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Geschrieben von miebop am 17.09.2010, 19:58 Uhr

Integration funktioniert so nicht.

Ich wohne in Berlin, ich würde sagen, in *dem* Multi-Kulti-Viertel schlechthin in Deutschland -in Kreuzberg. Zählt das?

Ich sehe, erlebe und höre täglich, dass Integration oft, überwiegend, in vielen Fällen nicht funktioniert und nicht funktionieren *kann*, weil das Wissen und die Bereitschaft auf beiden Seiten nicht da ist. Ich denke, dass das "Gastgeberland" (in Anlehnung an die "Gastarbeiter") in der "Gastgeberpflicht" ist, den "Gästen" gegenüber höflich zu sein, den ersten Schritt zu machen, gerade weil es die Gastgeberpflichten damals, als die Gäste noch welche waren, grob vernachlässigt hat. Die Geschichte deutscher Integratonspolitik ist kläglich, mit Höhepunkten wie "Kinder statt Inder". Erinnert sich noch jemand?

Was ich hier immer wieder erlebe, sieht so aus:
Ich kenne Kinder mit türkischem Migrationshintergrund, die von sich sagen "Wir sind Türken -ihr seid Deutsche. Was ihr für euch macht ist eure Sache, für uns gelten andere Regeln". Und ich finde das bedenklich, weil es deutlicher als alles sagt, dass was schiefgelaufen ist in der Integration -seitdem die ersten Gastarbeiter_innen in Ghettos vom Rest der Gesellschaft abgeschottet wurden. Ich greife bewusst auf das Wort "Ghetto" zurück. Man wollte keine Integration und hat die Menschen in abgelegene verfallene Hochhäuser verfrachtet. Jetzt beschwert man sich, weil der erwünschte Effekt eingetreten ist. Ja, nun.

Und umgekehrt genau so: Erst vor ein paar Tagen wurde hier im Forum von "den Türken" gesprochen und ich habe böse ironisch gefragt, wer denn damit gemeint sei. Sicher war die Wortwahl der Ausgangsposterin nicht rassistisch oder abwertend *gemeint*. Aber es ist bezeichnend, wenn der Mehrheitsgesellschaft kein angemessener Begriff einfällt -weil es zeigt, dass er nicht in den Köpfen ist, dass keine Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet, dass die Leute nicht wissen wie der Hase läuft. Angst hat ein leichtes Spiel, wo Informationen fehlen.
Ich höre die Menschen dauernd auf der Straße von "den Türken" sprechen.
Oder in Gesprächen werden die vielen "Ausländer" in der Klasse erwähnt -die Kinder haben in der besagten Klasse überwiegend einen deutschen Pass, sprechen fließend Deutsch -aber das reicht nicht, um als Deutsche gesehen zu werden. Integration? Funktioniert so nicht.

Und noch ein Beispiel: Neulich habe ich mich mit einer Bekannten unterhalten, deren Eltern vor Jahren aus Palästina geflüchtet sind. Sie ist Deutsche und muslimisch gläubig. Sie bedeckt sich, seit sie verheiratet ist. Und sie hat während ihres Studiums im Supermarkt an der Kasse gearbeitet und hat erzählt, dass sie, nachdem sie sich bedeckt hat, von fremden Menschen geduzt wurde, zwar höflich, aber geduzt -vorher nicht. Was sagt es mir, wenn es Menschen angemessen finden, eine wildfremde Kassiererin zu duzen? Das ist eine deutliche Abwertung.

Integration ist da noch lange nicht in den Köpfen angekommen.

 
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