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Geschrieben von Erzangie am 30.04.2012, 20:12 Uhr

Ganz allein

Meine Tochter (in drei Wochen 13) macht mir Sorgen.

Sie findet keinen Anschluss in der Schule, wird phasenweise gemobbt. Sie ist offensichtlich anders als die anderen, denn sie sagt mir, die meisten Mädchen ihrer Klasse wären "Tussis", die ständig kreischen, wenn ein Marienkäfer vorbei krabbelt oder ein Junge in Sicht kommt. Sie selbst hat kein Interesse an Klamotten (außer dass sie "cool" sein müssen, was in ihren Augen z.B. Hosen halb den Popo hinunterrutschend sind, oder Totenkopf-Shirts, Ketten, die über den Oberschenkel getragen werden etc.) Gleichzeitig sagt sie aber, sie müsse sich die Beine rasieren... Sie will Basketball oder Fußball mit den Jungs spielen, hat Beyblades und Yu-Gi-Oh Karten, aber die Jungs akzeptieren sie nicht, weil sie ein Mädchen ist.

Zudem ist sie schwerhörig, trägt aber die Höris nur ungern, weil sie überzeugt ist, ausreichend zu hören (stimmt DEFINITIV nicht) wodurch es auch zu Missverständnissen kommt. Ihre Hörbehinderung bemerken andere nicht, weil sie hervorragend von den Lippen abliest, die Kommunikationsschwierigkeiten sind aber dennoch da.

On Top trägt sie noch das Päckchen, dass sie ihren Vater jetzt nur sechs Monate "kennelernen" durfte, bevor der Kontakt wieder völlig abgebrochen wurde - von seiner Seite. Und ich war sehr sehr krank, sie hat mitbekommen, dass eine Chemotherapie ein wenig härter ist, als Hustensaft und hat oft Angst um mich. Ich bin zwar wieder gesund, aber die Sorge bleibt für sie.

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe versucht, mit ihr einen Basketball-Verein zu finden, aber nach dem Ganztag in der Schule, der ihr alle Kraft abfordert (sie braucht eine extrem hohe Konzentration wg des Hörens) schafft sie das Training nicht. Sie ist einfach abends zu platt. Eine einzige entfernte Freundin hat sie, die aber zwei Jahre älter ist und verständlicherweise oft andere Interessen hat. Oft ist meine Tochter ganz gern allein, um ihre Akkus wieder aufzuladen, aber oft fehlt ihr auch jemand. Besonders in der Schule, weil sie IMMER allein in den Pausen ist, oder von anderen sogar böd angemacht wird, warum sie denn so allein sei, ob sie keine Freunde hätte etc.

Ich versuche das nicht zu meinem Problem zu machen, Damit würde ich ihr nicht helfen, aber manchmal...da könnte ich einfach nur heulen, weil mir diese Situation, diese Einsamkeit, für sie so leid tut.

Habt ihr einen Rat für mich?

 
8 Antworten:

Re: Ganz allein

Antwort von ferkelchen am 01.05.2012, 7:35 Uhr

ohje, das ist blöd für Dich und saublöd für sie.

Habt ihr schon einmal über einen Schulwechsel nachgedacht? Wie war es denn im Kindergarten? Hatte sie da Freunde?

LG

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Re: Ganz allein

Antwort von Erzangie am 01.05.2012, 10:14 Uhr

Ja, sie hatte Freunde im Kindergarten und in der Grundschule, wenn auch nie ganz viele (was ich aber nicht schlimm finde). Sie war gut in den Gruppen integriert, Richtig schwierig ist es etwa seit einem Jahr. Sie ist in der 6. Klasse einer Gesamtschule und ihre Klasse gilt leider als schwierig. Für meine Tochter ist es dann doppelt schwer, weil der Lärmpegel in der Klasse für sie einen extremen Stress bedeutet. Manchmal denke ich, es liegt zum Teil auch daran, dass sie ein Jahr älter ist als ihre Klassenkameraden.. ich weiß es nicht :-(

Sie selbst ist schon so weit, eine Schule für Hörbehinderte als Option anzusehen - ich nicht, weil ich den GU für wichtig und richtig erachte. In der anderen Schule hätte sie zwar die besseren Lernbedingungen, aber die Schule ist 50 km von hier entfernt - und damit dann auch das soziale Umfeld.

Außerdem ist die Hörbehinderung nicht das vordringlichste Problem.

