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Geschrieben von Kleine Fee am 07.12.2012, 13:02 Uhr

Vorurteile oder Getroffene Hunde bellen

http://www.zeit.de/2012/50/Berlin-Schule-Entspannungsunterricht

Herr Prüfer schimpft auf Zeit-online über die schlechten Berliner Schulen und die Berliner Schüler, die sich nicht anstrengen müssten.

Mich ärgern solche Artikel gleich zweimal:

Zum einen schreibt der selbsternannte Bildungsexperte Prüfer eine Fashionkolumne im Zeitmagazin. Der Artikel über die Berliner Schulen zeigt also nur seine ureigene Meinung: Seine Schulzeit sei nicht schön gewesen, hätte ihm aber im Rückblick etwas für sein Leben gebracht und daher müsse Schule so sein wie seine damalige - tolle Argumentation! Warum kriegt jemand für sowas Raum bei der Zeit?

Zum anderen bin ich als Mutter eines Berliner Schulkindes auch betroffen von seinem pauschalen Rundschlag gegen die Berliner Schulen und Schüler. Seiner Meinung nach bringt das Berliner Schulsystem nur lebensunfähige Kreaturen hervor. - So werden Vorurteile bedient und weiter ausgebaut, gegen die mein Kind später antreten muss. Danke. Was soll das? Kann man nicht ein bisschen differenzierter schreiben, als diese "alle in einen Sack und immer feste drauf"-Art?

Ich sehe es an mir selbst und meinem Umfeld, dass solche Vorurteile greifen. Die meisten Kinder in der Nachbarschaft gehen auf Privatschulen. Ich selbst hatte ehrlich gesagt Angst vor der Einschulung meines Kindes auf der Stadtteilschule. Dort gibt es viele der Dinge, die Herr Prüfer in seinem Artikel anprangert: jahrgangsübergreifendes, projektbezogenes Lernen, Tagesplanarbeit usw. Das alles war mir anfangs fremd, doch es hat mich inzwischen überzeugt. Wir sind mit der Schule sehr zufrieden. Ich kann nicht behaupten, dass mir meine eigene Provinzschule damals besser gefallen hätte. Das Lerntempo und die Stoffdichte würde ich als altersentsprechend bis anspruchsvoll einstufen. Ich habe keine Angst, dass mein Kind in dieser Schule nicht aufs Leben vorbereitet wird. Fazit: Man muss sich Dinge erst anschauen, bevor man sich darüber ein Urteil bilden darf.

Nervt es Euch auch, wenn scheinbar jeder besser weiß, wie Schule sein muss? Haben Medien nicht eher die Aufgabe, Vorurteile abzubauen, als bestehende noch zu bestätigen?

 
6 Antworten:

Re: Vorurteile oder Getroffene Hunde bellen

Antwort von Jule9B am 07.12.2012, 15:31 Uhr

Bei uns gab es auch dieses Jahr so einen Artikel, wo es darum ging, dass SOL (selbst organisiertes Lernen) total schlecht wäre, das wäre nur dazu da, dass die Schüler es in der Schule schön haben und der Autor fand, Schule ist eben Arbeit und soll keinen Spaß machen, die Schüler würden verhätschelt und so weiter. Eine Lobhymne auf den Frontalunterricht von jemand, der offenkundig in den mindestens letzten 30 Jahren keinen Schulunterricht mehr besucht oder eine Schule von innen gesehen hatte. Und da reißt man sich den A**** auf um SOL zu etablieren, erstellt Materialien, vertritt das neue Konzept und dann sowas. Sehr ärgerlich, aber da hilft nur ignorieren oder einenLeserbrief schreiben. ;)

Eine Schande, dass Zeitungen solche Schreiberlinge für den Schund, den sie da produzieren, auch noch bezahlen.

Jule

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Re: Vorurteile oder Getroffene Hunde bellen

Antwort von MamaMalZwei am 07.12.2012, 18:18 Uhr

Hallo, ganz egal welches Konzept man jetzt vertritt: Mich stört an der ganzen Diskussion, dass es an unseren Schulen immer nur eine Methode gibt, die angeblich das Heil bringt. Zur Zeit ist das gerade das selbst organisierte Lernen... Es gibt nicht nur die Methode, die Schüler müssen dazu passen!
Wer den Frontalunterricht macht, der muss damit rechnen, dass es Schüler gibt, deren Aufmerksamkeitsspanne inzwischen so kurz ist, dass sie irgendwann nicht mehr folgen können oder wollen.
Dazu kommt, dass ich oft den Eindruck habe, Lehrer wissen selbst nicht mehr, was sie eigentlich wollen. Oder - noch schlimmer - es wechselt so oft die Vorgabe was denn jetzt wichtig ist, dass sie den Überblick verloren haben...
Sicher lesen, schreiben, rechnen können, das wär ja schon mal was für die Grundschule.
In der weiterführenden Schule (Gym) müsste zumindest in der Mittelstufe die Kompetenz vermittelt werden, dass man ohne größere Probleme dem Unterricht in der Oberstufe folgen kann. Das sehe ich bei uns nicht, tut mir leid. LG

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Re: Vorurteile oder Getroffene Hunde bellen

Antwort von Pamo am 07.12.2012, 20:31 Uhr

Da das so von Moden geprägt ist, beschäftige ich mich nicht mehr damit. Nervig finde ich auch vor allem, dass alles immer auf jeden perfekt zutreffen soll.

