Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von stinelinchen am 14.01.2015, 9:46 Uhr

wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Guten Morgen,

ich hab versucht, ein passenderes Forum zu finden, aber am Ende frag ich doch hier - zumindest alleinerziehend bin ich ja ;-)

ich muss kurz ausholen und entschuldige mich jetzt schon für den langen Text...

Unsere Familie mütterlicherseits ist sehr krebsbelastet. Als meine Tochter etwa ein Jahr war, starb mein Opa an Krebs. Wir gehen regelmäßig zum Friedhof und meine Tochter (6 Jahre) wuchs mit dem Wissen auf, da gab es mal einen wunderbaren Opa, der leider verstarb. Natürlich wollte sie wissen, woran und da ich nichts davon halte, ihr irgendwelchen Blödsinn zu erzählen, hab ich ihr gesagt "an Krebs". natürlich wollte sie auch wissen, was das ist und wir haben uns intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt - Verlauf, Behandlung, auch das die Krankheit zum Tod führen kann. Hät ich das mal gelassen, auch wenn es meinen Grundsätzen widersprochen hätte >.< Zwischnzeitlich starb mein Onkel an Krebs, meine Tochter kannte ihn kaum und ich hab das Thema von ihr fern gehalten, sie weiß davon nichts.
Letztes Jahr erkrankte meine Oma an Brustkrebs, meiner Tochter haben wir es schonend beigebracht, weil die Veränderungen an Oma offensichtlich waren und Hummel (meine Tochter ;-) ) viel fragte und natürlich auch Angst um Oma hatte. Die Chemos und Bestrahlungen gingen vorbei und wir waren sehr positiv gestimmt... Oma wird gesund! insofern war das Thema "Krebs" kein Thema mehr.
Gestern dann die traurige Nachricht bzw Gewissheit - der Krebs ist geblieben, hat gestreut, Tumore im Gehirn - viel Zeit bleibt nicht mehr...

WIE ZUR HÖLLE BRINGE ICH DAS MEINEM KIND BEI? Wie können wir uns würdig verabschieden und die letzten Momente genießen und trotzdem das Kind vorbereiten, dass es zu Ende geht? Ich bin grad ratlos.

Nächstes Thema - da haben wir den Zeitpunkt völlig verpasst, was ich mir echt zum Vorwurf mache, aber nun nicht mehr ändern kann:

Im September wurde bei meinem Papa ALS diagnostiziert. Hummel sah ihn zum letzten Mal im August, da war soweit noch alles i.O. Alle Treffen danach waren ohne Hummel - wir haben eine feste Regel - wenn sie bei ihrem Papa ist, ist Papa-Wochenende ohne wenn und aber, d.h., wenn ich eine Familienfeier habe oder so was und sie hat Papa-We, fahre ich ohne sie. Nun ja... wir waren im Herbst 3 Wochen zur Kur, danach fielen alle Treffen dummerweise immer auf die Papa-We und zu Weihnachten haben mein Papa und Hummel sich auch nicht gesehen, weil Hummel am 26.12. bei ihrem Papa war :( Lange Rede, kurzer Sinn - seit September hat mein Paps extrem abgebaut, die Krankheit schreitet zu schnell voran - er ist schon sehr eingeschränkt in seiner Bewegung und vor allem in der Sprache. Leider ist die Krankheit ja nicht heilbar und endet tödlich. Auch hier habe ich das Problem - wie bringe ich meinem Hummelkind bei, woher die krassen Veränderungen an Opa kommen und dass auch er nicht mehr lange... ich mags nicht aussprechen. Ich hab es hier einfach verbockt, sie sanft von Anfang an mit einzubeziehen, dass sie die Veränderungen langsam mitbekommt als nun jetzt in voller Härte auf einen Schlag. Ich bin bisschen davor geflüchtet.

Vielleicht habt ihr einen Rat, ich danke schon mal dafür.

VG
Stinelinchen

Sch*** .- ich weiß grad wirklich nicht weiter :/

 
8 Antworten:

Re: wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Antwort von Astrid18 am 14.01.2015, 10:02 Uhr

Alte Menschen sterben nun einmal irgendwann, manche werden vorher krank, manche sind einfach zu schwach.

Meine drei Kinder wissen auch, dass mein Vater schon vor ihrer Geburt gestorben ist, weil er krank war. Sie haben mitbekommen, dass die Uroma gestorben ist.

Kinder nehmen diese Tatsachen oft so hin, gerade mit 6 Jahren sind die noch gar nicht so in der Lage, die Dimension des Todes zu verstehen.

Fahr mit ihr zu Deinem Vater und erkläre ihr, dass er nicht mehr so gut sprechen kann. Dass Menschen alt und schwach werden, und das nun einmal so ist.

Genauso mit Deiner Mutter, erkläre ihr, dass die Oma wieder sehr krank ist und vielleicht bald sterben wird.

Je offener und ehrlicher Du mit dem Thema umgehst, desto weniger Schrecken hat der Tod.

