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Geschrieben von Ralph am 18.07.2010, 16:05 Uhr

Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

In Hamburg steht eine Schulreform an, und es gibt heute einen Volksentscheid darüber.

Im Groben sind die Positionen folgendermaßen:

1. Die Bürgerschaft (so heißt der Landtag/das Parlament in Hamburg) hat entschieden, daß die Kinder bis einschl. Klasse 6 gemeinsam in einer sogenannten Primarschule zu Schule gehen sollen. Danach haben die Eltern ein Wahlrecht, welche Schule die Kinder dann besuchen sollen.
Nach den Vorstellungen der Bürgerschaft soll es kleinere Klassen, mehr Lehrer und keine Klassenwiederholungen geben.

Demgegenüber stehen

2. die Initiatoren des Volksentscheides von heute.
Demnach soll es so bleiben wie es ist, also Wahlrecht der Eltern nach der 4. Klasse, ob es zum Gymnasium oder auf sogenannte "Stadtteilschule" (Real- und Hauptschule) gehen soll. Es wird angeführt, daß beim Plan der Bürgerschaft Summen im dreistelligen Millionenbereich in Schulumbauten und nicht in Lehrerstellen und bessere Schulausstattung fließen. Es sei zudem absolut nicht gesichert, daß 6 Jahre gemeinsames Lernen einen besseren Lernerfolg garantieren als 4 Jahre.

Das wären so die Essentials.

Meine Kinder sind zwar schon eine Weile aus der Schule raus, aber ich habe natürlich ein ganz egoistisches Interesse, daß die folgende(n) Generation(n) erfolgreich in der Schule und damit hoffentlich auch im Beruf ist/sind. Wer soll denn sonst dereinst meine Pension fínanzieren??

Ich düse jetzt mal los, meine Stimme abzugeben und bin mal gespannt, wie Ihr Euch entschieden hättet.
Meinen Sohn habe ich gestern auch nochmal sensibilisiert, da er später Kinder haben möchte, sich zu entscheiden, wie auch immer. Er hat versprochen, im Wahllokaö vorbeizuschauen...

Viele Grüße
Snoopy

 
25 Antworten:

Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von susafi am 18.07.2010, 17:42 Uhr

Puuhhh... wie ich mich entschieden hätte... wahrscheinlich für´s 2.

Nr. 1 passt nur zum Teil... kleinere Klassen, mehr Lehrer ok... aber 6 Jahre Primar(Grund?)schule finde ich muss nicht sein...

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Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von Benedikte am 18.07.2010, 18:51 Uhr

Da ich aus Berlin komme und sehe, wie 1 läuft, wäre ich für 2.

Wir haben sechs Jahre Grundschule- und das Ergebnis ist, dass nirgendwo so sehr wie in Berlin der soziale Status der Eltern über die Schullaufbahn der Kinder entscheidet und noch schlimmer- von den verbleibenden Kindern, die nicht aufs Gymnasium gehen, geht ein knappes Viertel OHNE Basisfähigkeiten von der Schule- kann also nicht ausreichend lesen, rechnen, schreiben.

Und in Hamburg soll das Gymnasium- eine Schulform, die ja doch einigermassen läuft- empfindlich getroffen, wenn nicht zerstört ( wenn von 9 JAhren Gymnasium nur noch sechs übrig sind, mit dem Gymnasium zur Pubertät begonnen werden soll )- das steht fest- aber alles andere ist irgendwie offen.

Überhaupt stehe ich der Gemeinscahfts,- Stadtteil, Gesamt oder Einheitsschule recht kritisch gegenüber. In jedem Lebensbereich verlangen wir nach Differenzierung- und ausgerechnet bei etwas so zentralem wie Schule soll auf einmal für jeden das gleiche Angebot ausreichen? Denn auch das ist klar- die hehre Idee der Binnendifferenzierung kann nur funktionieren wenn es genug Personal gibt. Und da ja nicht geplant ist, mehr geld für die Bildung auszugeben, kann das nicht passieren.

Und- In berlin gibt es ein blühendes Privatschulwesen- aufgrnd der Kostenpflichtigkeit aber eben auch nichts für Kinder aus amen Famlien.

