zurück| Geschrieben von Streuselchen am 02.08.2023, 15:00 Uhr |
Briefe ans Kind
Hallo zusammen,
ich bin mir nicht sicher, ob mein Beitrag hierher gehört und mit der Überschrift bin ich mir auch unsicher ...
Es geht um Folgendes:
Meine beste Freundin ist sehr krank.
Es ist ziemlich sicher, dass sie nicht alle Stationen des Erwachsenenlebens ihrer Tochter miterleben wird.
Wir hoffen natürlich trotzdem das Gegenteil.
Jetzt hatte sie die Idee für besondere Geburtstage der Tochter (ist schon Teenie) Briefe an sie zu schreiben.
Also z. B. zum 18., 25. 30. usw.
Ich sollte die Briefe aufbewahren und der Tochter (ist auch mein Patenkind) zum jeweiligen Geburtstag dann aushändigen.
Im Prinzip finde ich es eine schöne Idee.
Ich bin aber auch etwas hin- und hergerissen.
Ist es nicht unheimlich, wenn man irgendwann Briefe der längst verstorbenen Mutter bekommt?
Und reißt man dann damit nicht immer wieder alte Wunden auf?
Wenn meine Freundin das möchte, werde ich mitmachen.
Aber ich bin um meine Meinung gebeten worden und ich weiß absolut nicht, was richtig oder falsch ist.
Was haltet ihr davon?
Liebevolle Erinnerung und machen oder sein lassen, weil unheimlich?
Liebe Grüße
Streuselchen
Beitrag beantworten
Re: Briefe ans Kind
Antwort von Iri.Ni am 02.08.2023, 15:09 Uhr
Hallo Streuselchen,
was "richtig" und was "falsch" ist, kann man glaube ich in der Situation gar nicht sagen. Egal ob direkt Betroffener (deine Freundin) oder dritte Person (du). Der eine sagt, ja, absolut, der andere schreckt davor zurück. Jede/r muss für sich selbst entscheiden, ob er das möchte oder nicht.
Deine Freundin wird sicherlich besser abschätzen können, ob diese Briefe in ihrer Tochter eher erneut die Wunden aufreißen oder gar tröstlich oder eine schöne Erinnerung sein können.
Einen anderen "Rat" kann ich dir jetzt (leider) nicht sagen, außer, dass du für deine Freundin und dein Patenkind eben so gut es geht eine Stütze und für sie da sein solltest (tust du sicherlich schon). Alles erdenklich Gute euch und viel Kraft!
Re: Briefe ans Kind
Antwort von desireekk am 02.08.2023, 16:01 Uhr
Ich bin (nach meiner Kenntnis) völlig gesund, und trotzdem habe ich solche Briefe für meine Söhne schon geschrieben und werde auch noch weitere schreiben…
Richtig und falsch kann man hier nie wissen, und wird man erst im Nachhinein beurteilen können.
Ich persönlich finde es schön und auch tröstlich meinen Söhnen noch einen Rat geben, das Wort mitgeben zu können, auch wenn ich nicht mehr auf dieser Erde Weile.
Und natürlich kann ich nur vermuten, was dann die Situation ist, wenn dieser Brief auszuhändigen ist, aber das ist dann ebenso.
Ich habe die Briefe für besondere Ereignisse im Leben geschrieben, nicht für einen besonderen Geburtstag, wobei meine Kinder beide schon erwachsen sind.
Ich finde es gut und auch schön. Eine Videobotschaft fände ich dann schon eher etwas befremdlicher…
VG
D
Re: Briefe ans Kind
Antwort von Mome am 02.08.2023, 16:02 Uhr
Als meiner Mama klar war, dass sie ihre Krankheit nicht überleben wird, hat sie mir auch einen Brief geschrieben. Diesen habe ich nach ihrem Tod in den Unterlagen gefunden.
Es war zunächst ganz furchtbar ihn zu lesen aber jetzt, ein paar Jahre später, bin ich froh ihn zu haben. Wenn ich sie mal wieder ganz arg vermisse, nehme ich ihn zum lesen. Das tut mir gut, da ich dann im Kopf ihre Stimme höre.
Re: Briefe ans Kind
Antwort von daide am 02.08.2023, 19:04 Uhr
Ich denke auch, richtig oder falsch gibt es in so einem Fall nicht. Persönlich finde ich die Idee wunderschön. Meine Mutter starb auch, bevor ich wirklich erwachsen war und ich habe mich hin und wieder gefragt, was sie wohl zu diesem und jenem Thema/Anlass denken und sagen würde. Da hätte ich es sehr schön gefunden, so einen Brief zu haben.
Die Tochter Deiner Freundin hat so später immerhin die Wahl, ob sie den Brief lesen möchte oder nicht, z.B. weil es ihr zu sehr weh tut. Das ist m.E. viel Wert.
Es gibt im Übrigen auch die Möglichkeit, ein Hörbuch aufzunehmen für die Familie, die zurückbleibt. Das hätte den wunderbaren Nebeneffekt, dass die Stimme „im Ohr bleibt“ (familienhoerbuch.de). Aber ich kenne die Voraussetzungen dafür nicht…
Alles Gute für Deine Freundin!
Re: Briefe ans Kind
Antwort von ml1820 am 03.08.2023, 8:41 Uhr
Ich sehe das wie die anderen. Habe jetzt im Zuge meiner Krebserkrankung begonnen, "Mama, erzähl Mal"-Bücher für meine Kinder auszufüllen, nur für alle Fälle.
Re: Briefe ans Kind
Antwort von Pamo am 03.08.2023, 11:31 Uhr
Ich würde den Wunsch erfüllen. Wie der Empfänger das finden wird bleibt offen und wird sich zeigen.
Re: Briefe ans Kind
Antwort von Streuselchen am 03.08.2023, 12:47 Uhr
Hallo zusammen,
vielen Dank für eure lieben und mitfühlenden Worte.
Ich werde natürlich die Briefe entgegennehmen und aufbewahren - weil es der Wunsch meiner Freundin ist.
Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich das finde.
Aber darum geht es ja auch gar nicht.
Es ist eine Sache zwischen Mutter und Tochter.
Ansonsten würde ich mich wohl immer fragen, wäre es nicht doch besser gewesen, das Kind hätte jetzt was von der Mutter.
Ich werde auf jeden Fall da sein.
Und mehr kann ich gerade nicht schreiben.
Danke an euch alle.
Re: Briefe ans Kind
Antwort von Btby am 05.08.2023, 22:14 Uhr
Meine Mutter starb als ich 20 war und ich fände es toll wenn ich solche Briefe hätte
Re: Briefe ans Kind
Antwort von Pinguina1 am 07.08.2023, 12:20 Uhr
Das ist echt eine sehr unschöne Situation, in der ihr euch befindet. Ich sehe es so: Deine Freundin möchte Briefe schreiben, dann sollte sie das auch tun. Denn das gibt ihr dann möglicherweise Kraft im Umgang mit der Erkrankung.
Sollte es zum worst-case kommen, dann gibt es die Briefe. Ob dein Patenkind sie schließlich lesen möchte oder nicht, kann es selbst entscheiden.
Du bist nur Postbotin :)
Re: Briefe ans Kind
Antwort von ak am 09.08.2023, 16:22 Uhr
Was für eine wunderschöne Idee. Bin ganz gerührt. Das erinnert mich an ein Buch welches ich mal gelesen habe. Da hat der Ehemann ihr zu jedem Geburtstag noch einen Brief zukommen lassen ( oder war es der Hochzeitstag )?? Egal...
Mach es... sie kann dann selbst entscheiden.
Alles Gute für die Freundin.
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