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Geschrieben von Christine70 am 06.03.2013, 6:43 Uhr

Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Sie kann sich einfach nicht zusammenreißen
sie ist schwer krank.. hat mehrere Bypässe, Diabetes und muß sich spritzen, ihr ist dauernd schwindelig, kein arzt kann ihr helfen.

dauernd liegt sie im krankenhaus, mindestens zwei ma im jahr,,, weil ihr zucker auf über 400 ist. sie ist sich natürlich keinerlei schuld bewußt, aber ich weiß woher das kommt: Sie kann sich nicht beherschen, was ihre ernährung betrifft !!

Sie bäckt sich jedes wochenende Kuchen und torten und ißt sie alleine. Unter der woche nascht sie viel schokolade (nee, keine diätschokolade, die richtige) auch sonst hält sie sich an keinen ernährungsplan
und wenn es ihr dann wieder schlecht geht, ruft sie uns kinder an und heult ins telefon, ihr ist so schlecht und ihr ist schwindelig.

ich geh seit gestern wieder arbeiten, war ja selber lange krankgeschrieben jetzt. vorhin komm ich nach hause, blinkt mein telefon. Sie hat um 3uhr50 bei mir angerufen. da war ich schon arbeiten. rückruf versucht, sie geht nicht ans telefon
dann meldet sich meine schwester, daß sie auch angerufen wurde, aber sie konnte nicht zu ihr fahren, weil sie auch um 6 anfängt zu arbeiten. also hat sie ihr den notarzt geschickt. ihr zuckerwert war auf fast 500

wir reden uns den mund fusselig, hatten sie sogar schon in einer psychiatrischen klinik, hilft alles nix. in der klinik hat sie die gesunde gespielt, sie hat ja keinerlei probleme. nach der entlassung ging das spiel von vorne los.
dauernd die anrufe, ihr gehts ja so schlecht.. ich bin sogar mal abends um 23.15 zu ihr gefahren, weil sie im bett lag und nicht mehr aufstehen konnte. ihr war so schwindlig und ihr zuckerwert ist so hoch und sie weiß nicht warum, sie hat ja den ganzen tag fast nix gegessen
als ich dann bei ihr war, stand in der küche schon wieder ein angeschnittener kuchen. von wegen nix gegessen *grummel*

ich pack das langsam nicht mehr.. ich bin selber momentan gesundheitlich angeschlagen. wenn ich ihr dann sag, sie soll endlich mal an ihren zucker denken, dann kommt immer: Ach, das bißchen kuchen, dafür esse ich sonst fast nix
wenn ich mit ihr einkaufen geh und sag, sie soll statt schweinefleisch lieber mal fisch oder Pute kaufen, dann sagt sie: Da hab ich keinen geschmack drauf

ich weiß nicht mehr was ich machen soll. auch meine schwester ist fertig mit den nerven. sie sitzt jetzt auf arbeit und hat seit 4 uhr nicht mehr geschlafen. ich muß nachher wieder zum arzt, na prima ;( man hat ja sonst keine sorgen.

sie begeht selbstmord auf raten und wir müssen zugucken !!!
aber wenns ihr scheiße geht, dann ruft sie an und zieht alle mit rein, damit sich auch ja alle sorgen um sie machen

NEINNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNN ich will nicht mehr... versteht ihr das? ich kann nicht mehr..... Bin ich deswegen eine Rabentochter?

das muß jetzt mal raus... und nein, ich werd jetzt erstmal an mich denken. an meine gesundheit. ich muß wieder auf die beine kommen. ich kann das jetzt nicht brauchen .... sonst lande ich auch irgendwann in der psychiatrie ;(

 
20 Antworten:

Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von maxwell am 06.03.2013, 7:21 Uhr

Hast Du schonmal mit ihr geredet? Also nicht den Mund fusslig, was sie alles falsch macht, wie sie sich schädigt.
Sondern MIT IHR geredet? Und dabei auch mal zugehört?
Auch Essen kann eine Sucht sein. Sie bekommt reichlich Aufmerksamkeit, wenn es ihr schlecht geht. Bekommt sie denn auch positive Aufmerksamkeit, wenn es ihr gut geht?