Benedikte

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Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von susafi am 18.07.2010, 18:59 Uhr

aus welchen Grund können Kinder nach 6 Jahren Grundschule nicht lesen, rechnen, schreiben? Müssten sie es nicht besser können als nach 4 Jahren Grundschule?

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Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von Curly-Cat am 18.07.2010, 19:09 Uhr

Mein Kind geht auf eine 6-jährige Grundschule, das Konzept ist klasse und ich stehe voll dahinter. Nach den Ferien kommt sie in die 4. Klasse und unser Problem ist nun, dass es weit und breit keine weitere Schule mit 6 Grundschuljahren gibt. Also wird ein Kind, dass nach der 6. Klasse in eine weiterführende Schule kommt, immer in einen bestehenden Klassenverband kommen und es wahrscheinlich immer schwer haben, sich da noch einzufügen. Somit haben nun fast alle Eltern vor, ihre Kinder bereits nach der 4. Klasse wechseln zu lassen. Keine Chance also für die 6-jährige Grundschulzeit!


@Ralph
Ist nicht der Bürgermeister von Hamburg bereits wegen dieses Volksentscheides zurückgetreten?

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Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von Kalle05 am 18.07.2010, 19:10 Uhr

http://de.wikipedia.org/wiki/Primarschule

Ist hier in der Schweiz normal, aber hat nicht die Auswirkung wie in Berlin, im Gegenteil. Einfach auf 6 Jahren zu erhöhen und weiter machen wie bei 4 Jahren geht halt nicht. Das ist das Problem in Deutschland. Bestes Beispiel G8, der Lerninhalt bleibt gleich, halt nur 1 Jahr kürzer, das klappt nicht.
Ich persönlich finde diesen Zwang für ein Kind ab der 5. Klasse die Zukunft herauszuzeigen Schwachsinn.

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@Kalle: Nein, das ist kein Schwachsinn...

Antwort von Ralph am 18.07.2010, 19:44 Uhr

Hi Kalle,

jetzt einmal abgesehen davon, daß manche Eltern ihre Kinder überschätzen und sie trotz offensichtlich mangelnder Fähigkeiten dennoch auf das Gymnasium schicken, halte ich es sehr wohl für möglich und daher auch sinnvoll, nach der 4. Klasse die Begabtesten auszusieben und auf das Gymnasium zu schicken.
Ich halte es für diese Kinder für pure Zeitverschwendung, noch weiter im Tempo der Schwächsten zu lernen, weil sie dieses spätermehr aufholen können, schon gar nicht im globalen Bereich.

Man kann es drehen und wenden wie man will, in jeder Grundschulklasse gibt es nun einmal überdurchschnittlich Begabte, durchschnittlich Begabte, weniger Begabte und die Faulen. Bei letzteren ist irgendwann sowieso Hopfen und Malz verloren, die weniger Begabten kann man fördern, um sie so gut wie möglich fit zu machen, die durchschnittlich Begabten ebenso, für manche aus diesen beiden Gruppen eröffnen sich dann nach der 6.Klasse ja auch noch Möglichkeiten. Ich weiß nicht, inwieweit es noch die sogenannten "siebenstufigen Gymnasien" gibt. Die waren für die "Spätzünder" und eröffneten noch nach der 6.Klasse einen Weg zum Reifezeugnis.
Die überdurchschnittlich Begabten aber darf man nicht irgendwann ausbremsen. Diese Gleichmacherei hat auf diesem Felde nichts zu suchen, das hat auch nichts mit mangelnder Solidarität zu tun. Im Gegenteil, ich sehe eher die Gefahr, daß diese Kinder sich unterfordert fühlen, irgendwann den Klassenclown geben, und dann ist aus einem ehemals begabten Kind mit guten Aussichten auf einmal ein Problemfall geworden. Und ich frage, welcher Lehrer dann sowohl die Ausbildung als auch die Zeit hat, DIESES Problem zu erkennen und adäquat zu lösen. Schon heute werden solche Kinder in den ersten vier Jahren zu oft verkannt, wie soll es erst mit dieser Primarschule gehen?