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Re: wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Antwort von stinelinchen am 14.01.2015, 10:16 Uhr

ja, das weiß sie auch, dass alte menschen sterben. im grund egenommen hast du recht - und doch will man sein kind schützen, gell?

sie weiß ziemlich genau, was tot bedeutet und versteht die dimensionen durchaus. wie gesagt, durch die ständigen besuche am grab meines opas war das thema tod doch eine weile ein thema bei uns, wo viele fragen beantwortet werden mussten.
die schwierigkeit ist gerade, dass - gerade weil wir das krebs-thema so offen behandelt haben - sie bei jedem zipperlein angst hat, sie könnte auch krebs bekommen. in dem punkt kann ich sie auch verstehen, geht mir und auch meiner schwester nicht anders. 3 krebsfälle innerhalb einer kurzen zeit mütterlicherseits - da stellt man sich nicht mehr die frage, obs einen auch irgendwann erwischt sondern man wird so doof und fragt sich, wann es einen erwischt und fängt auch an, übermässig in seinen körper hinein zu hören :(

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Re: wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Antwort von Astrid18 am 14.01.2015, 10:41 Uhr

Guck mal hier:

http://www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker-eltern.de/literatur/?no_cache=1#two

Dort gibt es einige Broschüren, die können Dir helfen.

Zur Sorge Deiner Tochter würde ich ihr erklären, dass das Krankheiten sind, die Erwachsene bekommen. Ich würde auch mal mit Deiner Tochter vielleicht beim Kinderarzt bitten, dass er mit ihr spricht. Wenn ein Arzt ihr die Sorge nimmt, ist es sicherlich noch besser.

Alles Gute - trotz allem - für Deine Eltern!

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Re: wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Antwort von shinead am 14.01.2015, 12:35 Uhr

Du hast NICHTS falsch gemacht!

Um Angst vorzubeugen würde ich jetzt vielleicht den Krebs nicht mehr gesondert erwähnen, sondern eben nur von der Endlichkeit des Lebens sprechen und Deine Tochter eben so daran heranführen, dass Uroma und Opa eben jetzt im letzten Abschnitt des Lebens angekommen sind.

Junior hat sich auch schon einige male verabschiedet. Die Ur-Oma, Großonkel und Großtante (beide Krebs und binnen einer Woche gestorben) und ein Freund meines Mannes.
Er wusste um die generelle Endlichkeit des Lebens. Da haben wir vorbereitend gearbeitet und ihn auf den kommenden Abschied vorbereitet (Wir haben z.B. zusammen "Willi wills wissen - Wie ist das mit dem Tod?" geschaut).
Bei Onkel und Tante wusste er um die Krankheiten. Das war kein Geheimnis und wir sind offen damit umgegangen.
Bei einer weiteren Häufung wäre ich aber auch sehr vorsichtig und würde einfach von "Krankheit" oder "Alter" sprechen.

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Re: wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Antwort von ZoeNele am 14.01.2015, 22:42 Uhr

Hallo,
die Geschichte Deiner Familie und Dir tut mir leid und hat mich berührt. Bei mir gibt es auch einige Krebsfälle in der Familie. Aber GsD nicht so viele.

Ich würde Dir vorschlagen, dass Du Dich an eine Beratungsstelle wendest. Ich habe das letztens wegen des Umgangsrechts mit meinem Ex gemacht. Ist zwar ein anderes Thema, aber die hatten dort viele verschiedene Ansprechpartner. Bestimmt auch jemand für ein solch schwieriges Thema wie das Deine. Leider habe ich kein Alter vom "Hummelkind" gefunden. Aber jemand neutrales zum reden kann manchmal sehr hilfreich sein, egal für welches Alter.

LG

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Re: wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Antwort von Tinchenbinchen am 15.01.2015, 15:23 Uhr

Ich arbeite ehrenamtlich in der Sterbe- und Trauerbegleitung, und kann folgende Bücher empfehlen. Das sind meine liebsten, allerdings nicht krebsspezifisch.

"Ente, Tod und Tulpe"
"Leb wohl, lieber Dachs"
"Ein Himmel für Oma"

Das erste behandelt eher den Tod allgemein, auch als Teil des Lebens. Ich finde es wirklich toll.
Der Dachs stirbt, wenn ich mich recht entsinne, einfach, weil er alt ist und es geht auch darum, wie die anderen Tiere trauern.
Im dritten Buch erkrankt die Oma auch, aber nicht an Krebs, meine ich.

Ich finde sie alle drei sehr empfehlenswert.


Wenn ich dir darüber hinaus noch irgendwie helfen kann, schreib' mir gerne!

Alles Gute für dich und deine Familie!

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Re: wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Antwort von Bookworm am 15.01.2015, 19:01 Uhr

Möchte Dir auch "Ente, Tod und Tulpe" empfehlen. Ich finde es nimmt dem Tod ein bissel den Schrecken. Er geht einen ganze Zeit schon mit der Ente mit und die Ente wird immer älter/schwächer. Zuerst will sie den Tod nicht in ihrer Nähe haben, aber zum Schluss hin hat sie sich mit mit ihm angefreundet und er nimmt sie ganz sanft mit.

Es gibt eine Verfilmung des Buches, die in der "Sendung mit der Maus" lief. Auch sehr schön.

Ich möchte auch mal sagen, dass es mir für DICH sehr leid tut, dass offensichtlich Deine Eltern beide schwersterkrankt sind und bald sterben werden.
Fühl DIch mal gedrückt

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Re: wie sag ich´s ihr? Zeitpunkt verpasst...

Antwort von stinelinchen am 16.01.2015, 12:10 Uhr

Ich danke euch sehr für die vielen Tipps, Gedanken und auch Büchervorschläge - da wurschtel ich mich gerade durch und bereite mich auf ein gespräch mit meiner tochter vor. Vielen Dank auch für eure Anteilnahme...

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