Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von yola am 28.01.2011, 9:23 Uhr

Ich stell mir grad eine Frage...

nachdem ich den Beitrag von Kristina 77 und engelchen heute morgen gelesen habe... und auch von skyla vor ein paar Tagen und meine eigenen immer wieder sowieso *schiefgrins*

Ist die Kombination "anstrengende Kinder" (und ja, ich bin wirklich voll davon überzeugt, dass es Kinder gibt, die einfach viel mehr Erziehungsaufwand, Konsequenz, Strukturen und was es da alles gibt, brauchen - ich seh's ja jeden Tag), plus anstrengende Arbeit plus wenig Hilfe im Umfeld bzw. noch hilfsbedürftige Angehörige nicht tatsächlich das "Rezept" für ein Burnout?

Ich weiss ja dass es einige hier im Forum gibt, die sich - ähnlich wie ich - seit langer Zeit irgendwie immer so gerade am Zusammenbruch vorbeimogeln und meine Frage wäre, ob die meisten von Euch auch diese "anstrengenden" Kinder haben und eben noch mehrere dieser Zusatzfaktoren (anstrengende Arbeit/Probleme auf Arbeit; wenig Hilfe von aussen; weitere "hilfsbedürftige Erwachsene" im Umfeld, um die sie sich auch noch kümmern müssen...) Ihr dürft die Liste gerne erweitern.

Ich frage mich, ob meine Ahnung stimmt, dass sich da ein gewisses Muster herausschält, was eben auch viel mit dem Uebermass an äusseren Belastungen zu tun hat.

Wie seht ihr das?

LG

Yola

P.S. Diese Nacht war der Supergau - Zwilling 2 hat erstmal 10 Minuten am Stück im Schlaf in höchster Verzweiflung "Mama, Mama, Mama" geschrien, war durch nichts zu beruhigen, hat meine Anwesenheit wahrscheinlich nicht mal wahrgenommen und sich mit Händen und Füssen gewehrt wenn ich ihn in den Arm nehmen wollte... und das hat sich dann bis 4 Uhr wiederholt im halbstündigen Takt... und danach hat Zwilling 2 angefangen zu weinen und nach der Mama zu rufen...

 
18 Antworten:

Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von susafi am 28.01.2011, 9:35 Uhr

es gibt keine anstrengenden Kinder... Kinder sind alle fordernd, aber dafür sind es Kinder... es ist das ganze Drumherum was diese Situation zu einer Überbelastung macht... ich sehe es ja an mir selber... bin ja auch so ein Burn-Out Kandidat... aber das ist nicht verwunderlich... schließlich bin ich mit den 3 alleine... Kindererziehung ist und bleibt eine Gruppenaufgabe... wenn jeder einen Teil übernehmen würde, kämen dir die Kinder gar nicht mehr anstrengend vor... dazu ziehen heute nicht mehr alle an einem Strang... ganz im Gegenteil... alle arbeiten gegeneinander Mütter und Väter gegeneinander... Lehrer und Eltern gegeneinander... das macht das ganze noch schwieriger, weil die Kinder keine Richtung haben...

außerdem sehe ich selbst Kinder heute schon in einer totalen Überbelastung, was sie in Verhaltensauffälligkeiten äußern und sie kommen dir dann wieder anstrengend vor...

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von vallie am 28.01.2011, 9:38 Uhr

ich habe mich zu wenig mit dem thema burn out befasst.
tatsächlich kenne ich einen mann, der mir seine symptome geschildert hat und eine frau, von der ich es nicht selbst weiß und da bin ich ein bißchen vorsichtig.
burn out wird halt gern schnell verwendet...ebenso wie depression wenn jemand mal traurig ist und migräne weil jemand kopfschmerzen hat.
der mann hat keine kinder und er wurde stationär behandelt, er konnte sich aufgrund von angstzuständen nicht mehr versorgen.

bei dir ist es natürlich die kombination, ZWEI extrem schwierige kinder, die zudem noch mit allerlei krankheiten gerast kommen, dazu ae und keine familiären hilfen und jobbelastung, verbunden mit existenzängsten.
natürlich spielt auch die person an sich eine rolle, der eine erträgt mehr, der andere weniger...

ein besonders anstrengendes kind würde ich nicht als trigger sehen. ich finde jedes kind anspruchsvoll und eine herausforderung für die eltern/mutter. dann dürfte kein business-man outgeburned sein.

