Was heisst hier "das Beste"? oder Gute Frage statt "Bloeder Frage"

Hallo Beieinander,

ich finde die Frage unten nach den Gruenden fuers Flaeschengeben ist eine gute Frage. Freue mich aber, dass Mama sich getraut hat sie zu stellen und freue mich noch mehr, dass sich genug Eltern NICHT angegriffen fuehlten, sondern ehrlich antworteten, obwohl Mama doch gleich ihre Meinung mitreingeschrieben hatte.

Es gibt Flaschenmamis, die, die sich bewusst dafuer entscheiden, weil sie sich nichts anderes vorstellen koennen, so wie die erste Antworterin unten.

Und es gibt Flaschenmamis, die es mit dem Stillen versuchen, und es nicht klappt, so wie scheins die Mehrheit derer, die geantwortet haben, und die dann traurig sind, dass es nicht klappt. Und das ist NICHT "Schuld" oder "Versagen" der Mamas. Es zeigt nur wieder, dass bei uns immer noch viel zu wenig kompetente Hilfe zum Stillen zu kriegen ist. Dazu auch viel zu viel Fehlinformation rumschwirrt, selbst unter Hebammen und Kinderaerzten, von denen sich die meisten Muetter Kompetenz erhoffen.

Die vielzitierte Werbung, dass “Stillen das Beste” ist, bringt nichts, wenn nicht gleichzeitig den Muettern Hilfestellung gegeben wird, WIE denn das Stillen genau funktioniert. Es ist so, als wuerde man Werbung machen: “Schwimmen ist schoen!” Und dann reihenweise Nichtschwimmer dazu animieren, ins Wasser zu springen. Und wenn sie dann untergehen sagen: “Die konnten eben von Natur aus nicht schwimmen”, oder, “die haben es nicht wirklich versucht”. Was natuerlich ein Schmarrn ist, mit der noetigen Anleitungen und der Moeglichkeit, auch mal andern beim Schwimmen zuzusehen, kann praktisch jeder Schwimmen lernen. Genauso ist es beim Stillen. Aber das Stillen zu erwarten, wenn das Handwerkszeug dazu nicht mitgegeben wird, oder gar immer so getan wird, als waere das alles “Instinkt” fuehrt nur dazu, dass sich Muetter schlecht fuehlen, wenn es nicht “klappt” oder es garnicht probieren wollen, weil so viele Horrorgeschichten kursieren. Alles ist “Schuld” oder “Verwantwortung” der Mutter, wo wir es wirklich mit einem groesseren gesellschaftlichen Problem zu tun haben, naemlich dass guter Rat und Hilfe nur mit extra-Bemuehen zu bekommen ist, nicht automatisch als Teil der Geburtsvorbereitung/Nachsorge.

Diese Extra-Bemuehungen bedeuten in der Regel, sich eine Stillberaterin oder Stillgruppenleiterin zu suchen, die einem helfen kann, wenn man Schmerzen hat oder fuerchtet, die erste Flasche einfuehren zu muessen. Ich glaube, erst wenn dieser Berufszweig genug Nachfrage erfaehrt, dass er eine Konkurrenz zu Kinderaerzten und Hebammen darstellt, werden diese sich selbst das noetige Wissen aneignen. Oder es entsteht eine neue Zusammenarbeit, wo die Hebamme fuer Nachsorge der Mutter und Babypflege zustaendig ist, der Arzt fuer die Gesundheit/Impfungen, und die Stillberaterin fuer die Ernaehrung des Babys, und alle am gleichen Strang ziehen. Und vielleicht, in ferner Zukunft, sind wir wieder an dem Punkt, wo Stillen zum Allgemeinwissen/Koennen gehoert, so wie Schwimmen halt in der Regel auch (und das war ja auch nicht immer so).

Ich will hier deshalb mal die Werbetrommel fuer die Stillberatung ruehren. Ich sehe, dass im Expertenforum oben bei Biggi Spitzenarbeit in Sachen Stillberatung geleistet wird und hoffe, dass diejenigen, die traurig ueber eine holperige Stillbeziehung sind dort oder bei einer Stillberaterin vor Ort guten Rat finden.

Ohne Stillberaterin waere bei meinem ersten Sohn nach 5 Tagen Schluss gewesen, garantiert, weil es trotz stillfreundlichem Kinderarzt und Hebamme NICHT klappen wollte. Ich kann also nur alle Mamas mit dem Wunsch nach Stillen ermutigen, sich bei diesem oder beim (oder schon vorm) naechsten Kind eine echte Stillberaterin zu suchen.

Stillen ist eben doch mehr eine erlernte Kunst als reiner Instinkt, und wenn man, so wie ich, noch nie im Leben jemanden hat Stillen sehen, bevor man selber stillt, geschweige denn irgendetwas ueber den Alltag mit einem Stillkind weiss, dann hilft der beste Wille und groesste Wunsch doch weit weniger als eine echte Frau vor Ort die aus eigener Erfahrung und durch spezialiserte Ausbildung praktischen Rat und Anleitung geben kann.

LG, Morgen