Partnerschaft - Forum

Partnerschaft - Forum

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Corny90 am 14.07.2022, 22:49 Uhr

Unterschiedlicher Blickwinkel

Hallo ihr Lieben,

ich hatte heute mit meinem Mann einen blöden, unnötigen Streit, der mir noch etwas nachhängt und mich nachdenklich macht...

Auslöser war, dass mein Mann nach einem Treffen mit meinen Eltern - mal wieder - direkt Kritikpunkte an ihrem Verhalten angebracht hat, sobald wir alleine waren. Dabei geht es um alltägliche Dinge, die ihn nicht betreffen, z.B. dass meine Eltern ja schon wieder ihre alten Vesperbretter verwendet haben, obwohl wir ihnen neue geschenkt haben, dass sich meine Mutter auf der Beerdigung ihrer Schwester zu sehr im Hintergrund gehalten hat oder dass mein Vater nur verschwommen Bilder mit seiner neuen Kamera macht, weil er sich eh nicht richtig damit befasst. Ich liebe meine Eltern, sie sind wunderbare, liebenswürdige Menschen mit kleinen Macken, wie sie jeder hat, und es verletzt mich sehr, wenn er sie wegen Kleinigkeiten in ein schlechtes Licht rückt. Das habe ich auch versucht, ihm zu erklären und ihn darum gebeten, dass wir einfach mal ein Treffen genießen können ohne danach das Verhalten meiner Eltern diskutieren zu müssen. Daraufhin war er direkt beleidigt und meinte, dann sagt er eben nicht mehr seine Meinung und dass meine Eltern ja sowieso unantastbar wären für mich. Und er hat betont, dass er einfach nur ehrlich ist, aber mich natürlich auch anlügen kann... absolute Sackgasse, um das Thema vernünftig weiter zu besprechen. Haben es dann für heute so stehen lassen. Aber es beschäftigt mich...

Er ist grundsätzlich mit seinem Eltern deutlich "strenger" und direkter als ich mit meinen und kritisiert sehr offen, wenn er deren Verhalten nicht gut findet. Zum Beispiel hat er einfach die alten Küchenmesser seiner Mutter weggeschmissen und neue hingelegt, weil die besser schneiden und er die anderen als zu unsicher für sie empfunden hat. Er meint das dann absolut gut und aus seiner Sicht zeigt er so, dass ihm jemand sehr wichtig ist und er sich dafür einsetzen möchte, dass es der Person gut geht. Grundsätzlich hat er oft das Gefühl, die Verantwortung für andere übernehmen zu müssen. Ich habe ihm schon versucht zu erklären, dass sein Verhalten auch schnell als übergriffig empfunden werden kann. Schließlich sind alle erwachsen und stehen mit beiden Beinen im Leben. Ich selbst bin eher so, dass ich Andere mit ihren liebenswerten Macken so hinnehme wie sie sind. Unsere Eltern sind schließlich alt genug und das letzte was mir einfällt, wäre es, sie "erziehen" zu wollen. Mit Mitte Anfang/Mitte 60 sind sie auch alles andere als "taterig" oder betreuungsbedürftig. Ich finde, wir können freundlich anmerken, wenn uns was auffällt, müssen aber trotzdem ihr Leben ihnen überlassen. Tut ja schließlich keinem weh, wenn sie ihre alten Vesperbrettchen verwenden, die sie schon seit 35 Jahren lieben, oder mein Papa riesigen Spaß beim rumknipsen mit seiner neuen Kamera hat, auch wenn nichts perfektes dabei rauskommt.

Jetzt rätsel ich nur, wie ich meinem Mann das klarmachen kann, wenn er das alles so komplett anders empfindet und mein Verständnis mit Desinteresse gleichsetzt...

Kennt ihr solche Situationen, in denen der Blickwinkel einfach komplett verschieden ist? Wie geht ihr damit um und wie erklärt man am besten seine Sicht der Dinge, ohne den Anderen vor den Kopf zu stoßen?

 
15 Antworten:

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Leena am 15.07.2022, 8:40 Uhr

Kann Dein Mann eigentlich gut andere Meinungen stehen lassen oder will er immer für andere das Denken und Fühlen übernehmen..? ;)

"Grundsätzlich hat er oft das Gefühl, die Verantwortung für andere übernehmen zu müssen. Ich habe ihm schon versucht zu erklären, dass sein Verhalten auch schnell als übergriffig empfunden werden kann."