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von Mimo am 28.01.2011, 9:55 Uhr

Hallo yola,

ja auch ich war letztes Jahr so ein Burn out Kandidat. Drei Kinder, ständig steckte einer den anderen an und mich natürlich auch noch. Dann meine Ehe total im keller, vor einem jahr bekam ich noch das Pfeifferische Drüsenfieber nebenbei ging ich dann noch arbeiten und abends in die Heilpraktikerschule. das Ende vom Lied im März vor einem jahr ging nichts mehr. Konnte nicht mal mehr meinen Arm heben war total am Ende von Weinkrämpfen geschüttelt. Habe alle Arbeit gelassen die Heilpraktikerschule abgebrochen, zwei Monate später meinen Mann rausgeworfen. So mittlerweile arbeite ich wieder 14 Stunden erziehe meine Kinder alleine. Jedes Wochenende holt sie mein Nochmann und manchmal unternehmen wir auch was gemeinsam.

Heute höre ich viel mehr auf meinen Körper und weiss wann die Grenze da ist. Ich fahre dann alles runter aufs Nötigste. Da sitze ich halt dann auch mal das ganze WE zuhause und tue nichts. Sitze auch mal den ganzen Samstag im Schlafanzug rum und tue einfach nichts.

Ihr könnt mich jetzt steinigen aber ich habe sogar meinen Hund an einen besseren Platz gegeben. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr. Seit mein Mann weg ist herrscht hier Harmonie. Trotz dreiwöchiger krankheit. Der eine steckt den anderen an und so weiter. Aber ich mache auch keinen Druck mehr. Was geht geht eben und was nicht eben nicht. Meine Kinder sind auch schon älter und gehen eben einkaufen oder holen den kleinen vom Kindergarten. Wir helfen und ziehen alle an einem Strang. Das hilft.

Wir Mütter müssen uns einfach eingestehen dass wir nicht Superwoman sind sondern nur Menschen. Und unser Tag hat manchmal 24 Stunden, da kann man eben irgendwann einfach nicht mehr. Ich merke das schon wenn einer nachts mal nicht schlafen kann. Dann werde ich aus meinem Schlaf gerissen und der nächste Tag ist grauenhaft. Bin müde, und total ätzend.

Also Pausen nehmen soviel wie möglich und nur tun was geht. Fertig.

lg Mimo

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von groschi am 28.01.2011, 9:56 Uhr

ich weiß nicht, ob es nur das übermass an äußeren belastungen sind oder auch eine innere disposition...
früher glaubte ich, perfektionisten neigen eher zu einem burn-out als menschen, die auch mal fünfe grade sein lassen.
der geilste satz, den ich gehört habe, war: "mensch, du bist ne junge frau. wovon bist du kaputt?du gehst ja nicht mal arbeiten"
stimmt...ich arbeite nicht mehr in einem gewählten und trotz aller schwierigkeiten geliebten beruf; bekomme weder geld (was finanziell sicher macht) noch anerkennung. ich kenne stress auf der arbeit und ich konnte damit umgehen. ein einziges mal ging es nicht, aber das war kein "burn-out", sondern eine erkältung nicht auskuriert; mit fieber arbeiten gegangen; drei wochen am stück durchgearbeitet bei absoluter unterbesetzung. da war ich körperlich und auch nervlich fertig (und hatte eine herzmuskelenzündung).
jetzt habe ich "nur ein" kind. aber ihn halt rund 24 stunden; 7 tage lang....dazu eine stets kränkelnde mutter; ein haus und die verantwortung für das alles. hilfen sind nur augenwischerei: natürlich geht meine schwester mal einkaufen (ich habe keinen führerschein und ne kiste sprudel kann ich nicht in den bus schleppen), aber nur nach tagelangem planen und bitten. natürlich habe ich meine mutter hier, die mal aufs wbb aufpassen könnte. tut sie aber nur, wenn ich beim arzt oder einkaufen bin.
dieser stress ist anders: arbeitsstress war stoßweise und wenn stress, dann richtig. dieser stress ist vielleicht weniger, aber eben dauernd.

