@stubenzicke

An was mangelt es einem Kind, was alles hat? Ich habe eure Fotos angeschaut und mich hat der ernste Blick deiner Tochter sehr berrührt.

Ich denke, dass deine Kleine sehr sensibel und insgesamt sehr wach für andere Menschen ist. Im Vorschulalter beginnen die Kinder eine Distanz zur Umwelt und auch zu anderen Menschen aufzubauen. Das ist notwendig, um erwachsen zu werden und sich damit die Frage nach der eigenen Existenz zu stellen: Wer und wozu bin ICH und bin ich wirklich?

Dieser beginnende Entwicklungsschritt kann Stress erzeugen. Wenn sie bisher gefühlsmäßig viel mit anderen Menschen beschäftigt war, hat sie ja ein wenig Nachholebedarf in der Suche nach sich selbst und in der Sicherheit "Das bin ich, dass weiß ich ganz genau." Sie hat bestimmt auch Schwierigkeiten, dass zum Ausdruck zu bringen. Für mich klingt ihr Verhalten sehr nach verstärkter Eigenwahrnehmung. Und das ist durchweg positiv.

Um ihr dabei zu helfen, würde ich für mich selbst herausfinden wollen, wo ich mein Kind zu sehr brauche, um selbst glücklich und zufrieden zu sein. Also mich verstärkt um mich selbst "kümmern" und nicht über den Umweg Kind (Im Sinne von: "Erst wenn es meinem Kind gut geht, geht es auch mir gut." bzw. "Nur bei diesem Verhalten meines Kindes geht es mir gut.")

Der Weg deines Kindes ist, sich von dir abzunabeln. Wir können nicht früh genug damit anfangen, uns über diesen individuellen Weg zu freuen.

Toll, dass sie die Tapete abgepuhlt hat, weil sie mal was gemacht hat, was mir total zuwider ist. Toll, dass sie weniger sagt, als ich von ihr erwarte. Toll, dass sie stottert, und mich darauf aufmerksam macht, dass sie ihren eigenen Weg gehen wird, wo es auch holprig und stolpernder Weise vorran gehen wird.

Ich wünsch euch viel Glück. Ein psychologische Behandlung ist sicher nicht schlecht, aber sei bitte wachsam. Keiner kennt dein Kind so gut wie du und du bist das Beste was dein Kind hat.

Liebe Grüße
Heike