Sie ist ein erwachsener Mensch, Du nicht ihre Mutter. Solange sie sich nicht helfen lassen will, kannst Du nichts tun. Ich würde an Deiner Stelle mit ihr reden, ihr zuhören, aber auch deutlich in Ichbotschaften rüberbringen, daß sie für ihren Zustand verantwortlich ist. Und ich nichts tun kann, wenn sie sich nicht helfen lassen will. Und dann erstmal den Kontakt einschränken. Du kannst Dich kaputtmachen, aber das ändert nichts an ihrer Situation. Du kannst Dich aufopfern, bis du selber ein Fall für die Psychiatrie bist, aber sie wird weiterhin ihre Sucht leben. OHNE Rücksicht auf Dich.

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 8:15 Uhr

natürlich rede ich auch mit ihr, wenns ihr gut geht. Ich fahr auch einmal die Woche hin und geh mit ihr großeinkauf machen. auch sonst kümmere ich mich viel um sie. wahrscheinlich zu viel.
sie erzählt halt oft, daß sie sich alleine fühlt. sie hat niemanden. aber auch daran ist sie nicht unschuldig. Sie hatte schon viele Freundinnen und bekannte, aber das ging nie lange gut. irgendwann hats gekracht. sie verträgt sich mit niemandem, hat auch streit mit sämtlichen nachbarn rundherum. sie will die spielregeln aufstellen und wenn sich jemand nicht dran hält, dann schepperts gewaltig. und immer sind die anderen schuld, sie selber nicht.
und dann fühlt sie sich alleine. Sie vergißt aber, dass wir kinder auch ein leben haben, familie und kinder und jobs. wir beziehen sie ein wo es nur geht, aber es reicht ihr noch nicht. sie will immer mehr. aber man muß grenzen setzen.

meine schwiegermutter wohnt im selben ort, nicht weit weg von ihr. sie bietet oft an, mal mit ihr wohin zu fahren. entweder einfach mal um den see laufen oder irgendwohin kaffee trinken. aber das will meine mutter nicht. weil meine mutter neidisch auf sie ist. meine schwiegermutter war lehrerin und dementsprechend sieht es halt finanziell bei ihr aus. sie bekommt pension, meine mutter nur ihre mindestrente. und die rente von meinem vater. und dann meint sie halt immer: "ich kann mit deiner schwiegermutter nix anfangen, die lebt in einer anderen welt" das stimmt aber nicht. meine schwiegermutter ist ein herzensguter mensch, und sehr bescheiden.
sie ist neidisch, wieso auch immer. ich hab keine erklärung dafür. sie WILL also alleine sein, vielleicht auch unbewußterweise. aber wir kinder müssen immer für sie da sein. das ist unsere pflicht !!

bei ihr ist das essen mit sicherheit eine sucht. sie hat ja auch übergewicht.
aber man könnte gegen diese sucht etwas machen.
sie hat aber noch eine andere sucht: geltungssucht..
Sie ruft oft abends an, weint ins telefon: "ach, wenns nur endlich vorbei wäre, ich will nicht mehr leben"
Anfangs hab ich mir sorgen gemacht, hab nächtelang nicht geschlafen.. aber inzwischen bin ich auf dem ohr taub. ich sag dann immer nur: "Noch so ein satz, und ich lass dich wieder einweisen als suizidgefährdet!!"
DAS will sie aber nicht hören..
Bei ihr ist es so: "Wenn ich die ganze nacht nicht schlafen kann, dann schläfst DU auch nicht" aber inzwischen hab ich eine dickere haut.

als ich sie in die psychiatrie einweisen hab lassen, hatte ich der ärztin einiges erzählt. das war meiner mutter gar nicht recht. als ich dann sagte, daß sie oft erwähnt, sie will nicht mehr leben, meinte meine mutter frech: "Ach, das meine ich doch nicht so, das ist doch nur so dahergesagt. ich häng an meinem leben" Weißt du wie verarscht man sich da vorkommt??

jetzt liegt sie also wieder in der klinik. vorhin hat sie meine schwester angerufen, sie ist also nicht in lebensgefahr und es geht ihr wieder gut. meine schwester hat ihr dermaßen den kopf gewaschen, weil sie auch mit den nerven am boden ist. bei mir hat sie sich noch nicht gemeldet.
weiß nicht wie ich reagier... momentan bin ich noch auf 180.

tut aber schon mal gut, drüber zu schreiben... wirklich.

ich muß jetzt zum arzt, hab gleich meinen termin. wünsch euch einen schönen und vor allem sonnigen tag.

