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Geschrieben von Hexhex am 04.04.2012, 17:06 Uhr

Macht nix! (Achtung, länger)

Hallo,

ich finde, Dein Sohn verhält sich ganz normal. Es gibt einfach vorsichtigere Kinder und kleine Draufgänger, und dieses Naturell kann man durch Erziehung erstaunlich wenig beeinflussen. Ich selbst habe von jeder Sorte ein Kind: Meine Tochter war ziemlich exakt wie Dein Sohn: Sie fremdelte als Baby eigentlich fast von Anfang an und insgesamt sehr lange. Sogar in der Krabbel- und später in der Turngruppe hielt sie sich meistens für sich und wollte kaum Kontakt. Sprachen Fremde sie an (zum Beispiel im Supermarkt in der Warteschlange), weinte sie sogar manchmal los, wenn jemand ihr dabei zu nahe kam.

Mein Sohn ist das genaue Gegenteil: Er ließ die Fremdelphase fast komplett aus (es gab nur zwei Anlässe, bei denen er bei Besuchern mal das Gesicht ängstlich verzog). Er ist sehr kontaktfreudig, ging als Kleinkind auch auf Fremde zu (was man ja eigentlich als Mutter nicht so gern sieht), grüßte auf der Straße alles und jeden usw.

Beide Kinder wurden gestillt, schliefen als Baby und Kleinkind mit uns im Familienbett, wurden nie schreien gelassen. Trotzdem sind sie so unterschiedlich, und zwar eigentlich vom ersten Tag ihres Lebens an. Ich kann Dich beruhigen: Zwar ändern Kinder ihre Veranlagung nicht um 180 Grad. Aber die Extreme fallen irgendwann ganz weg, und jedes Kind lernt, mit seiner Veranlagung gut umzugehen: War meine Tochter auch im Kiga noch recht scheu und still, wurde es in der Grundschule schon viel besser. Auf der weiterführenden Schule war sie zuerst nicht so gut in der mündlichen Mitarbeit, aber jetzt (7. Klasse) wird sie auch dort langsam richtig gut. Freundinnen hatte sie immer, aber eher wenige enge, statt vieler lockerer Freundschaften.

Mein Sohn ist jetzt ein Grundschulkind. Er geht inzwischen nicht mehr kritiklos und unbedarft auf Fremde zu, sondern ist deutlich vorsichtiger und etwas zurückhaltender geworden. Immer noch aber tut er sich sehr leicht, Kontakt zu anderen Kindern zu knüpfen und Freundschaften zu schließen.

Wichtig finde ich bei einem sehr zurückhaltenden Kind, dass man ihm vermittelt: Ich finde dich genau richtig so, wie du bist. Ich will dich nicht anders haben und fordere dich auch nicht ständig auf, dich doch bitte mal zu trauen. Aber ich unterstütze dich darin, auch mal etwas zu wagen und wieder einen kleinen Schritt weiter hinaus in die Welt zu gehen.

Wenn Erzieherinnen oder andere Leute zu meiner Tochter sagten: Wieso bist du denn so schüchtern, du musst doch keine Angst haben!, habe ich gesagt: "Sie ist nicht schüchtern und hat auch keine Angst. Sie möchte erst einmal alles genau anschauen. Später macht sie vielleicht mit." Als sie älter wurde, hat meine Tochter das auch selbst gesagt. Und weil sie weder von uns noch von sich selbst Druck bekommen hat, klappte das Aus-sich-Herausgehen auch immer besser - in ihrem eigenen Tempo.

Was man auch last but not least unbedingt betonen muss: Ein zurückhaltendes Kind ist NICHT automatisch auch selbstunsicher. Wenn es zu Hause Rückhalt bekommt und sich auch selbst dadurch so annimmt, wie es ist, entwickelt es genauso große Ichstärke wie ein kleiner "Hans Dampf". Meine Tochter ist zwar immer noch eher zurückhaltend, aber zugleich auch selbstbewusst - das ist erstaunlicherweise kein Widerspruch.

LG

 
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