vielleicht sind es nicht nur die äußeren belastungen und die innere disposition: vielleicht sind es auch erwartungen anderer an einen. oder sind wir eine "jammergesellschaft"? wenn ich die generation meiner mutter ansehe: mehrere kinder; arbeit; mann;haushalt...irgendwie haben die die zähne zusammengebissen und gemacht

ich will 1xim monat massagen etc für ae´s und jährliche kuren

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von CarmenOma am 28.01.2011, 10:08 Uhr

hm - ja also drei kinder (eine - 18 Jahre - kleinwüchsig - die andere - 18 Jahre - seit 4 Jahren eine Amnesie die sich zwar bessert aber wohl immer da sein wird - also gewisse Lücken werden sich nie schließen, Nr. drei - 8 Jahre - immer wieder Neurodermitisanfälle), 1 Enkelkind (*08/10 soweit Gott sei dank gesund), belastende Partnersituation der Tochter mit Kind, die sich aber hoffentlich bald in wohlgefallen auflöst - also es geht nicht drum, dass sie sich nicht mögen oder so - andere Probs die nicht hierher gehören und die ich hier auch nicht besprechen möchte.

Ich selbst bin selbstständig - habe im Juli/august große Probleme mit Geschäftspartner gehabt aber klipp und klar gemacht - wenn es so weiter geht gehe ich. War da auch sehr verzweifelt.
Natürlich Job nicht einfach - viel zu tun - und bei selbstständigkeit bleibt ja auch noch der bürokram zu machen.

Zudem habe ich noch Nebenjobs: damit finanziere ich nen Urlaub - brauch ich, will ich - und für die Kinder ist es auch gut - ok - die großen fahren dieses Jahr nicht mehr mit ;-)

Vater der zwillinge: nur Ärger - seit 15 Jahren zieht er mich wegen jedem Furz vor gericht - zahlte lange keinen unterhalt - darum kämpfe ich seit - festhalten - 4 Jahren!!!!! er zögert nur raus - warscheinlich krieg ich noch Nachzahlungen wenn die Mädels 30 sind..... Vater von Kind Nr. 3: da läufts Problemlos.

In der Zeit der Amnesie hatte ich einen Burnout - es ging nichts mehr. Ich habe meine Tochter tag und nacht betreuen mussen - sie wusste nichts mehr - sie klopfte mit dem Kopf gegen die Wand, dass die gedanken wieder kommen, sie sah nachts böse blutende Männer und und und. Am nächsten Tag wieder die anderen bieden versorgen und dann arbeiten. Oftmals wusste ich nicht mehr wo vorne und hinten ist. Rekord: 38 Stunden ohne Schlaf - mal bissi vor sich hindämmern weil man sich nicht getraut hat einzuschlafen.

Habe meine mutter zur Unterstützung herangeholt (wohnt 150km weg) damit ich mir bei der Arbeit nicht soviele gedanken machen muss wegen der Tochter mit Amnesie.

Ein Augounfall (ich war nicht schuld - mein Auto war geparkt - ein 15jähriger fuhr mit da rein mit dem PKW seines Vaters) brachte den zusammenbruch - ich heulte rotz und Wasser. War doch nur Blechschaden und gott sei dank nicht mehr - aber der machte mich fertig. Dann Mutter-Kind-Kur - ein voller Griff ins Klo - brachte garnix wiel die damit garnicht klarkamen. Die sagten zwar ja sie haben einen burnout aber machen kann man da nix ausser ausruhen - aha..... ging dort auch sensationell gut - das Kinderprogramm war so "toll" das die Mädels es verweigerten. Somit war nix mit ausruhen - hätte ich auch zu hause bleiben können. Gespräche für die Große wegen AMnesie gabs auch nicht. Dann der endgültige zusammenbruch und 6 wochen Reha - DORT lernte ich wie ich damit umzugehen habe und mir gezielt auszeiten zu nehmen. tu ich auch. Somit kann ich dann auch mal die ein oder anderen Nacht wenig schlafen - weiß aber wo ich mir meine Erholung holen kann.

bis zur Erkenntnis, dass der Arzt mit der Reha recht hat, habe ich aber ungefähr 10 Zusammenbrüche und 1 Selbstmordversuch gebraucht (war da schon in Therapeutischer Behandlung und habe meine Therapeutin nacht sum 10 heulaend angerufen - meine ELtern kamen auch sofort - ich wollte Schlaftabletten nehmen die man mir mal verschrieben hat - grad als ich die ersten 10 einwerfen wollte rief sohnemann nach mir - ich spülte sie dann im Klo runter)

Bevor man es soweit kommen lässt (Zusammenbrüche und Selbstmordversuche aus Überforderung und nicht-mehr-können - weil ich durch den Burnout die einfachsten dinge nicht mehr konnte dachte ich, ich wäre eine Rabenmutter) sollte man eine Kur machen - schon lange vorher - eine Mutter-Kind-Kur kann ich nur empfehlen - dieses kleine Haus in thüringen solltet ihr aber meiden - sucht euch eines, das spezielle Angebote hat - und das schadet euren kindern nicht sondern nützt und macht Spaß!