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Re: Ganz allein

Antwort von Strudelteigteilchen am 01.05.2012, 11:00 Uhr

Zitat:
"Außerdem ist die Hörbehinderung nicht das vordringlichste Problem."

Da wäre ich nicht so von überzeugt.

Zum einen: Auch, wenn die Klassenkameraden die Hörbehinderung an sich nicht "bemerken", so reagiert Deine Tochter aufgrund dieser doch wahrscheinlich manchmal "komisch" oder unvorhersehbar. Ich weiß, wie meine Mutter wirkt, wenn sie ihre Hörgeräte nicht trägt - und das ist eben nicht "normal". Vor allem die Konformität suchenden Teenager reagieren dann gerne ablehnend.

Zum anderen: Wenn sie partout nicht möchte, daß ihre Klassenkameraden davon erfahren, dann sondert sie sich - und das kann durchaus unbewußt geschehen - vielleicht auch selber ab.

Ich würde mich mal mit ihr hinsetzen und auf Augenhöhe darüber sprechen. Zum einen um herauszufinden, wie es ihr selber mit der Situation WIRKLICH geht, und dann, um eine Lösung zu finden.

Manchmal ist es auch eine Lösung, wenn das Kind mal mit jemandem "von außerhalb" reden kann. Das kann ein Therapeut sind, aber auch eine andere außenstehende Person wie Tante/Onkel/Oma/Opa/mütterliche Freundin/väterlicher Freund.

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Tapetenwechsel kann Wunder wirken

Antwort von Grundlagentrottel am 01.05.2012, 13:50 Uhr

...das scheint sie instinktiv ja schon selber zu ahnen:

" Sie selbst ist schon so weit, eine Schule für Hörbehinderte als Option anzusehen "


Es muss ja vielleicht nicht gleich ein Schulwechsel sein. Ein Wechsel in die Parallelklasse reicht eventuell schon, um potentielle neue Kontakte zu ermöglichen und aus der sozialen Sackgasse herauszukommen. Ich kann aber auch voll und ganz verstehen, dass sie dem ganzen alten Mief komplett den Rücken zukehren und zu neuen Ufern aufbrechen möchte.

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Re: Tapetenwechsel kann Wunder wirken

Antwort von Fru am 01.05.2012, 20:37 Uhr

Wir hatten damals ein Mädel in der Klasse welches eine chr. Darmentzündung hatte....was Äußerlich für uns auch nicht sichtbar oder bemerkbar war...trotzdem hatte sie so manches Problemchen, sie fehlte oft, war extrem pingelig, was das Essen angeht...was logisch war, wenn man wußte, warum das alles so war....

Ein paar schwere, aber trotzdem ehrliche Worte an die Klasse haben ihr Leben dort enorm erleichtert....

Vielleicht denkt Ihr mal darüber nach, der Klasse zu erklären, warum sie "anders" ist...

LG

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Re: Tapetenwechsel kann Wunder wirken

Antwort von MamaMalZwei am 04.05.2012, 10:32 Uhr

Hallo, das denke ich auch. Ich selbst hatte in der GS ein hörbehindertes Mädchen in der Klasse, Doris. Die ist nicht lange geblieben. Es gab in meiner Klasse ein Mädchen, das gerne andere provozierte. Es stellte sich vor sie hin als sie hörte das Doris von den Lippen lesen kann und sagte etwas ohne Stimme zu ihr. Ich weiß noch wie heute dass Doris fassungslos: "Du bist blöd?" wiederholte. Kurz darauf wurde Doris von der Schule genommen.
Rede bitte mit den Lehrern, dass sie sich die Mädchen, die ärgern, auch wirklich vornehmen. Wie heißt es so schön, für das Leben lernen wir... Dazu gehört, dass man andere so nimmt wie sie sind, seine Kinder ernst nimmt und sie erzieht und sich nicht immer herausredet mit "sie pubertieren".
Der Lehrer müsste eigentlich gegen den Lärm in der Klasse vorgehen. Es gibt Gesamtschulen, da wird von der ersten Stunde an darauf geachtet, dass Kinder ihre Tasche leise ein- und auspacken, nicht alle durcheinander reden, Stühle zum Rücken angehoben werden, dann quietscht es nämlich nicht so. Hier bei uns müssen in der Gesamtschule Tücher im Federmäppchen liegen (!!!), damit die Stifte nicht klappern.
Gegen Intoleranz der Klassenkameraden hilft eigentlich nur konsequentes Durchgreifen der Lehrkräfte, nur die sind ja morgens dabei. LG

