Er vermisst Papa

Oh Mann.
Mir zerreisst es grad mein Herz. Mein Kleiner (fast 8) hat gerade über eine Stunde herzzerreissend geweint.

Er war übers Wochenende bei seinem Papa. Er wohnt ca. 5 km von uns entfernt.

Wir sind seit über 4 Jahren getrennt und auch mittlerweile geschieden. Ich habe einen Freund, der seit Oktober bei uns wohnt.

Der Kleine sieht seinen Papa von Anfang an immer jedes 2. Wochenende. Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend. Und dazu noch einmal für ein paar Stunden in der Woche nachmittags bis abends. Und er kann ihn jederzeit sehen, wann er will. Vorausgesetzt sein Papa hat Zeit, oder grad keine Spätschicht.

Früher, als er noch kleiner war, hat er abends öfter mal geweint und wollte, dass sein Papa wieder hier wohnt. Das war eine schlimme und schwere Zeit.

Aber seit 2 Jahren war garnichts mehr. Überhaupt nichts. Wir konnten ganz normal darüber reden.

Aber eben, oh mann, das war so schlimm.

Sein Papa hat ihn um 19 Uhr (wie immer) nach Hause gebracht. Sie haben sich wie immer verabschiedet und als wir im Haus waren, hab ich den Kleinen in die Arme genommen und gedrückt und ihm gesagt, dass ich ihn vermisst habe und froh bin, dass er wieder bei mir ist. Wir haben 10 min. geredet und da er morgen um 6 Uhr aufstehen muss, wegen der Schule, hab ich dann gesagt, er solle sich schonmal langsam fürs Bett fertig machen.

Aufeinmal reisst er sich aus meinen Armen und sagt:" Warum bist Du nur so böse mit mir ?!" Er rannte ins Bad und fing an zu weinen. Ich bin direkt hinterher und hab gefragt, was denn los sei. Er antwortete :" Mama, ich weiss es selber nicht." Ich hab ihn dann in den Arm genommen und erklärt, dass ich ja auch sehr gerne noch viel Zeit mit ihm heute abend verbringen möchte, aber das das halt nunmal nicht geht, weil er morgen wieder früh aufstehen muss. Und das Schule wichtig ist und es leider auch nicht anders geht.

Er hat sich gar nicht mehr beruhigen lassen. Mein Freund kam dann auch ins Bad und hat versucht mit ihm zu reden und ihn zu trösten. Weil er dann Spässchen mit ihm gemacht hat, hat er auch mal kurzzeitig aufgehört zu weinen und hat sich dann fürs Bett fertig gemacht.

Kaum aber ging die Badezimmertür auf und er sah mich, fing er wieder jämmerlich an zu weinen. Ich habe die Arme ausgebreitet und er wollte sich nicht von mir umarmen lassen. Er ging an mir vorbei und liess sich aufs Sofa fallen und weinte dort weiter. Ich hab mich dann zu ihm gelegt und gestreichelt. Dann sagte er aufeinmal:" Das Wochenende beim Papa war soooo schön. Und jetzt bin ich wieder hier." Ups, da war ich echt geschockt. Ich hab ihm dann gesagt, dass, wenn er die anderen Wochenenden immer bei uns verbringt, unternehmen wir doch auch viel mit ihm und dass er auch hier seine Freunde hat, mit denen er sich immer treffen kann. Und das er nunmal die ganze Woche über bei uns ist und bei uns ist halt Alltag. Hausaufgaben, Essen, Früh ins Bett gehen, Zähneputzen, früh aufstehen.... geregelte Zeiten.

Ich konnte ihn dann soweit beruhigen, dass ich es schaffte, mit ihm in sein Zimmer zu gehen. Dort fing er sofort wieder an zu weinen. Er wollte auch erst nicht zu mir, damit ich ihn trösten konnte, aber irgendwann kam er dann doch zu mir und wir haben uns in die Kuschelecke gekuschelt und geredet, er hat mehr geweint als geredet. Musste mich sehr anstrengen, ihn zu verstehen. Er sagte:" Mama, ich bin so traurig. Ich seh den Papa nicht so oft. Ich will, dass ich ihn immer sehen kann, wannn ich will. Ich will, dass ihr euch wieder lieb habt und dass der Papa wieder hier wohnt. Ich bin so unglücklich, Mama. Ich kann das nicht mehr und ich will das nicht mehr. "
Da hab ich ihm von den anderen Jungs und Mädchen aus seiner Klasse und aus dem Ort erzählt, die ihren Papa nur ganz selten, oder sogar garnicht sehen können. Das war ihm egal. Er hat ununterbrochen geweint und wollte dass Papa wieder hier wohnt. Aber er will auch nicht, dass mein 'Freund dann hier auszieht. Der soll auch hier wohnen.

Ach Gott, es hat mir das Herz zerrissen. Jetzt ist er eingeschlafen. Ich und meine Mutter konnten ihn soweit dann beruhigen. Wir haben ihm erzählt, dass, wenn er mal 2 Jahre älter ist, sogar mit dem Fahrrad zum Papa fahren kann, wann immer er will usw.

Boah, ich bin völlig geschockt und traurig. Ich dachte, er hätte sich nach all den Jahren halbwegs daran gewöhnt. Ich will nicht, dass er unglücklich ist. Was soll ich nur tun ?

Liegt es vielleicht auch ein bischen daran, dass er bei seinem Papa heute morgen schon um 5 Uhr aufgestanden ist, übermüdet war. Ich weiss es nicht.