Ich würde ja sagen, wenn er die Messer seiner Mutter einfach wegschmeißt und neue hinlegt, weil die "besser schneiden", dann kann das Verhalten nicht nur als übergriffig empfunden werden, sondern das IST übergriffig. Gerade zu seinen Küchenmessern entwickelt man beim Kochen im Laufe der Zeit eine persönliche Beziehung und weiß, wie man mit welchem Messer welche Resultat erzielt, wenn mir da einer meine geliebten, erprobten Messer einfach wegschmeißen würde, wäre ich ganz massiv sauer. Meine Sachen hat kein anderer wegzuschmeißen - Punkt. Egal, wie gut er es meint. Wie war das..? "Das Gegenteil von 'gut' ist 'gut gemeint'"..? Da ist manchmal was Wahres dran.

"Er meint das dann absolut gut und aus seiner Sicht zeigt er so, dass ihm jemand sehr wichtig ist und er sich dafür einsetzen möchte, dass es der Person gut geht."

Aber die Person ist ihm nicht wichtig genug, dass er akzeptieren kann, dass sie eigene Vorstellungen, Gefühle und Bedürfnisse hat, die vielleicht nicht dem entsprechen, was Dein Mann denkt, was diese wichtige Person fühlen sollte..? Irgendwie scheint Dein Mann sich nicht wirklich in andere Menschen hineinversetzen zu können, könnte das sein..?

Dein Mann kann ja für sich so empfinden, dass die Vesperbrettchen Deiner Eltern ihre besten Tage schon hinter sich haben oder dass die Fotos Deines Vaters nicht perfekt sind. Aber im Normalfall sollte er das wertfrei so stehen lassen können - Dein Mann würde die alten Brettchen entsorgen, Deine Eltern lieben es, weiterhin genau davon zu essen. Hat beides seine Berechtigung und soll jeder genau so machen, wie es für ihn passt. Aber warum sollten Deine Eltern ihre Brettchen wegschmeißen, nur weil der Schwiegersohn die nicht mehr schön findet..?

Klar, wenn Dein Vater permanent seine Bilder zeigt und gelobt werden will, weil die so toll wären, und man schaut die sich an und denkt - äh, nee, eher nicht... dann wird es sicherlich irgendwann anstrengend / schwierig. Aber auch dann kann man seine "Ehrlichkeit" anders verpacken als in "Bilder sind schlecht", sondern könnte vielleicht das loben, was gut ist, oder versuchen, Anregungen zu geben, was man verbessern könnte... normalerweise entwickelt sich der Umgang mit einer Kamera ja im Laufe der Zeit. :)

Dein Mann hat sich ernsthaft darüber ausgelassen, dass Deine Mutter sich auf der Beerdigung ihrer Schwester zu sehr im Hintergrund gehalten habe..? Ich weiß ja nicht, wie eng das Verhältnis Deiner Mutter zu ihrer Schwester war, wer für die Organisation und den Ablauf der Beerdigung zuständig war etc., aber normalerweise ist die Beerdigung einer nahestehenden Person eine persönliche Angelegenheit, die auch ziemlich emotional ist. Ich habe zwar noch kein Geschwister beerdigt, aber zumindest bei den Beerdigungen meiner Eltern war es mir total egal, was irgendwelche anderen dachten oder hätten denken können oder was auch immer.

Ich finde, das ist keine Frage von "unterschiedlichen Blickwinkeln", sondern eine Frage von fehlender Empathie. Aber das kann man natürlich prima als "Ehrlichkeit" und "nicht anlügen" deklarieren...

So, ich hoffe, ich war jetzt nicht zu ehrlich, was Deinen Mann betrifft. ;)

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Zwergenalarm am 15.07.2022, 9:18 Uhr

Ich bin da bei dir. Solch ein Verhalten würde mich auch nachdenklich machen. Im Übrigen hat Leena es ziemlich treffend beschrieben. Das ist übergriffig und würde mich im Zusammenhang mit meinen Eltern, die weit entfernt von perfekt sind, ziemlich traurig machen. Ist ER denn perfekt? So aus seiner eigenen Sicht? Wie reagiert er denn, wenn er einer ständigen Beurteilung durch Dritte wegen „peanuts“ ausgesetzt ist?
Erhofft er sich daraus einen Erziehungseffekt? Bringt ihm das was, wenn deine Eltern nur noch nach (seiner) Vorgabe handeln?

