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Geschrieben von Bonnie am 06.06.2008, 13:16 Uhr

Zu wenig Eigenverantwortung für ihn...? (Achtung, lang)

Hallo,

der bekannte Familientherapeut Jesper Juul hat mal gesagt: "Trotzalter heißt, die Kinder werden selbständig, und die Eltern werden trotzig." Damit trifft er genau den Punkt. Der Trotz der Kleinen eskaliert nämlich einfach immer dann, wenn wir sie zu wenig selbst tun und entscheiden lassen, wie es aber ihrem Alter gemäß ist.

Heißt konkret: Dein Sohn kann sich selbst den Schlafanzug ausziehen. Er kann sich Kleidung aus dem Schrank nehmen bzw. Du kannst ihm zwei Garnituren bereit legen, aus denen er sich eine aussuchen darf. Er kann sich zum Teil auch schon selbst ankleiden.

Wenn Du ihn auf der Wickelunterlage aus- und wieder anziehst wie ein Baby, frustriert ihn das natürlich unheimlich. Da kann auch ein Auto nicht wirklich trösten, weshalb auch dieses von ihm nur scheinbar gewollte Manöver nicht geklappt hat.

Trau' Deinem Sohn viel mehr Selbständigkeit zu, huh? Plane morgens etwas mehr Zeit ein, damit Du ihn nicht drängeln musst, wenn er nur langsam weiterkommt - und auch selbst geduldig bleiben kannst.

Mein Sohn ist knapp drei. Er zieht morgens seinen Schlafsack aus, klettert heraus, zieht den Schlafanzug und die Windel aus (er zieht sie einfach runter wie einen Slip). Danach geht er zum Regal und sagt, welche Klamotten er gern anziehen möchte. Wenn es wettermäßig einigermaßen passt, erlaube ich das oder mache Alternativvorschläge. Er zieht sich (dann mit meiner Hilfe) an. Er mag auch keine BabyBodys mehr, sondern legt - trotz Windel - wert auf Unterhemd und Jungen-Unterhose.

Obwohl er im besten Trotzalter ist - rein theoretisch - ist er total zufrieden. Keine Trotzanfälle, keine Wutanfälle. Er ist viel zu beschäftigt mit Selbstmachen und Selbstentscheiden. Egal, wo wir hingehen, er darf mitmachen. Im Supermarkt schiebt er den Wagen oder holt die Dinge aus dem Regal, die ich brauche. Er legt die Waren an der Kasse aufs Band und hilft einpacken. Er hilft mir beim Putzen, bei der Gartenarbeit, beim Gemüse- und Obstschneiden, beim Tischdecken, beim Ausräumen der Spülmaschine, beim Wäschesortieren (reicht mir Wäsche aus dem Korb an) usw., usw. Das macht ihn unheimlich stolz und selbstbewusst.

Anfangs denkt man, das koste mehr Zeit und Nerven, weil die Kleinen eben Vieles noch nicht perfekt können. Schnell merkt man aber, wie extrem erleichternd es ist, keine Machtkämpfe ausfechten und keine Trotzanfälle ausbremsen zu müssen. Der ganze Alltag ist unheimlich entspannt dadurch, ich hätte das früher (beim ersten Kind habe ich es leider noch nicht so gehandhabt) nie geglaubt.

Achte einfach noch mehr den angeborenen und genetisch festgelegten Wunsch Deines Kleinen nach Selbständigkeit, der in diesem Alter stark zum Tragen kommt. Bitte ihn um Mithilfe, sage, wie froh Du über seine Unterstützung bist, kitzele seinen Ehrgeiz ("Sag mal, glaubst du, du kannst schon...?") Kinder wollen nicht nur spielen, sie wollen für die Familie wichtig und hilfreich sein. Sie wollen Verantwortung übertragen bekommen und Vieles selbst entscheiden dürfen.

Wirst sehen, Du hast ein viel zufriedeneres Kind, das keine Zeit mehr für Wutanfälle hat - vor lauter Freude am Mitentscheiden!

Grüßle,

B.

 
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