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Geschrieben von Bine586 am 09.12.2015, 5:55 Uhr

Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Hallo, ich bin neu hier und wollte nur fragen, ob sich jemand vielleicht mit dem Thema auskennt? Auf uns kommen der Tbc-Hauttest, Röntgen und die Behandlung mit Isozianid zu. Ich bin ziemlich durch den Wind und mir schwirren tausend Fragen durch den Kopf. Konkrete Antworten durch das Gesundheitsamt werden für mich nur unvollständig beantwortet.

Hat jemand schon Erfahrungen mit dem Thema sammeln müssen?!

 
12 Antworten:

Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von IngeA am 09.12.2015, 6:02 Uhr

Hallo,

selbst habe ich keine Erfahrungen aber vielleicht kann ich die Fragen trotzdem beantworten
Was möchtest du denn wissen?

LG Inge

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von kangaru am 09.12.2015, 6:50 Uhr

Leider auch keine Erfahrung aber eine Gegenfrage.
Warum wird nicht im Blut auf Tbc geschaut, mittels Quantiferontest?

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von IngeA am 09.12.2015, 8:24 Uhr

Der IGRA ist bei Kindern unter 5 Jahren noch nicht ausreichend getestet. Es lässt sich also keine Aussage darüber machen, ob der Test bei Kindern auch sicher anzeigt/ ausschließt.

LG Inge

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von Bine586 am 09.12.2015, 13:13 Uhr

Vielen Dank für die schnelle Antwort...
Meine Fragen sind zum Beispiel

- ich gebe meinem Kind die Prophylaxe mit Antibiotika über 3 Monate, werden nur die eventuell übertragenen Bakterien "behandelt"? Wie verhält es sich, wenn sich jemand aus der nahen Umgebung dieser Prophylaxe nicht unterzieht und an (offene) tbc erkrankt? Ist mein Kind dann in 6 Monaten wieder gefährdet? Offene Tbc steht einem ja nicht auf der Stirn.

- wie läuft ein röntgen bei einem 18 monate alten Kleinkind ab? Er steht doch niemals still da, sobald er den Braten gerochen hat.

- uns wurde gesagt, wir sollen das Antibiotika zerstoßen mit einem Löffel Joghurt geben. 1. Antibiotika soll man doch nicht teilen geschweigedenn zerstoßen, 2. mein Sohn wird einen Löffel von der "bitteren Pille" schlucken, aber er ist doch nicht blöd. Spätestens ab dem dritten oder vierten Löffel spuckt der mir das doch aus.

Ach man ich bin total fertig...

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von IngeA am 09.12.2015, 15:24 Uhr

"- ich gebe meinem Kind die Prophylaxe mit Antibiotika über 3 Monate, werden nur die eventuell übertragenen Bakterien "behandelt"? Wie verhält es sich, wenn sich jemand aus der nahen Umgebung dieser Prophylaxe nicht unterzieht und an (offene) tbc erkrankt? Ist mein Kind dann in 6 Monaten wieder gefährdet? Offene Tbc steht einem ja nicht auf der Stirn."

Natürlich ist es rein theoretisch möglich, dass sich dein Kind nach diesen 6 Monaten Prophylaxe bei jemandem anderen ansteckt. Rein theoretisch deshalb, weil offene Tuberkulose bei uns sehr selten ist (übrigens auch bei den Flüchtlingen eine absolute Rarität).
Bei Erwachsenen muss normalerweise keine Prophylaxe vorgenommen werden, weil die Gefahr, dass sie an Tuberkulose erkranken wesentlich geringer ist als bei kleinen Kindern.
Sollte bei einem Erwachsenen der Tbc-Test positiv ausfallen wird er auch behandelt, aber dann ist das ja keine Prophylaxe mehr.

"- wie läuft ein röntgen bei einem 18 monate alten Kleinkind ab? Er steht doch niemals still da, sobald er den Braten gerochen hat."

Röntgen geht heute schnell. Mit Begleitperson ist das normalerweise kein Problem, ansonsten gibt es immer noch die Möglichkeit ihm einen Schlafsaft zu geben und im liegen zu röntgen.

"- uns wurde gesagt, wir sollen das Antibiotika zerstoßen mit einem Löffel Joghurt geben. 1. Antibiotika soll man doch nicht teilen geschweigedenn zerstoßen, 2. mein Sohn wird einen Löffel von der "bitteren Pille" schlucken, aber er ist doch nicht blöd. Spätestens ab dem dritten oder vierten Löffel spuckt der mir das doch aus."