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von pauline-maus am 15.07.2022, 9:50 Uhr

Der wahrscheinlich häufigste Auslöser für Besserwisserei ist ein geringes Selbstwertgefühl. Das Gefühl, andere verbessern zu können und Fehler bei anderen zu entdecken, hilft den Besserwissern dabei, ein besseres Bild von sich selbst zu erhalten.
Hat man slche Menschen im Beruf um sich kann man das super übergehen und ignorieren , handelt es sich aber um einen Menschen den man liebt ist es eben schwierig.
Sehen deine Eltern das genaus wie du oder bist du nur stellvertretend für sie verärgert und traurig?
stört sie das nicht , würde ich es einfach überhören, ist für alle am entspanntesten.
Ansonsten würde ich immer wieder höflich den gleichen Satz wiederholen "danke für deinen Rat aber ich denke es ist ok wie es ist" und dann geht es weiter wie gehabt

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Corny90 am 15.07.2022, 13:02 Uhr

Danke für deine ausführliche Antwort! Definitiv nicht zu ehrlich ... ganz viele deiner Gedanken dazu habe ich mir auch schon gemacht, insbesondere zu Kritikfähigkeit und zum Thema Gefühle anderer einschätzen können.

Insbesondere das Thema mangelnde Empathiefähigkeit ist wohl das größte Problem. Wir sind mittlerweile 10 Jahre zusammen, ich kenne seine Facetten also recht gut. Er ist definitiv nicht bösartig oder möchte jemanden verletzen mit dem was er tut. Seine Familie liebt er über alles und würde sich ein Bein für jeden davon ausreißen. Aber er MERKT es einfach nicht, wenn er jemanden davon mit seinem Verhalten oder seiner Direktheit vor den Kopf stößt. Ganz oft habe ich ihm danach unter vier Augen nochmal gesagt, dass er zu schroff war. Er braucht dann immer etwas Zeit, merkt dann aber auch, dass es zu viel war und hat ein schlechtes Gewissen . Oft hat er dann auch nochmal angerufen oder ist hin und hat sich entschuldigt.

Ein Glück für ihn, dass seine Mum so ein lieber, gutmütiger Mensch ist. Ich würde meinen Sohn auch ordentlich rund laufen lassen, wenn er über meine Dinge bestimmen wöllte .

Die Sache mit der Beerdigung war für mich gestern auch der Punkt, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Sonst habe ich ihn meistens reden lassen und das gar nicht so ernst genommen. Mit etwas Abstand habe ich ihm nochmal erklärt warum meine Mum eben nicht als Erstes am Grab stand (sie hatte sich parallel um ihren Onkel gekümmert, der gehbehindert ist und nicht so schnell zum Grab gehen konnte) und warum sie nicht die ganze Zeit neben dem Lebensgefährten meiner verstorbenen Tante stand (er war im Vorfeld nicht auf Hilfsangebote eingegangen und wollte mit seinem Verlust auf seine Art klarkommen, das wollte sie respektieren und ihm den Freiraum lassen, den er für seine Trauer braucht).

Nur frage ich mich immer noch: wirken kann man damit umgehen, wenn jemand solche Schwierigkeiten damit hat, Gefühle anderer wahrzunehmen? Jedes Mal geduldig erklären, wenn wieder eine Situation auftritt?

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Corny90 am 15.07.2022, 13:14 Uhr

Mich macht das auch sehr traurig und ich bin froh, dass er die Dinge nicht direkt zu meinen Eltern sagt sondern zu mir. Ich kann dann als Filter fungieren und sie davor abschirmen. Es ist ja nicht so, als würde ich nie etwas Kritisches zu meinen Eltern sagen - aber dann spricht man meist über unterschiedliche Meinungen und nicht über ihre Art zu leben oder ihre spezielle, aber liebenswürdigen Eigenheiten.