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Re: Vorurteile oder Getroffene Hunde bellen

Antwort von Mickie am 07.12.2012, 22:02 Uhr

Ich lese die Beiträge und entscheide es ist immer nur ein Punkt der aus dem ganzen System herausgeholt wird.
Mich stört mehr das mit jedem Medienbericht die Reformen an den Schulen kein Ende mehr nehmen und gerade in Berlin die xte Reform über den Tisch gegangen ist und am Ende nicht nur Lehrer sondern auch Eltern und Kinder überfordert sind.

Interessant finde ich das es eben an den einzelnen Schulen durchaus anders laufen kann, an einigen Schulen funktioniert ein einzelnes System gut und alle sind zufrieden. An anderen Schulen dürfen Lehrer nach ihrem indivieduellem System unterrichten nur die Zielvorgabe ist gleich.

Was glaub ich heute fehlt ist mehr loslassen bei den Kindern und das Abschiednehmen das jeder zum herr Doktor studiert. Kinder auch mal Kinder sein lassen und eigene Fehler machen dürfen.


Gruß Mickie

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immer nur eine Methode ...

Antwort von Jule9B am 08.12.2012, 8:39 Uhr

Ähm, also es ist völlig klar, dass eine neuere Methode in dem Moment erstmal llen vorgestellt und in verschiedenen Klassenstufen ausprobiert wird usw., allerdings entsteht bei so einem Hype um eine neue Vorgehensweise immer nur der Eindruck, dass es jetzt "nur noch so" und nicht mehr anders (wie früher) gemacht wird.
Also bei uns z.B. wird SOL seit zwei, drei Jahren vermehrt praktiziert, allerdings heißt das ja nicht, dass es nicht auch ständig ganz altmodischen Frontalunterricht gibt. Ich meine, die Kinder haben bei uns täglich 8 Unterrichtsstunden, da wäre man ja bescheuert, man würde die alle jetzt nur noch nach EINER Methode machen - egal wie toll die wäre. Der Mensch braucht Abwechslung und wie du schon richtig sagst, mag eine Methode im allgemeinen so toll sein wie sie will, aber es gibt immer ein paar Kinder, die damit nicht so gut lernen können. Auch daher ist es wichtig abzuwechseln, damit alle Lerntypen etc. angesprochen werden. Es gibt Kinder, die am besten im Frontalunterricht lernen, die einfach gesagt kriegen müssen: So, jetzt schreibst du das von der Tafel ab und gut ist. ;)
Andere "forschen" halt selber gern und kriegen die Krise, wenn der Lehrer vorn steht und die allgemeine Weisheit verkündet, denn so ist es nunmal nicht. Es gibt nicht "die" Lösung für viele Dinge.

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Re: immer nur eine Methode ...

Antwort von MamaMalZwei am 08.12.2012, 11:33 Uhr

Ich glaube, das war an mich gerichtet... Schön, dass wir da übereinstimmen. Allerdings hat man, wenn man mittags den Kindern so zuhört, wirklich den Eindruck, es gäbe nur die eine Methode.
Katy hatte eine Mathelehrerin in der Mittelstufe, die wirklich nur Gruppenarbeiten machte und sich hinterher wunderte, warum denn bei den Kindern nichts hängen blieb. Katy ist äußerst geräuschempfindlich und daher für Gruppenarbeiten nur bedingt geeignet. Die Referate, die diesen Arbeiten entsprangen waren teilweise grob falsch, so dass die Lehrerin immer wieder eingreifen musste (oder mein Mann, der Mathematiker ist). Der wollte sich schon einen Teil ihres Gehaltes holen, weil er hier dauernd Nachhilfelehrer spielen durfte.

Dazu kommt der schlechte bauliche Zustand des Gyms, keine Schallisolierung. Ein Freund von mir hat ne App auf dem Smartphone, allein in den Klassenzimmern und im Pausentrakt werden locker über 90 Dezibel erreicht, vom Nachhall ganz zu schweigen.
Wenn in diesen Räumen (ausgelegt für 20 Schüler) 30 unterrichtet werden, die auch noch durcheinander sprechen, braucht man sich nicht wundern wenn nichts hängen bleibt. In der Nachbarschule hat man schon zur Selbsthilfe gegriffen, Filzgleiter unter den Stühlen, Kork an der Wand und irgendein Kunststoff an der Decke....

Jetzt, in der Oberstufe, regt mich vor allem auf, wenn Klausuren mit den Jugendlichen nicht gründlich genug nachbesprochen werden. Manchmal will man eben wissen, warum es denn 5 Punkte waren und nicht 9 oder 10. Das darf dann immer ich machen, weil der Bewertungsbogen, der dran hängt, nicht ausführlich genug ist. LG

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