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Geschrieben von Hase67 am 27.12.2020, 13:36 Uhr

Wie groß der Betreuungsbedarf ist

Aus reinem persönlichen Interesse fände ich es auch spannend, was die Gründe für den Bedarf an früher Kinderbetreuung sind. Für eine statistische Bedarfserhebung, die eine Gemeinde in Auftrag gibt, um zu sehen, wie viele Betreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden müssen, ist es aber erst einmal irrelevant, welche persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Beweggründe hinter dem Betreuungsbedarf stehen. Das ist ja im Prinzip eine reine Erhebung von Nachfrage und Angebot.

Ich finde die gezeigte Grafik spannend, weil sie vor allem zeigt, wie viel "politische und gesellschaftliche Tradition" auch im Thema Betreuungsangebot steckt. Es ist ja sehr auffallend, dass im Osten Deutschlands eine zumindesten mengenmäßig so gute Abdeckung mit Ganztagsbetreuungsplätzen vorhanden ist, obwohl die Wiedervereinigung schon 30 Jahre her ist - die Familien- und Betreuungspolitik der ehemaligen DDR wirkt also bis heute noch nach. Hätte man politisch wirklich den Willen (wie oft behauptet wird), auch in den alten Bundesländern eine flächendeckende frühe Ganztagsbetreuung einzuführen und dafür die Infrastruktur bereitzustellen, hätte man das in dieser Zeit gewiss umsetzen können, das ist ja eine ganze Generation. Da greifen dann aber wieder so viele verschiedene Mechanismen ineinander - gewachsene Familienstrukturen, Rollenverständnisse, wirtschaftliche Gegebenheiten in den Familien, aber auch lokale politische Wertmaßstäbe, finanzielle Rahmenbedingungen und die Frage, wie man die gebauten Betreuungseinrichtungen dann auch mit genügend Personal ausstattet -, dass eine Angleichung im Grunde genommen nicht stattfindet und letztendlich doch sehr vieles beim Alten bleibt oder sich nur sehr zögerlich verändert.

Andererseits rutschen wir jetzt langsam in eine Phase in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt, wo es für viele (für Eltern sowieso, aber ganz generell für "Millennials" und Jüngere) gar kein so erstrebenswertes Lebensmodell mehr ist, sich beruflich "zu verwirklichen", weil die Jobs immer prekärer und die Karriereaussichten geringer werden... Und da stellt sich dann wiederum die Frage, wie viele Ganztagsbetreuungsplätze tatsächlich noch gebraucht werden, wenn jüngere Eltern z. B. beide Teilzeit arbeiten und sich so auch Kinderbetreuungs- und sonstige Aufgaben zu Hause viel stärker aufteilen?

 
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