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Re: Ganz allein

Antwort von Erzangie am 05.05.2012, 16:59 Uhr

Vielen Dank für eure Reaktionen! Leider ist die Situation schon ziemlich kompliziert:

Ein Wechsel in die Parallel-Klasse ist in der Gesamtschule nicht möglich, da die Schüler in Teams unterrichtet werde. Eine Parallel-Klasse in dem Sinne gibts also nicht, nur eine Teamklasse. Ich habe angefragt, ob sie dorthin wechseln könnte, aber ab der 7. löst sich das eh in den meisten Kursen wieder auf, dann sind die Teams bunt gemischt... und das Mobbing ist schon teamübergreifend :-(

Einen außenstehenden Vertrauten gibt es zu unserem großen Glück. Ihr GU-Lehrer, den sie seit der zweiten Klasse hat, steht ihr gerne bei, aber sie WILL nicht darüber reden.Auch er versucht sie mit Engelszungen zu überzeugen,wie wichtig die Höris sind (die Hörgeräte) aber oft genug ist sie so...unwillig, die Dinger zu tragen und besteht darauf, dass SIE genug hört, und DIE ANDEREN ihr etwas wollen. Dass das typisch für Schwerhörige ist, weiß ich, aber das hilft grad gar nicht...

Wie sie das empfindet, weiß ich (leider). Sie ist kreuzunglücklich. Sie sagt das manchmal, ich werde von Lehrern angerufen weil sie in der Pause weint, sie malt das, sie schreibt es in ihren Mangas (sie liebt japanische Comic und zeichnet auch selbst) ich SEHE das... aber ich kann nix tun!! Und die Lehrer, die bemerken, dass es ihr nicht gut geht, tun NIX außer mit MIR zu sprechen, und trotzdem werden Sachen rumgeschmissen und es herrscht ein Lärmpegel in der Klasse, der mir selbst Kopfschmerzen bereitet, wenn ich auch nur mal für eine Stunde in der Schule bin.

By the way: ich bin Schulpflegschaftsvorsitzende in dieser Gesamtschule :-( Sowas kenne ich nur von wenigen anderen Klassen. Alle sind hilflos: Lehrer, Schulleiter, ich. Das größte Problem ist, dass ICH allein ihr die Peergroup nicht ersetzen kann.

Ich habe jetzt überlegt, mal einen Schulpsychologen bzw. einen Jugendpsychologen aufzusuchen. Denn sie steht erst am Anfang der Pubertät...ich fürchte, der Findungsprozess wird für sie eher noch schwieriger.

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Re: Ganz allein

Antwort von MamaMalZwei am 05.05.2012, 19:12 Uhr

Hallo, das tut richtig weh, das zu lesen! Dein Kind tut mir leid, ehrlich. Die Idee mit dem Psychologen ist schon gut, vielleicht kann er sie ja bestärken, ihre Höris zu benutzen und ihre Seele zu stützen. Was das Mobbing betrifft: Da hilft es nicht mit DIR darüber zu sprechen. Sie müssen sich die VERURSACHER vornehmen. Ich bin ja sonst eigentlich nicht so krass, aber Mobbing ist Mord an der Seele. Man muss diesen (sorry) Tussen ganz klar machen dass sie, wenn sie weitermachen, ein Kind auf dem Gewissen haben.
Dieses ganze Gelabere von Verständnis für die Täter - die ja nicht wissen was sie tun, es k.... mich an. Es gibt Untersuchungen darüber, dass Mobbingopfer Zeit ihres Lebens leiden. Sie sind nachher nicht mehr in der Lage, auf andere Menschen zuzugehen oder stabile Freundschaften aufzubauen und zu halten. Ihre Familien leiden gleich mit, weil man sieht dass das Kind leidet, einem aber die Hände gebunden sind. Man will ja schließlich nicht mit dem Vorschlaghammer auf den Schulhof rennen!
Geh zum Rektor und mach Dampf! Ihr braucht einen Beschluss der GK, der den Lehrern ganz klar vorgibt, wie im Falle von Mobbing zu handeln ist. Das kann gehen über den Einsatz von Unterstützern bis hin zu Sanktionen für die Täter, Schulausschluss usw. LG

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