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Geschrieben von Terkey235 am 09.04.2018, 18:06 Uhr

Wie denkt ihr darüber?

Die elterliche Betreuung ist sicherlich kein Problem bei der Sorte Eltern, die sich hier tummeln. Nämlich solche, die sich Gedanken über ihre Kinder machen und deren Sorge und Wohlergehen auf die Kette kriegen.

Schwierig wird es bei Kindern aus Haushalten, in denen das nur bedingt der Fall ist. Pro Monat besuche ich sicherlich 10 Grundschulen und verbringe dort den gesamten Schultag. Es kommt regelmäßig vor, dass wir um 8.15 Uhr erstmal eine Pause einlegen müssen, um Obst und Gemüse aus der Gratis-Kiste zu verteilen. Dann sind einige Kinder nämlich hungrig und unterzuckert, weil das Obst/Gemüse-Frühstück die einzige Mahlzeit des Tages für sie ist.

Meist sind diese Kinder entsprechend gesundheitlich nicht fit, haben ungeklärte Beschwerden und auch sonst Defizite.

Aber selbst, wenn Kinder reichlich zu Essen bekommen, werden sie nicht immer gesund ernährt. Oder ich lerne Kinder kennen, die nach der Schule das Haus nicht mehr verlassen dürfen. Sie dürfen sich nicht im Freien aufhalten. Sicher ein Drittel der Grundschulkinder hat Kontakt mit digitalen Spielen mit einer Altersfreigabe ab 18. Und noch mehr dürfen das Smartphone uneingeschränkt nutzen. Entsprechend verbringen sie viele Stunden am Tag vor Bildschirmen.

Besonders auffällig sind die sprachlichen Defizite bei einigen Kindern. Aber auch soziale Auffälligkeiten haben zugenommen. Man merkt es deutlich, wenn man beispielsweise nach einem Jahr wieder in eine zuvor besuchte Schule kommt.

Die einzige Chance, die ich realistisch sehe, ist diese Kinder auf- und im Prinzip einzufangen. Denen schadet eine Betreuung im Elternhaus aus meiner Sicht eher und sie würden von schulischen Strukturen profitieren. Von ein bisschen Leistung und damit verbundenen Erfolgserlebnissen auch. Die haben sie nämlich - außer in Form von Ballerspielen, Komplimenten von älteren Jungs und Männern oder als Like auf freizügige Fotos nämlich nicht. Die gehen in keinen Sportverein oder bekommen Applaus beim Theaterstück.
Sie würden lernen, wie man regelmäßig und halbwegs ausgewogen isst, dass man Hausaufgaben erledigt und dabei Hilfe bekommt, wie man miteinander umgeht, ohne Gewalt anzudrohen, dass man auch dann anerkannt und gemocht wird, wenn man sich nicht mit neun Jahre schon anzieht wie ein Showgirl. Sie wären vermutlich seltener ein leichtes Opfer für bestimmte Kriminelle und hätten bessere Chancen, die ganze Misere nicht mit den eigenen Kindern abermals zu wiederholen.

Besonders profitieren würden davon zusätzlich auch die Kinder, die eben nicht aus einem solchen Umfeld stammen, sondern gut versorgt sind. Denn die Klassen sind in der Regel gemischt. Dennoch müssen die Lehrkräfte viel Zeit in die Kinder mit Defiziten investieren, müssen Streit schlichten, zur Ruhe ermahnen, immer und immer wieder auf die Kinder mit Handicap eingehen, Problemen hinterherrennen usw. All das ist Zeit, die zur Förderung der übrigen Kids fehlt. Ich beobachte das seit Jahren und es zeichnet sich oftmals ein ähnliches Bild ab.

Gerne würde ich Eltern mal als stille Beobachter in einen Klassenraum setzen und dabei zuschauen lassen, wie das soziale Gefüge funktioniert, in dem ihre Kinder lernen. Anschließend würden sich viele von ihnen wünschen, wir hätten die benachteiligten Kinder früher aufgefangen. Im Sinne ihres eigenen Nachwuchses.

Das, was ich oben beschrieben habe, ist nicht an allen Grundschulen der Fall. Aber an erschreckend vielen.

LG terkey,

 
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