Ist zwar jetzt nicht genau das, was du wissen wolltest und ich könnte jetzt noich hunderttausend Situationen anhängen, die mich verzweifeln lassen. Wie gesagt - ich habe gelernt mir meine Inseln zu schaffen und von der einen zur anderen turne ich und genieße diese dann - dann schafft mich alles andere auch nicht mehr so.

UND lerne NEin zu sagen wenn andere noch mit ewig vielen Anfragen und Ansprüchen kommen oder deine Hilfe wollen - da brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben! Wenn Sohnemann bei seinem Papa ist, sind das meine freien Wochenenden. Ich habe mich schon jetzt paarmal überreden lassen mein Enkelkind zu Babysitten - dieses Wochenende bleibe ich aber hart! MEIN Wochenende!!!!! Ab und zu muss man bissi egoistisch sein ;-)

LG

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von mf4 am 28.01.2011, 10:16 Uhr

Meine Schwägerin hatte erst vor wenigen Monaten einen Burnout. Nicht AE, tolle Beziehung, 1 großes, 1 kleineres wildes aber nicht "Problem-Kind" und Stress imm Job. Hilfe von Familie und Partner war immer da...
ich denke nicht, dass ein Kind besonders problematisch und eine Familiensituation katastrophal sein muss um zusammen zu brechen.
Es hängt sicher auch viel von der Konstitution des Betroffenen ab.
Ich denke ja, es gibt schwierigere Kinder, die einen mehr fordern, die Nerven mehr strapazieren. Ich habe 4 und kann sagen, dass 1 Kind wirklich anstrengender war als die anderen 3 und bin mehr als froh und erleichtert, dass das nun besser ist.

lG mf4

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von yola am 28.01.2011, 10:41 Uhr

Hi Groschi,
ich glaube nicht, dass wir eine "Jammergeneration" sind oder dass es unserer Generation soviel besser geht als der unserer Eltern (gut, ich bin selbst schon "Elterngeneration" für Einige von Euch, deswegen vielleicht Grosseltern *schiefgrins*).
Gut, wir haben den technischen Fortschritt der einiges erleichtert, aber auch sehr viel mehr Ansprüche und sehr viel weniger Solidarität.

In meiner Elterngeneration gab es praktisch keine Frauen die erwerbstätig waren (gut, ich komme aus Luxemburg, der "Insel der Seeligen") und wenn dann hatten die Frauen ausnahmslos eine Vollzeit-Haushälterin und sind morgens entspannt zur Arbeit während die "Perle" sich um Kinder und Haushalt kümmerte und am Freitag für's Wochenende vorkochte...

Dafür gab es aber bedeutend mehr Solidarität und Nachbarschaftshilfe - meine Tante wurde ziemlich früh Witwe, war also auch alleinerziehend und hatte ein kleines Geschäft, aber sie wurde intensiv von ihren Brüdern und Schwägerinnen unterstützt. Und wenn Not am Mann war, dann war auch immer jemand zur Stelle und das war selbstverständlich und nicht irgendwie etwas, was man aus Mitleid machte oder was als Zumutung empfunden worden wäre...

Heute wird Hilfe weitgehend "institutionalisiert" und damit ist der Rest der Welt aus der Verantwortung entlassen *ironieoff*.

LG

Yola

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von babyproject am 28.01.2011, 10:51 Uhr

ich hab zwar keine anstrengenden Kinder, aber mein Pferdefuß ist die Arbeitsüberlastung und ich hab im Moment auch keine Ahnung wie lang das noch gut geht, arbeite leider in der freien Wirtschaft im Vertrieb und nach 30% Lohnkürzung und dem ewigen Druck nach mehr Umsatz und stunden schieben ohne Ende bin ich auch am Überlegen ob es das noch bringt. Wegen finanziellem Engpaß seit Jahren durch die Spielsucht meines Ex und jetzt durch die Lohnkürzung habe ich auch noch einen Nebenjob, der mitunter sehr anstrengend ist aber mir total Spaß macht und ich hier meine ganze Energie reingebe, da ich das eventuell in absehbarer Zeit voll machen kann. Ich kann schlecht los lassen denke ich und setze mich auch selber enorm unter Druck, aber ich würd nun mal gern meinen Jungs gern unser Haus bewahren, in dem die beiden wirklich glücklich sind, da ich laute Jungs habe, die viel Auslauf brauchen, aber andererseits ist natürlich die finanzielle Belastung da und der Druck, da immer funktionieren zu müssen. Hab noch keine Lösung für das alles, aber ich suche nach einer. ...