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Jamu am 06.03.2013, 8:54 Uhr

Na - ganz ehrlich?

Wenn alles eh nichts bringt und rene nicht hilft und sie einfach so ein Mensch ist ... dann lass sie in Ruhe und sage ihr klipp und klar sie soll nicht mehr ihre egoistische Show abziehen und dein Leben auch noch runter ziehen.

Das machen viele Müttr mit unerfüllten eigenen Wünschen und Hoffnungen nämlich gerne.

Reagier nicht mehr auf die Anrufe sondern ruf direkt den Notarzt an.
Soll der sich drum kümmern.
Insulin ist sicherlich kein Spaß - ich weiß es ist schlimm wenn man gerade mit so einer Sache jemanden unter Druck setzt.
Aber solange ihr da mitmacht solange ändet sich nichts!

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Alexa1978 am 06.03.2013, 9:00 Uhr

Wenn du das Gefühl hast, dass das Essen bei ihr schon zur Sucht wurde, hast du dir einmal Gedanken darüber gemacht, ob sie unter Depressionen oder anderen psychischen Problemen leiden könnte?

Man kann nicht einfach "etwas gegen die Sucht machen".

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Luni2701 am 06.03.2013, 9:22 Uhr

Ganz ehrlich? Ich mach auch echt viel mit meiner Mutter und vor allem mit meiner Oma mit und ja ich steh auf der Warteliste für nen Psychologen den ich wegen meiner Mutter brauche und nein ich schaff es auch noch nicht und lass mich immer wieder reinziehen und sitz dann hier und heule weil ich nicht dagegen ankomme und ich hoffe sehr dass ich irgendwann die Kraft habe und ihr das auf den Kopf so sagen kann und das sie mich endlich in Ruhe lässt.
Es geht zwar nicht um Krankheit wie bei dir aber der Druck den sie ausübt kann man glaub ich ein bisschen vergleichen, sie ist zu mindest ein Meister darin mir ein schlechtes Gewissen zu machen und wenn man dann mal vorsichtig was sagt schmollt sie wie ein kleines Kind und stellt auf stur und man hat sie ja so verletzt.

Wenn du es kannst und die Kraft aufbringen kannst, sag ihr klipp und klar deine Meinung zu ihrem verhalten, notfalls bring sie nochmal in die Klinik und dann würde ich mich distanzieren, damit sie merkt, dass sie das nicht mit euch machen kann. Wenn sie wieder anruft notarzt hinschicken und fertig, sie einfach mal richtig hängen lassen.

Ihc glaub solche Leute können sich nicht mehr wirklich ändern, aber an einer Sucht und Krnakheit kann man immer arbeiten, aber man muss bereit dazu sein, aber sie hat euch ja mit ihrer art im Griff und warum sollte sie da etwas ändern wollen.

Ich drück dir die Daumen, dass du da eine Lösung findest mit der du gut leben kannst.

LG

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Pamo am 06.03.2013, 9:44 Uhr

Meine Mutter hat auch psychische und gesundheitliche Probleme und hat mich auch früher regelmäßig nächtens angerufen.

Ich habe ihr nach einer Weile der Hilflosigkeit und Verzweiflung gesagt, dass ich ihre Probleme nicht lösen kann und dass sie sich professionelle Hilfe suchen soll - dass ich damit überfordert bin. Sie war tödlich beleidigt, warf mir vor nicht für sie da zu sein - damit kann ich leben. Wir haben seitdem eine deutliche Distanz - auch damit kann ich leben. Ich werde nachts nicht mehr angerufen.