Ich bin schon der Meinung, daß wir mit dem bisherigen System immer recht gut gefahren sind. Probleme gibt es, seit Haupt- und Realschule im Ansehen gesunken sind, Hochbegabte, Nachzügler oder Spätzünder nicht erkannt werden und dadurch unheimlich viel Potential verschenkt wurde und wird. Es sind Nischen, die reformiert gehören, z.B. muß mit der Mär aufgeräumt werden, daß Legastheniker dumme Menschen sind. Dafür gehören Grundschullehrer besser ausgebildet, damit Lagsthenie schneller und zuverlässiger erkannt wird. DORT liegt die Reformerfordernis, auf solchen Feldern, aber nicht im G9- nach G8-Downcycling, sechs statt vier Jahre Grundschule, Einheitsschule für alle...

Nein, um in diesem Lande Eliten heranzuziehen (ich meine das wertfrei als eine Gruppe der Allerbesten), müssen diese so früh wie möglich nach deren Möglichkeiten optimal gefördert werden. Dies erfordert andererseits aber ein tempo, das für die Schüler am anderen Ende der Leistungsskala nicht zu halten ist. Das ist eine Tatsache und eben kein Politikum. Man sollte eher an frühzeitig einsetzende Stipendienmöglichkeiten denken, damit Bildung eben nicht an den Finanzen der Eltern scheitert, aber um Himmels willen bitte keine Gleichmacherei der Kinder.

Und das Argument von Benedikte ist nicht zu unterschätzen: Die Flucht betuchter Eltern in Privatschulen. Ich sage es ganz ehrlich, bevor ich meine Kinder auf solch eine Primarstufe gegeben hätte, wären bei mir alle Möglichkeiten ausgereizt worden, um beiden Kindern eine Privatschulausbildung zu ermöglichen.

Viele Grüße
Ralph/Snoopy

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Cat, der Rücktritt war doch nicht wegen der Schulreform... ;-)

Antwort von Ralph am 18.07.2010, 19:47 Uhr

*heftigmitkopfschüttel*

Von Beust ist für mich schon lange abgehalftert, aber ich denke, er ist nur ein weiterer Ritter der CDU, der an der grandiosen Führungsqualität meiner Bundeskanzlerin zugrundegeht.

LG
Snoopy

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Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von Leena am 18.07.2010, 19:49 Uhr

...ich weiß nicht wirklich, wie ich abgestimmt hätte, wenn ich in Hamburg wohnen würde (abgesehen davon, dass ich die Plakate beider Fraktionen fürchterbar ähnlich und unterscheidbar fand, als ich jetzt im Urlaub durch Hamburg gegurkt bin - allein das motiviert doch nicht unbedingt zur Teilnahme am Volksentscheid *kopfkratz*),

Grundsätzlich leuchtet mir Variante 1 mit 6 Jahren gemeinsamen Lernens sehr ein, und den Druck, der so in Klasse 3 schon ausbricht (und den sich die Kinder oft auch selber machen), finde ich auch unerquicklich. Ich glaube, wenn Variante 1 GESCHEIT umgesetzt würde, könnte das den Kindern letztlich sehr viel bringen. Allerdings fürchte ich, es endet doch nur wieder genauso wie bei G8, wo faktisch nur der Stoff des "eingesparten" Schuljahrs in Nachmittagsunterricht an die verbliebenen Schuljahre angehängt wurde. Wie soll das denn allein raumtechnisch werden, wenn die Grundschulen dann von 4 Jahrgangsstufen auf 6 Jahrgänge aufgestockt werden müssten..? Das Geld für die Umbauten hat doch auch niemand, und die freiwerdenden Räumlichkeiten der bisherigen weiterführenden Schulen könnten doch eigentlich auch nicht sinnvoll in die bestehenden Grundschuleinheiten eingegliedert werden...

Ohne ernstliche grundlegende Schulreform samt wirklich überarbeiteten Lehrplänen glaube ich nicht an 6 Jahre Gemeinschaftsschule - leider.

