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Geschrieben von EarlyBird am 29.08.2016, 12:13 Uhr

4-jährigen Sohn zum Begräbnis mitnehmen?

Hallo Petzi, erstmal mein herzliches Beileid! Entschuldige Rechtschreibung/Grammatik sitze am Tablet mit 2-Finger- Tipperei ;)
Ich finde es äußerst wichtig, das du zusammen mit deinem Großen dieses Thema besprichst. Für ein Kind stellt der Tod einer nahestehenden Person, wie für uns Erwachsene oft auch, ein Transitionsprozess dar welcher zu verarbeiten und zu bewältigen gilt. Du solltest ihn in dieser Zeit unbedingt Begleiten, für ihn da sein wenn er dich braucht, immer ein offenes Ohr haben, das Thema auf keinen Fall tot schweigen lassen sondern vielmehr Gefühle und auch Worte (auch unschöne) zulassen, AUCH deine eigenen (heißt nicht heulend zusammenbrechen, aber dor vor ihm deine Traurigkeit eingestehen, sie zugeben und erklären, dabei darfst du auch mal vor ihm weinen!) dein Kind (ältere) und seine Bedürfnisse die kommende Zeit genau beobachten und darauf eingehen.
Es wäre gut, wenn du mit ihm reden könntest, Kinder haben wie der Volksmund schon sagt "sehr feine Antennen" und auch wenn du versuchst vor ihm nicht zu weinen, so merkt er sicherlich das dich was bedrückt. Ehrlichkeit wãre viel wichtiger, als das Vermeidungsverhalten bzgl. einem Weinen!

Also Kinder reagieren völlig unterschiedlich auf den Tod einer nahestehenden Person. Im Freundeskreis ist bei uns der Papa bei einem Motorradunglück gestorben, Kind ca 7 Jahre alt hat am Grab ihre Jacke mit hineingegeben (kalte Jahreszeit) damit Papa da unten nicht kalt ist, wollte zunächst noch ihr Kuscheltier mit hinzugeben damit Papa nicht alleine ist, hat sich dann jedoch kurzfristig umentschieden.

Anderer Fall eine Freundin von mir, ihr Exmann ist verstorben - ohne Kinderpsychologen sagt sie, hätte sie es mit ihrem damals etwa 4 Jährigen Sohn nicht geschafft diese Zeit zu überstehen. Der Junge durfte seinen toten Papa in Begleitung sehen (kinderpsychologisch abgeklärt und vorallem darauf vorbereitet!), was im Nachinein in diesem speziellen Fall hilfreich war.

Es ist sehr schwierig dir zu antworten, weil es ein so sensibles Thema ist, bei welchem man einfach auch sehr viel falsches Raten kann, zumal jedes Kind individuell ist, sowie die Trauer und die Reife!
Sollte er tatsächlich so viel mitbekommen haben, wäre es sicherlich nicht verkehrt sich von einer Trauerbegleitungsstelle für Kinder (kann auch Kinderpsychologe sein) beraten zu lassen. Ich würde aber auf alle Fälle ganz offen mit ihm sprechen und keinesfalls vermitteln, das er für dieses Thema noch zu klein ist oder gar Sachen sagen wie: Er ist jetzt zufrieden und friedlich eingeschlafen (-> Kinder können Einschlafängste entwickeln + es entsteht die natürliche Frage danach, wann der Verstorbene denn wieder aufwacht..). Ich würde auch mit meinem Mann und Verwandten sprechen, sodass nicht verschiedene, irrietierende Infos gegeben werden (Onkelist weit weg bei den Engeln, Onkel ist unter der Erde am Friedhof, Onkel sitzt auf einer Wolke und guckt runter, Onkel ist immer da wenn ihr lächelt usw.) Das irritiert nur unnötig, besser wäre eine einheitliche Aussage.

Es ist auf alle Fälle so, das Kinder ihre eigene Art haben zu Trauern und diese kann von uns Erwachsenen oft nicht wirklich verstanden oder nachvollzogen werden. Dieses endgültige ist in ihrem Verständnis (je nach Alter und Reife - umso Jünger natürlich, umso zutreffender) nicht greifbar und nicht real. Ein warten auf: wann wacht der Verstorbene wieder auf? Schläft er jetzt immernoch? etc. oder ein Wann kommt er wieder (Urlaub zum Beispiel)? wären zum Beispiel typisch, sowie ein plötzliches losziehen und Verstorbenen Suchen und Nachsehen wo er/sie ist, ein Anrufen wollen, ihnen Geschenke machen oder. Bilder malen wollen etc..

