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Geschrieben von Astrid18 am 28.02.2011, 4:22 Uhr

Bestimmerkind = Selbstbewusst?

Da ich gerade wieder mal Jesper Juul lese, frage ich mich, ob die Annahme Bestimmerkind = selbstbewusst tatsächlich richtig ist?

Kann es nicht sein, dass ein Kind gerade auch sein fehlendes Selbstbewusstsein durch das Bestimmen kompensiert? Gehört nicht auch Selbstbewusstsein dazu, auch nachzugeben?

Ich freue mich über Eure Gedanken dazu.

 
7 Antworten:

Re: Bestimmerkind = Selbstbewusst?

Antwort von Petsy am 28.02.2011, 6:53 Uhr

Meiner Erfahrung nach, gibt es sowohl selbstbewusste Kinder unter denen, die gern den Ton angeben, als auch unter den ruhigeren.

Für mich lässt sich also eine Pauschalantwort nicht geben.

Weiter finde ich es viel wichtiger , einem immer nachgebenden Kind zu helfen, seine Interessen durchzusetzen.
Wenig hilfreich für beide Seiten, sind m.E. Mütter, die sich einmischen.
(Gewalt in jeder Form natürlich ausgeschlossen).

Ich glaube schon, dass Wesenszüge auch angeboren sind.
Und ob das Bestimmen aus mangelndem Selbstbewusstsein passiert, oder auch Mitläuferschaft, da muss man sich sicher das einzelne Kind betrachten.

Lernen müssen ja beide.
Die Einen das Durchsetzen, die Anderen das Nachgeben.

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Re: Bestimmerkind = Selbstbewusst?

Antwort von +emfut+ am 28.02.2011, 8:47 Uhr

Ich glaube an keinen monokausalen Zusammenhang - weder in die eine, noch in die andere Richtung.

Das eine schüchterne Kind kompensiert seine Schüchternheit mit Befehlen, das andere mit Gehorchen. Das eine selbstbewußte Kind läßt sein Selbstbewußtsein befehlend raushängen, das andere nicht. Da kommen Genetik, Erziehung und Umgebung zusammen und es ist unmöglich, nur eine Ursache für ein solches Verhalten zu definieren - und die meisten bewegen sich doch sowieso in der breiten Grauzone dazwischen.

Am Freitag habe ich mit zwei Lehrerinnen von Temi gesprochen. Die eine sagte: "Er kann das, er sollte nur nicht immer still dasitzen und besser zeigen, was er kann!" Die andere sagte: "Seine Kommentare sind ja meistens richtig. Aber wenn er sie weiter ohne Melden in die Klasse ruft und nicht lernt, die Klappe zu halten, dann wird er weiter Verweise bekommen." Ja, es ist das gleiche Kind - aber die eine Lehrerin erzeugt in ihm (zu viel?) Respekt, die andere nicht. Und, ist er nun selbstbewußt oder nicht?

Gruß,
Elisabeth.

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Re: Bestimmerkind = Selbstbewusst?

Antwort von Zweizahn am 28.02.2011, 9:45 Uhr

Hmm, schwer zu sagen. Nachgebend und Schwächeren helfen würde ich jetzt nicht direkt dem Selbstbewusstsein zuordnen, aber es sind einfach soziale Fähigkeiten, die ein Kind entwickeln sollte.

Wenn ich mir meinen Sohn so betrachte, ist er kein Bestimmerkind. Er drückt sein fehlendes Selbstbewusstsein (bzw. eher seine Unsicherheiten) im Umgang mit Unbekannten durch Frechsein aus. Das gefällt mir nicht und wir versuchen, ihm zu helfen. Gar nicht so einfach.

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Re: Bestimmerkind = Selbstbewusst?

Antwort von vallie am 28.02.2011, 9:54 Uhr

ich habe ein bestimmerkind und ein sich unterordnendes kind.
bei uns würde ich schon sagen, daß ersteres ein enormes selbstbewusstsein hat. allerdings empfand ich es im laufe der grundschulzeit nicht immer als positiv, denn die lehrerin sagte schon, daß sie durch ihre art, andere verdrängt.
habe auch gestern die kommentare gelesen, fördern würde ich das bestimmen nicht, denn es macht nicht zwingend beliebt. sie mußte lernen, auch andere anzuerkennen....

mein kleines kind ordnet sich unter und das selbstbewusstsein ist außer haus eher gering.

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Emfut - genau deshalb...