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Morla72 am 06.03.2013, 9:50 Uhr

Erstmal: ich fühle mit dir. Meine Mutter hat zwar nicht so massive Krankheiten, ansonsten erkenne ich aber viele Parallelen. Leider.

Hat deine Mutter denn eine professionelle Diabetesschulung gemacht? Ich glaube, als Tochter kannst du da reden, wie du lustig bist, da muss schon ein Fachmann, ein Arzt her, der deiner Mutter unmissverständlich klar macht, wie sich "das bisschen Kuchen" auswirkt, wie sie sich zu ernähren hat und was für Folgen es hat, wenn sie weiterhin so mit sich umgeht (vom Diabetes-Koma bis zum abgenommenen Bein etc.)
DU kannst dir glaub ich die Puste wirklcih sparen. Das ist leider so.

Und ansonsten kann ich dir nur raten, dich abzugrenzen. Deine Mutter ist erwachsen (auch wenn man das manchmal nicht glauben möchte) und diese Machtspielchen mit dem schlechten Gewissen der Kinder, das beherrschen Mütter wie deine (oder meine) zur Perfektion. ich weiß, das ist schwer, aber du musst da eindeutig Grenzen ziehen. Sie muss merken, dass sie mit diesen Mitleidsnummern nicht mehr weit kommt. Da wird dann ein Arzt angerufen, aber NICHT du und deine Schwester hören sich das Gejammer an, NICHT ihr fahrt mitten in der Nacht los und haltet Händchen.
Ich glaube, so hart es klingt, es geht nicht anders...

Wünsche dir viel Kraft! Und gute Nerven.

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Bookworm am 06.03.2013, 9:56 Uhr

Du könntest dich mit Deiner Schwester abstimmen, dass ihr nur wochenweise abwechselnd für Deine Mutter zu errreichen seid (also nachts meine ich) und ansonsten stimme ich meinen Vorschreiberinnen zu: Notarzt schicken, nicht selber hinfahren.

Jetzt bist erstmal DU Und DEINE Genesung wichtig!

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 11:14 Uhr

sie nimmt antidepressiva

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 11:16 Uhr

das mit dem unter druck setzen ist wohl das hauptproblem.

vorhin hat sie angerufen, sie liegt im krankenhaus und wollte mir die ohren volljammern. ich hab sie nicht zu wort kommen lassen und ihr erstmal höflich aber bestimmt die meinung gesagt.
was kam?
sie find an zu heulen, hat ins telefon gebrüllt: "Wenn ich wiedermal so schlecht dran bin und ins kranknehaus muss, sag ich keinem mehr bescheid, ich bin euch ja eh scheißegal"
dann hab ich aufgelegt.. das muss ich mir nicht geben :(

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 11:18 Uhr

das mit dem händchenhalten haben wir auch abgeschafft. und das merkt sie jetzt auch.

es ist bei mir schon deutlich besser geworden, aber bei ihr halt auch. sie weiß immer wieder, wie sie mich packen kann. und das kanns nicht sein.

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von shinead am 06.03.2013, 12:00 Uhr

Ich würde dringend eine Kur oder eine längere Reha empfehlen. Dazu würde ich sogar bei ihrem Arzt auftauchen, und das alles mal aus meiner Sicht erläutern. Er muss ja nix dazu sagen, hält sich an die Schweigepflicht und kennt dann doch die andere Seite. Da lässt sich mit dem Doc meist so einiges drehen.

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter

Antwort von Jule9B am 06.03.2013, 13:51 Uhr

Ich hab auch gedacht, sie muss eine Kur mit Ernährungsschulung oder sowas (nochmal) machen, damit ihr klar wird, dass die Ernährung in ihrem Zustand ganz wichtig ist und man sich da keine "Sünden" erlauben kann. Auch psychologische Betreuung könnte man da machen. Und Kochschulung.

