Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von gaby67 am 20.11.2009, 12:39 Uhr

AD(H)S- ein paar Fragen dazu

Hallo,

da ich in meinem Bekanntekreis vereinzelt von solche 'Fällen' gehört habe, bin ich auf dieses Thema neugierig geworden. Was ich gerne wissen möchte: wie äußert sich denn ADS bei Kindern? Worin unterscheiden sich diese von den anderen Kindern? Was machen sie anders?
Wer und wie stellt jemand fest, dass ein Kind so was hat? Ist es dann eine 'verbindliche' Aussage, oder können sich diese Personen in der Diagnose auch mal irren? Ist so eine Aussage ein 'Stempel' für ein ganzes Leben? Müssen solche Kinder ständig medikamentös behandelt werden?

Was ist, wenn ein Kind einfach mal ein anderes Temperament hat, weil es aus einem anderen Kulturkreis kommt, wo nun mal die Kinder anders (d.h.die dürfen auch mal rumschreien, werden ihnen mehr Freiheiten gegeben, wird nicht ständig auf sie eingeredet: sei leise, sei still, usw.) aufwachsen? Die sind anders in ihrem Temperament, werden solche dann auch als ADS-ler hier in Deutschland 'abgetan'?

Das ist ein sehr heikeles Thema, ich weiß, und eben deshalb macht es mir ein wenig Angst, denn meiner Meinung nach neigt man zu schnell heutzutage dazu, ein Kind in diese Schublade zu stecken. Wie sieht ihr denn das?

VG

Gaby

 
6 Antworten:

Re: AD(H)S- ein paar Fragen dazu

Antwort von lovemoni am 20.11.2009, 12:50 Uhr

ADHS äußert sich bei jedem Kind anderster.
MeineTochter war zb als baby nur am schreien, immer unzufrieden.
Jetzt mit 6 ist sie an sich lieb, hat aber null frustrationsgrenze, es muß immer alles sofort 100%sofort klappen. Zudem hat sie eine falsche selbstwahrnehmung: sie merkt nicht daß sie beliebt ist, hat immer selbstzweifel, traut sich wenig zu, obwohl sie in vielen sachen schon weiter ist als andere.

Mein Sohn war als Baby total lieb, kein Vergleich mit seiner Schwester...
Bei ihm fing das ganze massiv vorm dritten Geburtstag an, er brüllt einen an, verweigert sich, läßt sich immer ablenken, ist überfordert wenn er in einer Gruppe ist. Bis vor kurzem hat er stark mit treten, schlagen hauen reagiert, wenn ihm etwas nicht gepaßt hat. Er hat ebenso wie seine Schwester eine sehr geringe Frustrationstoleranz...
Man muß ihm alles 50 mal sagen, bis es hängen bleibt...

Beide Kids wurden bei einer Kinderpsychologin getestet, ADHS hat mein ein leben lang, Medikamente können ,müssen aber nicht ein leben lang genommen werden. Oftmals kann man auch mit intensiver Therapie eine Besserung bewirken...ist aber ein langer mühsamer Prozeß und in manchen Fällen helfen nur Medikamente...

Eine Erziehung ohne Regeln und Konsuequenzen kann ähnliches verhalten wie adhs begünstigen...

so ich hoffe das reicht erstmal

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Re: AD(H)S- ein paar Fragen dazu

Antwort von gaby67 am 20.11.2009, 13:07 Uhr

Hallo Lovemoni,

danke Dir für die Antwort? Welche Tests gibt es, um das zu testen?

VG.

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Re: AD(H)S- ein paar Fragen dazu

Antwort von Ameise am 20.11.2009, 13:20 Uhr

Hi,

bei so vielen Fragen empfehle ich Dir, in einer Bücherei ein Sachbuch darüber auszuleihen, um Dir ein tatsächliches Bild darüber zu machen.

ADHS-Symptome sind nicht gleichzusetzen mit Temperament oder einem Erziehungsstil, in dem die Kinder "schreien" dürfen.

Sicherlich wird in der Presse hauptsächlich auf dem Symptom der Hyperaktivität herumgeritten. Aber doch selten geht es tatsächlich darum, wei sich die betreffende Person fühlt, wie sie alles erlebt, was ihr das Leben schwer macht. Meist geht es nur darum, ob eine solche Person in die Gesellschaft "passt" und darum, dass sich die Umwelt "gestört" fühlt, wenn einer so hibbelig ist.

Aber darum geht es ja im eigentlichen Sinne nicht.

ADHS und ADS bedeutet, Reize, die das komplette Sinnesorgansortiment betreffen wie Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen nicht gefiltert werden können. Alle Reize kommen gleichwertig in einer Zelle an und werden gleichwertig weitergegeben. Es gibt kaum Selektion, ob nun etwas, das ich gerade anhöre wichtiger ist, als etwas, dass ich im Augenwinkel sehe. Ein Vogel, der am Fenster vorbei fliegt, wird gleich stark wahrgenommen wie das Gespräch mit der Mutter und die kratzende Unterhose etc. Wir Nicht-ADHSler gewichten alle Reize unterschiedlich. Wenn ich beispielsweise ein Buch lese, kriege ich um mich rum nichts mit. Ich kann die Reize selektieren. Auf einen ADHSler prasseln sie 24 Stunden am Tag ungefiltert ein.

ADHS und ADS bedeutet, permanent überreizt zu sein, weil eine Nervenzellen den empfangenen Reiz abgibt und sofort zurückerhält - nur um ihn dann wieder abzugeben und zurückzuerhalten etc. Ein Ping-Pong-Spiel. Reize werden also nicht einfach weitergegeben und verarbeitet, sondern ständig aufs neue gesendet. Deshalb spricht man auch von einer Störung der Neurotransmitter - Botenstoffe im Hirn.

