Schwanger mit 35 plus

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Geschrieben von Hexhex am 04.12.2008, 13:32 Uhr

Wegen Therapieform...

Hallo,

meine Tante ist Psychotherapeutin in San Francisco/Kalifornien und hat auch dort studiert (Univ. Stanford, Palo Alto). Sie sagt, in den USA, wo bei Ängsten zunehmend nicht mehr tiefenpsychologisch oder analytisch gearbeitet wird, sondern überwiegend verhaltenstherapeutisch, hat sich gezeigt: Auch bei tiefliegenden Ängsten aus der Kindheit und Erziehungsfehlern der Eltern ist eine Verhaltentherapie oft das Mittel der Wahl. Es stimmt wohl nicht, wie man immer dachte, dass man erst solche Kindheitsdinge ewig lang "aufarbeiten" muss. Ganz im Gegenteil muss man wohl zunehmend einsehen, dass diese ganze Aufarbeitung im konkreten Alltag den Erkrankten kaum Besserung bringt.

Sie sagt, ein Mensch kann mit einer verkorksten Kindheit recht gut leben. Was sich aber ändern muss, sind falsch erlernte Reaktions- und Verhaltensmuster, und hier hilft die Verhaltenstherapie meist rasch und durchaus dauerhaft. Was den Kranken vom Gesunden unterscheide, sei nicht die Kindheit. Viele seelisch Gesunde haben auch fürchterliche Eltern gehabt, sind aber trotzdem nicht krank, weil sie andere und wirksame Strategien entwickelt haben. Menschen mit Angstneurosen dagegen haben Strategien erlernt, die ihnen nicht helfen, den Alltag zu bewältigen, sie sind sozusagen auf den "Holzweg" geraten.

Ich habe das, was sie gesagt hat, jetzt nur laienhaft wiedergeben können. Ich glaube aber, das Fazit war, dass man sich von der Idee verabschieden muss, nur eine restlos geklärte und mit Riesenaufwand therapeutisch aufgearbeitete Kindheit bringe das Heil. Es gibt Menschen, die auch nach 7 Jahren Psychotherapie nicht einen Tick gesünder geworden sind. Man kann seine Kindheit, seine damaligen Gefühle etc. restlos nachempfunden und verstanden haben, ohne dass dies hilft.

Manchmal muss man seine lieb gewordenen Überzeugungen vielleicht also einfach loslassen können. Ich habe neulich einen Artikel von zwei Therapeuten gelesen, die auch betonten, dass man kaum gesund werden kann, wenn man davon überzeugt ist, die eigene Kindheit sei etwas unglaublich Wichtiges, das den gesamten Rest des Lebens negativ beeinflussen könne. Das sei ein sehr schädliches Selbstkonzept und überdies nicht wahr, weil das menschliche Gehirn viel plastischer und lernfähiger sei, als früher angenommen, es wird nicht in der Kindheit dauerhaft determininiert. Man kann diese Negativ-Programmierung aber selbst aufrecht erhalten, indem man dies glaubt.

Noch ein letzter Tipp: Mir persönlich hat das Buch "Jetzt" von Eckhart Tolle unglaublich geholfen. Man sollte sich von dem arg esoterischen Untertitel (Anleitung zum spirituellen Erwachen) nicht abschrecken lassen, der ist wirklich vom Verlag ungeschickt gewählt (ich hätte es deshalb beinahe auch nicht aufgeschlagen, obwohl ich es geschenkt bekommen habe). Das Buch ist ganz und gar nicht esoterisch. Man versteht, warum man nicht gesund (oder gar glücklich) werden kann, so lange man sich mit der Vergangenheit identifiziert und sich unbewusst über sie definiert, weil man glaubt, dies gehe gar nicht anders. Man hat viele Aha-Erlebnisse und es ist ein ausgesprochen intelligentes Buch, das wirklich Spaß macht. Es wäre ganz sicher etwas für Dich.

Grüßle,

H.

 
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