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Geschrieben von Murmeline am 06.01.2005, 9:31 Uhr

Was haltet Ihr davon?????

Das habe ich eben im Netz gefunden:

Zitat:

30. Dezember 2004 18:46
Tsunami der Massenhysterie
yossarian

Da kommt man frisch aus dem Weihnachtsurlaub (kein Internet, kein TV,
keine Zeitung) und dann sowas. Die Wasser-Welle in Südostasien war
groß, aber nichts toppt den Massenhysterietsunami und die Hektoliter
Krokodilstränen, die hier gerade in Strömen fließen und turmhohe
Wellen schlagen. Eimerweise Bedauern, ich könnt grad wieder kotzen
oder meinen Urlaub in der Blockhütte auf unbestimmte Zeit verlängern
("Mach doch, mach doch", werden jetzt wieder einige sagen, aber
darauf ist gepfiffen):

1.) Selektive Wahrnehmung ist eine tolle Sache: Anstatt sich um das
MENSCHENGEMACHTE Leid auf dieser Welt zu kümmern, starrt die Masse auf
nun gerade das Leid, was tatsächlich derzeit ziemlich unabänderlich
ist. Und alle Massenmedien bestärken die Masse in ihrem
kanickelstarren Blick auf das Unabänderliche, anstatt sich um das zu
kümmern, was tatsächlich zu
verändern geht und was es zu verändern gilt:

Krieg führen im Irak oder Menschen durch Antipersonenminen zu
zerfetzen ist kein unabänderliches Schicksal und hat auch nichts mit
Mutter Gaias Neuordnung der Kontinentalplatten zu tun.

Wenn *JEDEN* Tag 20.000 Menschen verhungern, obwohl keiner von ihnen
das müßte, dann ist das ein echtes Problem, nicht wenn irgendwo das
Wasser hochschwappt und die Tektonik einmal in 100 Jahren das macht,
was der Mensch jede Woche fertigbringt.

Psychologisch sind diese Hysterien m.E. auch sehr einfach zu
erklären: Das Stichwort heißt VERANTWORTUNG. Wir alle wissen, dass auf
dieser Kugel ziemlich viel falsch läuft und dass wir selbst an 99%
davon schuld sind. Insbesondere weil man nichts dagegen tut obwohl
man es besser weiß. Das drückt latent aufs Gemüt. Wie schön ist es da
doch, wenn dann irgendwas passiert, wofür man beim besten Willen nur
den nichtexistenten Herrgott verantwortlich machen kann und man
selbst als echtes Unschuldslamm darsteht. Balsam für die Seele, und
so lieben die Menschen im Westen die Fluten in Asien: Es macht sie
für den Moment vergessen, daß ihre billige Banane nur deswegen billig
ist, weil man in Südamerika Bauernführer mordet, die für bessere
Löhne streiten. Da setzt man sich gerne vor die Glotze und "geht
Tsunami gucken" und sich ein bißchen gruseln, dazu vielleicht eine
Blut-Banane essen. Man sieht das Blut ja nicht.

Es gibt nichts Richtiges im Falschen und mit den kleinen Sachen fängt
es an. Wie sagte eine gute Freundin von mir:

Viele der jetzt abgesoffenen Touris in Thailand, sind wahrscheinlich
zum Genuß der minderjährigen Landesschönheiten angereist: Ausnützen
eines Währungsgefälles zur Begehung von Sexualverbrechen. Aber zu
Hause "Rübe ab" für die bösen Kinderschänder fordern. Erst vor der
Flut sind alle gleich.

Bis auf Helmut Kohl in Sri Lanka. Der wurde ausgeflogen, wo man den
Hubschrauber in dem er saß, vielleicht in der selben Zeit etwas
nötiger gebraucht hätte, um Überlebende aufzusammeln. Und irgendwie
ist auch Karl Nielson gleicher als so ein fremdländisches Thaikind.
Karl Nilsson ist ein kleiner schwedischer Junge, er war gestern auf
dem Titelblatt dieses bräunlichen Klopapiers namens FTD, er vermißt
seine Eltern am Strand von Thailand. Ich kann mir jetzt gerade nicht
helfen, aber einen kleinen Schweden als Symbol für eine
Flutkatastrophe in Thailand abzubilden, grenzt irgendwo an Rassismus.
Aber der kleine Karl ist blau- statt schlitzäugig und deswegen
identifiziert man sich hier mit ihm besser: Das ist nämlich einer von
"UNS" und nicht einer von den ungewaschenen Horden da irgendwo in
Hinterindien. (Humor muß sein: Ungewaschen sind die Horden ja nun
gerade nicht mehr...)