Ich glaube er selbst hält sich insgeheim nicht für perfekt, versucht aber für sich die Fassade aufrecht zu erhalten. Zum Beispiel betont er sehr oft, dass er es auch trotz Realschulabschluss beruflich weit geschafft hat und man dafür kein Studium braucht (ich stehe gerade kurz vor meinem Masterabschluss). Ich zuck dann immer nur die Schultern und sage, dass der Abschluss ja auch nicht zwingend Rückschlüsse auf die persönlichen Fähigkeiten zulässt. Wenn er das sagt, habe ich immer so das Gefühl, er muss es für sich selbst legitimieren, "nur" die Realschule gemacht zu haben. So Beispiele gibt es noch mehr. Es fällt ihm auch recht schwer, sein eigenes Verhalten zu reflektieren oder Fehler direkt einzugestehen. Sieht sich dann als den Sündenbock und reagiert emotional. Da braucht er dann immer etwas Ruhe für sich, kommt dann oft aber auch an den Punkt, an dem er es versteht. Braucht nur immer etwas Starthilfe und einen Impuls von außen, um ihn zum Nachdenken zu bringen .

In seiner verdrehten Vorstellung denkt er, wenn die Eltern die Sachen eher so machen wie er es machen würde, ginge es ihnen besser . Er hält das für Fürsorge...

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Corny90 am 15.07.2022, 13:23 Uhr

Ich glaube, damit triffst du den Nagel auf den Kopf... es hat glaube ich auch viel mit seinem Verhältnis zu sich selbst zu tun. Er möchte auf seine Art "helfen" und empfindet es wohl als verletzend, wenn sein Weg nicht als der richtige angesehen wird. Das gibt dann einen Riss in der Fassade, die er für sich selbst aufgebaut hat und das bringt ihn aus dem Gleichgewicht. Aber jeder hat eben sein eigenes Leben und was er für sich richtig findet, muss es ja nicht zwangsläufig für alle sein. Bedeutet ja auch nicht, dass sein Verständnis grundsätzlich falsch ist, es passt eben nur nicht universell. Ich frage mich nur, wie ich ihm das verständlich machen kann?

Zu meinen Eltern sagt er so Dinge zum Glück nie direkt, immer nur im Nachhinein zu mir, deswegen kann ich es gut abfedern. Sie wären sicher vor den Kopf gestoßen? Oft versuche ich ihm auch den Hintergrund zu erklären, warum meine Eltern oder andere Personen sich so verhalten, wie sie sich verhakten. Ob es immer ankommt bei ihm weiß ich allerdings nicht.

Bei seinen eigenen Eltern nimmt er kein Blatt vor den Mund, die nehmen das aber recht locker. Hatte mich mal länger mit seiner Mum darüber unterhalten und sie schaltet dann meist einfach auf Durchzug. Oft kommt er dann auch später und entschuldigt sich, wenn er zu harsch war. Eigentlich hat er ein sehr enges Verhältnis zu seinen Eltern und würde alles für sie tun. Er merkt es nur nicht, wenn er sie mit Worten verletzt...

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von pauline-maus am 15.07.2022, 13:29 Uhr

seine Mutter hat erkannt wie es geht um sich selber zu schützen.
nimm dir da ein bißchen von an .
Du änderst ihn nicht , kannst aber deine Sichtweise und dein Verhalten auf sein Verhalten selber steuern ...und du musst auch keinem etwas erklären oder dich /ihn rechtfertigen .
Das schlimmste was du machen kannst für dein Seelenheil ist , dich als Vermittler zu sehen , da sind Loyalitätskonflikte inklusive.
lass ihn reden ( er meint es sicher nicht wirklich böse, ist halt ein hadern mit sich selbst) und gut ist

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Corny90 am 15.07.2022, 13:39 Uhr

Vielleicht noch eine Ergänzung: mein Mann meinte auch schon oft zu mir, dass er das Gefühl hat, ständig der Vernünftige sein zu müssen, um seine Lieben um sich vor etwas schlechtem zu bewahren. Und dass ihn das sehr belastet, weil ihm das niemand abnehmen kann. Ich habe ihm dann versucht zu erklären, dass er die Rolle doch gar nicht ausfüllen muss und ruhig darauf vertrauen kann, dass die Leute um ihn ihr Leben im Griff haben. Aber ihm macht der Kontrollverlust riesige Angst und er kann es irgendwie nicht laufen lassen, weil er Sorge hat Schuld zu sein wenn dann nichts mehr läuft... Zum Beispiel wenn mit den alten Messern seiner Mum etwas schief gegangen wäre, weil man sich ja mit einem stumpfen Messer eher schneidet.

