Schwanger - wer noch?

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Geschrieben von Tinkabel, 25. SSW am 11.03.2014, 8:39 Uhr

Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Ich bin schon seit der Geburt meines Sohnes vor fast 3 Jahren hier im Forum mit dabei und mir fällt immer wieder auf, dass die Unterschiede Schweiz / Deutschland bezüglich der Familienpolitik EXTREM unterschiedlich ist (ich bin Schweizerin):

Berufsverbot: Bei uns gibt es höchst selten ein Berufsverbot. Egal ob jemand in einer Krippe, Kindergarten, Praxis, Spital oder OP arbeitet – es gäbe höchstens eine Versetzung, aber kein BV. Lustigerweise arbeitet meine Cousine als Technische OP Assistentin und eine gute Freundin von mir als Krippenangestellte – beide haben bis zum Schluss ganz normal gearbeitet, sogar ohne Versetzung (trotz der möglichen Ansteckungsgefahren etc.).

Mutterschutz: So etwas wie Mutterschutz gibt es bei uns nicht. Wir arbeiten quasi bis die erste Wehe einsetzt oder dann halt, bis uns der Arzt individuell die letzten 1-2 Wochen krank schreibt. Bei meinem Sohn habe ich bis 3 Tage vor Geburt gearbeitet.

Elternzeit (Mutter / Vater): Der Vater hat in der Schweiz kein Anrecht auf “Vaterzeit” – mein Mann hatte 3 Tage frei bekommen, so steht es im Betriebsreglement seiner Firma. Wir Mütter haben exakt 3 Monate Elternzeit, danach müssen wir uns entscheiden: Job oder ohne Einkommen zu Hause bleiben.

Krippenplatz / Kosten: Es herrscht in gewissen Teilen der Schweiz regelrecht eine Krippenplatz-Not. Bei uns in Zürich ist es enorm schwer, einen KITA Platz zu finden. Ausserdem sind die Preise einfach enorm! Es lohnt sich fast gar nicht, arbeiten zu gehen, da die Kosten das Einkommen manchmal sogar übertreffen (es gibt – ziemlich selten – subentionierte Krippenplätze, aber ihr könnt euch vorstellen, wie rar die sind). In meiner Krippe gibt es Beispielsweise nur einen subventionierten Platz von insgesamt 15.

Es gibt noch x-weitere Unterschiede wie Frauenarzt-Termine und die Art der Untersuchungen, Hebammen-Unterstützung etc.

Ist schon überraschend, wie unterschiedlich die Schweiz im Gegensatz zu Deutschland die Familienpolitik regelt

 
9 Antworten:

Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von BabyNr3-Diana, 40. SSW am 11.03.2014, 8:56 Uhr

Das schlimme ist das sogar innerhalb Deutschland unterschiedlich ist.

Mutterschutzgesetzt könnte man ausgehen das es auch für jeden gilt.
Tja wenn man selbstständig ist hat man keinen Anspruch drauf, da zahlt keine Krankenkasse 6 wochen vor der Geburt und danach für einen.

Berufsverbot ... ok wenn man es sich selbst verordnet, ja aber das geht nur in Firmen mit angestellten oder wo der Betrieb auch ohne einen weiter läuft.

Bin jetzt in der 40 ssw (habe in 5 Tage meinen ET) und arbeite immernoch bis zu 12/13 Std. zwar am PC und zuhause aus, d.h. kann jederzeit aufstehen oder mich auch mal hinlegen. Aber könnte mir nicht erlauben wochen vorher und auch nachher auszusetzt. Wer zahlt in der Zeit meine Rechnungen, Krankenkassenbeiträge usw. ?
Entweder man spart vorher genug an um die zeit zu überbrücken (aber heutzutage ist es als kleines Unternehmen mehr als schwer und wenn hebt man das doch eher für aktue Notfälle auf) .... oder man zieht es durch bis zum schluss.