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Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von Patti1977 am 18.07.2010, 19:58 Uhr

Ich bin für langes gemeinsames Lernen. Ich wär für 1. In Thüringen soll ja lt. Wahlversprechen und Regierungsprogramm bis 8. Klasse gehen. Ich hatte damals auch bis 6. Klasse, dann geteilt in Leistungsklasse und normale Klasse und dann erst räumliche Trennung durch Gym und Real/Hauptschule. Fand das super, man hatte mehr Zeit sich zu entwickeln.

lg

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Re: @Kalle: Nein, das ist kein Schwachsinn...

Antwort von Kalle05 am 18.07.2010, 19:59 Uhr

Genau, da ist ja der Hund begraben. Man muss einen Spagat machen zwischen den Spätzündern und den Begabten. Es findet ja eine Aktive Förderung der Begabten statt, das muss auch sein. Nur in Deutschland werden halt Reformen zu wenig durchdacht und auf die schnelle durchgeboxt. Herauskommen Katastrophen, siehe Ba-Wü mit G8

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Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von Benedikte am 18.07.2010, 20:31 Uhr

susafi- das runde Viertel beherrscht diese Kulturtechniken nicht nach Schulabschluss und damit natürlich nach Klasse 4 und 6 auch nicht.

In den Einheitsklassen mit Kindern unterscheidlichster begabungsstufen ist es kaum möglich, sowohl sehr begabte als auch aboslut unbegtabte Schüler gleichzeitig zu fördern ( Idee der Binnendifferenzierung)- da fährt nur der unauffällige Durchschnitt problemlos ganz gut.

Aber genauso, wie sehr leistungsstarke kinder nicht gefördert werden können, kann man sich nicht um Spätzünder oder schwachbegabte kümmern. Die werden dann immer weitergeschleppt und verlassen iregdnwann die Schule ohne eben diese Fertigkeiten, die ich genannt habe.

Benedikte

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Re: Volksentscheid Schulreform Hamburg... ich gehe mal Stimme abgeben...

Antwort von kevome* am 19.07.2010, 9:02 Uhr

Ich wäre ganz klar für 1, dass die Kinder länger zusammen lernen und bin auch davon überzeugt, dass starke und schwache Kinder davon profitieren, wenn es richtig gemacht wird. Gerade für viele Jungen ist die Selektion nach der 4. Klasse zu früh. Viele Defizite LRS, ADs usw werden auch erst in der dritten Klasse diagnostiziert, weil sie im eiteitei der ersten beiden Jahre nicht so auffielen. Da haben die Kinder dann keine Chance mehr, die Therapie greifen zu lassen, bevor in der 4. Klasse dann der Notendruck für die weiterführende Schule losgeht. Das ist einfach zu früh.

Im Rahmne unseres Umzugs nach München interessiere ich mich zur Zeit sehr für ein dortiges Schulprojekt, dass noch eine 2 jährige Orientierungsstufe anbietet. Alternativ bin ich der absolute Fan von Gesamtschulen, die es aber leider nicht in allen Bundesländern gibt.

Gruß Kerstin

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Das ist aber ein Widerspruch.

Antwort von Petra28 am 19.07.2010, 10:28 Uhr

Entweder, ein Kind ist überdurchschnittlich begabt, dann stört es sich nicht an G8. Oder eben nicht, dann sollte es nach Deiner Definition gar nicht aufs Gymnasium.

Ich war zehn Jahre mit denselben Kindern auf einer Schule und habe dann zwei Jahre Abitur drangehangen. (War so üblich in der DDR.) Ich habe nicht das Gefühl, dadurch irgendwie benachteiligt zu sein, weniger zu wissen oder zu können (außer im fremdsprachlichen Bereich, auf den damals kein hoher Wert gelegt worden ist. Dafür habe ich keins der naturwissenschaftlichen Fächer oder sonstiges im Abi abwählen können.)

Ich glaube, eine sechsjährige Grundschulzeit würde insbesondere den Jungs helfen, gut ins Gymnasium zu starten. Das ist der Schluss, den ich ziehe, wenn ich mir mal so überlege, wer bei uns nach der 4. wohl eine Bildungsempfehlung fürs Gymnasium erhalten hätte und wer letztlich Abitur gemacht und dann auch wirklich erfolgreich studiert hat.

