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Geschrieben von Jonas0505 am 15.07.2008, 18:08 Uhr

Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

...ein reisserischer Titel, aber so lesen es die meisten Leute....


Es geht um meine Schwiegermutter. Sie hatte auch früher schon ein sehr, sehr gutes Einkommen und das hat sie auch immer gerne (für sich oder ihre Töchter, nicht für meinen Mann) ausgegeben. Sie war bzw. ist alleinerziehend, mein Mann musste in ihrer Familie immer so eine Art Versorgerrolle einnehmen, aus der er sich nur ganz langsam und schwer lösen konnte. Seine Bedürfnisse wurden von allen übergangen, er lernt erst jetzt langsam, sie seiner Mutter gegenüber zu vertreten (bei mir hat er da keinerlei Schwierigkeiten, aber das nur mal so angemerkt ).

Als er studiert hat, hatte er keinen Bafög-Anspruch. Meine Schwiegermutter hätte eigentlich sein Studium finanzieren müssen, hätte das auch locker gekonnt, hat sich aber geweigert. Damals waren wir schon ein Paar, hatten schon einen gemeinsamen Haushalt mit gemeinsamer Kasse und unter dem fehlenden Geld haben wir beide gelitten. Es war wirklich schwer, es alleine durch Nebenjobs zu kompensieren. So hatten wir auch nie die Möglichkeit, unbezahlte Praktika zu machen, was wichtig gewesen wäre, von einem Auslandsjahr ganz zu schweigen. Studienbücher waren oft unerschwinglich, am Monatsende hatten wir kaum noch genug Geld für Essen, ich hatte jahrelang keine Winterjacke und nur ein paar billige Turnschuhe, das bei jedem Regen sofort durchnässt war, ingesamt also keine schöne Situation.

Meine Schwiegermutter hat sich in dieser Zeit ein schönes Leben gemacht. Mit unseren Problemen hatte sie nichts zu tun, hat meinen Mann aber ständig für unbezahlte Dienstleistungen verpflichtet. Zumindest diese Arbeiten hätte sie bezahlen müssen, hat sie aber nicht getan. Mein Mann und ich haben uns beide ausgenutzt gefühlt, er konnte sich den Forderungen seiner Mutter aber einfach nicht entziehen, so sehr er sich auch selber ärgerte.

Jetzt sind seine Schwestern in dem Alter, in dem wir damals waren, und ihr Alltag sieht ganz anders aus: meine Schwiegermutter finanziert Wohnungseinrichtungen, Autos, Auslandsurlaube usw. Wenn ich mir dann überlege, was sie uns damals für Schwierigkeiten gemacht hat, empfinde ich nur Bitterkeit, Verachtung, Wut und, das gebe ich ganz offen zu, auch Neid. Meinen Schwägerinnen gebe ich keine Schuld, die trägt meine Schwiegermutter.

Ich habe schon mehrfach versucht, mit ihr offen und ehrlich darüber zu sprechen. Ihre Ansicht: naja, war ja vielleicht nicht ganz richtig, was sie gemacht hat, aber so empfindet sie halt.

Tja, und damit kann ich nicht umgehen. Es fällt mir sehr schwer, weiter den freundlichen, familiären Kontakt aufrecht zu erhalten, da ich befürchte, dass sie in ein paar Jahren, wenn meine Schwägerinnen eine Familie gründen, zwischen deren Kindern und unserem die gleichen Unterschiede machen wird wie zwischen meinem Mann und seinen Schwestern.

Mein Mann findet, dass sein emotionales Verhältnis zu seiner Mutter absolut kaputt ist, den engen Kontakt will er aber aufrechthalten und verlangt dies auch von mir, allen Beteiligten zuliebe. Ich merke aber, wie sehr mich der Kontakt zu dieser Frau anstrengt, wie sehr ich mich aufrege und wie sinnlos das alles ist. Eine Möglichkeit, mich ohne offene Eskalation (die mein Mann auf keinen Fall will) zu distanzieren, sehe ich ehrlich gesagt nicht.