Seit rund einem Jahr hat er leider auch täglich mit Angstzuständen und Panikattacken zu kämpfen. Auslöser war wohl eine Situation auf der Arbeit, bei der er von einer sehr schwierigen Führungskraft (mittlerweile zum Glück gefeuert) über Monate extrem unter Druck gesetzt wurde und ständig "nicht gut genug" war, egal wie sehr er sich reingehängt hat. Jetzt läuft beruflich zwar wieder alles gut, die Angst geht aber nicht mehr weg. Außer mir weiß niemand azs seiner Familie oder seinem Freundeskreis bescheid. Er möchte sich Hilfe suchen, steht aber seit Jahresanfang leider nur auf der Warteliste für einen Therapieplatz. In den nächsten Monaten wird aber hoffentlich ein Platz in einer Gesprächsgruppe frei, das könnte schon etwas helfen. Vielleicht realisiert er dann dort auch, dass er sich nicht in das Leben anderer einzumischen braucht sondern ihren Weg akzeptieren kann.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Corny90 am 15.07.2022, 13:42 Uhr

Da hast du recht, wahrscheinlich muss ich lernen auch etwas mehr auf Durchzug zu schalten. Ich hab dann nur immer so das Bedürfnis, es richtig zu stellen, aber das bringt eigentlich niemandem was .

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Dots am 15.07.2022, 14:06 Uhr

Ich habe jetzt die anderen Beiträge nur überflogen, aber das Verhalten deines Mannes klingt - auch wenn es nicht bösartig gemeint ist - sehr kontrollierend und bewertend. Wenn du gelassen damit umgehen kannst, ist das vor allem eine tolle Eigenschaft von dir, dass du das so nehmen kannst. Ich denke nämlich, dass dein Mann mit seinem Verhalten in vielen sozialen Kontexten, auch in der Firma, aneckt.

In einem anderen Posting weiter unten ist von "toxischem" Beziehungsverhalten die Rede. Das Verhalten deines Mannes würden viele als toxisch empfinden, auch wenn er es vielleicht gut meint. Weil er andere nicht so sein lässt, wie sie sind und alles kommentiert, bekrittelt, nachbessert, und das auch auf übergriffige Weise.

Habt ihr Kinder? Dann würde ich gut darauf achten, dass eure Kinder keine Leidtragenden dieses Verhaltens werden, da würde ich gegenüber deinem Mann auch sehr energisch werden.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Das hat ja nichts mit dem Blickwinkel zu tun

Antwort von Lillimax am 15.07.2022, 14:39 Uhr

Hallo,

offen gesagt: Dein Mann übernimmt nicht gern Verantwortung für andere, sondern er dominiert andere gern. Und er wird nicht als übergriffig empfunden, sondern er IST übergriffig. Ich finde es lieblos und unhöflich, über die Eltern des Partners herzuziehen, wenn es um so unwichtige Dinge geht. Das hat auch nichts mit „Ehrlichkeit“ zu tun, sondern mit Überheblichkeit, Lieblosigkeit und fehlendem Respekt Dir gegenüber. Denn es sind ja Deine Eltern, und Du liebst sie.

Er ist jemand, der alte Leute verächtlich behandelt und weder deren Lebensleistung sieht, noch kapiert, dass er selbst auch mal alt sein wird und sich dann vermutlich wünscht, nicht bevormundet zu werden. Dein Mann klingt sehr selbstherrlich, und ich nehme an, dass er auch Dich gern dominiert, belehrt und Dich schwer so lassen und lieben kann, wie Du bist. Das tut mir Leid für Dich, aber auch für ihn, denn eigentlich sind diese Menschen, die andere kleinmachen müssen, um sich selbst besser zu fühlen, arm dran.

Ich weiß nicht, was man da raten soll. So wie er tickt, kann er ja Kritik offenbar null annehmen, er hat sich in seiner Selbstgerechtigkeit ziemlich gut eingerichtet. Ich muss sagen, ich würde ihm deutlicher ein Stop-Schild zeigen. Ich würde klar sagen, dass Du nicht über Deine Eltern mit ihm reden möchtest, weil er lieblos und respektlos ist und das auch noch mit Ehrlichkeit tarnt.
Und ich würde sagen, dass es ein Unding ist, Sachen der Eltern wegzuwerfen und sie eigenmächtig zu ersetzen. Distanziere Dich von solchen Aktionen ruhig auch seinen Eltern gegenüber, wenn er das macht, damit er sieht, dass er mit so etwas wirklich allein dasteht.