Auch kann die Trauer für einen Moment da sein , sogar riesig sein und im nächsten Moment wieder plötzlich zumindest augenscheinlich verschwunden - jedoch da ist sie immernoch..! Es beschäftigt sie in ihrer Erlebenswelt, auch wenn sie zeitweise fröhlich und unbeschwert sind.

Auch sind bei Kindern plötzliche Ängste zu erwarten (müssen aber nicht eintreffen), Trennungsängste, Verlassensängste, Todesängste (z.B. in Bezug auf Mama, Papa, Geschwister etc.), Regressionen (Zurückfallen auf bereits abgeschlossene Entwicklungsprozesse: Einnässen, Schnuller wieder wollen etc.), Wutausbrüche, Schuldzuweisungen auch gegenüber sich selbst (vorallem bei älteren Kindern, welche zum Beispiel im Streit zuvor etwas absolutes gesagt haben, wie bspw. "ich wünschte du wärst nicht mein Onkel sondern du wärst für immer weg" oder "ich mag dich nie mehr, ich wünschte du wärst nie da", du bist nicht mehr mein Freund, niewieder oder Ähnliches), Unkonzentriertheit, Auffälligkeiten im Kiga (Übermäßig Zoff mit anderen Kindern, Eskalation im Streit oder auch nur bzgl. einer beiläufigen Bemerkung/Lapalie welche drastische Gefühle auslöst, etc.), etc.pp

In der Regel verstehen Kinder die Bedeutung von Tod schlechter umso jünger sie sind. Daher sollte man gerade jüngeren Kindern die Thematik "Tod" also dessen Bedeutung erklären. Wichtig finde ich klartext zu sprechen (soll nicht heißen, das man z.B. einen eventuellen überaus schmerzhaften Tod einräumt, sondern vielmehr den Tod beim Namen nennen) und ehrlich sprechen. Sehr wahrscheinlich werden von seiten deines Sohnes zunehmend Fragen gestellt werden. Auch wenn du manche Antworten nicht hast, dann solltest du eben auch genau das zugeben und ihm sagen dass du es eben nicht weißt, aber was du vielleicht glaubst. Kinder spüren wenn Eltern ratlos sind und eine verdeckte Lüge kann sehr beängstigend sein.

Auch die Chance auf ein abschiednehmen wie bspw. Beisein auf Beerdigung (insofern möglich und insofern von Kindern gewünscht) wäre sinnvoll. Hierzu hilft es, den Ablauf (einschließlich der Wahrscheinlichkeit, das die Erwachsenen sehr weinen werden und warum- der Trauerfeier kurz zu erklären und Mama oder Papa (war dein Bruder, also sollte das wohl besser dein Mann machen) als "zuständig" für deinen Sohn festzulegen. Soll heißen, Papa weicht deinem Sohn nicht von der Seite, beantwortet ihn alle Fragen, entfernt sich auch bei Bedarf mit dem Kleinen von der Beerdigung...

Auch fände ich wichtig über seine Gefühle zu sorechen, wenn er dafür offen ist, und zu fragen ob er sich was wünscht bzw. ob er z.B. irgendetwas tun/beitragen möchte. Ein Bild malen, welches mit zum Onkel darf, oder Blumen/Kranz auf der Trauerfeier niederlegen, ein Schiffchen auf dem Fluß fahren lassen. Darüber sorechen, das er die Möglichkeit auf der Beerdigung hätte vorne "Tschüß" zu sagen (sollte der Papa aber auf der Beerdigung dann rechtzeitig ankündigen und dem Jungen immer erklären, was gerade geschieht und warum die Erwachsenen was machen, z.B. zum Grab schreiten) eine Kerze gestalten und anzünden, etc.pp. Wenn er das möchte würde ich das unbedingt sogar zulassen und ihn dabei unterstützen.

Ist in dem Besitz des Onkels irgendwas besonderes was er mit den Kindern gemacht hat? Z.B. Spielkarten oder gibt es etwas was er besonders mit dem Onkel assoziiert wie Bspw. eine Brille, eine Uhr, eine Jacke, etc.
Vielleicht tut es deinem Jungen gut, davon irgendetwas zu bekommen als Symbolik oder Andenken. Darüber würde ich auch sprechen ob das gewollt ist.

Beiden Kindern könnten ein schönes Bilderbuch dazu gut tun.
Auch ein Gemeinschaftsplakat (Trauerecke) mit Photos vom Onkel und der Familie, Zeichnungen, Wünsche für den Onkel, Gedanken usw. hätten dort Platz.
Gemeinsam mit den Kindern Blumenstraußpflücken gehen etc.
.....

Liebe Grüße

 
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