Zurück aus Alcanar

Hallo,

Wir haben ja meinen Mann jetzt so kurz vor Geburtstermin noch auf eine Dienstreise begleitet, weil ich nicht mit unserer Grossen 6 Tage allein zu Hause sein wollte, und auch das Hotel, in das er da fährt, perfekt für Kinder ist und direkt am Strand mit 2 Pools. Es hat alles super geklappt, und wir sind wirklich froh dass wir mitgefahren sind. Unsere Grosse hat es sehr genossen und auch mit Schwimmen tolle Fortschritte gemacht

Aber trotzdem war einiges anders als geplant... Das Hotel ist in Alcanar, 800 m von der Zementfabrik entfernt, in der mein Mann gearbeitet hat, dazwischen liegt nur eine etwas verwahrloste Gruppe mit 10 Ferien/Wochenendhäusern - und in einem dieser Häuser hat die Terrorgruppe, die in Barcelona 15 Menschen umgebracht hat, mit 120 Gasflaschen Bomben für ein noch viel grösseres Attentat gebastelt!

Mittwoch Nacht gegen 23 h gab es einen riesigen Knall, das ganze Hotel hat vibriert. Da hat man schon die Stimmen auf dem Gang gehört - nach dem Motto - weiss jemand was passiert ist? Alle sind auf in den offenen Gang, um zu schauen. Angst hatte eigentlich niemand, der erste Gedanke war bei allen - die Zementfabrik - aber mein Mann wusste ja, dass diese zur Zeit nicht produziert, und das es gar nicht sein kann. Dann haben wir schon Polizei und Feuerwehr zu der Häusergruppe einbiegen sehen und kurz darauf sagte jemand - Gasexplosion. Alle nickten - kann passieren, kommt immer wieder vor, und wir sind wieder in unsere Zimmer.

Donnerstag dann das Attentat in Barcelona, und Freitag morgen ging die Nachricht um, dass es mit der Explosion dieses Hauses in Verbindung stand. Es gab noch 3 kleinere Nachexplosionen, als der Rest der 120 vorbereiteten Gas-Bomben gesprengt wurde.

Seitdem kreist mein Gedankenkarusell - ich konnte nicht mehr über den Gang laufen, ohne zu den Häusern rüberzuschauen. Das Leben im Hotel ging ganz ruhig und friedlich weiter, aber trotzdem war es anderes. Jede freie Kammer im Hotel wurde an Journalisten vermietet, die dann auf dem Gang standen und von da aus Fotos gemacht haben. Auf einmal war das kleine, verschlafene Hotel mitten im Weltgeschehen. Der Gedanken, dass nur 300 m weg von uns eine Gruppe Bomben gebastelt hat, um hunderte Menschen umzubringen, geht mir näher, als mein Mann verstehen kann.

Deshalb bin ich jetzt auch froh, dass wir wieder daheim sind, und ich hoffe, die Kleine bleibt noch schön bis zum Geburtstermin am 29.8. drin, damit ich noch ein bisschen Zeit für mich habe. Am Mittwoch geht unsere Grosse wieder in den Kindergarten, es ist alles soweit vorbereitet, und ich möchte gern einfach noch ein paar Tage auf dem Sofa rumgammeln.

Noch ganz herzlichen Glückwunsch an alle Ausgekugelten und eine tolle Kennenlernzeit! Die Geburtsberichte finde ich total interessant, schon krass, wie unterschiedlich es bei jedem verläuft.