Vor allem aber würde ich zusehen, dass er nicht auch Dich mit seinem „Verantwortungsgefühl“ unterbuttert. Achte darauf, dass Du bei allen wirklich wichtigen Dingen auch selbst verantwortlich bist. Kümmere Dich um Bankangelegenheiten, Handwerker, die Beauftragung von Autoreparaturen, Eure Steuererklärung usw. Viele Frauen geben das aus der Hand und wundern sich dann, wenn der Mann zum Alphatier mutiert. Falls Dir das auch schon passiert, mach‘ es rückgängig und bring Dich wieder ein.

LG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Baerchie90 am 15.07.2022, 18:25 Uhr

Uff, ich glaube ich würde meinem Partner den Vogel zeigen, wenn der anfangen würde, in anderen Wohnungen Zeug wegzuschmeißen oder auch das Verhalten auf einer Beerdigung zu bemängeln. Das geht beides einfach überhaupt nicht, egal aus welchem Blickwinkel man sich das ansieht.

Wir hatten als das erste Kind kam öfter mal Meinungsverschiedenheiten, da wir einfach recht gegensätzliche Vorstellungen in punkto Erziehung & Alltagsgestaltung hatten. Da half es oft die Situation auf ihn "umzumünzen".
Also wenn er mal wieder genervt war, weil Kind länger brauchte, erwähnte ich Situationen, in denen Kind halt auch länger auf ihn warten musste, weil er noch was zu Ende machen wollte oder sich "kurz verquatschte" mit irgendwem und Kind sich dann doch "einfach etwas gedulden könne"..
Dieser Perspektiventausch bzw dieses "aufzeigen vom Messen mit zweierlei Maß" half ihm denke ich mal schon sehr, um meine Sichtweise nachvollziehen zu können.
Auch bei meiner Schwiegermutter halfen solche Beispiele immer recht gut: "Wie begeistert warst du denn, wenn jemand dir vorschrieb, wie du mit deinen Kindern umzugehen hast?" oder "wie toll findest du es denn, wenn man sich an besprochene Sachen nicht hält, die dir wichtig sind?"

In deinem Fall würde ich mich also wohl weniger auf deine Eltern und deren Beweggründe konzentrieren, sondern eher sowas sagen wie: "Wie fändest du es denn, wenn meine Mutter bestimmen würde, von welchem Geschirr wir ab jetzt zu essen haben?" oder auch: "Wie würdest du es denn finden, wenn deine Mutter deine Sachen entsorgt, weil sie der Meinung ist, dass das an der Zeit ist?" (Gerne mit konkretem Gegenstand..)

Vielleicht fällt ihm dabei auf, wie abstrus er sich da eigentlich verhält und kommt dann eher ins Grübeln/reflektieren, wobei das sicherlich ein laaaaaaanger Prozess ist....

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Zwergenalarm am 16.07.2022, 8:01 Uhr

Aber das erklärt ja eh schon vieles. Wenn man selbst ständig das Gefühl aufbaut nicht gut genug zu sein, dann tendiert man schon dazu überall dort „Perfektionismus“ einzufordern, wo man nicht mit viel Gegenwehr rechnen muss.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Sille74 am 16.07.2022, 9:44 Uhr

Ich würde nichts (mehr) erklären. Das war ja offensichtlich schon oft Thema bei Euch, dass Du anders agieren würdest als er. Er kennt also Deinen Standpunkt und oft schwenkt er ja sogar hinterher eher dazu um und entschuldigt sich. Ehrlich gesagt wäre mir daher egal, ob er Dein Vorgehen als "Desinteresse" empfindet. Ist es ja nicht. Ich würde nur dann "contra geben", wenn er mir das vorwerfen würde. Von daher würde ich im Prinzip so weiter machen wie Du es bisher gemacht hast und na und, Dann gibt es halt auch mal Streit. Jedes Paar hat seine Punkte, wegen derer es mal in Streit gerät. Wenn es ansonsten stimmt zwischen Euch und sich das nicht aufbauscht, passt doch alles.