Mein Fazit: ich muss irgendwie versuchen, diese negativen Gefühle irgendwie zu verarbeiten. Ich muss mit mir selber ins Reine kommen, meiner Schwiegermutter verzeihen und das ganze abhaken.

Nur wie gelingt mir das?

Bin für jeden Rat dankbar!

Liebe Grüsse!

 
19 Antworten:

Re: Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

Antwort von Cata am 15.07.2008, 18:51 Uhr

Ich versteh ja, dass es dich irgendwo wurmt, aber es ist ihre Kohle, und sie darf damit tun, was sie will. Wenn nun dein Mann dabei den Kuerzeren gezogen hat, dann laesst sich das heut nicht mehr aendern. Was soll sie denn jetzt machen? Vielleicht macht sie es ja in Zukunft an den Enkelkindern wieder gut.
Sieh es einfach so, dein Mann kann stolz darauf sein, was er geleistet hat. Ihr muesst niemandem dankbar sein und seid niemandem was schuldig. Dann kann dein Mann spaeter auch ruhigen Gewissens mal nein sagen, wenn sie mal was will.
Sie sagt ja selber, dass sie es nicht ganz richtig fand, kanns aber nun mal nicht mehr aendern. Insofern wuerde ich nicht so hart mit ihr ins Gericht gehen. Wie gesagt, es ist ja ihr Geld. Deinen Schwaegerinnen kannst du deswegen kaum Vorwuerfe machen.

Cata

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Stimmt so eben nicht...

Antwort von Jonas0505 am 15.07.2008, 18:58 Uhr

Es ging ja nicht um Geschenke, sondern um den Unterhalt während des Studiums. Sie war juristisch verpflichtet zu zahlen, hat es aber nicht eingesehen und mein Mann war zu eingeschüchtert, um es juristisch/formal einzufordern, obwohl das kein Problem gewesen wäre.

Da wir eine gemeinsame Kasse hatten, war es auch halt auch mein Geld, das fehlte.... Und dass sie ihren Töchtern hinterherwirft, was sie ihm - und damit auch mir- vorenthalten hat, finde ich so gemein...



Liebe Grüsse....

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Re: Stimmt so eben nicht...

Antwort von +emfut+ am 15.07.2008, 19:10 Uhr

Sorry, aber das ist natürlich auch so eine Sache....

Es stand Deinem Mann zu. Er hat darauf verzichtet bzw. es nicht eingefordert. Weil?? Wahrscheinlich hatte er, um es mal deutlich zu sagen, nicht genug Hintern in der Hose. Keine Lust auf Streit. Ist Dein Mann konfliktscheu?
It takes two to Tango.

Du packst Deine ganze Wut, Enttäuschung, Trauer auf Deine SM. Da gehört sie nicht ausschließlich hin.

In der Psychologie sagt man, daß man erst verzeihen bzw. überhaupt mit einer Sache abschließen kann, wenn man sie dahin gepackt hat, wo sie hingehört - und eben diese Trauer, Wut, Enttäuschung ausreichend zugelassen hat - an der Stelle, an der sie hingehört.

Mein Vorschlag, oder was ich mal ausprobieren würde:
Trauere über die Dinge, die Ihr nicht gehabt habt, und die Deine Schwägerinnen nun haben. Diese Trauer hat eine Berechtigung und braucht einen Platz.
Trauere auch darum, daß Dein Mann ein Weichei ist, zumindest seiner Mutter gegenüber. Das macht ihn nicht unbedingt zu einem schlechten Mann. Vielleicht ist seine Konflikscheu, seine Weichheit an anderer Stelle das, was Du an ihm liebst. Dann sehe diesen Characterzug mit seinen zwei Seiten, mit seinen Vor- und Nachteilen.
Und trauere über die Tatsache, daß Deine SM nicht in der Lage ist, ihre Kinder gleich zu behandeln. Bedauere sie ein bißchen. Sie lebt in einer Welt, in der Du nicht leben willst. Arme Frau.

Spüre Deine Gefühle, lasse sie zu, und nehme sie an. Diese Gefühle haben eine Berechtigung, sie sind nicht falsch oder verboten.