Du scheinst es ja schonmal geschafft zu haben, dich mehr zu distanzieren, vielleicht schaffst du es auch, dass sie demnächst gleich den Notarzt anruft und nicht erst dich oder deine Schwester. Stell ihr ein großes Schild mit der Notrufnummer auf den Nachhtisch. ;)

Bei manchen Eltern hilft ja auch Schocktherapie. Vielleicht wenn du mal fragst, ob ihr zusammen Kuchen essen gehen sollt, so richtig piekfein, damit sie sich nicht ratenweise umbringen muss. Da kann sie mit einem großen Fest abtreten. ;)

Oder drohst ihr betreutes Wohnen in einem Wohnheim für Senioren an. ;)
Da darf sie dann einfach nicht mehr selbstständig entscheiden, was sie isst, sondern kriegt alles vorgestellt.

Klingt zwar krass, aber ich habe den Eindruck, als ob du mit den Nerven am Ende bist. Da muss man vielelicht zu krassen Mitteln greifen.

Meine Mutter ist zum Glück nicht so, was leider nicht heißt, dass ich so eine Problematik nicht kenne. ;)

Jule

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter (lange Antwort)

Antwort von Hase67 am 06.03.2013, 14:47 Uhr

Hi,

das ist so ein klassisches Co-Abhängigkeits-Muster, das ihr da miteinander habt. Die Mutter ist abhängig (von Zuwendung und Süßigkeiten) und (angeblich) hilflos, ihr meint, euch aus Pflicht-/Verantwortungsgefühl nicht abgrenzen zu dürfen und haltet dadurch die bestehende Situation aber auch am Laufen, weil ihr mit verhindert, dass sie sich ihrer Verantwortung endlich stellt.

Nur, damit du nicht denkst, ich wüsste nicht, wie sich so was anfühlt:
Meine eigene Mutter hat zeitlebens (sie ist vor knapp 7 Jahren gestorben) immer die Verantwortung für ihr eigenes Unglück auf andere und "die Umstände" geschoben. Sie saß jahrzehntelang in einer todunglücklichen Ehe fest (obwohl sie berufstätig und damit finanziell unabhängig war und sich ohnehin komplett allein um uns kümmerte, es hätte sich für sie durch eine Scheidung also nur etwas zum Besseren ändern können), sie fing irgendwann zu trinken an und baute dann im betrunkenen Zustand eínen gefährlichen Unfall, trennte sich irgendwann doch und geriet bald in eine neue Ehe, in der der Mann wieder "der Falsche" war und sie schnell wieder am selben Punkt war wie vorher; beruflich manövrierte sie sich zusehends ins Aus, weil sie so extrem viel schuftete, dass sie irgendwann körperlich nicht mehr konnte, finanziell stand es ihr bis zur Halskrause, weil sie alle guten Ratschläge zum Kauf eines alten Fachwerkhauses in den Wind geschlagen hatte, und am Ende erkrankte sie (nach über 40 Jahren schwerem Nikotinkonsum, Alkohol und unvernünftigster Ernährung) an Krebs und verstarb an einer Komplikation.

Sie hat ein tragisches Leben geführt und ist einen viel zu frühen Tod gestorben - dazwischen lagen Jahrzehnte, in denen sie immer wieder mit ihrer Situation haderte, sich bei mir und ihren Freundinnen ausweinte, aber nicht einen Ratschlag, Hilfsangebot oder konstruktive Zuwendung angenommen hätte. Während meines Studiums bahnte sich die endgültige Trennung von meinem Vater an, und auch während meiner Prüfungsphase hat sie mich oft täglich mehrmals, oft auch bis spätabends, angerufen und mir ihr Leid geklagt, Hilfsangebote aber immer wieder ausgeschlagen oder vom Tisch gewischt, darum ging es ihr nicht. Die Augen geöffnet hat es mir letztendlich erst Jahre später, als ich selbst Mutter wurde und sie nach der Entbindung, als ich sie zu uns eingeladen hatte, um ihr ihr Enkelkind zu zeigen und etwas Unterstützung in den ersten Tagen zu haben, durch betontes Desinteresse glänzte und sich schnellstmöglich wieder aus dem Staub machte - sie stand einfach nicht mehr an erster Stelle in meinem Leben und hielt das nicht aus. Meinen Sohn hat sie übrigens erst kennengelernt, als er bereits ein Jahr alt war.

