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Geschrieben von Mijou am 24.11.2011, 15:25 Uhr

Mal eine ganz andere Meinung dazu...

Hallo,

so ungewöhnlich finde ich den Kiga der AP nicht. In unserem Kiga wird nach dem Reggio-Konzept gearbeitet, bei dem Kinder schon früh in die normalen Lebenswelten integriert werden und nicht nur in einer niedlichen "Sonder-Kindergartenwelt" leben sollen. Dazu gehört u. a., dass es eine große, hölzerne Kinderwerkbank gibt, an der Fuchsschwanz, richtige Metallhammer, Stahlnägel, Bretter, eiserne Feilen und Vieles mehr zur Verfügung stehen. Die Kinder dürfen nur zu dritt daran arbeiten, müssen sich also extra dafür einteilen lassen. Die Erzieherinnen haben ein lockeres Auge auf die Werkbank, stehen aber nicht die ganze Zeit daneben.

Ich muss sagen, so ganz wohl war mir während der Kiga-Jahre meiner Kinder deshalb auch nicht. Ich habe immer wieder im Gespräch auf die Gefahren (gefährlich fand ich auch den Eisenhammer, mit dem ja ein falscher Schlenker reicht, um ein Kind schwer zu verletzen) hingewiesen. Die Erzieherinnen betonten aber, immer beiläufig die Bank im Auge zu haben und schätzten das Risiko als klein ein. Die anderen Eltern hatten mit der Werkbank zwar auch leise Bedenken, aber kein echtes Problem.

Ich muss sagen: Sowohl in den Kiga-Jahren meiner Tochter als auch in den Kiga-Jahren meines Sohnes in dieser Einrichtung hat sich nicht ein einziges Mal ein Kind ernsthaft verletzt. Es gab Werkbank-Regeln, die auch eingehalten wurden. Das Schlimmste war mal ein Kratzer vom Feilen.

Ich möchte zur Verteidigung dieses Werkbankkonzepts, das es ja offenbar an einigen Kigas gibt, sagen: In anderen Kulturen dürfen Kinder schon ab zwei Jahren die Messer und Werkzeuge von Erwachsenen benutzen. Trotzdem haben sie nicht mehr Unfälle, als Kinder, die das nicht dürfen. Die bekannte Anthropologin Jean Liedloff hat z. B. bei Indio-Kindern beobachtet, dass diese schon im Alter von zwei Jahren Gemüse mit einer scharfen, großen Machete zerteilen dürfen. Trotzdem passierte während ihrer langen Forschungsaufenthalte dabei nie etwas, alle Kinderfinger blieben dran. Das war eine Beobachtung, die sie selbst sehr erstaunte.

Ihre Theorie: Wenn man Kinder als ungeschickt und unvorsichtig behandelt und ständig hinter ihnen herrennt ("Pass auf, du tust dir weh!"), dann sind sie das auch, weil sie unsere Erwartungen erfüllen möchten. Wenn man sie aber als kompetent und vorsichtig einschätzt und ihnen früh Verantwortung gibt, können auch Kinder solche Tätigkeiten ausüben, ohne sich zu verletzen. Ähnliches beobachteten Forscher z. B. auch bei Fischer-Kindern in Indonesien (die nicht ins Wasser fallen und ertrinken, obwohl sie auf Booten leben und noch nicht schwimmen können) und in anderen Kulturen.

LG

 
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