Liebe hat viele Gesichter und laesst sich nicht definieren

Wie Du schon erkannt hast, jede Liebe ist anders.
Was manche als "Grosse Liebe" bezeichnen, hatte ich vielleicht mehr als einmal im Leben, aber das war in meiner Pubertaet und somit wohl eher Schwaermerei, denn da ging soviel ab in der Hormonachterbahn, dass es wahrscheinlich eher Projektion als grosse Liebe war. Wenn ich mit diesen "grossen Lieben" heute zusammen waere, wuerde es sicher hier und da ganz schoen krachen.
Ich kenne "grosse Liebe" bei anderen auch nur anhand von Beispielen, wo sich ein Mann oder eine Frau in ihren jungen Jahren heiss in eine Person verliebt hat und in ihrem Liebeswahn alles moegliche auf diese Person projeziert und ertraeumt (so wie ich auch), was er oder sie eigentlich gar nicht ist. In vielen Faellen hat sich dann rausgestellt, dass, als sie dann vielleicht doch endlich zusammenkamen, es nicht wirklich so funktioniert hat, wie es beide erhofft und ertraeumt hatten.
Und ich habe nur durch den Buschfunk ganz seltene Faelle gehoert in denen die Jugendliebe durch meherer Jahre Ehe gefunkelt hat und gehalten hat "bis dass der Tod Euch scheidet." Aber das war nicht in meinem unmittelbaren Bekanntenkreis.
Persoenlich glaube ich an die vielen Gesichter der Liebe und an Entwicklung. Die Jugendlieben von damals liebe ich bis auf eine Ausnahme noch heute (aber anders als damals und habe kein Begehren mehr mit ihnen zusammenzukommen).

Meinen Mann liebe ich anders und als wir uns trafen war es keinesfalls "Die GRosse Liebe" meinerseits sondern eher ein "deja vu", als ob ich jemand Verwandten wiedertraf und es war von Anfang an eine innere Bindung da, die uns wie fast eine Kraft von aussen in eine Art "liebevolle Zweckgemeinschaft" (aus Gruenden des Verbundenheitsgefuehls) lotste. War ueberhaupt nicht mit all meinen vorherigen Geschichten zu vergleichen. Konnte aber nicht sagen, dass es "die Grosse L" in dem Sinne war.

Ich denke, dass an der stereotypen "grossen Liebe" nicht wirklich in dem Sinne was dran ist, als dass sie immer so bleibt und dass man alles hinnehmen wuerde (ohne selbst Schaden zu nehmen). Denn Liebe beginnt mit Selbstliebe und ist Geben und Nehmen und wenn das Gleichgewicht nicht da ist, wuerde das nicht funktionieren. Zum anderen ist da auch Persoenlichkeitsentwicklung und die bewirkt, dass sich Beziehungen auch entwickeln und veraendern - in die eine oder andere Richtung oder beide.
Niemand kann fuer imme dort bleiben, wo er/ sie im Jahr X war, denn wenn sich Dinge um einen herum veraendern, veraendert man sich selbst auch, selbst wenn man nicht will, denn dafuer sorgen auch koerperliche Entwicklung, Hormone etc.

Ich finde die ganze Augenwischerei um die "grosse Liebe" ehrlich gesagt etwas pathetisch, irrefuehrend und unausgegoren. Manchmal liebt man halt jemanden "aus dem Bauch heraus" oder lernt ihn/sie lieben und das kann mehr oder weniger ausgepraegt sein, jenachdem, welche Art Menschen aufeinandertreffen und was der eine vom anderen "braucht". Ob diese Liebe "klein" oder "gross" ist, haengt davon ab, wieviel beide bereit sind, zu geben, zu nehmen, zu sehen und sich zu oeffnen. Es gibt auch Menschen, die in Ihrer Liebesbeziehung totungluecklich sind, weil sie die Art der Liebe, die sie vom Partner bekommen, nicht sehen (erkennen) und denken, sie sind nicht geliebt obwohl sie es sind. Das hat auch damit zu tun wie offen wir fuer die vielen Gesichter der Liebe sind. Wenn es Dich interessiert, kann ich Dir ein Buch empfehlen, vielleicht gibt es das ja auch in Deutsch: "The Path to Love" von Deepak Chopra. Viel Spass beim Aha-Effekt und beim Lieben.
LG Claudia