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Geschrieben von Paulista am 15.12.2011, 21:41 Uhr

Sorge um besten Freund

Hallo!

Ich bin gerade mit meinem Latein am Ende, und habe die Hoffnung, dass mir die eine oder andere von euch vielleicht mit Rat weiterhelfen kann...
Es handelt sich nicht um ein Partnerschaftsproblem, doch ich denke, dies koennte das richtige Unterforum sein.
Ich kann seit einigen Wochen eine starke Veraenderung meines besten Freundes feststellen. Abgesehen von seiner Freundin (mit welcher ich auch gut befreundet bin) bin ich seine einzige Bezugs-und Vertrauensperson. Er hat sich stark zurueckgezogen, hat bisher mit mir ueber all seine Probleme geredet und ich wusste immer "was los ist" mit ihm.
Ich habe mich auch schon mit seiner Freundin ueber die Situation unterhalten, auch sie kommt gar nicht mehr an ihn ran. Er moechte sie zur Zeit auch kaum sehen.
Bei ihm wurde letztes Jahr die Verdachtsdiagnose ADHS, eine depressive Verstimmung sowie eine passiv-aggressive Persoenlichkeitsstoerung festgestellt. (ADHS durch Untersuchung an einer speziellen Klinik sicher, Depression auch recht sicher, das andere nur ein Verdacht).Aufgrund seiner Probleme kann er zur Zeit keiner geregelten Arbeit nachkommen. Er hat auf mein Anraten hin eine Therapie begonnen (tiefenpsychologisch), diese jedoch nach 9 Monaten abgebrochen. Er ist der Meinung, kein Therapeut koenne ihm helfen.
Seit ca. einem Monat hat sich sein Verhalten massiv veraendert.
Er lebt nicht mit seiner Freundin zusammen, ich bekomme jedoch viel von seinem "Alltag" mit, da wir im gleichen Haus wohnen.
Er ist seit ca. einem Monat jede Nacht bis etwa 5 oder 7 Uhr morgens unterwegs (das hat er erzaehlt und ich bekam es auch mit), bleibt tagsueber bis 17 Uhr im Bett liegen, sagt jedoch, er koenne hoechstens 3h schlafen. Seine Freundin und auch ich haben den Verdacht, dass er viel trinkt und nachts in Kneipen ist (er sagte selber, er braucht Bier, um "runter zu kommen"). Ich habe ihn darauf angesprochen. Er sagte lediglich, es spiele keine Rolle ob er viel trinkt. Er koenne mit uns (seiner Fr. und mir) zur Zeit keinen Kontakt aufnehmen, wir wuerden schon so viel fuer ihn tun. Er wolle mich nicht belasten mit seinen Probleme Wir sollten unser eigenes Leben leben, und so viel Hilfe wie er von mir bekommt haette er sich im Traum nicht wuenschen koennen. Er laesst alles irgendwie "schleifen", auch seinen Haushalt...er will keine Hilfe annehmen, geschweige denn darueber reden, was los ist. Ich kann ihn ja schlecht zu einer Therapie zwingen, ich kann ihn auch nicht draengen, mit mir zu reden. Er hat keinen Kontakt mehr zu seiner Familie und seine Freundin bewundere ich fuer ihre unglaubliche Geduld mit ihm, welche aber irgendwann auch mal ein Ende haben wird. Er hat sich total in sich zurueck gezogen.
Ich habe Angst, dass er endgueltig zum Alkoholiker wird.
Ich kenne mich nicht aus, aber falls es sich zur Zeit um Depressionen handelt, meine ich, dass er Medikamente braucht (das habe ich ihm alles schon gesagt, er lehnt ab, weil er denkt, dass er dann nicht mehr Schreiben kann und seine Probleme gleichzeitg Quelle fuer seine Inspiration waeren).
Ich habe Angst, dass er sich etwas antut.

Ich weiss, ihr kennt ihn nicht und dies ist nur eine grobe Umschreibung der Situation.
Koennt ihr meine Sorge nachvollziehen?
Habt ihr eine Idee, was dahinter steckt?
Faellt euch etwas ein, was ich noch tun kann?

Ueber die eine oder andere Anregung waere ich sehr dankbar!