Viele Grüße
Petra

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Re: Cat, der Rücktritt war doch nicht wegen der Schulreform... ;-)

Antwort von Curly-Cat am 19.07.2010, 11:37 Uhr

Ich hatte nur Bruchstücke in den Nachrichten gehört (wegen zweier aufgeregter Kinder auf dem Rücksitz). Es wurde erwähnt, dass er sehr enttäuscht über seine Partei im Umgang mit der Schulreform und des Volksentscheides wäre. Und dann eben das mit dem Rücktritt. Daher dachte ich, es wäre wegen dieses Volksentscheides und war sehr erstaunt, dass er noch gar nicht war, als ich Dein Posting las.

Mittlerweile habe ich nachgelesen, mache ich demnächst gleich, bevor ich sinnlose Dinge poste!

Gruß von Cat

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@Petra28: G8 hat doch nichts mit Begabung zu tun...

Antwort von Ralph am 19.07.2010, 12:11 Uhr

G8 hat etwas mit Durchkeulen des Lehrstoffes von 9 Jahren in jetzt nur noch 8 Jahren zu tun, d.h. es bleibt weniger Zeit für den einzelnen Stoff, es geht einher mit Terminstreß, mangelnde Zeit für soziale Aktivitäten (Freundschaften, Vereine, Musikunterricht etc.).
G8 wurde als DIE Reform verkauft, ruft aber bei Betroffenen, Ärzten, und Psychologen nur Kopfschütteln hervor.

Das Bildungssystem der ehemaligen DDR halte ich für zumindest zweifelhaft. Ich glaube nicht an die Erfolgsgeschichten, die daran geknüpft wurden.

Die z.T. gewaltigen Bildungsunterschiede zwischen Ost und West dagegen halte ich eher für politisch gewollt. Ich war jahrelang mit einer Frau aus Stralsund verheiratet, und wir haben unsere Bildung sehr oft miteinander verglichen und kamen (übereinstimmend!) zur Erkenntnis, daß im Westen offenbar die klassische Literatur (Goethe, Lessing, Schiller) auf der Strecke blieb, und ich hatte natürlich haushohe Defizite in Russisch.
Dafür hatte ich eine Vorstellung vom Staatsaufbau der osteuropäischen Länder, hatte von Comecon, Transferrubel, Donezbecken und Permafrostboden in Sibirien durchaus etwas gehört und gelernt.
Umgekehrt wußte sie NICHTS über die USA oder Großbritannien, kannte den Kongreß (USA) nicht, geschweige denn Repräsentantenhaus und Senat, oder Bundesrat (BRD). Hauptstädte außerhalb Europas waren gänzlich unbekannt, dafür konnte ich ihr in den tiefgreifenden Erkenntnissen des Marxismus-Leninismus nicht das Wasser reichen, kannte wohl Marx und Engels und wußte auch um die Existenz des Buches "Das Kapital", ohne es je gelesen zu haben.

Aber, diese Unterschiede haben m.E. nichts mit dem Schulsystem an sich zu tun, sondern mit den Inhalten der jeweiligen Lehrpläne bzw. mit den politischen Vorgaben.

Bei der Eingangsfrage geht es um die Frage, wie ich Kinder fördere, die später einmal auf ihrem Gebiet sehr erfolgreich sind. Und da frage ich mich, inwieweit das System der DDR hochrangige Wissenschaftler hervorgebracht hat, welche Patente von Ingenieuren entwickelt wurden, welche bahnbrechenden Erfindungen ihren Ursprung in der DDR hatten.
Mir fällt da nichts ein. Und da das nicht an den Menschen liegen kann, suche ich die Fehler im (Schul-)System.

Viele Grüße
Ralph/Snoopy

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@kevome

Antwort von Ralph am 19.07.2010, 14:28 Uhr

Hallo,

sseitdem mein Sohn auf einer Gesamtschule war, bin ich endgültig desillusioniert. DIESE Schulform löst keine Probleme. Ich habe vier lange Jahre machtlos zusehen dürfen, wie schwächere bzw. absolut lernunwillige Schüler eine ganze Klasse mehr oder weniger in den Abgrund rissen. Mein Sohn war damals, als er in die Gesamtschule kam, nach der 6.Klasse genau in dem Alter, das bei der Primarschule als ach so geeignet erscheint, dann ins Gymnasium überzuwechseln. Von wegen, er war 13, im besten Pubertätsalter, da steckt man ja große Veränderungen wie Schulwechsel besonders gut weg.