Erst, wenn Du diese Gefühle annimmst und einordnest, kannst Du sie auch loslassen.

Versuch es mal.
Allerdings habe ich diverse Jahre Therapie gebraucht, um das so zu können, wie ich es aufgeschrieben habe.

Gruß,
Elisabeth.

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Re: Stimmt so eben nicht...

Antwort von Emilly am 15.07.2008, 19:54 Uhr

Hallo,

ich kann mich da +emfut+ nur anschließen, sehe es ganz genauso. Ausserdem finde ich es sehr nachtragend. Das hättet ihr damals klären müssen und nicht jetzt. Weder die anderen Kinder Deiner SM können etwas dafür noch wird sie es einsehen. Manchmal muss man mit der Meinung eines Menschen eben leben.

Für mich liest sich das sehr nach großem Neid auf die Schwestern. Vielleicht hat Deine SM einfach inzwischen ihre Einstellung geändert, manche Menschen verändern sich mit den Jahren und werden "weicher", jetzt sieht sie es eben anders. Aber es ist wirklich ihr Geld und das geht Euch eigentlich nichts an, was sie damit macht. Hättet Ihr es damals wirklich gebraucht, dann hättet Ihr bzw. Dein Mann es eben einklagen müssen - aber das kannst Du jetzt nicht mehr ändern.

Lass die Sache doch einfach los, versuch es zu vergessen. Es gibt viele Eltern die, aus welchen Gründen auch immer, ihre Kinder nicht gleich behandeln, das kann man aber nicht bis ans Lebensende nachtragen und Du als Schwiegertochter schon gar nicht. Und so bist Du definitiv die Leidtragende, denn Du schleppst die ganze Wut mit Dir rum. Ihr könnt sehr stolz sein auf die damalige Zeit, schliesslich habt Ihr es auch so geschafft. Denk doch immer daran, trage den Kopf hoch und gönne es den anderen.

Du hast es im Gespräch versucht, sie sieht es eben anders, kann man nichts machen. Mach es bei Deinen Kindern anders und gut ists, betrachte die gemachten Erfahrungen als positiv und drehe es einfach um. So versuche ich das immer (mit einer auch nicht ganz einfachen Familie auf beiden Seiten), mit viel Kraft klappt das auch und man fühlt sich fürs nächste Mal stärker!

LG,

Emilly

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ich finde du urteilst zuviel

Antwort von annikala am 15.07.2008, 20:38 Uhr

über eine Situation, die du selbst nicht erlebt hast, sondern nur vom Hörensagen kennst.

Deshalb habe ich deinen Beitrag auch nicht zu Ende gelesen.

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Re: Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

Antwort von hannahma am 15.07.2008, 21:37 Uhr

Hallo,

ich kann Deinen Ärger sehr gut nachvollziehen, schließe mich aber Elisabeth an.

Dein Mann hätte damals sein Recht einfordern sollen - jetzt ist es zu spät.
Unabhängig davon, ob seine Schwestern jetzt alles bekommen, mußt Du damit abschließen.

Ich könnte das glaub ich auch nicht so leicht. Aber es wäre sicher besser für Dein Seelenheil.
Dein Mann will keine Konfrontation, also kannst Du schlußendlich nichts machen.

Aber: wenn Du auf Dauer nicht klarkommst, denk dran - abgerechnet wird zum Schluß. Wer weiß, vielleicht braucht sie ja mal Hilfe - dann kann sie sich vertrauensvoll an die Töchter wenden. Vielleicht hilft Dir ja der Gedanke...

Gruß
Tonic

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??????

Antwort von Jonas0505 am 16.07.2008, 0:52 Uhr

Aber genau darum geht es mir ja: ich habe die ganze Situation sehr wohl erlebt, ich war im Endeffekt diejenige, die dafür bezahlen musste!

