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Geschrieben von Claudia+Thomas am 13.02.2016, 21:40 Uhr

Ich kam grade ins Grübeln und muss das mal loswerden

Ich kenne die Gefühle auch sehr gut. Was ich mir dann immer klar mache: Heute wird man mit dem Leid der ganzen Welt konfrontiert, aber nicht mit der Freude der ganzen Welt. Wir hören von so vielen schlimmen Dingen, aber unsere Gehirne können das gar nicht in Relation setzen zu der unvorstellbar großen Zahl von Menschen, auf die dieses Leid verteilt ist. Mit dem Leid in der persönlichen Umgebung kann man irgendwie umgehen (außer es trifft einen richtig schlimm, ich glaube, dann kann es schon passieren, dass das Leben für immer verändert und eingeschränkt ist). Das wird dann irgendwie aufgefangen vom wieder einsetzenden Alltag, von dem Fehlen der ganz schlimmen Dinge an vielen anderen Tagen, von der Menschlichkeit, Geborgenheit und Freude, die man im Umgang mit den Menschen erlebt, von schönen Dingen. Absolut gesehen: Ist mein persönliches Leben den wirklich so schlimm, also ich meine jetzt keine Zukunfts-/Untergangsszenarien, sondern das was bisher passiert ist. Ich würde sagen, noch keine Generation vorher hatte ein so gutes Leben.

Sich das Leid der ganzen Welt rein zu ziehen, ich meine, wirklich mit allen mit zu fühlen, ist doch für einen einzelnen Menschen gar nicht auszuhalten, ohne zu verzweifeln? Und warum soll ich mir das antun, wozu? Ist das, was sich da so belastend anfühlt, so was wie ein permanentes „Schuldgefühl der Überlebenden“? Schuldgefühle, weil ich nicht leide, weil es mir gut geht, und deshalb das Bedürfnis, wenigstens mit zu leiden, um es ein Stück weit wieder gut zu machen? Aber ich kann gar nichts gut machen dadurch. Vielleicht nützt es den Betroffenen wenn überhaupt mehr, wenn ich mir meine Kraft bewahre und in meinem kleinen Wirkungskreis die Hoffnung und den Blick auf das Gute.

Ich versuche einen gesunden Mittelweg zu finden. Ich verschließe nicht einfach nur meine Augen, spende seitdem ich selbst Geld verdiene (vor allem ins Ausland), mache mir durchaus Gedanken, habe Mitgefühl, bewahre mir einen offenen Horizont und meine Empathie. Aber ich schalte heute auch oft ganz gezielt Nachrichten aus und schütze mich davor, tragische Berichte zu lesen, insbesondere, wenn es um das Leid von Kindern geht. Weil ich weiß, dass mich das ins Mark trifft. Aber ich muß nicht das Leid der Welt tragen.

Ich würde nicht sagen, es muß doch bald schief gehen, wo es doch überall brodelt. Weil ich glaube, dass dieses Bedrohungsgefühl kein objektives ist. Aber selbst wenn was passiert das ich nicht verhindern kann, und da ist es egal ob es ein Unglück oder ein Gewaltakt ist, sollte ich mich wirklich jetzt schon irgendwie seelisch darauf vorbereiten? Wozu? Wenn nichts passiert, dann habe ich umsonst in Angst gelebt, und am Ende hat sie mich noch krank gemacht. Wenn was passiert, bin ich eh gefordert, mit der Situation zu leben. Darauf kann man sich doch nicht wirklich vorbereiten. Also versuche ich, mir keine Angst machen zu lassen und optimistisch zu bleiben. Und zu leben anstatt starr vor Angst und Schmerz zu sein.

 
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