Lg und einen schoenen Abend euch!
Paulista

 
12 Antworten:

Re: Sorge um besten Freund

Antwort von Fru am 15.12.2011, 21:44 Uhr

Das Problem ist, das Medikamente seine Probleme nicht lösen werden...sie helfen zwar aus den Löchern raus, aber eine Lösung auf Dauer ist das nicht...

Allerdings ist es nahezu unmöglich einem Depressiven zu helfen, wenn der das nicht zulässt....

LG

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Re: Sorge um besten Freund

Antwort von Strudelteigteilchen am 16.12.2011, 9:23 Uhr

Nein, Medikamente sind keine Lösung, aber sie ermöglichen eine Lösung.

An die AP: Nimmt er denn MPH? Das ist ja kein Psychozeugs und wird schnell abgebaut - da ist oft die Hemmschwelle zur Einnahme geringer. Und oft reicht das schon. Bei ähnlicher Diagnose - ADS plus depressive Phasen (keine Depressionen mehr) reicht bei mir inzwischen MPH. Weiterer Vorteil: Es muß sich nicht erst aufbauen und wirkt daher sofort. AD wirken meist erst nach ein bis zwei Wochen - das frustriert.

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Re: Sorge um besten Freund

Antwort von mf4 am 16.12.2011, 12:55 Uhr

Ich denke er hat mehr Probleme als ADHS.
Dagegen hat er sicher ein Medikament, wenn nicht soll er sich das holen.
Wenn er keine Einsicht hat, dass psychol. Hilfe was bringen könnte wird gutes Zureden nichts bringen. Seine Partnerin sollte reagieren, wenn sie wirklich den Eindruck hat er könnte sich was antun. Dann sollte er eingewiesen werden.
Ich muss dir aber sagen, dass du leider nichts tun kannst.
Er müsste selbst erstmal wissen, was mit ihm los ist und dann müsste er etwas tun... was aber auch nicht heisst, dass es ihm dann besser geht.

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Re: Sorge um besten Freund

Antwort von Paulista am 16.12.2011, 13:31 Uhr

Vielen Dank fuer eure Antworten!

Ja, ich denke auch, da steckt eindeutig mehr dahinter als "nur" ADHS. Ich kenne nur einen Bruchteil seiner Biographie, aber ich weiss, er hat bereits als Kind Dinge erlebt, die sehr schlimm waren. Auch ein Grund, warum er keinen Kontakt zu seiner Familie hat und nach Deutschland ausgewandert ist.
Er ist sich zwar dessen bewusst, dass er viele Probleme hat, jedoch fuerchte ich auch, dass in seinem Fall gutes Zureden nichts bringt, wenn er nicht selbst die Einsicht hat, dass er Hilfe annehmen moechte.

@Strudelteigteilchen:

mit MPH meinst du sicherlich das Mittel, was "man" als Ritalin kennt? Er nimmt es nicht, ihm wurde in der Charite jedoch ausdruecklich geraten, dies in Betracht zu ziehen.
Ist es so, dass man dies ueber einen langen Zeitraum nimmt, oder nur, wenn der Zustand "akut" schlecht ist? Sollte er hierfuer zu einem Psychiater gehen (kann dies nur ein Psyichater verschreiben)?



Ich habe auch mal google befragt, und scheinbar ist die Gefahr einer Abhaengigkeit des Medikamentes nur sehr gering. Das ist auch ein wichtiges Argument, da er m.M.n. dazu neigt und auch Angst davor hat, schnell"abhaengig" zu werden (er hatte mal 6 Wochen Zahnschmerzen welche falsch behandelt wurden und er hat 1 Packung Schmerztabletten am Tag genommen (ueber mehrer Wochen), danach hat es 2 Monate gedauert bis die Entzugserscheinungen weg waren. So hat er es mir zumindestens erzaehlt...)

Mit eueren Erfahrungen und Tipps habt ihr mir schon viel weitergeholfen...ich werde mich am WE mal mit seiner Freundin treffen und ihr davon berichten...

LG aus dem verregneten Berlin

Paulista

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Re: Sorge um besten Freund

Antwort von mf4 am 16.12.2011, 14:22 Uhr

Es gibt Ritalin oder andere Medis mit gleichem Wirkstoff. Meine Tochter (fast 9) bekommt es wegen ADHS auch, verschreibt der Kinderarzt. Dazu muss man zu keinem Psychiater, der Test ist ja durch, Diagnostik umfasste ja auch des psychol. Test.