Wir waren damals schon ein Paar, gemeinsamer Haushalt, gemeinsames Geld und das reichte vorne und hinten nicht. Es haben uns halt die etwa 900 DM fehlten, auf die er monatlich Anspruch gehabt hätte. Ich habe mir ganz ehrlich den Popo abgearbeitet und auch den Popo abgefroren (wortwörtlich) und es hat trotzdem an der absoluten Grundversorgung gemangelt. Das ist es ja, was es mir so schwer macht, meiner Schwiegermutter zu verzeihen: dass diese Zeit einfach so entbehrungsreich war und so anstrengend und dass wir damals so unglücklich waren.


Liebe Grüße...

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Re: Stimmt so eben nicht...

Antwort von Jonas0505 am 16.07.2008, 1:03 Uhr

Hallo,

Du hast Recht, es ist wirklich furchtbar nachtragend. Ich WILL ja loslassen und vergessen, es gelingt mir nur einfach nicht... Da ist einfach so viel Wut.

Mein Problem ist auch, dass ich nicht das Gefühl habe, dass sich irgendetwas geändert hat. Meine Schwiegermutter behandelt meinen Mann (und halt auch mich, weil viele Situationen uns ja zwangsläufig beide betreffen) einfach wie ein Kind 2. Klasse. Seine Schwestern gehen vor, immer und überall. Dabei geht es nicht um Geld, sondern um viele verletzte Gefühle. Nur ein Beispiel: seitdem mein Mann 19 Jahre alt war, war er an Heiligabend nicht mehr willkommen - weil die kleineren Geschwister wichtiger sind, wie sie mir erst vor ein paar Monaten erklärt hat. Er musste halt alleine feiern (ha ha) oder zu seiner damaligen Freundin und deren Familie gehen (das war ich). Seine Schwestern sind heute im selben Alter und der Nabel der Welt für seine Mutter und Weihnachten wird ausgiebig für sie und mit ihnen zelebriert. Ich kann über so etwas nicht hinwegsehen - es macht mich wütend und traurig und hilflos, weil ich weiß, wie sehr es ihm und mir geschadet hat und noch immer schadet.

Viele Grüße....

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Re: Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

Antwort von Jonas0505 am 16.07.2008, 1:13 Uhr

Danke für Deine Antwort - es tut gut, wenn jemand sagt, dass es ihm auch schwerfallen würde, die Vorkommnisse zu vergessen. Glaub mir, ich mag mich so nachtragend und verbittert und neidisch selber gar nicht leiden und ich schäme mich auch dafür.

Wenn meine Schwiegermutter Hilfe bräuchte, würde ich sie ihr trotzdem immer geben, auch wenn ich mich nicht mehr aufopfern würde. Ich hasse sie ja nicht, im Gegenteil, ich habe sie sogar irgendwie gern. Das macht es wahrscheinlich auch so schwierig. Wenn ich sie nicht auch mögen würde, könnte ich alles wahrscheinlich einfacher abhaken.

Viele Grüße...

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Re: Stimmt so eben nicht...

Antwort von Jonas0505 am 16.07.2008, 1:27 Uhr

Mensch Emfut, ich habe Deine Beiträge schon immer gerne gelesen. Du bist eine unheimlich kluge Frau, das meine ich ganz ehrlich, und dieser Rat trifft wahrscheinlich genau ins Schwarze. Wie machst Du das???

Ein Stück meines Problems ist wirklich, dass ich diese Gefühle selber bisher nicht richtig zulasse. Ich schäme mich halt dafür. Wer ist schon gerne bitter und nachtragend und neidisch? Ich jedenfalls nicht. Und weil ich meine Schwiegermutter auch irgendwie mag, ist es umso schwerer. Ich verdränge diese Gefühle immer so lange, bis wieder irgendetwas vorfällt, das alles aufreißt.

Dass mein Mann seiner Mutter gegenüber ein Weichei ist, wie Du es zusammengefasst hast - das ist für mich okay, das brauche ich für mich nicht zu klären. Es ist in seiner Kindheit viel vorgefallen, das dieses Verhalten erklärt. Es gehört zu ihm und das akzeptiere ich. Er kann sich nicht anders verhalten.

Dass meine Schwiegermutter eigentlich auch ein Stück weit zu bedauern ist - stimmt. So habe ich es bisher noch nicht gesehen.



DANKE!