Das Zerstoßen ist kein Problem, das ist die übliche Verabreichungsform bei Kindern. Eigentlich soll Isoniazid nüchtern genommen werden. Ich weiß nicht wie das Zeug schmeckt, angeblich erst leicht süßlich mit leicht bitterem Nachgeschmack. Ich würde es wahrscheinlich erst mal unvermischt probieren, ansonsten wirklich mit Joghurt.
Aber nur ein Löffel, damit die Aufnahme des Medikaments nicht beeinträchtigt wird.


LG Inge

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von malla am 09.12.2015, 21:25 Uhr

Hallo Bine,

darf ich fragen, warum Dein Kind prophylaktisch gegen TBC behandelt werden soll? Hatte es Kontakt, mit jemandem, der die Krankheit hat oder beabsichtigt Ihr in ein Land zu gehen, wo das Ansteckungsrisiko dermaßen hoch ist, dass es die Maßnahme gerechtfertigt?

@Inge: woher kommt Deine Aussage, dass Tbc unter Flüchtlingen extrem selten sei? Ich habe zu dem Thema einen Bericht bei SpiegelOnline gesehen, aus dem das Gegenteil hervorgeht? Anbei der Link, vielleicht findest Du mal Zeit reinzugucken. Denkst Du, der Bericht entspricht nicht den realen Gegebenheiten? Hast Du (vtl. beruflich) tatsächlich Zugang zu Statistiken, Untersuchungen etc., die die Darstellung von SpiegelOnline widerlegen? Gruß, Maria

http://www.spiegel.de/video/rueckkehr-der-tuberkulose-fluechtlinge-werden-zu-patienten-video-1622431.html

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von Bine586 am 09.12.2015, 21:36 Uhr

Unser Kind ist eine Kontaktperson einer an Tbc erkrankten Person. Ich mache mir nur Gedanken, weil man im Netz so viele verschiedene Sachen und Meinungen findet.
Ich werde mir auf alle Fälle eine zweite Meinung ärztlicherseits einholen. Ich fühle mich recht schlecht beraten von unsere ärztlichen Umgebung. Leider.

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von Bine586 am 09.12.2015, 21:42 Uhr

Also die Tabletten sind für mich riesig und aus Erfahrungen von anderen sind die extrem bitter. Warum lässt die Pharmaindustrie bei sowas nicht ein Antibiotika in Gummibärchenform entwickeln? Die würde mein Sohn komplett unzerkaut schlucken :-)
Vielleicht irgendwann...

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von IngeA am 09.12.2015, 22:34 Uhr

Ich fürchte einen extrem bitteren Geschmack kannst du auch nicht mit Gummibärchen kaschieren :o)
Aber viele Medikamente werden ja schon etwas wohlschmeckender gemacht, wenn es halt geht.

LG Inge

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von IngeA am 09.12.2015, 23:58 Uhr

Die OFFENE Tbc ist extrem selten. Die geschlossene kommt häufiger vor, ist aber nicht ansteckend. Dass sie trotzdem behandelt werden muss damit sie eben nicht zur offenen Tbc wird ist klar, deswegen wird ja jeder Flüchtling auf Tbc untersucht. Dass das sehr teuer ist ist auch klar. Nur die Behauptung 10% der Flüchtlinge hätten Tuberkulose habe ich in dem Spiegel-Video zum ersten Mal gehört. Sorry, ich halte diese Zahl für nicht glaubwürdig.
Bei 1 Million Flüchtlinge (die ja auf Tbc untersucht werden) wären das 100.000.

Meine habe ich von einer Fortbildung für Rettungskräfte zur Flüchtlingssituation vom Klinikum Schwabing im September
(gehalten vom OA des Klinikum für Immunologie, Infektiologie und Tropenmedizin).
Die nannten uns auch die aktuellen Erkrankungszahlen der verschiedensten Erkrankungen, ich habe sie nur leider nicht mehr einzeln im Kopf.
Ich weiß nur, im KH Schwabing waren dieses Jahr bis Oktober 4 Fälle offener Tbc aufgetreten (Schwabing ist eines der Zentren, in denen die Flüchtlinge zur Erstuntersuchung aufgenommen werden. Sie haben 2 komplette Häuser nur dafür frei gemacht).
Und auch wenn ich die anderen Zahlen nicht mehr im Kopf habe, von den im Video genannten 10% der Flüchtlinge die Tuberkulose hätten waren diese Zahlen meilenweit entfernt.

Aber mal noch zur Tbc in Deutschland:
Als unsere Senioren noch Kinder waren war die Tbc auch bei uns sehr verbreitet. In vielen Familien gab es Erkrankte und bis man die Erkrankung erkannt hat lebten die Kranken mit den Angehörigen oft auf engstem Raum zusammen.
Viele dieser Menschen haben sich angesteckt ohne dass die Tbc wirklich zum Ausbruch gekommen ist. Der Erkrankungsherd hat sich abgekapselt und gut wars. Wenn du diese Menschen mit Immunsuppressiva behandelst, z.B. wegen einer rheumatoiden Erkrankung oder der Patient wegen einer anderen Erkrankung zeitweilig ein sehr schlechtes Immunsystem hat, kann auch bei diesen Menschen die Tbc wieder ausbrechen.
Die Prävalenz von Tbc in unseren Altenheimen ist ungefähr so hoch wie bei den Flüchtlingen (auch eine Aussage aus dem o.g. Vortrag).

