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Geschrieben von Carolina85 am 18.01.2016, 14:04 Uhr

Frage zur Darmflora

Hallöchen, hier kann mir bestimmt jemand meine Unwissenheit nehmen ;-)
Ich stille seit drei Monaten meinen zweiten Sohn und habe erst in dieser Stillzeit was von Darmflora gehört. Zwar wusste ich auch in der ersten Stillzeit, dass Muttermilch gut ist für Verdauung, Abwehr usw, allerdings hätte ich mir nicht träumen lassen, dass bereits ein einziges Fläschchen Pre die besondere Darmflora zunichte macht... So bekam der erste Sohn auch ab und an (insgesamt vielleicht 5mal) ein Fläschchen HA Pre.
Meine erste Frage: wie sehr hab ich ihm damit "geschadet"? Er Hat zB trotz 13 Monaten stillen leichte Neurodermitis, hätte ich das verhindern können??
Zur zweiten Frage. Der Zwerg nun hat aufgrund meines neuen Wissens bislang ausschließlich Muttermilch bekommen, was ich auch so beibehalten möchte bis er zu essen beginnt. Das bedeutet allerdings, dass ich für gelegentliche Abwesenheit (Rückbildungskurs, Termin mit dem Großen, uä) abpumpen muss. Das belastet natürlich jedes Mal das empfindliche Gleichgewicht der Milchmenge. Bin eh relativ anfällig für Milchstau... Naja geht halt nicht anders. Nun frage ich mich aber: wenn er dann zu essen beginnt, ändert sich doch die Darmflora ohnehin!? Könnte ich dann also das Pumpen sein lassen und für die wenigen Anlässe eine Portion Pre geben? Oder hab ich da einen Denkfehler??
Vielen Dank fürs Lesen dieses "Romans" und fürs Antworten!!!

 
3 Antworten:

Re: Frage zur Darmflora

Antwort von emilie.d. am 18.01.2016, 21:08 Uhr

Ich fange mal mit dem zweiten Teil an, der ist einfacher. Mein Wissensstand ist folgender:
Der Darm eines Neugeborenen ist "unreif". Die Zellzwischenräume im Darmepithel sind z.T. noch durchlässig (s.g. tight junctions, die noch nicht komplett entwickelt sind). Große Eiweißmoleküle sind potentiell allergieauslösend, beim gesunden Erwachsenen kommen die nicht duch den Darm durch. Bei Neugeborenen theoretisch schon.
Man stellt sich vor, dass mütterliches IgA in der Muttermilch den Darm wie eine Art Handschuh auskleidet und außerdem Stoffe in der Muttermilch kindliche Makrophagen aktivieren, die zusammen "irgendwie" verhindern, dass große Eiweißmoleküle in der Milch durch die unreife Darmwand hindurch können. Daneben enthält Muttermilch Wachstumsfaktoren, die die Darmreifung allgemein beschleunigen.
In HA Nahrung sind die Eiweißmoleküle aufgespalten, aber nicht in die tatsächlichen Einzelbausteine (Aminosäuren). Weshalb z.B. Babys mit einer Kuhmilcheiweißallergie eben keine HA Nahrung vertragen, sondern dann eine komplett hydrolisierte Spezialnahrung wie Neocate brauchen. Ob also HA Nahrung tatsächlich besser ist als eine normale Pre, ist nicht abschließend belegt, für mich sieht es so aus, dass es ganz entscheidend auf die Marke ankommt.
Ab 4-6 Monaten scheint der Darm bei den meisten Babys "dicht" genug zu sein. Daher die Empfehlung, vorher bei allergiegefährdeten Kindern nur zu stillen und eben keine Premilch zu geben.

Zum zweiten Teil:
Kannst Du den link posten, der behauptet, dass ein einziges Fläschchen Premilch die Darmflora von der eines Stillkindes zu der eines Flaschenkindes "umswitcht"?
Die Flora von Flaschenkindern ist anders im Vergleich zu der von Stillkindern. Dass man tatsächlich diese "eine" Flasche anhand der Darmflora des Kindes nachweisen kann, ist mir neu. Wie oben geschrieben, man sollte keine Premilch in den ersten 4 Monaten geben, aber soweit ich weiß aus anderen Gründen. Dazu kommt, dass zwar hohe Level bestimmter Bakterien im Darm mit einem höheren Risiko für Übergewicht und Asthma assoziiert sind, dafür aber soweit ich weiß kein kausaler Zusammenhang belegt ist.

Allergien sind multifaktorielle Erkrankungen. Es ist sehr schwer, bei solchen Erkankungen kausale Zusammenhänge zu belegen.Selbst dass Stillen an sich vor Allergien schützt, ist nicht wahnsinnig gut belegt. Problem bei all diesen Studien ist, dass man Stillen nicht "zufällig" verordnen kann. Dadurch, dass sich Eltern das selbst ausuchen können, hast man in fast jeder Studie auf diesem Gebiet automatisch einen "bias" drin, den man irgendwie rausrechnen muss. Die Eltern von Kindern, die gestillt werden, rauchen z.B. seltener. Rauchen ist aber ein bekannter Risikofaktor für z.B. Asthma.
Anders gesagt, selbst wenn theoretisch eine einzige Flasche Premilch das Allergierisiko erhöhen würde, wüsste niemand, ob Dein Sohn nicht so oder so eine Allergie entwickelt hätte.