ADHS-Medikamente unterbinden quasi diesen schnellen Rücktransport. Dadurch ist die betreffende Person endlich nicht mehr reizüberflutet, sondern kann die Reize selbst selektieren. Dadurch kommt die Person endlich zur Ruhe, kann sich auf eine Sache konzentrieren, ohne ständig abgelenkt zu werden. Sie bestehen in der regel aus dem Wirkstoff Methylphenidat. Dieser Wirkstoff ist kein Ruhigsteller, sondern ein Aufputschmittel, ein Stimulanz, um eben oben genannte Wirkung zu erzielen.

Oft wird ja von ruhig gestellten Kinder geschrieben, von Kindern, die nur noch ein Schatten ihrer selbst wären. Sofern ein Kind unter der Gabe von Methylphenidat wie ruhig gestellt, apatisch oder gar depressiv wirkt, dann ist entweder die Dosierung viel zu hoch oder es verträgt das Medikament nicht. Eine Wesensveränderung sollte auf jeden Fall nicht stattfinden.

Methylphenidat wird in entsprechender Zeit komplett verstoffwechselt - in der Regel 3-4 Stunden. Danach ist der Wirkstoff vom Körper komplett abgebaut. Dies ist auch der Grund, weshalb es keine "Heilung" in dem Sinne ist.

Nicht alle betroffenen Personen müssen medikamentös behandelt werden, nicht jeder Hirnstoffwechsel ist gleich. Weiterhin kann man auch durch gezieltes Training und Therapien der betreffenden Person Hilfestellung geben. Viele sind allerdings erst durch die Medikation therapiefähig.

Natürlich kann sich ein Arzt bei der Diagnose irren - wie bei vielen anderen Diagnosen auch. ADHS ist eine Ausschlussdiagnose, da man ja nicht den Schädel einfach mal öffnen kann, um Proben zu entnehmen.

Ich verstehe nicht ganz, was Du mit "Stempel fürs ganze Leben" meinst. Wenn Du nun eine andere, nicht heilbare Erkrankung hast, spichst Du dann von einem Stempel?

Bislang habe ich noch keine Familie mit ADHS-Problematik getroffen, die sich die Diagnose schnell eingeholt und auf dieser ausgeruht haben. Ich habe bislang auch noch keinen einzigen Fall kennen gelernt, wo leichtfertig Medikamente gegeben wurden. Viele haben erst jahrelang alles mögliche alternative ausprobiert, haben viele Therapien hinter sich gebracht und viele "Spezialisten" aufgesucht.

Aber natürlich gibt es "schwarze Schafe" - unter den Ärzten, Lehrern und Therapeuten genauso wie unter den Eltern. Nicht umsonst liegt die Mißhandlungsrate von Kindern durch ihre nächsten Angehörigen bei über 90 %. Diese sind natürlich auch immer wieder gefundene Fressen für die Presse - denn nur solche Schlagzeilen verkaufen sich...

Aber worum geht es nun? Es geht doch darum, wie ein Kind sich und die Umwelt selbst erlebt. Ist es im Vorschulalter schon depressiv, weil es noch nie ein Spiel bis zum Ende gespielt hat - egal, ob gewonnen oder verloren? etc.

Früher gab es diese Erkrankung auch - nur hat es keiner gewußt. Früher haben diese Personen sicherlich viele Schläge und Ausgrenzungen einstecken müssen. Früher wurden diese Personen nicht therapiert, sondern immer wieder bestraft und als schlecht hingestellt. Ich denke, nicht umsonst haben heute nun so viele Erwachsene Depressionen, Borderline oder sonstige psychische Auffälligkeiten.......

Man sollte sich auf jeden Fall auf der Diagnose nicht ausruhen. Aber wenn ein Kind tatsächlich davon betroffen ist, sollte man es auch nicht als Erziehungsfehler oder Temperament abtun.

Weiterhin gibt es diese Erkrankung ja nicht nur bei Kindern - immer mehr Erwachsene lassen sich nunmehr auf ADHS testen, um endlich zu verstehen, weshalb sie so viele Probleme im Leben haben. Es ist also keine kinderspezifische Erkrankung, die sich irgendwan "auswächst".

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Lies es dir bitte durch

Antwort von melli19 am 20.11.2009, 18:10 Uhr

http://www.ads-kurse.de/Was_ist_ADS_ADHS.htm

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Re: AD(H)S- ein paar Fragen dazu

Antwort von 4hamänner am 20.11.2009, 18:19 Uhr

Hallo Gabi,

das aus meiner Sicht wichtigste Kriterium für eine Diagnose ist, ob das Kind sich durch sein Verhalten beeinträchtigt fühlt. Das heißt, dass das Kind einen Leidensdruck hat, sich also selber im Weg steht und zwar nicht nur bei Aktivitäten, die die Erwachsenen gern haben möchten sondern auch bei Aktivitäten, die das Kind selber gern machen möchte. So können die Kinder nicht die Sachen spielen, die sie selber gern spielen möchten, da sie sich selber dabei stören.

LG
Anja

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Re: AD(H)S- ein paar Fragen dazu

Antwort von Pedilein am 22.11.2009, 19:38 Uhr

http://www.netdoktor.de/Krankheiten/ADHS/Wissen/ADHS-Aufmerksamkeitsdefizit-Hy-4620.html

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