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Re: Seine Mutter verklagen?

Antwort von Misty am 16.07.2008, 9:21 Uhr

Hallo,

im Grunde hat emfut sicherlich recht, aber wrürdet ihr eure Mutter verklagen? Also ich nicht! Ich bin grade in genau der gleichen Situation inkl. keinem Bafög und dem zu zahlenden Beitrag meiner Eltern zum Unterhalt für mich.
Ich spreche ab und an mit meinen Eltern und sie steuern auch etwas bei, das ist leider kein fester Betrag sonder eher willkürlich. Ich kann nicht damit rechnen.
Mein Bruder hat seiner Zeit in den USA studiert, dort ist es alles noch teurer. Er hat einfach eine Creditcard vom Konto meiner Eltern bekommen.
Und grade dieser Unterschied, der zwischen Geschwistern gemacht wird ist unglaublich verletzend, klar ist nichts neues, dass man unterschiedliche Menschen (auch Kinder) nicht ale gleichbehandelt, ändert aber nichts daran, dass es weh tut.
Hinzukommt, dass wir eine Familie sind in der die Problematik (egal in welcher hinsicht) nicht wirklich auf den Tisch kommt, es wird totgeschwiegen.
Ich kann deine Gefühle wirklich nachvollziehen, aber nun, da die Situation sich verändert hat kannst du doch eigentlich verdammt stolz darauf sein, dass ihr es auch so geschafft habt! Trage diesen Stolz nach außen, auch zur Schwiegermutter...

Nebenbei: das Studentenleben ist micht mehr schön, sondern furchtbar, ich sehe um mich herum unglaublich viel Armut, dank der Studiengebühren, ist es noch schlimmer geworden, auch wenn die Bafög-Sätze nun nach Jahrzehnten angehoben wurden. Menschen, die sich z.T. weder Klamotten noch Essen leisten können, ganz zu schweigen davon, dass sie bloß niemals krank werden dürfen, und wenn, können sie es sich eh nicht leisten zum Arzt zu gehen...
Traurig aber wahr!!!

LG

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Re: Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

Antwort von ninas am 16.07.2008, 10:47 Uhr

Also gerade wird es etwas schwierig. Du hast einen Beitrag geschrieben, und so viele Antworten erhalten, zu denen auch etwas zu sagen wäre. Also entschudlige wenn ich nebenbei auch Antworten auf Aussagen anderer gebe.

Boah Emfut, klare Worte! Ausserdem sehr mutig. Dem wäre ja eigentlich nichts hinzuzufügen.

Ich habe mich auch beim Lesen deines Beitrages gewundert, warum dein Mann seinen Zuschuss nicht eingeklagt hat. Ich weiss nicht wie es zu der zeit war, aber zu unserer Zeit wurde dann Bafög ausgezahlt und dann von den Eltern wiedergeholt.
Natürlich ist es schwer die Eltern zu verklagen, aber den Eltern fällt es auch nciht schwer, die Zuschüsse zu verweigern die einem zustehen. Ausserdem geht es auch darum, dass Jonas Mann kein Bafög erhält, WEIL eben die Mutter zahlen müsste.

Leider habe ich einen ähnlichen Fall in unserer Familie. Meine Cousine ist ein Sandwichkind, die sich meiner Meinung nach nciht unberechtigt immer benachteiligt gefühlt hat. Sie ist immer da wenn sie gebraucht wird und sie hält die Familie zusammen. Tatsächlich wird das Lamm für die anderen beiden Kinder geschlachtet, die eher Probleme bereiten.

Meiner Meinung nach, werden die Leistungen, meiner cousine und deines Mannes viel zu selbstverständlich angenommen.
Gut, angenommen, seine Mutter empfindet nunmal mehr für die Töchter, kann er es nciht ändern.
Aber
Er kann zumindest, mit seinen Gefälligkeiten aufhören. Vielleicht versucht er sich einen Status bei seiner Mutter ergattern indem er für sie da ist, und auch jederzeit ihre kleinen Aufträge erledigt. Warum, wird wohl in der langen Geschichte seiner Kindheit liegen. Seine Mutter sieht es inzwischen als selbstverständlich an.