Was anderes zu dem Film:
ich bin ziemlich überrascht, wie lax dort die hygienischen Grundsätze gesehen werden, gerade in so einer Klinik sollte man wissen dass offene Tuberkulose sehr ansteckend ist:

- Mundschutz nicht über die Nase gezogen
- Patienten ohne Notwendigkeit ohne Mundschutz (klar, bei manchen Untersuchungen geht das nicht)
- keine Einwegkittel (die Assistentin nicht mal bei der Bronchoskopie!)
- keine Handschuhe beim Umgang mit wahrscheinlich infektiösem Material....

Bei uns (Rettungsdienst) bekommt JEDER Patient der auch nur den Verdacht auf eine Tbc hat einen Mundschutz um. Wenn er dann Probleme mit der Atmung hat bekommt er halt noch zusätzlichen Sauerstoff.
Fahrer und Beifahrer tragen "Vollverkleidung", d.h. ein Infektionschutzanzug über die normale Einsatzkleidung und FP3 Masken und OP-Hauben und Schutzbrille.
Handschuhe sind sowieso bei jedem Patienten absolute Pflicht, egal ob potentiell infektiös oder nicht.

LG Inge

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von malla am 11.12.2015, 23:21 Uhr

Hallo Inge, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Als Laie hat man es nicht einfach, sich in dem Wirrwarr an Widersprüchlichen Informationen zurechtzufinden. Mir kam der Bericht glaubwürdig vor, allerdings bin ich ja nicht vom Fach.

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Re: Chemoprophylaxe Tbc bei 18 Monate altem Kleinkind

Antwort von IngeA am 12.12.2015, 8:36 Uhr

ich bin keine Ärztin, aber halt doch in einem medizinischen Bereich tätig.
Wie gesagt, die Zahlen die in Schwabing genannt wurden waren andere.

Insgesamt spiegelt der Film einfach deswegen nicht die Realität wider, weil das keine normale Klinik ist, nicht mal eine normale Lungenfachklinik.
Das Bezirkskrankenhaus Parsberg ist eine psychiatrische!!! Klinik. Das ist also eine geschlossene psychiatrische Anstalt die in diesem Fall halt Tuberkulosepatienten behandelt (deutschlandweit übrigens die Einzige).

Die Patienten dort sind nicht freiwillig da, sie sind aufgrund einer richterlichen Zwangseinweisung in dieser Klinik, weil sie selbst die Behandlung ablehnen.
Das erklärt zudem auch, warum so viele Migranten in der Klinik sind. Sicherlich, der Anteil an TBC-Erkrankten ist unter den Migranten höher als in der deutschen Durchschnittsbevölkerung.

Der große Unterschied wird aber oft einfach im Verständnis liegen. Ein Deutscher weiß was Tbc ist, er weiß dass das ansteckend ist und dass Tbc gefährlich ist und er wird froh sein, dass er behandelt wird. Wenn er es nicht weiß, so kann man es ihm erklären. Ein Deutscher wird in so einer Klinik nur zu finden sein, wenn er zusätzlich eine psychiatrische Erkrankung hat, die die Krankheitseinsicht verhindert.

Der Anteil an Menschen ohne solche Grundbildung ist bei Migranten wesentlich höher. Syrien hatte bis vor 5 Jahren ein hervorragendes Bildungs- und Gesundheitssystem, da gibt es das Problem weniger, aber gerade Menschen aus (West-)Afrika haben oft nicht einmal über die einfachsten Körperfunktionen Grundwissen.
Dazu kommt die Sprachbarriere und der private Hintergrund der Patienten: Die haben Angst eingesperrt zu sein, in ihren Heimatländern ist man da meist nicht lebend wieder rausgekommen. Darum sind sie ja geflohen.

Ich habe es so oft miterlebt wenn wir einen Flüchtling ins Krankenhaus gebracht haben: Die haben Panik! Die Entspannen sich erst wieder, wenn man mit ihnen die Notaufnahme betritt und sie merken: "Ich bin hier wirklich in einem Krankenhaus, nicht in einem Internierungslager/ Gefängnis..."

Es ist interessant mal einen Beitrag über so eine Spezialklinik zu sehen, aber so ein Beitrag spiegelt automatisch das Extrem wieder, nicht das Normale.

LG Inge

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