Die Geburt

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Geschrieben von Bonniebee am 11.06.2023, 18:27 Uhr

Naja, Trauma vielleicht nicht, aber Überforderung

Hallo,

wir hatten im Freundeskreis vor unserem ersten Kind keine so guten Berichte erlebt. Ein Vater sagte hinterher, es sei ja „wie auf dem Schlachthof“ gewesen, all das Blut … Ein anderer sagte, es sei soweit „okay“ gewesen. Beim zweiten Kind war er aber dann leider „verhindert“, das heißt, er kam viele Stunden zu spät mit der Ausrede, er hätte aus dem Job nicht früher weggekonnt, was aber wohl nicht so ganz stimmte. Er hat sich nicht getraut, seiner Frau zu sagen, dass er das einfach nicht nochmal wollte und konnte.

Ich glaube, es gibt da zwei häufige Probleme: Viele Frauen erwarten, dass ihr Partner sie auf gar keinen Fall allein lässt, sondern mitkommt zur Entbindung. Ich habe eine Freundin, die gesagt hat, es wäre für sie fast ein Trennungsgrund, falls ihr Mann nicht mitkommen würde. Diese Erwartung („Heute gehen doch alle Männer mit!“) führt dazu, dass viele Männer sich gar nicht trauen zu sagen, dass sie vielleicht eher nicht wollen.

Das zweite Problem ist, dass sowohl Frauen als auch Männer oft nicht wissen, was bei einer Entbindung wirklich auf sie zukommt. Trotz toller Geburtsvorbereitungskurse scheuen sich viele Hebammen, die Wirklichkeit im Kreißsaal mal in aller Deutlichkeit darzustellen. Paare wissen oft nicht, dass die Frau hemmungslos schreit wie am Spieß (was der Mann so natürlich bei ihr noch nie gesehen hat), dass sie nicht mehr kann, dass sie wütend und gereizt ist vor Schmerz, dass bei den Presswehen oft Stuhl mit abgeht, dass es heftig blutet, das auch das Neugeborene voller Blut und gelblicher Käseschmiere ist.

Mir sagte eine befreundete Hebamme ganz klar, dass ihrer Meinung nach nicht alle Männer in den Kreißsaal gehören. Sie hat schon oft überforderte Männer erlebt.

Ich finde, der Mann sollte selbst entscheiden, ob er mitgeht oder nicht - ohne dass die Frau sauer ist, wenn er sich dagegen entscheidet. Und wenn dein Partner mitgehen will, weil er sich das so schön und innig vorstellt (was es am Schluss ja dann irgendwann auch ist), dann sage ihm vorher ehrlich, was ihn erwartet. Ich finde das wichtig, denn ein unwissender, überforderter Mann stört eher als dass er eine Hilfe ist. Man muss ihm keine Angst machen, man kann es ganz gelassen, aber ehrlich sagen, wie es ist.

Mein eigener Mann hat bei unseren Kindern für sich entschieden, dass er lieber einen Kompromiss hätte: Er war während der ganzen langen Stunden der Eröffnungsphase dabei, aber während der Presswehen, wenn das Baby also kommt, wollte er lieber rausgehen oder zumindest zum Fenster des Kreißsaals gehen, also ein bisschen Abstand zum Geschehen kriegen (letzteres hat er dann auch gemacht, und ich fand‘s okay).

Was aber auch entscheidend wichtig ist: Wie geht es dir selbst bei dem Gedanken, dass dein Partner dich in einer absoluten Ausnahmesituation sieht? Schämst du dich bei dem Gedanken, dass du schreist oder heulst oder fluchst, dass du mit gespreizten Beinen da liegst und Blut etc. und später die große Nachgeburt kommt? Es ist wichtig, dass du damit klarkommst, denn Scham stört ebenfalls die Entbindung. Es geht also hier nicht nur um den Mann, sondern vor allem um die Frau. Sie ist die Hauptperson bei der Entbindung, nicht der Mann.

Ich finde, beide Partner sollten bei all diesen Punkten stabil, robust und unerschrocken sein und sich das Ganze auch zutrauen. Dann kann der Mann sicher eine tolle moralische Unterstützung sein. Wenn du selbst Bedenken hast und deinen Mann lieber nur die (vielen) Stunden bis zur Ankunft des Babys dabei haben willst, dann sag das auch. Du machst den Job, du machst daher auch die Regeln.

LG

 
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