Überall wo steht "60.000 Menschen tot, darunter 100 Deutsche" o.ä. da
muß ich immer schlucken: Warum schlüsselt man das überhaupt auf? Man
schreibt ja auch nicht: "60.000 Menschen tot, darunter 5 Saarländer"
denn sowas tendiert schon leicht in Richtung Absurdistan. Es sind
halt viele getötet worden und sie sind doch alle gleich. Oder etwa
doch nicht?

2.) Frühwarnsystem hin oder her, Mit einer Vorwarnerzeit von max. 4
Stunden kann niemand auch nur eine kleinere Küstenstadt von 200.000
Einwohnern evakuieren. Diese Verkehrslast können die Straßen nicht
mal unter Optimalbedingungen verkraften. Damit muß man leben, auch
wenn man natürlich immer versuchen muß, soviele Menschen wie möglich
zu retten. Menschen siedeln nun mal an Küsten, denn Küsten bedeuten
Häfen und damit Freiheit und Wohlstand. Aber an Küsten gibt es nunmal
Fluten, Deiche und Frühwarnsystme hin oder her. Wenns Wasser steigt,
ist Land Unter.

3.) Ein kleines Wort zur "Hilfe" für die Opfer. Ich kenne einige
Menschen, die sehr gerne helfen würden. Geht aber nicht. Dafür gibt
es nämlich keine Freistellung und auch keinen Urlaub. Schon damals,
beim Oderhochwasser haben viele vom THW massive Probleme bekommen,
als sie spontan hingefahren sind, um Sandsäcke zu schleppen. Man kann
diesen paramilitärischen Uniformfetischsten vom THW viel vorwerfen,
aber nicht, daß sie nicht kommen würden, wenn man sie ruft. Wie ernst
meint man es also tatsächlich mit der Hilfe, die auch tatsächlich
helfen würde? Und wieviele obdachlose Flutflüchtlingskinder aus Sri
Lanka gedenkt Deutschland unbefristet aufzunehmen? Was kostet ein
Eurofighter und wieviel Soforthilfe leistet der Westen? Wie hoch ist
der Anteil des Militärhaushalts an den indonesichen Staatsausgaben
und könnte man da nicht vielleicht in Zukunft was umschichten?
Vielleicht drei Groschen für ein Frühwarnsystem? Tschechien und
Österreich haben schließlich auch damals ihre Kriegswaffenprogramme
zusammengestrichen, um die Flutschäden zu bezahlen. Und warum gibt es
überhaupt lauter so dumme Fragen?

4.) Zerstörungen sind schlecht für die Opfer, aber gut für die
Wirtschaft. Die brummt dannach wie ein Schwarm Hornissen, denn es muß
alles wieder neu aufgebaut werden: Viele, neue, schönere, größere
Tauchschulen deutscher Investoren an Thailands Stränden. Noch
billigere Nutten, denn im Elend tut der Mensch alles um zu überleben.
Neue Infrastruktur vom öffentlichen Mülleimer bis zu neuen Straßen:
Da freut sich der Stadtplaner und der Architekt kriegt viele
Aufträge. Das alte Telefonnetz ist hin? Kein Problem, Siemens oder
Ericsson legen ein neues. Haben beide schon in Kabul gezeigt, was man
alles in kurzer Zeit aus einer zerstörten Stadt machen kann, wenn der
Rubel rollt. Daß der Rubel meist aus Knebelkrediten besteht, die die
betroffenen Länder in jahrzehntelange Zinsknechtschaft der Banken
führt: Who cares? Phuket, wir kommen. Das ist die "Hilfe" westlichen
Stils.

mfG, yossarian (Wem meine Einstellung nicht paßt, den kann ich gut
verstehen: Ich hätte auch gern eine andere. Aber die Lage gibts nicht
her.)


Quelle: http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read...&forum_id=71384


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