Ich habe aus reinem Selbstschutz vom damaligen Zeitpunkt an den Kontakt mit ihr auf das Nötigste beschränkt, ihr bei Jammeranflügen am Telefon direkt mitgeteilt, dass ich mich nicht in der Lage sehe, ihr zu helfen, weil ich ihre Geschichte längst kenne und auch alle bisherigen Gespräche nie zu einem Ergebnis geführt haben, dass ich sie deshalb bitte, sich anderswo ein offenes Ohr oder Hilfe zu suchen. Sie war natürlich vor den Kopf gestoßen, hat aber gespürt, dass es mir ernst ist.

Dass sie letztendlich ihre Chancen nicht genutzt hat und nicht mehr aus ihrer Selbstzerstörungs-Endlosschleife herauskam, hat noch einige Zeit nach ihrem Tod an mir genagt. Ich fand es so traurig, so ausweglos und sinnlos. Ich habe oft bei der Vorstellung geweint, wie sich das wohl angefühlt haben mag. Aber ich habe mich nicht mehr verantwortlich gefühlt, nur noch mitfühlend. Sie hat es so entscheiden, es war ihre Art, ihr Leben zu leben.

Ich denke, bei deiner Mutter ist es genauso: Sie hat ihren Weg gewählt, und ihr habt es nicht in der Hand, ob sie sich selbst zerstört oder nicht. Wenn die professionellen Diabetesschulungen in der Klinik sie nicht überzeugen, könnt ihr es erst recht nicht. Die einzige Möglichkeit, die ihr für euch habt ist, euch nicht mehr in diesen Kreislauf aus "Ich zerstöre mich selbst, dann kümmert sich jemand um mich" hineinzubegeben. Mag sein, dass sie dann aufwacht. Mag auch sein, dass sie sich nicht mehr fängt und sich verraten und verkauft fühlt. Aber ihr seid nicht für eure Mutter verantwortlich, sie darf selbst entscheiden, ob, wie und womit sie sich zerstört.

LG

Nicole

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ich hab heute selber meinen OP-termin bekommen...

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 15:31 Uhr

und das heißt, jetzt bin erstmal ICH die hauptperson bei mir.

sie hat vorhin wieder angerufen und ins telefon geheult, daß sie in ein pflegeheim geht. sie dachte wohl, ich rede ihr das aus, hab ich aber nicht. ich hab nur gesagt: "DAS wäre wohl für alle das beste. weil dann sagen die dir, was du essen darfst und was nicht" das hat gesessen.
früher hätte ich mir das nie und nimmer getraut. ;)

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter (lange Antwort)

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 16:14 Uhr

ohje, ich finds traurig, daß es mehreren personen so geht oder erging wie mir.

ich habe heute lange mit meinem hausarzt geredet, der sich sehr viel zeit für mich genommen hat. und er hat mir dann auch erklärt, daß die herzerkrankung meiner mutter auch vom hohen zucker kommt. sie spritzt sich schon seit ich denken kann. also das ging schon in den frühen 80er jahren los. und da sie sich noch nie an einen ernährungsplan gehalten hat, ging das herz flöten. sie hatte immer öfter zu hohen blutdruck und zwei herzinfarkte. sie spielte dauernd mit ihrem leben, aber sie hat auf keinen gehört.
ihre erkrankungen sind alle auf diabetes zurückzuführen und auf ihren lebenswandel. sie leidet wohl extrem an freßsucht, aber dagegen könnte man was tun. aber wie das bei jeder sucht ist, der betroffene muß selber einsehen daß er hilfe braucht. und meine mutter hat in der hinsicht ja kein problem - sagt sie!
und wenn sie dann mal wieder im krankenhaus liegt, wie jetzt, dann bildet sie sich ein, wir kommen sie jeden tag besuchen. kommen wir nicht, dann ruft sie an und läßt sich irgendwas einfallen um uns reinzulocken. entweder braucht sie dann was aus ihrer wohnung oder sie hat dreckwäsche, die sie dringend wieder braucht. irgendwas fällt ihr immer ein. aber das zieht nicht mehr.
meine kleine schwester hat zwar keine kinder, aber sie arbeitet vollzeit von 6.30 uhr bis 17 uhr jeden tag. und ich hab kinder, bin zwar den halben tag zuhause, hab aber kein auto. einmal meinte sie, sie will mir ein kleines auto kaufen. ich dacht nur "Hilfeeeeeeeee bitte nicht, dann bin ich gar nicht mehr zuhause und nur noch bei ihr" ich konnte es ihr ausreden.