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yola, das ist es

Antwort von groschi am 28.01.2011, 11:08 Uhr

nachbarschaftshilfe; solidarität...

einer meiner lieblingssprüche von emfut ist: es braucht ein ganzes dorf, um ein kind zu erziehen (oder so ähnlich). und es stimmt. aber was, wenn man kein dorf hat? wenn man "richtig" alleine ist? keinen kv für die kinder hat?

ein soziales netz aufzubauen ist schwer. hier auf dem kaff sowieso. wir (kind und ich) machen seit monaten frühförderung und erst vorletzte woche sprach die andere mutter ein paar persönlichere worte mit uns....dabei bin ich kommunikativ und beiße auch nicht.
in meiner kindheit war immer einer der nachbarn daheim: man konnte überall klingeln; irgendeiner war da; half, passte bei bedarf auf.das ist heute leider nicht mehr so

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von +emfut+ am 28.01.2011, 11:24 Uhr

SPIEGEL-Titelthema diese Woche. Gut zusammengefasst, wie ich finde.

Gruß,
Elisabeth.

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von Terkey235 am 28.01.2011, 11:57 Uhr

Ein Burn Out - oder nennen wir es lieber "chronischer Erschöpfungszustand" (so heißt es meist bei Therapeuten, weil Burn Out so ein gehypter Begriff und keine anerkannte Krankheit ist) - entsteht nicht in erster Linie durch zu viel Arbeit und durch zu viele Aufgaben. Vielmehr sind aus meiner Sicht drei Faktoren entscheidend: 1. Unzufriedenheit. Wenn es zwar sehr viel Arbeit habe, mir die Aufgabe aber Spaß macht, ich mich gefordert und vor allem anerkannt fühle, dann ist die Chance, ausgebrannt zu sein, sehr gering. Ich sehe es oft an meiner besseren Hälfte, der wirklich lange, lange Stunden im Büro kloppt, dies aber mit einer besonderen Freude, Wissbegierde und in einem gut funktionierenden Team tut. So empfindet er es keinesfalls nur als Arbeit. Innerhalb der Firma wird jeder Erfolg, egal aus welchem Team, stets per Mail an alle verbreitet und die Leute werden erstmal ordentlich abgefeiert. Ähnlich ist es bei meinem Bruder. Er liebt seinen Job, hätte etwas akademisches machen können, hat aber lieber seinen Meister gemacht und arbeitet in einem klassischen Ausbildungsberuf im Dreischicht-System. Der Arbeitsweg ist sehr lang; Wochenenden hatte er seit einem 3/4 Jahr nicht. Aber er liebt seinen Job und geht täglich fröhlich pfeifend in den Betrieb. Auch ist er dort relativ schnell aufgestiegen. Und genau da kommen wir zum zweiten wichtigen Faktor, der ein Burn Out begünstigt: mangelnde Anerkennung. Wenn ich mir permanent die Allerwertesten aufreiße - egal ob für Job, Freunde, Familie, Hausarbeit, Verein - und nie ein Stück Anerkennung zurückkommt, frage ich mich doch zwangsläufig "Was mache ich hier eigentlich?!". Man befindet sich in diesem Hamsterrad, muss oder will Leistung bringen, allen gerecht werden. Vielleicht sind die Strukturen im Job oder die Anforderungen der Kinder auch so groß, dass gar keine andere Möglichkeit besteht, als 110% zu bringen, weil sonst "der Laden", das Gefüge zusammenbricht. Gebe ich ständig Vollgas, bekomme aber aber von niemandem Anerkennung, sondern unter Umständen sogar Kritik, ist das extrem frustrierend, destruktiv, reißt die Motivation in den Keller, führt zu Verzweiflung. 3. Faktor: fehlender Ausgleich. Nicht umsonst spricht man von der Work-Life-Balance. Bei chronischer Überlastung befindet sich diese im Ungleichgewicht. Man selbst bleibt auf der Strecke, die Verpflichtungen bestimmen das Leben. Es bleibt eine Luft zum Atmen, keine Zeit zum Durchschnauffen. Die Zeit, einfach mal etwas für sich selbst zu tun, fehlt. Auch ist man schon so tief drin in der Spirale, dass man gar nicht wüsste, wo man ansetzen könnte. Also hängt man in den wenigen freien Minuten wieder halbtot auf dem Sofa und will nur, dass der Tag vorbei geht. Gut gemeinte Ratschläge wie "Iss doch mal einen Apfel, geh doch mal spazieren, fahr doch mal mit dem Rad zur Arbeit" wirken wie Hohn und Spott, liegt das Problem doch viel tiefer.