Mein Vorschlag, dein Mann sollte ein Gleichgewicht versuchen zu schaffen. indem er Prioritäten setzt. Er hat Kinder er hat eine Familie, er muss Geld verdienen, und kann es sich auf Dauer nicht leisten für seine Mutter parat zu stehen. Das klingt hart, aber anders wird es seine Mutter nie begreifen lernen. Sie sieht zwar ein, dass sie nicht richtig gehandelt hat, nimmt aber hin, dass sie keine Konsequenzen daraus hat.
Mir scheint, als fühlt sich dein Mann von seiner Mutter weniger geliebt.

In dem Fall würde ich euch etwas mehr freundliche Distanz empfehlen, dann wird es dir auch etwas leichter fallen, deiner Schwiegermutter mit weniger Ärger zu begegnen.
Was die Vergangenheit angeht, so muss ich natürlich Emfut recht geben, dein Mann hat sich nicht gewehrt. Er wehrt sich nciht gegen die Nichtzahlung, er wehrt sich jetzt nicht gegen das Ausnutzen.

Euer Ärger kommt erst jetzt richtig auf, wo ihr vorgeführt bekommt, dass sie auch anders kann. Vielleicht versucht sie auch bei den Mädchen die Fehler zu kompensieren. Ärger dich über dich selbst, dass du deinem Mann nicht in den Allerwertesten getreten hast, und ärgere dich über deinen Mann, der alles einfach so hingenommen hat, dann relativiert sich der Ärger über deine Schwiegermutter.
Dann versucht das Verhältnis in andere Bahnen zu leiten. Ihr seid jetzt eine eigenen Familie mit eigenen Verpflichtungen. Deine Schwiegermutter kann sich für die Dienstleistungen auch jemanden anderes holen.

Kurzum, dein Mann versucht sich immer noch die Liebe seiner Mutter zu erkaufen.

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Re: Seine Mutter verklagen?

Antwort von Jonas0505 am 16.07.2008, 13:02 Uhr

Hallo,

es ist wirklich erschreckend, wenn man sich überlegt, dass Studenten oft überhaupt keine Absicherung haben. Als wir damals in der Situation waren, war uns klar, dass es Sozialhilfeempfänger im Vergleich zu uns "gut" hatten, weil sie sich wenigstens um die Grundversorgung keine Gedanken machen mussten, also um Basics wie warme Kleidung oder die elementare Wohnungsausstattung.

Deine Situation ist aber auch wirklich nicht schön... gerade wenn man den Vergleich zum Auslandsstudium Deines Bruders zieht. Wahrscheinlich macht dieses Schweigen alles so verletzend. Man hat ja nicht einmal eine Erklärung für die Ungerechtigkeit, und was man nicht nachvollzieht, kann man auch nicht einfach abhaken.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg fürs Studium, allen widrigen Umständen zum Trotz!

Viele Grüße...

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Danke für das Kompliment

Antwort von +emfut+ am 16.07.2008, 13:26 Uhr

Ich kenne dise Situation, die Du schilderst, durchaus ähnlich.

Zwar ist es bei mir nicht so sehr die Ungleichbehandlung - meine Mutter hat uns drei ähnlich abweisend behandelt - aber dieser Konflikt zwischen "eigentlich habe ich sie lieb" und "uneigentlich ärgert mich total, was sie macht" - denn kenne ich sehr gut.

Für mich ist inzwischen klar, daß meine Mutter im Grunde "nur" die selber in der Kindheit erlernten Muster weitergegeben hat. Sie hat(te) nicht die Kraft, da rauszubrechen. Sie hätte von einer Therapie sicher profitiert, vielleicht hätte ihr das die Kraft gegeben. Aber sie konnte es nicht, sie kann es immer noch nicht, und jetzt ist es irgendwie auch zu spät.
Der für mich schwerste Teil - an dem ich immer mal wieder scheitere - ist, es stehen zu lassen. Ich kann nicht erwarten, daß die Einsicht über ihre Fehler jetzt plötzlich über sie kommt, daß sie in einem Anfall von geistiger Klarheit alle ihre Verfehlungen zugibt und schwört, es nie wieder zu tun. Aber mich von dieser Erwartung zu verabschieden - au weia, das ist schwer. Sie kann es nicht. Es ist so müßig, wie einem Blinden den Unterschied zwischen rot und rosa zu erklären. Sie müßte ja quasi ihre Überzeugungen, ihr Leben, ihre Erziehungsprinzipien - und damit große Teile ihres Lebens - in Frage stellen.