Antwort von MM am 28.02.2011, 11:59 Uhr

... finde ich diese Schublade "Bestimmerkind" auch wenig hilfreich!

Denn genau wie Du schreibst, ist es doch oft so, dass Kinder eben NICHT generell irgendwie SIND, sondern sich - in bestimmten Situationen und mit bestimmten Menschen - so oder so VERHALTEN. Und das variiert halt.

Klar hat wohl jeder Mensch bestimmte Tendenzen in seinem Verhalten, Dinge zu denen er fast immer neigt - aber trotzdem finde ich, man sollte eher von den konkreten Situationen ausgehen, ggf. versuchen Gründe für bestimmte Verhalten rauszufinden, wenn man es problematisch findet. Und auch dem Kind erklären, warum bestimmtes Verhalten nicht unbedingt gut ankommt, Alternativen vorschlagen bzw. anregen, darüber nachzudenken. So in die Richtung denke ich eher halt.

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Re: Bestimmerkind = Selbstbewusst?

Antwort von D.G.31 am 28.02.2011, 13:24 Uhr

Ja ich glaube auch das das Bestimmen eine Art Schutzwall ist. Die Kinder geben oft den Ton an weil sie sich in dem Bereich auskennen. Sie lassen sich nicht gerne führen da sie dafür Vertrauen in andere setzen müsste und sich auf unsicheres Gebiet begeben würden. Ich habe auch so ein Kind und mit gefestigterem Selbstbewusstsein merkt man das er auch offener auf andere Zugeht und nicht mehr so festgefahren ist und sich auch auf Dinge anderer Kinder einlässt. Auch bei auf den ersten Blick sehr starken selbstbewussten Menschen ernüchtert oft ein Blick hinter die Fassade und man erkennt gut die Schwachstellen

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Re: Unterscheidung Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl...

Antwort von Hexhex am 01.03.2011, 10:02 Uhr

Hallo,

ich glaube, diese Frage muss man ein wenig aufdröseln. Dass ein Kind selbstbewusst auftritt, heißt nicht automatisch, dass es auch ein gutes Selbstwertgefühl hätte. Und umgekehrt kann auch ein zurückhaltendes Kind durchaus ein gutes Selbstwertgefühl haben. Zum Beispiel, wenn seine Eltern ihm vermitteln, dass Schüchternheit okay ist und dass das Kind genau richtig ist, so wie es ist. Dann lernen Kinder, ihre eigene Zurückhaltung zu akzeptieren. Und kommen sogar dahin, sie selbstbewusst zu verteidigen ("Ich möchte jetzt erst einmal zuschauen. Vielleicht mache ich später mit."). Meine Tochter kann das ganz gut, und zwar schon seit sie ungefähr vier war. Sie tritt nicht allzu selbstbewusst auf, hat aber ein gutes Gefühl für ihren eigenen Wert und kann sich daher auch behaupten.

Ein Kind, das bestimmend oder dominierend auftritt, hat auf jeden Fall ein starkes Selbstbewusstsein. Ob hier auch ein gutes Selbstwertgefühl dahinter steckt, ist nicht sicher. Das kann so sein, es kann aber auch sein, dass damit ein schlechtes Selbstwertgefühl kompensiert werden muss, so wie Du auch schon vermutetest. Ich kenne eine Frau, die extrem selbstbewusst und dominant auftritt, vor der alle kuschen und Respekt haben. Trotzdem merkt man, dass hinter all ihrer Show ein schlechtes Selbstwertgefühl steckt, weil sie es so übertreibt, humorlos ist und keine Distanz zu sich selbst hat. Und das ist nicht souverän.

Was das Nachgeben-Können angeht: Ich glaube, jüngere Kinder finden meist noch nicht, dass auch das Nachgeben zur inneren Stärke und Souveränität dazu gehört, diese Einsicht kommt erst mit den Jahren. Bewusst nachgeben zu können setzt aber auf jeden Fall ein gutes Selbstwertgefühl voraus, ohne geht's nicht. Auch hier reicht Selbstbewusstsein allein nicht aus, denn dieses kann sich auch in Arroganz und Überheblichkeit äußern.

Es ist also recht kompliziert, oder? Man kann vielleicht sagen: Am wichtigsten ist ein gutes Selbstwertgefühl. Wenn dieses durch ein gewisses Selbstbewusstsein ergänzt wird, ist das gut. Es ist aber auch nicht so schlimm, wenn das Auftreten dabei nicht ganz so selbstbewusst ist, sondern z. B. eher ruhig oder zurückhaltend.

LG

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