und das geht gar nicht! Das würde ich ihm rasch abgewöhnen. Ich würde auch schauen, ob nicht doch eine andere Frau dahinter steckt. Dass Männer in ihrem Verhalten plötzlich anders, nämlich gleichgültiger, verächtlicher oder gereizter werden, ist hierfür oft das erste Anzeichen. Und dass man es seinem Mann nicht zutraut, heißt nicht, dass es nicht doch passiert. Muss aber natürlich nicht so sein.

Du kannst auch überlegen, ob Du vielleicht zu hohe Erwartungen an eine Ehe hast. Den Mann, der alle Bedürfnisse erfüllt und Dich glücklich macht, gibt es nicht. Wer selbst unzufrieden und unglücklich mit seinem Leben ist, den kann auch der Partner nicht dauerhaft glücklich machen. Das ist auch gar nicht seine Aufgabe. Klar sollte man sich zusammen wohlfühlen, aber man sollte nicht auf die Glücksversprechen der Kinofilme hereinfallen, wonach die "große Liebe" für immer allein seligmachend ist. Ist nicht so. Du selbst musst Dein Leben so gestalten, dass Du zufrieden bist, das kann Dir kein Mann abnehmen. Sie kochen alle nur mit Wasser.

Vielleicht also kommt Deine Unzufriedenheit nicht nur durch Deinen Mann. Sondern es wird Zeit, Dich selbst zu fragen, ob Du etwas verändern musst: zum Beispiel wieder arbeiten, oder in einem anderen Beruf arbeiten, oder nochmal eine andere Ausbildung/ein Studium machen usw. Viele Frauen suchen die Ursache für ihre Unzufriedenheit zu wenig in diesem Bereich, sondern sie machen den Mann zum Zentrum ihres Lebens und erwarten, dass er auch für ihre Zufriedenheit zuständig ist.

Eine Paarberatung war für Euch vielleicht nicht ausreichend. Ich würde eher eine Paartherapie machen. Denn z. B. die Stimmungsschwankungen Deines Mannes sind wohl doch etwas zu tiefgehend und zu problematisch, um nur in Beratungsgesprächen gelöst zu werden. Es steckt hier sicher viel mehr dahinter, zum Beispiel Erfahrungen mit seinem eigenen Vater, der Ehe seiner Eltern usw. Es wäre wichtig, hier etwas genauer hinzusehen, damit er alte Muster erkennen und auflösen kann. Er muss natürlich auch wollen, gegen seinen Willen geht es nicht.

Da Du ihn als guten Menschen und Vater beschreibst, würde ich ihn genau dabei packen. Sag' ihm zum Beispiel: "Ich sehe, wieviel Mühe Du Dir im Job, als Vater und auch zu Hause gibst! Ich finde das toll und will deshalb gern mit Dir zusammenbleiben. Ich bin aber nicht glücklich mit Dir im Moment. Und ich finde, dass es schade wäre, wenn wir alles so lassen wie es ist. Lass uns doch jemanden suchen, der uns hilft, einander besser zu verstehen..."

Wenn er blockt und alles nicht hilft, wirst Du vielleicht wirklich über eine Trennung nachdenken müssen. Du klingst aber ehrlich gesagt nicht so, also ob Du schon soweit wärest Von daher würde ich vorher noch alles versuchen, was geht.

LG