Patchwork - Familien

Patchwork - Familien

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Jorinde17 am 14.02.2023, 16:32 Uhr

Unrealistische Erwartungen d. Erwachsenen

Hallo,

ich kann dich verstehen, das ist eine sehr schwierige Situation. Ich sag mal ein paar Gedanken dazu.

Also, du bist ein bisschen auf das Patchwork-Märchen von der neuen, harmonischen Familie reingefallen. Aber die gibt es nicht. Patchwork ist immer ein Provisorium, immer schwierig, imm wackelig und immer eine tägliche Gratwanderung. Du hast aber gedacht, wenn die Kinder mit dem Zusammenziehen einverstanden sind, dann wüssten sie auch, was da auf sie zukommt. Aber natürlich wussten sie das nicht. Sie hatten keinen Schimmer.

Sie wussten nicht, wie es ist, wenn ein anderer Mann als der Papa plötzlich immer da ist und mitreden will. Sie wussten nicht, wie gemein Eifersucht weh tut, wenn man zuschauen muss, wie Mama ein kleines Kind betüddelt und liebhat, das kein Geschwister von einem selbst ist. Sie wussten nicht, wie sperrig und dornig sich die unnatürliche Patchwork-Zusammensetzung für sie anfühlen würde. All das realisiert deine Große jetzt erst.

Mit 15 ist man seinen Impulsen noch sehr ausgeliefert. Ermahnungen, Predigten und Erklärungen helfen nicht gegen den Schmerz der Eifersucht. Sogar uns Erwachsenen tut Eifersucht nach irre weh - und natürlich ist das bei Teens erst recht so.

Es geht gar nicht, dass dein Freund sich von deiner Tochter so reinziehen lässt, dass er droht, eure Beziehung zu beenden. Das ist unerwachsen und unreif. Was jetzt von ihm und von euch beiden gefragt ist: Gelassenheit, Souveränität, Gespräche mit der Großen, und ganz wichtig: Exklusivzeit mit der Großen.

Dein Freund sollte mit deiner Tochter mal was allein unternehmen: Gokart-Fahren in der Halle, Zirkus, eine Shoppingtour, eine Radtour - irgend so etwas. Und dann beiläufig mal sagen: „Ich weiß, das ist alles schwer für dich. Es fühlt sich bestimmt komisch an. Was würdest du dir denn von mir wünschen? Was sollte anders laufen?“ Ganz offen und gelassen. Und dann zuhören, nicken, nichts wegwischen, nichts wegargumentieren, keine Vorwürfe.

Auch du solltest wieder auf deine Tochter zugehen. Überlass deinem Freund mal die Kinder, mach mit der Großen Mutter-Tochter-Aktionen (gemeinsam frühstücken gehen, eine gemeinsame Wochenendtour, zusammen ins Kino usw.). Das ist wichtig, um den Zugang zu ihr nicht zu verlieren. Sie braucht dich jetzt. Deine kleine Stieftochter hat schon eine leibliche Mama. Deine Große vermisst ihre Mama aber gerade sehr.

Weißt du, die Stimmung in einer Familie wird IMMER von den Erwachsenen gesteuert. Sie (und nicht die Kinder) sind dafür verantwortlich, dass alle sich gesehen, gehört und wahrgenommen fühlen. Das ist euer Job. Und deine Große fühlt sich momentan nicht gesehen.

Wenn euch beiden das alles momentan nicht recht gelingen will, bitte ruhig ein paar Beratungstermine wahrnehmen. Familienberatung bieten viele Stellen an, z. B. Caritas, Diakonie, Kinderschutzbund und andere Einrichtungen, die von Stadt zu Stadt unterschiedlich heißen können. Einfach mal anrufen und einen Termin ausmachen. Oft reichen schon wenige Gespräche, damit der Knoten sich löst - bei allen.

LG und alles Gute für euch

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge im Forum Patchwork-Familien
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.