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Re: Frage zur Darmflora

Antwort von Carolina85 am 18.01.2016, 22:20 Uhr

Vielen lieben Dank für die ausführliche und detaillierte Antwort!! Das mit den Eiweißmolekülen war mir neu und finde ich sehr einleuchtend, ebenso das mit IgA und den Wachstumsfaktoren. Danke dafür!
Hier der Link, wo ich das mit der veränderten Darmflora herhabe:
http://www.stillkinder.de/ein-einziges-flaeschchen-schadet-doch-nichts/
Das mit den Allergien finde ich auch sehr schlüssig und es beruhigt mich etwas, dass es möglicherweise auch einfach nur sowas wie Pech war, dass er nicht ganz ohne was davongekommen ist.
Diese zusätzlichen und schwer erforschbaren Faktoren "zwischen den Zeilen", die du ansprichst, finde ich sehr interessant! Auch zB in Bezug auf SIDS habe ich mich schon des öfteren gefragt, ob per se das Stillen ein Schutzfaktor ist oder vielmehr irgendeine gesündere Lebensweise, die eventuell gerade Mütter, die sich für das Stillen entscheiden, eher besitzen. Sehr spannend, es gibt noch so vieles, das die Wissenschaft nicht abschließend erklären kann.
Danke dir für einige neue Denkanstöße und einige Erklärungen!

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Re: Frage zur Darmflora

Antwort von sileick am 19.01.2016, 20:26 Uhr

Ich ergänze: Wie in vielen Fällen wurde bei solchen Aussagen eine wissenschaftliche Erkenntnis verstärkt bzw. leicht verfälscht wiedergegeben. Die Aussage ist allgemein so vermutlich nicht richtig, aber in diesem Bereich geht es wohl insgesamt vor allem um Wahrscheinlichkeiten.

Eine Flasche künstliche Milch innerhalb der ersten 4-6 Monate (wer sagt auch nicht, dass ggf. bei einigen Kindern noch mehr Zeit benötigt wird?? SO viele Babys weigern sich auch mit 6, 7, 8 oder mehr Monaten noch, Beikost zu essen. Warum tun sie das wohl??) KANN "bei Kindern mit erhöhter familiärer Gefährdung zur Entwicklung von Allergien" schon eine Sensibilisierung verursachen und damit entsprechende Folgen haben, muss aber nicht, und die Formulierung weist auf Kinder in allergiegefährdeten Familien hin, nicht auf alle Kinder.

Was kannst Du daraus schließen? Dass Du, wie so viele Mütter zum größten Bedauern schlecht beraten und begleitet warst, als Du so früh künstliche Milch gabst. Aber hat Dein Kind darum leichte neurodermitische Hautausschläge? Gegenbeispiel: Meine Tochter wurde nur und ausschließlich 6 Monate lang gestillt bis zum Abwinken. Sie bekam NIE etwas anderes, und wir haben keine besondere Neigung zu Allergien in der Familie. Sie entwickelte dennoch bisweilen neurodermitische Hautausschläge. Nur wenig und normalerweise, wenn ein Infekt nachfolgte oder wenn ich selbst Milch trank, was ich gar nicht mehr tat, als ich den Zusammenhang feststellte. Zu Weihnachten stellten wir fest, dass sie keine Milchschokolade verträgt und davon rote Flecken am Po bekommt. Außerdem bekommt sie sie von den Nähten in 100%-Baumwollunterhosen, und wenn sie Bitterschokolade isst, mit mindestens 70% Kakao, dann gibts keine roten Flecken. Zum Glück mag sie diese. Waren wir nun unverantwortlich, sie zu Weihnachten auch mal einen Schokoweihnachtsmann (natürlich nicht auf einmal) essen zu lassen? Böse Eltern? Jeder weiß ja, dass sowas nicht gesund ist. Wo will man mit diesen Gedanken anfangen, wo aufhören? Wir (Frauen) neigen, so glaube ich, dazu, uns immer so arg schuldig zu fühlen, bei allen möglichen Dingen. Zum Glück sind wir alle auch nur Menschen.

Ich könnte mich jetzt zermartern, weil ich böse Mama Milch getrunken habe (übrigens nur mal in einem Latte Macchiato, maximal 1-2x im Monat, sonst trinke ich schon längst keine Milch mehr) und sie darum neurodermitische Hautausschläge bekam.

Ich meine, das nützt niemandem. Abgesehen davon, dass es in diesem Bereich unmöglich ist einen sicheren Beweis zu führen. Es gibt so viele Gründe für neurodermitische Hautausschläge, und viele Babys haben sie, ohne richtig Neurodermitis zu entwickeln. Zum Beispiel bin ich der festen Überzeugung, dass unsere hiesige Praxis des häufigen Badens und Einkleisterns der Babyhaut, die ja angeblich (werbewirksam) so viel industrielle Pflege braucht, dringend überdacht werden muss. Es gibt andere Gründe, und die sind so vielfältig, wie wir alle einzigartig sind.

Wir können es ja immer nur so gut machen, wie es eben nach unserem besten Wissen und Gewissen geht. Und wenn wir das gemacht haben, blicken wir in die Zukunft und genießen, was ist, anstatt ewig in den "Sünden" oder "Verfehlungen" der Vergangenheit hängen zu bleiben. Das schwächt so!

Also sei stolz auf Dich, dass Du Dein Kind so schön stillst, dass es wächst und gedeiht und grundsätzlich gesund ist und denke daran, dass die Zeit, in der NUR stillen geht, ja so schnell vorbei ist, und dann wird auch Deine Reichweite, auch ohne zu pumpen, wieder größer und es wird mehr Möglichkeiten für Dich geben. :-)

Liebe Grüße

Sileick

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