Was mich tatsächlich auch nerven würde, wäre, wenn wirklich jedes Mal nach Treffen mit meinen Eltern deren Verhalten analysiert werden würde, harsche Kritik geübt würde. Das würde ich ihm auch sagen, also dass mich das nervt, jedes Mal wieder, meistens allerdings ohne auf Inhaltliches einzugehen. Wenn es wirklich nur um Klejnigkeiten geht, würde ich sagen, dass mich solche Kinkerlitzchen nicht interessieren. Vielleicht lernt er ja doch irgendwann, dass man ja nicht lügen muss, aber einfach mal Klappe halten kann ... Die reine, vielleicht sogar launige Bemerkung z.B., dass ja immer noch die alten Brettchen verwendet würden, würde mich jetzt nicht stören. Das stimmt ja (und wenn ich ganz ehrlich bin, so ganz super empathisch finde ich es auch nicht, gerade bei den Personen, von denen neue Brettchen stammen, auch noch die alten zu nehmen, selbst wenn diese aus irgendeinem Grund genehmer sind ... wäre aber nichts, weshalb ich ein Fass aufmachen oder mir die Laune nehmen lassen würde ...).

Insgesamt würde ich sagen: Er ist, wie er ist. Ich glaube, ändern wirst Du ihn nicht mehr komplett können, vielleicht ein bisschen ... um mal das Positive zu sehen: immerhin macht er es bei Deinen Eltern nicht so, wie bei seinen, sondern kritisiert sie "nur". Und vielleicht lässt er das auch mal, wenn Du beharrlich bleibst (s.o.). Was allerdings gar nicht ginge und wo es mit mir echt Stress geben würde, wäre, wenn er es mit mir auch so machen würde wie mit seinen Eltern. Das gäbe eine Ansage und auf Dauer gäbe das Probleme.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Unterschiedlicher Blickwinkel

Antwort von Leena am 17.07.2022, 17:01 Uhr

Grundlegen ändern wirst Du Deinen Mann vermutlich nicht können. Im Grunde musst Du, schätze ich, einfach für Dich sortieren, wie Du mit dem Thema umgehen willst.

Kannst Du, wie seine Mutter es offenbar tut, da großzügig auf Durchzug stellen und es tangiert Dich nicht mehr wirklich, wenn er sich mal wieder über Deine Eltern oder andere Personen, die Dir wichtig sind, mokiert?

Oder nimmst Du auf Dauer Schaden, weil es doch jedes Mal ein Stückchen in Dir stirbt..?

Oder kannst Du für Dich sagen "im Moment ignoriere ich es, im Moment kann ich damit leben und genieße das Leben mit ihm" und dann immer wieder neu entscheiden, ob Du damit leben kannst oder eben nicht mehr? Zeit genießen, wie es ist, und Ende offen..? (Das ist nicht wertend gemeint, ich weiß nur nicht, wie ich's anders schreiben kann, dass es ja völlig legitim ist, einfach im Hier und Jetzt zu leben und die Zeit zu genießen, so lange es währt.)

Falls Kinder ins Spiel kommen sollten, wäre es vermutlich wieder eine andere Situation.

Ich habe in meinem privaten Umfeld zwei Menschen, von denen ich sagen würde, sie sind unfähig, Gefühle anderer wirklich wahrzunehmen. Bei dem einen sind beide Ehen daran gescheitert, er war im Grunde ein lieber Mensch, der es auch nie bös meinte, aber irgendwie so gar nicht Gefühle spiegeln konnte. Nachdem die Ehen beendet waren, hatte er mit beiden Frauen übrigens auf freundschaftlicher Basis wieder ein wirklich gutes Verhältnis, aber in einer Beziehung war es für beide irgendwann zu eng, da konnten sie das dann nicht "kommentarlos stehenlassen", ohne dass es sie selbst nicht betroffen hätte...

Der andere ist seit rund 40 Jahren Single und lebt alleine, alles andere wäre (glaube ich) Katastrophe. Als (mehr oder minder) unbeteiligter Dritter kann man halt manche Dinge, Verhalten, Aussagen etc. eher kommentarlos stehen lassen und es tangiert einen nicht wirklich, beim Partner kommt vermutlich oft irgendwann der Punkt, wo es einen eben doch tangiert und man es nicht mehr stehenlassen kann...

Wenn Du die Erfahrung gemacht hast, Du erreichst Deinen Mann, wenn Du nach der konkreten Situation immer wieder geduldig erklärst und er es dann auch versteht und sich teilweise sogar entschuldigt, dann kann das für Euch doch auch Euer Weg sein, mit seinem "Handicap" umzugehen.

Alles Gute!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge in Partnerschaft - Forum
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.