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Geschrieben von Windpferdchen am 18.04.2016, 9:51 Uhr

Auch den ungünstigsten Fall bedenken, bevor Du unterschreibst!

Hallo,

ein Ehevertrag hebelt ja geltendes Recht aus, was für eine Frau in der Regel ungünstig ist. Denn der Gesetzgeber hat im Verlauf der Jahrzehnte versucht, wirklich gerechte Regelungen für den Fall einer Trennung zu finden. Es ist z. B. tatsächlich gerecht, wenn die Rentenpunkte angeglichen werden, weil meist die Frau wegen der Kinder darauf verzichtet, so viele Rentenpunkte anzusammeln wie der Mann. Nur WEIL sie ihm den Rücken freihält und nicht oder nur Teilzeit arbeitet (und damit auf berufliches Fortkommen verzichtet), KANN er ja überhaupt Vollzeit arbeiten, Überstunden machen usw. Es ist richtig, dass sie dafür einen Ausgleich erhält. Lass Dich nicht von den Klagen über die "böse Ex" Deines Partners beeindrucken. Im Falle einer Trennung würdest sofort Du selbst diese Rolle einnehmen, das geht ganz schnell.

Auch wenn Ihr selbst keine Kinder mehr plant, wäre ich vorsichtig. Da der Gesetzgeber vor allem den schwächeren Part der Ehe (meist die Ehefrau) absichert, ist es für Frauen so gut wie immer von Nachteil, einen Ehevertrag abzuschließen. Diese Verträge fallen zu 99 Prozent zugunsten des Mannes aus. Einen Ehevertrag würde ich daher selbst nie abschließen - außer, ich oder mein Mann hätten eine Firma. Hier macht es Sinn, damit die Firma nicht im Falle einer Trennung zerschlagen werden muss, um einen Part auszuzahlen.

Vom Gesetz her ist eine Ehe ja automatisch eine Zugewinn-Gemeinschaft. Im Falle einer Trennung wird also zu gleichen Teilen aufgeteilt, was Beide in der Ehezeit erwirtschaftet haben. Weil Beide sich lieben und an einem Strang ziehen, finde ich das gerecht, auch und gerade wenn die Frau (weil sie in der Vergangenheit Kinder erzogen hat) weniger verdient.

Wir haben einige Paare im Bekanntenkreis, die einen Ehevertrag abgeschlossen haben - in jedem einzelnen Fall fiel der zum Nachteil der Ehefrau aus. In einem Fall z. B. erkrankte die Frau an Krebs. Weil im Vertrag stand, dass der Ehemann ihr nichts von seinem Verdienst abgeben muss, stand sie in dieser Zeit, in der sie nicht berufstätig sein konnte, mit ganz wenig Geld da. Denn sie arbeitete wegen des Kindes nur Teilzeit, so dass das Krankengeld winzig ausfiel. Der Mann bezahlte nur unter Protest und zähneknirschend Unterhalt und Kleidung für sie. Sein Verhalten (und indirekt also auch der miese Vertrag) führten nach der Krankheit zur Scheidung.

Wenn Du einen Ehevertrag unterschreiben möchtest, kläre unbedingt vorher einige Punkte:

- Lass Dich vom Notar zu dem Vertrag beraten und frage auch ausdrücklich, welche Nachteile dieser für Dich haben könnte. Dazu ist es wichtig, dass Ihr BEIDE den Notar beauftragt (Unterschrift von beiden). Denn beauftragt ihn nur Dein Partner, berät der Notar ausschließlich zu seinen Gunsten, das ist seine Aufgabe. Er wird etwaige Nachteile für Dich dann unterschlagen und unerwähnt lassen, denn Du bist nicht seine Klientin.

- Überlege, ob es sein könnte, dass Ihr noch Kinder bekommt. In diesem Falle ist jeder Ehevertrag im Zweifel für Dich nachteilig.

- Denke darüber nach, was der Vertrag im schlimmsten Falle (schwere Krankheit, oder chronische Krankheit mit Erwerbsunfähigkeit) für Dich bedeuten könnte. "In guten wie in schlechten Zeiten" heißt auch, dass man für seinen Partner einsteht, wenn dieser krank wird. Gehe nicht automatisch davon aus, dass Dein Freund dann sicher gern für Dich sorgen wird - schließlich schließt er nicht umsonst einen Vertrag ab. Wenn er im Falle einer Krankheit dann gnädigerweise trotzdem für Dich sorgt, bist Du komplett von ihm abhängig und wirst Dir das irgendwann auch vorhalten lassen müssen - das tut nicht gut!

Ich kann verstehen, dass Ihr vorsichtig seid. Wenn Du selbst Vollzeit arbeitest, gut verdienst und keine Kinder mehr möchtest, könnte ein Vertrag das Richtige sein. Bedenke aber, dass Dein Partner den Vertrag nicht deshalb möchte, damit DU abgesichert bist - sondern er natürlich ausschließlich seine eigenen Interessen im Blick hat. Achte deshalb darauf, dass auch Du wirklich gut wegkommst und unabhängig vom Notar beraten wirst.

LG

 
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