Ich sehe kein Vorteil. Und Gesamtschulen gehören abgeschafft. Da habe ich inzwischen eine ganz radikale Einstellung. Nachdem ein Bekannter vor 30 Jahren als Versuchskaninchen in der damals neuen Schulart sich betätigen durfte, selbst seine engagierten Eltern nie sagen konnten, wo er leistungsmäßig eigentlich genau steht und er in seinem ganzen Leben nie wirklich etwas gerissen hat, hatte ich schon meine Bedenken.
Nach den Aha-Erlebnissen bei meinem Sohn steht für mich fest: Das althergebrachte Schulsystem aus 4 Jahren Grundschule plus Gymnasium, Real- oder Hauptschule ist immer noch das System der Wahl, das zwar absolut justierungsbedürftig ist, aber in meinen Augen seine grundsätzliche Leistungsfähigkeit und Überlegenheit in den letzten vier Jahrzehnten definitiv unter Beweis gestellt hat.

Viele Grüße
Ralph/Snoopy

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Re: @kevome

Antwort von kevome* am 19.07.2010, 15:15 Uhr

Tja, so hat jeder seine Erfahrungen. Ich fühle mich einfach hilflos jetzt im nächsten Jahr schon eine Entscheidung für Volkan treffen zu müssen. Er gehört - auch nach Meinung seiner Lehrerin - zu den Spätzündern, wie die meisten Jungen seiner Klasse. Notenmäßig steht er irgendwo zwischen Gymnasium und Realschule aber was ist richtig? Von daher sehe ich im Moment jede Schulform positiv, die meinem Kind Zeit gibt sich zu entwickeln und mir mir mehr Entscheidungshilfen bietet.

Gruß Kerstin

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Das sehe ich anders

Antwort von +emfut+ am 19.07.2010, 15:28 Uhr

Vor allem: Wem gegenüber hat sich das in den letzten 40 Jahren als überlegen erwiesen?
Tatsache ist eher, daß Deutschland seinen Vorsprung bei der Bildung schon vor Jahren verloren hat.

Im internationalen Bereich sind wir mit der frühen Selektion die "Exoten". Weltweit machen das nur sehr wenige Länder. Der "Standard" ist eigentlich gemeinsames Unterrichten, bis die Kinder so etwa 14/15/16 sind.

Und wenn ich dann internationale Vergleichtests sehe: Mit unserem Exotensystem bewegen wir uns im unteren Mittelfeld. Wo also ist die Überlegenheit?

Man kann offensichtlich auch mit dem langen gemeinsamen Lernen viel falsch machen - auch die Länder, die sich am unteren Rand bewegen, lernen lange gemeinsam, genauso wie die am oberen Ende. Gemeinsames Lernen löst also nicht per se alle Probleme. Eine Gesamtschule hat keine Zauberkraft.

Aber eine Überlegenheit der frühen Trennung sehe ich definitiv nicht, und die gängigen Vergleiche, Untersuchungen, Erkenntnisse der Hirnforschung und der Entwicklungspsychologie geben das auch nicht her.

Übrigens war ich im Grunde auch ein Jahr auf einer Gesamtschule - nämlich einer ganz normalen High School in den USA als Austauschschülerin. Ich fand es für mich toll, daß ich in Mathe den Überfliegerkurs besuchen konnte, während ich mich in Englisch im Durchschnittskurs gut hielt und in Chemie den Idiotenkurs gerade so gemeistert habe. Ich fand das als Alternative zu meinem Gymnasium in Deutschland spannend und motivierend.

Gruß,
Elisabeth.