Mein Onlineshop wird am den Punkt wo ich wehen habe und ins KH fahre oder Blasensprung o.a. habe ... erst geschlossen und genauso nach der Geburt wieder direkt weiter gehen. Mit viel Planung geht das und gute Unterstützung von meinen Partner. Aber mal ehrlich ... wer möchte nicht mit seinem neuen Baby kuscheln und einfach die zeit geniessen ?!?!?
Tja leichter gesagt als getan.
Von land zu land gibt es immer unterschiede. Aber das innerhalb eines Landes so unterschiedlich vorgegangen wird, finde ich nicht fair.
Erwart sicherlich nicht das eine Krankenkasse oder Staat mir meine Umsätze auszahl damit ich nix machen brauch, aber ein wenig unterstützung wäre schon schön.

Tja leider ist das so ...
So ich geh wieder weiter arbeiten ... mal schauen wie lange noch ;o)

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Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von Hoffnungsschimmer86, 40. SSW am 11.03.2014, 9:02 Uhr

Darüber habe ich mich auch letztens mit zwei Freunden unterhalten, die momentan dort Leben und Arbeiten. Vielleicht liegt es einfach an den unterschiedlichen Steuersystemen und der damit verbundenen Aufteilung der verfügbaren Gelder. Die Netto-Einkommensspanne geht da ja auch schon relativ weit auseinander.
Ein Mangel an Kita-Plätzen herrscht hier auch. Allerdings hat ja mittlerweile jeder das Recht auf einen Platz. Bringt nur nichts, wenn man keinen bekommen kann und dann evtl klagen muss... Aber dadurch ändert sich an der Tatsache, dass man das Kind vorübergehend selbst betreuen muss, nichts.

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Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von Lilima76, 15. SSW am 11.03.2014, 9:07 Uhr

Ja, das kann ich bestätigen. Bin seit 5 Jahren eine der vielen Deutschen, die hier in Zürich leben...;)
Insbesondere beim Austausch mit meinen alten Freundinnen und hier im Forum fällt mir das auch auf.
Ich persönlich komme mit der hohen Eigenverantwortlichkeit und allem anderen relativ gut klar, obwohl manches schon komisch ist:
Mein Arzt ist sehr pragmatisch und trocken ( aber nie unfreundlich ) - ich hab immer noch kein Foto erhalten und auch so etwas wie einen Mutterpass hab ich hier auch noch nicht gesehen...
Geschallt wird aber bei jeder Untersuchung (3-4Wo. Rhythmus).
Über Hebammen haben wir auch noch gar nicht gesprochen, wahrscheinlich habe ich deshalb das Gefühl keine zu brauchen ;)...das Thema scheint mir in D viel präsenter.

Aber ein BV hat er mir angeboten, ohne dass ich darum gebeten hätte.
Hab ich dankend abgelehnt :)

Mal sehen, wann oder ob ich den Unterschied zu Deutschland negativ empfinde...

Hast du dich frühzeitig um einen Krippenplatz beworben?

LG

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Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von Tinkabel, 25. SSW am 11.03.2014, 10:11 Uhr

Ja, das mit den Hebammen ist hier nicht so ein Thema. Die Krankenkasse zahlt Dir eine Hebamme (welche Du Dir über den Hebammenverband aussuchen kannst), die dann bis max. 10 Tage nach Geburt bei Dir vorbei kommen kann, um Baby zu messen, wiegen etc. Aber ich hatte das bei meinem Sohn auch nicht. Untersuchungen werden in der Regel nur beim FA gemacht.