Wenn meine Kinder vielleicht anstrengend sind, ich aber einen tollen Ausgleich im Job habe, oder mein Job mich nervt, ich mich aber in meiner Familie geborgen fühle, oder meine Ursprungsfamilie nervt, ich aber tolle Freunde und Hobbies habe - dann ist ein Ausgleich da. Wenn mein Job mich fordert, aber eben nicht überfordert und meine Vorgesetzten/Kunden meine Arbeit zu schätzen wissen, dann weiß ich, wofür ich mich anstrenge. Wenn ich nicht unzufrieden bin, sondern zumindest Teile meines Lebens genießen kann, ist eine stabile Basis geschaffen.

Das war nun ein langer Text, sorry. Da ich beide Seiten kenne, beschäftigt mich das Thema viel und mir sind heute viele Sachen bewusster.

LG terkey

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von Zwergenalarm am 28.01.2011, 12:11 Uhr

Hi Yola!

Ich habe jetzt zwar zur Diskussion an sich nichts Konstruktives beizutragen, aber ich muß mir bei fast jedem Deiner Beiträge auf die Lippen beißen, weil ich eigentlich in genau Deiner Situation bin.

7-jährige Zwillinge, alleinerziehend, selbstständig, und ja, auch meine zwei waren die ganze letzte Woche krank, daneben Aufträge, die bearbeitet werden müssen, und als Kind 2 endlich auch wieder soweit war in die Schule zu gehen, gab mir die Lehrerin doch tatsächlich den Tipp sie mit diesem Husten (klingt bei ihr immer gleich superschlimm) doch noch ein paar Tage zu Hause zu lassen, auch wenn der Kinderarzt keine Bedenken hat, -hmmmpff! Madame hat ja auch nicht eine Woche Nachtschichten hinter sich, damit sie ihren Job erledigen kann.

Will damit sagen, falls Du Dich mal völlig unqualifiziert auskotzen willst.....bei mir findest Du ein offenes Ohr

LG Zwergenalarm

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von yola am 28.01.2011, 13:45 Uhr

"Will damit sagen, falls Du Dich mal völlig unqualifiziert auskotzen willst.....bei mir findest Du ein offenes Ohr "

Danke! Ich musste grad laut lachen als ich das gelesen habe!!!

Ich bin froh dass es dieses Forum gibt. Wenn ich mich hier nicht manchmal auskotzen könnte dann wäre ich wahrscheinlich wirklich schon aus dem Fenster gesprungen (aus dem 1. Stock wohlgemerkt und in der Hoffnung, mir "nur" beide Beine zu brechen *ironieoff*)

Also erstmal einen grossen Dank an Euch alle, dass es Euch gibt. Dass es Feedback und Diskussionen und Verständnis und Kopfstreichler gibt.

Und von dem Spiegel-Titelthema wusste ich noch nichts. Werde gleich mal nachschauen, wenn ich an einem Zeitungsgeschäft vorbeikomme.

LG

Yola

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von yola am 28.01.2011, 14:04 Uhr

Hi Terkey,

ja, da hast Du sicher recht - wenn es irgendwo im Leben einen Bereich gibt, wo es einfach rund läuft, dann kann man daraus Kraft schöpfen für die problematischeren Bereiche.

Und die Sache mit dem positiven Feedback - na ja, wenn man - wie ich es immer schreibe obwohl ich schon dabei ein schlechtes Gewissen habe - "anstrengende" Kinder hat, dann ist es darum schlecht bestellt.

Und bei mir im Beruf gibt es das sowieso nicht - wir gehören zur Logistik - nur wenn man mal was falsch gedolmetscht hat, dann kann es Riesenärger geben.

Von der Analyse her kann ich das durchaus sehen.