Abhängig wird man nicht, es wirkt, wenn man es nimmt und manche nehme es (wie meine Tochter) nicht am WE oder in den Ferien. Geht aber auch für jeden Tag, wenn nötig.

Das Medikament kann aber die anderen Probleme nicht beheben. Da muss er sich helfen lassen.

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Re: Klinik!

Antwort von Astrid am 16.12.2011, 15:11 Uhr

Hallo,

ich hatte mal einen Kollegen, der sich ähnlich verhielt. Vor allem dieses nachts nicht mehr Schlafenwollen (oder -können), sondern Aufbleiben und durch die Kneipen Ziehen ist leider sehr typisch bei schweren Depressionen und Alkoholproblemen. Man muss es ganz klar sagen: Dein Freund gehört momentan in eine psychiatrische Klinik, und zwar ganz dringend! Ambulant ist da sicher momentan nicht viel zu machen, das hat er ja schon vergeblich versucht. Auch mein Kollege musste mal für einige Monate "einrücken" und wurde medikamentös eingestellt. Er konnte danach wieder seinem Job nachgehen und die Medikamente - therapeutisch begleitet - allmählich absetzen, wenn auch erst nach längerer Zeit. Er kam aber ganz aus der Krise heraus.

Ich kann Dir also zwei Dinge raten: Dränge Deinen Freund, sich für eine Weile stationär aufnehmen zu lassen. Dort wird seine Depression ebenso behandelt, wie sein eventuelles Alkoholproblem, und zwar mit recht guten Erfolgsaussichten!
Und zweitens: Hänge Dich selbst seelisch nicht zu sehr da hinein, sondern erkenne und wahre Deine persönliche Grenze. Du kannst jetzt nicht noch mehr machen und tun. Wir Frauen leiden ja meist unter dem Helfersyndrom: wenn jemand krank ist, den wir sehr gern haben, möchten wir demjenigen unbedingt helfen, für ihn da sein, als seelischer Ansprechpartner (und schnell auch als seelischer Mülleimer) und als Ratgeber fungieren. Bei echten psychischen Erkrankungen aber kann man als Laie und Außenstehender nicht allein helfen! Die beste Hilfe besteht hier darin, kurz und knackig auszusprechen, was mit demjenigen los ist und ihn auf professionelle Hilfe zu verweisen.

Ob er die dann sucht oder nicht sucht, ist letztlich seine eigene Verantwortung. Jeder Mensch darf entscheiden, ob er einen guten oder einen unguten Weg im Leben wählt, und das muss man ihm auch erlauben! Übernimm' also keine bemutternde Rolle für ihn - das wäre jetzt für ihn keine Hilfe. Eine echte Hilfe wäre es, ihn während eines eventuellen Klinikaufenthalts zu besuchen.

Alles Liebe für Dich und alles Gute für Deinen Freund!

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Re: Klinik!

Antwort von Paulista am 16.12.2011, 15:52 Uhr

Liebe Astrid,

vielen Dank fuer Deine ausfuehrliche Antwort.

Ich denke auch, mehr kann ich nicht tun. Ich werde ihm naechste Woche die Idee mit der medikamentoesen Behandlung sowie mit einem temporaeren Klinikaufenthalt moeglichst neutral aber nachdruecklich und undramatisch nah bringen - organisatorische Hilfe anbieten und ihn anderweitig nicht "bedraengen". Was er daraus macht, liegt in seiner Verantwortung.

Du hast einen wichtigen Punkt genannt mit dem "Helfersyndrom"- ja, darauf haben mich sogar schon zwei Menschen, die mich gut kennen, angesprochen. Ich habe durchaus Schwierigkeiten, meine persoenliche Grenze zu wahren und mich nicht zu sehr "reinzuhaengen" oder mitziehen zu lassen. Damit ist weder mir noch der anderen Person geholfen.

Da ich ab heute Urlaub habe, werde ich diesen mit meiner Familie und Freunden geniessen. Am Montag suche ich das Gespraech mit ihm, des weiteren habe ich eure Antworten seiner Freundin per Mail geschickt und denke, mehr kann ich da zur Zeit nicht tun.

