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Geschrieben von Andrea&Würmchen am 17.07.2013, 17:42 Uhr

37 Grad - zwischen Elternpflege und Kindererziehung

So, ich hab's gestern Abend verpasst und mir jetzt angeguckt, weil das ja eigentlich exakt meine Situation beschreibt.

Die allererste Frage, die sich mir stellt: Warum nimmt sich nur eine dieser Familien einen Pflegedienst und warum die, die es tut, nur für so wenige Stunden? Gerade dieser Mutter würde vermutlich Pflegestufe 1 zugestanden werden, so dass ein Besuch 1 - 2 x täglich kein Problem wäre.

Ich kenne das Weigern der zu Pflegenden, hatten wir auch. Kein Fremder sollte das Duschen und Waschen übernehmen, auch das Insulin habe ich gespritzt, geschweige denn so viele andere alltägliche Dinge wie Einkaufen, Kochen, Umziehen, etc.

Irgendwann ging es nicht mehr. Mein Vater wurde vor vollendete Tatsachen gestellt, der Pflegedienst kam ins Haus. Zunächst nur 1x täglich, dann 2x, inzwischen sind wir bei 3x täglich plus 24-Stunden-Pflegerin.

Das klingt nach entspannter Lage. Ist es in gewisser Weise auch, aber viele stressbringende Komponenten und zeitraubende Aufgaben bleiben eben. Ich richte die Tabletten, ich spritze das Nachtinsulin, ich koordiniere Arzt-, Physio- und Ergotermine, ich besorge Rezepte und löse sie in der Apotheke ein. Ich gehe für meine Familie und meinen Vater nebst Pflegerin einkaufen.

Dazu kommen mein TZ-Job, drei Tiere (alle noch vor Kindern und Pflegebedürftigkeit ins Haus geholt), zwei rel. kleine Kinder mit 7 und knapp 5 und ein Mann, der viel auf Reisen ist. Und ehrlich: Ich gehe am Stock.

Auch ich fühle mich fremdbestimmt, habe Schlafmangel ohne Ende und Zweisamkeit kann ich kaum mehr buchstabieren. Noch nicht mal der bevorstehende Urlaub kann mich richtig locken.

Sicher, vieles an der Belastung, die im Film zu sehen ist, ist hausgemacht: Die Mütter (Omas) könnten sicher mehr übernehmen und sollten sich in ihren Ansprüchen und Forderungen etwas zurücknehmen. Aber das ist schwierig. Und auch die meisten der Kinder wären alt genug, Kartoffeln und Spiegelei auf den Tisch zu bringen. Aber auch das ist ein Lernprozess. Die behinderte Schwester könnte von Zivis in die Tageseinrichtung gebracht und/oder nachts von einem Pfleger gedreht bzw. versorgt werden.

Aber ich verstehe die Spirale, in der sich die Töchter befinden und aus der der Ausweg sehr, sehr beschwerlich ist. Man WILL es jedem Recht machen. Man WILL es schaffen. Zu begreifen, dass eine Doppelt- bzw. Dreifachbelastung ohne Wertschätzung der eigenen Person nicht dauerhaft zu wuppen ist, ist harte Arbeit.

Im Übrigen, das wollte ich noch anmerken, können nicht demente Angehörige und Patienten mindestens genauso anstrengend sein wie z.B. Alzheimerpatienten. Denn sie haben ihre eigene Vorstellung, wie Dinge abzulaufen haben. Dem nicht zu entsprechen, bedeutet oftmals Reaktionen wie Aggression, Frust, Verweigerung. Das möchte man im Idealfall doch lieber vermeiden.

Danke für die Erinnerung an die Sendung!

LG
ANndrea

 
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