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Re: @kevome

Antwort von Ralph am 19.07.2010, 16:13 Uhr

Hi Kerstin,

daß Spätzünder mitunter schlechtere Chancen haben, bestreite ich gar nicht, aber wie ich schon schrieb, gehört das für mich in den Bereich Feinjustierung, der Ergänzungen, der Korrekturen, auf die m.E. Kinder, die ihr Potential eben erst in der 5. und/oder 6.Klasse erkennen lassen, ein Anrecht haben. Hier muß ZUSÄTZLICH Förderung, Schulung der Lehrkräfte etc. pp betrieben werden, aber eben nicht das bestehende System grundsätzlich reformiert werden.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, daß das gemeinsame Lernen bis einschließlich Klasse 6 vielleicht (!!!) das eine oder andere Problemchen lösen wird, dies aber mit schweren Verwerfungen und Problemen erkauft wird, die jetzt niemals entstehen würden.

Davon abgesehen behaupte ich, daß der freie Verfall der Schulbildung mehr dadurch verursacht worden ist, daß eine Vielzahl von Eltern sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr aus der täglichen Verantwortung für ihre Kinder und für die Schule entzogen hat, diese Verantwortung vielmehr bewußt an die Schule weitergegeben haben nach dem Motto "... das ist doch Aufgabe der Schule, nicht unsere...", ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein. Da System selbst hat damit weniger zu tun.
Ich war jahrelang Elternvertreter und im Elternrat und weiß, was da teilweise für obstruse Ansichten herrschten, nicht im Elternrat bei den engagierten Eltern, sondern bei der Mehrheit der zumeist passiven Eltern. Was auf Elternabenden an die Schule herangetragen wurde, was bitteschön doch von der Schule zu erledigen sei, spottet jeder Beschreibung.

Ralph/Snoopy

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Re: @Petra28: G8 hat doch nichts mit Begabung zu tun...

Antwort von Petra28 am 19.07.2010, 16:36 Uhr

Der Fehler lag natürlich im System, aber nicht im Schulsystem. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Patente, die gemacht wurden, zur Devisenbeschaffung eingesetzt worden sind...

Und für mich hat G8 schon etwas mit Begabung zu tun. Es macht einen großen Unterschied, ob man den Schulstoff leicht behält oder es sich hart erarbeiten muss.

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Re: @Ralph

Antwort von Kalle05 am 19.07.2010, 17:07 Uhr

Wenn das deutsche System so überlegen ist, warum gibt es nur in Deutschland?

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Re: emfut- das im Land von NCLB?

Antwort von Benedikte am 19.07.2010, 23:17 Uhr

emfut,
Deine Erfahrungen will Dir nemand absprechen- aber hast Du mal was von NCLB gehört? No child left behind- eine von Obama fortgeführte Bushinitiative. Die hatten so hohe Durchfallquoten beim high school abschluss vor allem in inner city schools dass sie das Schulsystem auf die basics zurückgefahren haben- rechnen, schreiben, lesen- und viel mehr lernt man da nicht. Und wie werden öffentliche Schulen finanziert? Durch taxes des Sprengels. Und das bedeutet? Genau- gute Schulen in wohlhabenden gebieten. Und überhaupt- was lernen die da sonst? Fremdsprachen, Naturwissenschaften? Ich kenne kaum jemand, der nicht von der high school als Schüler begeistert ist- da gibt es nämlich tolle Fächer wie Theater, Kosmetik, Säuglingspflege und keine MINT- Fächer oder Fremdsprachen. Und bitte, wer besucht die guten Universitäten? Ivy league, Harvard, princeton, Stanford, Yale- doch nicht die Absolventen normaler high schools? Die haben alle eine prep besucht, eine ( teure) preparatory school und zahlen sich dann dusselig an Unis.

Und FRankreich? Grandes ecoles? Werden die von gesamtschülern besucht? Und die sog. " public schools" in GB- sind die public? Nein, privat und teuer. Und das kann meines Erachtens keine Alternative sein- für die Massen ungeachtet ihrer Begabung, nur eingedenk des elterlichen Geldbeutels eine schmale Einheitsbildung, die sie alleine von weiterem abhält und für Kinder reicher Eltern ein kostspieliges Privatschulsystem.

