Keine Gym Empfehlung wg. Schüchternheit

Ist die Empfehlung verbindlich? Vermutlich ja. Dann würde ich auf ein weiteres Gespräch bestehen. Er soll mal alle Noten, mündliche wie schriftliche, offen legen und genau erklären, wie es dann zur Gesamtnote kommt. Drückt er sie mit den mündlichen Noten auf 3? Oder bekommt sie auf dem Zeugnis überall 1 und 2 und trotzdem mit dieser blöden Schüchternheits-Begründung keine Empfehlung?

Bei uns ist das ganz klar und ohne Willkür. Wer 2,2,2 oder 1,2,3 oder besser in D/Ma/Sachunterricht hat, der bekommt eine Gymnasialempfehlung.

Zur Schüchternheit: Ich habe eine schüchterne und eine extrem schüchterne Tochter. Letztere hat im KiGa- und Grundschulalter echte Probleme gehabt, überhaupt mit irgendwem zu sprechen. Inzwischen sind beide auf dem Gymnasium (mit 1/1/2 bzw. 1/1/1 gewechselt) und haben Null Probleme dort. Die Große ist Klasse 9, ein bisschen faul und steht zwischen 1 und 4, je nach Fach und Lehrer. Die extrem schüchterne Kleine ist Klasse 5, zwingt sich zu mündlicher Mitarbeit hin und wieder, ist sehr fleißig und steht überall 1 oder 2.

Nach meiner Erfahrung verwechseln LehrerInnen auch immer Schüchternheit und Sensibilität. Meine Kinder sind schüchtern, aber nicht übermäßig sensibel. es ist also kein Drama, wenn sie eine schlechte Note bekommen. Sie heulen deswegen nicht rum. Sie nehmen sich auch Freundschaftskonflikte nicht übermäßig zu Herzen. Und wenn es nötig wäre und gut erklärt würde, würde sie auch ein Wechsel zurück auf die Mittelschule nicht völlig aus der Bahn werfen.

Kurzum: Ich halte die Aussage des Lehrers, wenn die schriftlichen Noten stimmen, für sehr ungerecht und falsch. Nur weil er Draufgänger mehr mag, kann er nicht einfach schüchterne Kinder diskriminieren. Natürlich besteht die Gefahr, dass sie am Gym wieder so einen Typ Lehrer erwischt. Aber das ist eher unwahrscheinlich. Die meisten Lehrer können mit schüchternen Kindern umgehen.

Also: Gespräch suchen, nicht diskutieren, sondern sachlich darlegen lassen, wie die Empfehlung zu Stande kommt. Vielleicht ändert er seine Meinung, wenn er sie mal objektiv begründen muss. Falls nicht, andere Lehrer ansprechen. Über die Empfehlung wird in der Klassenkonferenz entschieden. Vielleicht gibt es einrn anderen Lehrer, der sich für Deine Tochter einsetzt.

Falls alles nichts hilft, würde ich in einem solchen Fall eine Aufnahmeprüfung machen. Die gibt es eigentlich in allen Bundesländern.

Schüchternheit ist in jeder Schulform in gewisser Weise hinderlich. Aber je älter sie werden, desto mehr können sie sich auch selbst überwinden. Meiner Tochter hat singen im Chor und Theater spielen gut geholfen, um sich häufiger auch vor Publikum zu präsentieren und weniger schüchtern zu wirken. Aber den Grundcharakter kann und sollte man auch nicht verändern.