Ich versuche, es so zu sehen:
Sie konnte nicht anders, sie war gefangen in ihrer Erziehung, in ihren Erfahrungen.
Ich bin sehr froh, daß ich diese "Familientradition" nicht weitertragen muß. Ich bin stolz darauf, den "Ausstieg" weitgehend geschafft zu haben. Und ich bin erleichtert, daß meine Kinder andere Erfahrungen machen dürfen.
Aber eben WEIL ich den Ausstieg geschafft habe, weiß ich auch, wie schwer er ist. Ich kann und darf traurig sein, daß meine Mutter diese Kraft nicht gehabt hat, aber ich muß es akzeptieren. Ändern kann ich es nicht, und vorwerfen kann ich es ihr auch nicht wirklich. Aber die Trauer ist nötig, um es loslassen zu können.

Nur an den Erwartungen muß ich noch arbeiten *seufz*.

Bei Dir ist es noch etwas komplizierter, weil Du nicht in diesem Familiensystem aufgewachsen bist. Du siehst es von außen. Das hat den Vorteil, daß Du es distanzierter betrachten kannst - aber den Nachteil, daß Du die inneren Verstrickungen und Verkettungen nicht so nah spüren kannst.

Ach so, noch was: Es fällt vielen Menschen schwer, bestimmte Aktionen eines Menschen zu verurteilen, den Menschen aber trotzdem zu mögen. Das kann und muß man aber trennen. Auch ein "guter", liebenswerter Mensch kann Scheiße bauen. Das macht ihn nicht unbedingt zum Arschloch.
Und auch da hilft ein Blick hinter die Kulissen. Wo kommt diese "schlechte" Aktion von dem "guten" Menschen her? Meistens gibt es eine Erklärung, die einem helfen kann, den Menschen zu bedauern, statt ihn zu verurteilen. (Die Aktion kann und darf man aber trotzdem verurteilen - nur den Menschen eben nicht - Schwer zu erklären, ich hoffe, Du verstehst es.)

Gruß,
Elisabeth.

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Re: Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

Antwort von Jonas0505 am 16.07.2008, 13:58 Uhr

Hallo,

ja, er versucht sich die Liebe seiner Mutter durch Selbstaufgabe zu kaufen - bzw. er versucht, sich zu erhalten, was übriggeblieben ist, und zwar durch übertriebene Höflichkeit und Freundlichkeit. Echte Nähe gibt es da nicht.

Und meine Schwiegermutter lässt einen einfach nicht vergessen, dass es für sie große Unterschiede gibt zwischen ihren Kindern, im Gegenteil, das lebt sie ganz exzessiv aus.
"Ich muss erst einmal an meine anderen Kinder denken, die sind wichtiger!" ist ein Spruch, den ich auch heute noch immer wieder von ihr höre - und seine Schwestern sind mittlerweile ebenfalls erwachsen. Angewendet wird diese Aussage in verschiedenen Varianten in so gut wie jeder Situation ("Zu meinem Geburtstag lade ich dich aber nicht ein. Ich feiere mit nur mit deinen Schwestern, immerhin muss ich in erster Linie an die denken!" bis hin zu "Irgendjemand muss das oder das aber machen und deine Schwestern werde ich darum sicher nicht bitten. Mach du das mal.") Wenn ich ehrlich bin: das macht mich ganz krank, ganz wütend und hilflos. Mein Mann hingegen blockt es komplett aus. Er redet auch nicht über seine Gefühle.