Beste Gruesse und eine ruhige Vorweihnachtszeit :)

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Re: Sorge um besten Freund

Antwort von Rho am 16.12.2011, 16:27 Uhr

"Habt ihr eine Idee, was dahinter steckt? "

Der hat wohl als Kind zu wenig Liebe gekriegt.


" Faellt euch etwas ein, was ich noch tun kann?"

Ihm einen blasen. Wenn das nicht hilft, weiß ich auch nicht.

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@ Rho

Antwort von Paulista am 16.12.2011, 17:17 Uhr

na dit mit dem Blasen scheint ja bei dir die Antwort auf alle Probleme zu sein(jedenfalls kommt das Wort "blasen" bei Dir heute in mindestens 3 Posts im PF vor)...
ach so, und nee...das soll mal lieber seine Freundin uebernehmen...

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Re: @ Rho

Antwort von Paulista am 16.12.2011, 17:22 Uhr

Zusatz: Bei Punkt 1 geb ich dir Recht! Was nicht heisst, dass Punkt 2 nicht kurzfristig seine Stimmung (nicht nur die) heben wuerde, aber wie gesagt, nicht mein Tanzbereich.

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Ich moechte noch hinzufuegen,

Antwort von Nomadin13 am 17.12.2011, 1:14 Uhr

dass der tiefenpsychologische Therapieansatz so ziemlich der verkehrteste ist, wenn man in einer Depression steckt (was ich von deinem Freund schwer annehme). In so einer Situation ist erst einmal der Ansatz "was brauche ich gerade jetzt/die naechsten Tage, damit es mir besser geht" richtig. Diese Erfahrung habe zumindest ich so gemacht.

Zudem muss einem auch die therapierende Person irgendwie sympathisch sein, einen "erreichen" koennen; es ist also in meiner Erfahrung durchaus normal, dass man ein, zweimal wechseln muss, bis man eine geeignete Fachperson gefunden hat.

Dasselbe mit Medikamenten: mir haben Medikamente unglaublich das Leben erleichtert, indem ich das Chaos in meinem Kopf wieder sortieren konnte. Meine Gedanken waren endlich wieder einfach und klar und nicht verworren und alles mit dunklen Wolken verhangen. Aber eben auch hier: man muss tatsaechlich erst ausprobieren, welches Medikament genau fuer einen selber dasjenige ist, das hilft. Also nicht gleich das Handtuch werfen, wenn der erste Versuch nicht klappt.

Ansonsten schliesse ich mich der Meinung an: stationaer einweisen (lassen)! Das ist heutzutage kein solches Drama mehr wie frueher: Koerperlich Kranke gehen ins Krankenhaus, psychisch Kranke gehen in die psychiatrische Klinik. Da wird einem geholfen, bis man wieder gesund ist und dann geht man wieder nach Hause (banal ausgedrueckt).

Hilfe anbieten, sich kuemmern ist ganz, ganz wichtig fuer Menschen in solchen Situationen, aber eben, deine eigenen Grenzen bewahren auch. Den Satz fand ich gut: jeder Mensch darf selber entscheiden, ob er einen guten oder weniger guten Weg in seinem Leben gehen will.

Ich wuensche dir/ihm/seiner Freundin alles Gute.

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Bleib an ihm dran

Antwort von Hofi2 am 17.12.2011, 9:27 Uhr

Laß ihn nicht allein - auch wenn er dich zurückweist. Mein Mann ist manisch-depressiv und ich kenne diese Situation. Wenn er in einer depressiven Phase ist, dann kann er auch nicht schlafen, ist aber tagsüber antriebslos. Würde (wenn wir Alkohol zuhause hätten) diesen sicher auch trinken, um ruhiger zu werden.
Mein Mann hatte seit langer Zeit vor 2 Wochen wieder einen beginnenden Schub - trotz Medikamenten. Er hat ein paar Tage gebraucht, bis ich mit meinen Worten an ihn rankam. Er war Montag bei seiner Ärztin - die Tabletten wirken nicht mehr richtig. Er muß umstellen. Wahrscheinlich muß er im Januar auch nochmal in die Klinik.
Du brauchst Ausdauer und ein dickes Fell. Erkläre ihm, wie gut es ihm gehen könnte, wenn er sich in der Klinik behandeln ließe. Immer und immer wieder. Sag ihm, dass er dir wichtig ist etc.
Viel Glück.

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