sie fängt mit ihren nachbarn streitereien an und will mich dann mit reinziehen. das lass ich aber schon länger nicht mehr zu.

es hat sich ja schon vieles geändert und ich lass es nicht mehr so nah an mich ran, aber dann läßt sie sich was neues einfallen und patsch, dann hat sie mich wieder soweit. gut, so lange wie früher dauert mein gefühlschaos dann nicht, aber immerhin grübel ich. und das ist nicht gut.

den kontakt gänzlich abbrechen fällt schwer. klar, sie ist die mutter. vater hab ich ja keinen mehr. aber ihn aufs nötigste zu beschränken, das werd ich wohl tun müssen :(

heute hat sie zu mir gesagt: "ich wünsche keinem von euch, daß ihr mal so krank werdet wie ich. denn das ist kein spaß wenn man in so einer situation ganz alleine dasteht"
darauf hab ich nur geantwortet: "ich werd nicht so krank, weil ich jetzt zu erst an mich denk, und genau aus dem grund beende ich jetzt das gespräch" das hat wieder gesessen bei ihr :(

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Re: Ich werd noch wahnsinnig.. meine Mutter (lange Antwort)

Antwort von Nurit am 06.03.2013, 17:21 Uhr

Wir haben ein ähnliches Thema mit meiner Mutter vor ein paar Jahren gehabt (ich schrieb hier bestimmt auch darüber).
Meine Mutter hatte massiven Bluthockdruck und ließ sich nicht behandeln.
Sie rief immer bei mir an, weil es ihr schlecht ging, aber lehnte jeden Arztbesuch ab. Stattdessen kaufte sie teure Pillen von diesem holländischen Wunderheiler.
Sie maß zwar selbst ihren Blutdruck, besonders, wenn sie Nasenbluten ohne Ende, Herzrasen etc. hatte , aber mehr tat sie nicht.

Wir haben ihr dann rigeros verboten, uns weiterhin zu diesem Thema anzurufen und das Telefonat sofort unterbrochen, wenn sie wieder damit anfing.
Das haben wir alle gemacht, auch auf Anraten meines Bruders, der Oberarzt ist und sich immer geduldig von ihr beschnacken lassen hat und ihr 10000000 Mal das Versprechen abgenommen hat, endlich bei seinem Kollegen vorstellig zu werden. Sogar von ihm vereinbarte Termine hatte sie nicht eingehalten.

Was soll ich sagen: das hat geholfen.
Nun ist sie medikamentös gut eingestellt und hat einen stabilen Blutdruck von ca. 120/70....

Ich drücke Dir die Daumen!

LG,
Kathrin

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Sie braucht einen Hund

Antwort von almut72 am 06.03.2013, 19:51 Uhr

Bring ihr einen.
LG Almut

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Re: Sie braucht einen Hund

Antwort von Pamo am 06.03.2013, 21:19 Uhr

och nö. das arme Tier.

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Re: Sie braucht einen Hund

Antwort von Christine70 am 07.03.2013, 15:35 Uhr

um himmels willen. sie hatte einen hund und wir waren froh, daß wir ihn gut unterbringen konnten. der arme kerl war dauernd im tierheim, weil meine mutter in zig krankenhäusern war. und das nicht nur paar tage, sondern wochen. ein hund hat das nicht verbessert, im gegenteil. er hat es noch schlimmer gemacht, weil dann jedesmal der krach war, wer nimmt den hund
ich kanns nicht, meine große schwester wohnt 200 km weit weg und meine jüngere schwester arbeitet den ganzen tag.

der arme kerl war dauernd woanders :( das war kein leben für den hund

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