Einer der wenigen Momente, in denen er mal offen darüber gesprochen hat, war, als wir noch ganz neu zusammen waren. Damals waren wir etwa siebzehn oder achtzehn und ich war sauer auf ihn, weil er mich zum x. Mal hintereinander versetzt hatte, um irgendwelche kleinen Gefälligkeiten für seine Mutter zu erledigen. Da hat er mir dann sinngemäß erklärt, dass er sich sicher war, dass ich ihn lieben würde, auch wenn er mich in einem wichtigen Moment im Stich ließe. Bei seiner Mutter hingegen hätte er diese Sicherheit nicht.
Und daran wird sich wohl niemals etwas ändern.


Viele Grüße...

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Re: Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

Antwort von ninas am 16.07.2008, 14:22 Uhr

Doch, sobald dein Mann begriffen hat, dass die Liebe seiner Mutter sich nicht erkaufen lässt.
Leider macht sie die Unterschiede, und sie empfindet, warum auch immer, so.
Das ist hart, aber sie kann es selbst nicht ändern.

Vielleicht begreift sie, sobald er sein Verhalten ändert und sich von ihr abwendet. Dann besteht die Möglichkeit, dass die plötzliche Ferne etwas bewirkt.
Aber um leider ehrlich zu sein, sollte dein Mann sich dabei Rat von professioneller Seite holen. Das ist leider tief verwurzelt.

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Re: Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

Antwort von ninas am 16.07.2008, 14:27 Uhr

Bei meiner Cousine war es leider so, dass sie als Kind mit beleidigt sein immer ihr Zurückgestelltgefühl gezeigt hat.
So hat sich das leider immer mehr gefestigt. Ich bin in der Familie die einzige die auch versucht allen klar zu machen, DASS sie auch zurückgestellt ist.

Sie gibt sich so viel Mühe, und alles wird als selbstverständlich angesehen. Ich habe oft meiner Tante vorgeführt wie herzlich sie von ihrer Tochter behandelt wird. Z.B ist sie als 18jährige an Silvester von einer Party um 12 Uhr nachhause, damit sie ihrer Mutter die alleine zuhause saß gratulieren kann. Dann ist sie wieder auf das Fest. Wer macht das schon?
Ansonsten wäre die ganze Familie total zerstritten wenn sie nicht wäre. Heute ist sit mit Mitte 40 seit vielen Jahren hochgradig Magersüchtig. :-( Vielleicht besteht da ein Zusammenhang.

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Re: Wie kann ich verzeihen, wenn ich noch so wütend bin?

Antwort von Jonas0505 am 16.07.2008, 14:53 Uhr

Danke für Deine Antwort...

Gerade dieses "Familie zusammenhalten" wie Du es bei Deiner Cousine beschreibst, erkenne ich auch bei meinem Mann wieder. Er ist derjenige, der für alle da ist, bei sämtlichen Problemen hilft, der sich selber immer wieder zurücknimmt, um alle zufrieden zu stellen. Anerkennung bekommt er dafür nicht, es ist selbstverständlich.

Ich glaube auch nicht, dass er sich jemals aus dieser Rolle lösen wird. Es hilft sehr, wenn ich ihm situationsbedingt verdeutliche, was von ihm/uns gefordert wird. Nur wenn er sieht, dass meine Schwiegermutter wirklich unverhältnismäßig viel verlangt, kann er sich ein Stück weit von ihren Ansprüchen lösen, allerdings kann er das dann nicht selber umsetzen. Ich muss dann vermitteln und mit ihr besprechen, warum er was auch immer nicht tun will.

Eine Therapie wird er wahrscheinlich nie machen, er will sich diesem Problem ja gar nicht stellen, sondern es so gut wie möglich verdrängen.

Viele Grüße...

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Re: Danke für das Kompliment

Antwort von Jonas0505 am 16.07.2008, 14:58 Uhr

Hallo,

zwischen Tat und Person trennen, ja, das ist ein guter Ansatz. Ich mag meine Schwiegermutter durchaus, ich verabscheue sie nicht. Schwierig ist nur, dass hinter ihrer "Tat" ja eine Einstellung steckt und die kann (und will) ich nicht akzeptieren.


Viele Grüße...

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