Ich mache ja auch, was ich kann, um mir Erholungsinseln zu schaffen. Habe beruflich (und einkommenstechnisch) soweit heruntergefahren wie es nur irgend geht (oder eigentlich schon nicht mehr, weil im Moment arbeite ich nicht mehr "lebensunterhaltdeckend"), meine materiellen Ansprüche so heruntergeschraubt wie es mir vor 10 Jahren nicht mal im Traum eingefallen wäre, mich vom Traum von Wohneigentum verabschiedet, vom Traum auf Weiterbildung und berufliches Fortkommen und die interessanten Aufträge (die immer mit Reiserei und tagelangen Abwesenheiten verbunden sind) sowieso.
Und diese Entscheidungen treffe ich bewusst, weil es mir wichtiger ist, den Kindern einen guten Start in's Leben zu geben, weil das noch ich 60 Jahren und später nachwirkt... und das geht nun mal nicht wenn die Mama umkippt.

Aber dann passiert ständig (meine Kinder sind und waren wirklich sehr, sehr oft krank) sowas: meine sorgfältig eingeplante Erholungszeit ist einfach flöten und sogar in's Gegenteil verkehrt weil schon wieder etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt.
Frust hoch zehn. Und ein starkes Erinnern an Sisyphus...

Ich setze mich auch schon seit vielen Jahren mit dem Thema auseinander.

LG

Yola

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von Terkey235 am 28.01.2011, 14:16 Uhr

Hey Yola,

genau das meine ich. Bei dir sind einfach keine Erholungsinseln drin, weil du keine Hilfe hast. Kritik kommt von deiner Mutter, im Beruf wird nur gefordert, aber nichts anerkannt - schon gar nicht im Sinne von gerechter Bezahlung. Es KANN gar nicht richtig klappen, weil so viel dagegen spricht, auf das du keinen Einfluss hast. Hinzu kommt, dass berufliche Veränderungen recht schwierig sind, wenn man nicht mehr 25 ist. Du hast ja schon in viele Richtungen gedacht, aber keine scheint so richtig der Bringer zu sein. Du bräuchtest eine Tätigkeit, die so viel einbringt, dass du dir Entlastung finanzieren kannst, z.B. durch ein Kindermädchen etc. Und/oder du bräuchtest ein stabiles, verlässliches Netzwerk. Aus deiner Familie scheint zudem niemand so richtig anzuerkennen, was du mit Kindern und drumrum leistest. Der KV ist auch keine Hilfe. Im Prinzip müsste man ihm die Kids mal für ein paar Wochen auf's Auge drücken, während du in Kur/Reha gehst. Man selbst mag die Kinder natürlich nicht so lange missen, das ist klar, aber das wäre gerecht.
Hat die Familienhilfe eigentlich was gebracht?

LG terkey

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von yola am 28.01.2011, 15:50 Uhr

Hi Terkey,

*lach* nein, die "Familienhilfe" war ehrlich gesagt mehr Aufwand als Nutzen.

Wobei ich glaube, dass in Deutschland hinter dem Begriff "Familienhilfe" auch ein ganz anderes Konzept steht als bei uns, zumindest lese ich das so aus den Beiträgen hier raus. Es wäre zu lange, das hier auszuführen, aber es war ein enormer organisatorischer Aufwand mit ziemlich geringem Nutzen.

Ja, und dem Vater die Kinder auf's Auge zu drücken *lach*. Das war, als sie noch kleiner waren, eine meiner Lieblingsphantasien wenn gar nichts mehr ging (die andere war dass ich ohne Kinder nach Neuseeland auswandere). Ich parke ihm den Zwillingskinderwagen mit einer Packung Pampers in der Praxis und verschwinde mit dem nächsten Flieger für 4 Wochen in die Sonne bevor mich jemand aufhalten kann.*schwärm*.

Aber da der Herr Papa ja seit über einem Jahr gänzlich von der Bildfläche verschwunden ist, ist das auch keine gangbare Lösung. Ganz davon abgesehen, dass er - so die Gerüchteküche - wohl auch letztes Jahr wegen Burnout mehrere Wochen in der Reha war *ironiedesschicksals*. Und schliesslich gibt es ja auch noch die Schulpflicht...