Meine Analyse ist die- gerade Kinder aus nichtreichen Elternhäusern brauchen ein gegliedertes, leistungsorientiertes Schulsystem, das nur auf leistung abzielt und nicht auf Hintergrund. Nur so können arme, aber begabte Kinder reüssieren. Aber high school amerikanischen Vorbildes ist absolut pseudo.

greetz Benedikte

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Re: emfut- das im Land von NCLB?

Antwort von +emfut+ am 20.07.2010, 7:29 Uhr

Benedikte, als ich dort war, hat noch nicht mal Papa Busch Gelegenheit gehabt, das Schulsystem zu verderben: Das war 82/83 unter Reagan.

Außerdem: Ich schrieb ja, daß auch am unteren Ende der Vergleichsstudien Länder mit einem "Gesamschulsystem" stehen. Das System ist kein Zaubersystem. Man führt keine Primar- oder Gesamtschule ein und es macht "Plopp" und alle werden optimal gefordert und gefördert.

Aber Ralph hat behauptet, das dreigliedrige System hätte in den letzten 40 Jahren seine Überlegenheit bewiesen - und das ist einfach nicht so.

Ich halte kein System für prinzipiell überlegen.

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Die Überlegenheit des bisherigen Systems...

Antwort von Ralph am 20.07.2010, 16:00 Uhr

... spiegelt sich m.E. in der Schwäche der Alternativen wieder.

Die Gesamtschule ist in meinen Augen im Großen und Ganzen gescheitert. Sie mag den einen oder anderen Vorteil bei manchen Schülern bringen, in der Masse, so wie ich es erlebt habe, sind die Nebeneffekte aber einfach zu katastrophal. Mein Sohn hat seinerzeit selbst gesagt, in der 10.Klasse (!!!), daß JETZT, wo die Unmotivierten und Schwächsten aus der Klasse seien, das Lernklima deutlich besser sei.

Hinzu kommt, daß Arbeitgeber das Abitur der Gesamtschule nach wie vor nicht so hoch wie das des Gymnasiums einschätzen. Das mag offiziell so nicht verkündet werden, früher gab es dazu aber entsprechende Umfrageergebnisse, und die kamen ja nicht von ungefähr. Angesichts der Pisa-Ergebnisse kann ich mir nicht vorstellen, daß sich die Ansicht der maßgeblichen Entscheidungsträger plötzlich so sehr verändert hat. Ein ganz dickes Minus, wenn Schulabgänger der Gesamtschule faktisch im Wettbewerb um Anstellungen oder Ausbildungen von vornherein benachteiligt sind.

Das Bildungssystem in Deutschland galt lange Zeit als Vorbild und einmalig. Das beantwortet die Frage, weshalb Deutschland in dieser Form das Bildungssystem ziemlich alleine so aufgezogen hatte. Leider wurde versäumt, dieses Erfolgsmodell beizeiten zu tunen, stattdessen kam eine Reform nach der anderen, die zudem mit immer weniger Geld und immer weniger Personal auskommen, aber den ganz großen Wurf bringen sollten. Und es wurde z.B. zugelassen, daß der Stellenwert der Hauptschule immer weiter so sehr sank, daß er heute gen Null tendiert. DAs sind eindeutige VERSÄUMNISSE der Politik, hat aber mit dem eigentlichen System nichst zu tun.

Um es noch einmal klar zu sagen: KEIN System ist und bleibt per se das Nonplusultra, aber ein nachgewiesenermaßen erfolgreiches System muß man nicht reformieren, sondern muß es ggf. korrigieren, vielleicht auch mit flankierenden Maßnahmen, wenn Stockfehler entdeckt werden (Stichwort Legasthenie), vielleicht auch bei Bedarf ergänzen. Aber man darf nicht den Fehler machen, immer mehr eine Einheitsbildung zu schaffen, das wird den Kindern nicht gerecht, und volkswirtschaftlich ist es eine einzige Verschwendung.

Ralph/Snoopy

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@Elisabeth: Das geht mir mit dem alten Schulsystem wie mit...

Antwort von Ralph am 20.07.2010, 16:03 Uhr

Churchill und der Demokratie. Churchill hat sinngemäß einmal gesagt, daß die Demokratie eine sehr schlechte Staatsform sei, nur... er kenne einfach keine bessere...

LG
Snoopy

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