Mutterpass kenne ich auch nicht (wäre aber evt. noch praktisch)

Ich war nach meinen bezahlten 3 Monaten für ein knappes Jahr zu Hause und habe mit einer Vorlaufzeit von 4 Monaten glücklicherweise ziemlich schnell einen KITA Platz gefunden Ich bezahle pro Kind und pro Tag CHF 145 oder umgerechnet 120 Euro, das sind für mein 40% Arbeitspensum dann umgerechnet so ca. 960 Euro pro Monat (2 Tage/Woche). Wenn dann meine kleine Prinzessin auf der Welt ist, verdoppelt sich das ganze (unter 18 Monaten sind die Preise sogar noch etwas höher) - mal schauen, ob ich mir die Krippe dann noch leisten kann mit fast 2000 Euro pro Monat für 2 Tage die Woche uff...

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Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von Lilima76, 15. SSW am 11.03.2014, 10:54 Uhr

Danke dir für die Infos...gleiche Tendenz wie bei mir, wir werden auch abwägen, wie wir das finanziell mit der Kita optimal regeln.
Hier rund um den Flughafen soll es eine Kita geben, die die Kinder nach rechtzeitiger Voranmeldung auch nur stundenweise betreut. Da ich viel am Abend unterrichte und mein Freund dann auch oft einspringen kann, wäre das auch eine Alternative - falls ich einen Platz bekomme;)...
Kommt Zeit, kommt Rat, eine Lösung findet sich immer...:)
LG

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Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von Mila-2012, 17. SSW am 11.03.2014, 12:32 Uhr

Hallo

Ich bin Schweizerin, wohne in Deutschland und arbeite in der Schweiz.
Elterngeld bekomme ich gottseidank, da ich ja auch (ordentlich) Steuern in Deutschland bezahle. Bei uns ist es so, dass ich maximal ein Jahr zuhause bleiben darf, ohne dass mir gekündigt werden darf. Das werde ich auch beim Zweiten nutzen.
Versichert bin ich in der Schweiz als Grenzgänger, in Deutschland zusätzlich noch privat im ambulanten Bereich. Mit den Hebammenbesuchen läuft es bei mir wie wenn ich in Deutschland versichert wäre. In der Schweiz dürfen sie nur bis zehn Tage nach der Geburt kommen. Aber die wenigsten Hebammen nehmen das so genau.
Meine Ärztin (in D) schallt immer, auch in 3D und ein Foto bekomme ich auch immer.
In der Schweiz gibt es auch einen Mutterpass. Obs Pflicht ist wüsst ich nicht.

Alles in Allem bin ich sehr froh, in Deutschland zu wohnen. Viele meiner Bekannten in der Schweiz müssen nach 14-16 Wochen wieder arbeiten gehen, weil sonst das Geld nicht reicht.

Liebe Grüsse

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Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von Jowi am 11.03.2014, 14:00 Uhr

Ich bin Deutsche und habe 3 Jahre in der Schweiz gelebt. Wegen unserem Kinderwunsch sind wir vor 2 Jahren zurück nach Deutschland gezogen. Finanziell wäre es uns zwar in der Schweiz besser gegangen (trotz teurer Kita) aber mein Mann möchte auch gerne in Elternzeit gehen und das wäre in der Schweiz nicht gegangen. Die Zeit mit seinem Baby hat man nur einmal und wenn die Möglichkeit besteht wollen wir sie eben auch so gut wie möglich nutzen. Jetzt müssen wir nur noch schwanger werden.....

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Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von Schnubbel80, 30. SSW am 11.03.2014, 15:43 Uhr

Schön dass das mal jemand aufschreibt! Hier in Deutschland wissen viele gar nicht, wie gut wir es haben und nehmen alles für selbstverständlich! Unser Sozialsystem ist toll!!!
Kann auf Dauer aber ja nur funktionieren, wenn es nicht zu viele ausnutzen!

LG

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Re: Familienpolitik Schweiz - Deutschland

Antwort von Glückskäfer am 11.03.2014, 16:35 Uhr

Du sprichst mir aus dem Herzen! Das fällt mich auch immer wieder auf. Vorallem die Unterschiede der Elternzeiten find ich enorm...

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