Ganz ehrlich, ich glaube ich selbst könnte noch damit zurechtkommen, die Kinder mehrere Wochen lang nicht zu sehen, auch wenn es mir schwer fallen würde. Aber ich glaube die Erleichterung, endlich genug schlafen und ausruhen zu dürfen wäre grösser. Aber die Jungs sind schon sehr speziell und sehr anhänglich. Und der eine auch recht ängstlich (in letzter Zeit wieder schlimmer weil meine "liebe" Mutter dachte Konfrontationstherapie sei das richtige und ihn lange alleine im Haus gelassen hat. Seitdem kann ich nicht mal mehr auf's Klo ohne dass er nach mir ruft) - ich habe einfach Angst dass so eine lange Trennung mit den damit verbundenen Umstellungen (auch ein sehr, sehr schwieriges Thema für die beiden) einfach zuviel für sie wäre. Und wenn ich dann in einer Reha sitze und mir Sorgen mache dass die Jungs grad eine wirklich schwere Zeit haben und vielleicht hinterher für Monate oder Jahre wieder total durch den Wind sind... na ja, ich glaube da ist der Erholungseffekt auch wieder hin.

Ausserdem habe ich ja schon soviel geändert im Sinne von Ruhepausen und Erholungsinseln schaffen. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was noch in meiner Macht liegt zu ändern, um mich selbst mehr zu schonen.

Das Temperament und die "Virenfreundlichkeit" meiner Kinder werde ich nicht ändern können. Und mit ihrem Temperament und der Art wie sie sind, da habe ich wirklich das Optimum was in unserer Situation überhaupt erreichbar ist, um den Alltag leichter zu gestalten, umgesetzt.

Aus diesem Grund habe ich dieses Jahr eben beruflich noch stärker reduziert und beschlossen meine Altersvorsorge anzuknabbern.
Das was ich jetzt meinen Kindern geben kann wird ihr ganzes Leben lang Früchte tragen und ich werde auch irgendwie klarkommen wenn's dann im Alter halt noch knapper wird. Das habe ich ja mittlerweile gelernt.

Nur drückt mir bitte die Daumen, dass die Jungs bald wieder auf dem Damm sind (Zwilling 1 ist jetzt nach 10 Tagen schon einen halben Tag fieberfrei, Zwilling 2 fiebert munter weiter vor sich hin) und ich noch ein paar Tage "schulfrei" habe...

Danke für's Zuschreiben

LG

Yola

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Re: Ich stell mir grad eine Frage...

Antwort von Sabri am 28.01.2011, 17:11 Uhr

Hallo Yola!
Ich sehe es genauso. Ich habe auch zwei Kinder, einen anstrengenden Job und wenig Hilfe im Umfeld. Wenn die Kinder jetzt auch noch anstrengend wären (sind sie bei mir zum Glück nicht), wäre ich auch so eine Fall für - vielleicht nicht Burn out oder Depressionen, aber wahrscheinlich für psychosonatische Beschwerden oder Alkoholsucht.
Und Kinder sind unterschiedlich anstrengend!
Gruß, Sabri (mit pflegeleichter Tochter und fast pflegeleichtem Sohn)
P.S. Sorry, eine Lösung des Problems habe ich auch nicht.

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Anstrengende Kinder

Antwort von Leena am 28.01.2011, 17:16 Uhr

"es gibt keine anstrengenden Kinder... Kinder sind alle fordernd, aber dafür sind es Kinder..."

Doch, ich denke schon, dass es Kinder gibt, die anstrengender sind als andere Kinder.

Ich habe ja selber vier Kinder, und oft auch irgendwelche "Gastkinder" hier, und es gibt ganz entschieden anstrengende und weniger anstrengende Kinder.

Es gibt Kinder, die sind einfach chronische Frohnaturen, grundsätzlich immer gut gelaunt, freuen sich über alles, was kommt, wenn nichts kommt, ist es auch gut, und sie können immer in Allem und Jedem das positive sehen.

Und es gibt genauso Kinder, die genau so eben nicht sind, Kinder, die immer an sich selbst zweifeln, für die Alles und Jedes ein totales, katastrophales, finales Drama ist, ... so ein Kind fordert wesentlich mehr als ein chronisch gutgelauntes, glückliches Kind, das einem quasi auch ein ganz anderes Feed Back gibt - und so ein positives Feed Back gibt einem wieder viel mehr Kraft...

Und wenn dann zwei Kinder da sind, auch noch gleichaltrig, auch noch beide extrem fordernd... puh!

Yola, Du hast auf jeden Fall mein vollstes Mitgefühl, auch wenn Dir das leider überhaupt nichts nützt!!!

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